Ausgabe 204 | Seite 1 12. Juni 2011 AD
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Seyd gegrüßt, werte Bürgerinnen und Bürger

sofern Ihr an diesem Sonntag, einem Feiertag, die Zeit findet, um im Tagblatt zu schmökern.

Pfingsten, der fünfzigste Tag, also. Die Apostelgeschichte des Neuen Testaments berichtet, der Heilige Geist sei auf die Apostel und Jünger herabgekommen, als diese sich zum Pfingstfest in Jerusalem eingefunden hatten. Die christliche Tradition versteht diesen Tag als Gründungsdatum ihrer Kirche, als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahre 130 erwähnt.

Gut soweit, gefeiert wird also die Entsendung des Heiligen Geistes. Schön. Nun dürfte mittlerweile bekannt sein, was ich persönlich von derlei religiösem Unfug halte, was heute gar nicht weiter Thema sein soll. In gewisser Weise könnte man sagen, jeder bekommt den Besuch, den er verdient. Ich persönlich hätte derzeit lieber Besuch von einem ungebetenen heiligen oder auch unheiligen Geist. Weshalb?

Das ist rasch erklärt. Die hiesige Dame des Hauses erhielt Besuch, regelmäßigen Besuch besser gesagt. Um es auf den Punkt zu bringen, "Aunt Irma" schaut mal wieder vorbei. Was als solches ja erstmal nicht schlimm ist, schließlich bewahrt einen das vor dem weit lästigeren Besuch des Klapperstorchs. Ein rein germanischer Glaube, welcher bei Erzählung in anderen Kulturkreisen stets irritiertes Lächeln gebiert.

Jedenfalls, es bestünde also grundsätzlich Anlaß zur Freude, schließlich muß das schwer verdiente Geld nicht in Windeln investiert werden. Dennoch währt die Freude lediglich kurz, praktisch nur bis zum ersten Blickkontakt. Dann bricht der zorngeschwängerte Vulkan in Frauengestalt aus und das Wehklagen über die Schmerzen beginnt. So massiert man denn Sonntag nachmittags, ganz entspannt und frei von Druck, die Eierstöcke der, im Gegensatz zu sonst, noch weit geduldigeren und ausgeglicheneren, liebenswerten Dame. Man erhitzt Körnerkissen, brüht Tee auf und schafft Berge von Schokolade und anderen Süßigkeiten ran. Während man insgeheim überlegt, ob die Homosexualität wirklich so eine abwegige Alternative wäre.

Natürlich bemüht man sich, ruhig zu bleiben und Verständnis zu zeigen oder zu heucheln, je nachdem, aber das fällt von Minute zu Minute schwerer, so leid es einem tut. Nun kann "Mann" auch nicht behaupten, er wisse um die Schmerzen und Leiden der Frau, weiß er nämlich schlicht nicht, klar. Man sieht es und leidet mit und freut sich doch, dass man Mann ist.

Was man natürlich zu hören bekommt. Das ist das faszinierende an diesen "Tagen". Zwischen all dem Klagen über Schmerzen, Pickel und was sonst noch so anfällt, finden die Damen Zeit und Muße, Vorwürfe zu äußern. Dafür muß Mann nicht mal im selben Raum sein. Nein, nicht mal im gleichen Haus, auf dem gleichen Kontinent oder innerhalb der gleichen Zeitzone.

Als ich heute morgen den ersten bösen Blick erntete, erwiderte ich rasch, dass mir hierfür, ihre Tage, ausnahmsweise nicht die Schuld gegeben werden könne, da ich weder dafür verantwortlich sei, noch sie erfunden hätte. Muharrrr, 1-0 für meine Schlagfertigkeit. Allerdings brabbelte ich, euphorisiert von dem Moment, weiter und faselte etwas davon, dass man "jetzt so und soviele Jahre zusammen sei, es auch diesmal überstehe und überhaupt..." Weiter kam ich nicht.

"Ach", erwiderte eine bedrohliche Stimme, "es fiel mir nicht auf, daß der Herr so akribisch die Jahre zählt. Ist es derart schrecklich, mit mir zu leben?" War bis eben noch ein Finger zum Einwand erhoben, stürzte dieser ebenso herab, wie meine Kinnlade. Was zum...? Bekommt man nicht ansonsten im besten Falle einen vorwurfsvollen Blick, Frauen können lange vorwurfsvoll blicken, weil man nicht auf die Minute genau weiß, wie lange man mit der besten Frau der Welt, die beste Zeit seines Lebens verbringt?

Ich machte ohne Diskussion, wozu auch, auf dem Absatz kehrt und überfiel mehrere Schokoladentransporter. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei einigen mir unbekannten Großmütterchen entschuldigen, welche eventuell einen oder mehrere Kuchen vermissen. Es waren ausnahmsweise nicht eure Katzen! Seid nicht böse, sie dienten einem höheren Zwecke.

"Motzekatze, ich liebe dich! Nicht gerade speziell wegen dieser Tage, aber..., wobei, trotz wäre auch nicht das Wort der Wahl. Versteh das bitte nicht gleich wieder falsch, ich will dir ja gar nix böses. Fuchtel bitte mit dem Nudelholz nicht vor meinem Gesicht herum, das ist hinderlich beim Tippen, danke." Also Männer, liebt eure Frauen, so wie sie sind und nicht nur aus Kalkül. Die Damen machen das doch auch nicht!

In diesem Sinne, schöne Pfingsten!

© Singularis Porcus


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