Seyd gegrüßt
werte Bürgerinnen und Bürger!
Gestern war ein glücklicher Tag für die Redaktion. Zumindest symbolisch.
Denn nachdem die Temperaturen nun deutlich abkühlten und die Niederschlagshäufigkeit zunahm, beschlossen wir, den schon im
Frühjahr vorsorglich angeschafften Ofen anstelle des altgedienten und ausgebrannten anzuschließen. Das Problem, dass nämlich der neue
Ofen niedriger als der alte war, aber das bisherige Loch in der Esse verwendet werden sollte, umgingen wir, dass wir uns vom Schmied
Zwischenstücke schmieden liessen.
Zum Umbau brauchte es viele helfende Hände. Während drei Redakteure den alten Ofen von der Wand abrückten, mussten zwei andere die
Ofenrohre zunächst halten und dann in ihre geraden, gewinkelten, langen und kurzen Einzelteile zerlegen. Trotz aller Vorsicht blieb
es nicht aus, dass sich auf dem Fussboden schwarze Aschehügel türmten, die bald von Fussabdrücken plattgetreten waren.
Nun wurde der alte Ofen weggewuchtet und der neue herangeschaft, wofür vier Redakteure nötig waren. Spätestens zu diesem Zeitpunkt
war überall in der Redaktion der Fussboden mit schwarzem "Trittmuster" verziert, auch an so manchen Möbeln, Wänden und auch
Kleidungsstücken prangten schwarze Finger- und Handabdrücke. Mancher hatte sich mit der Hand auch den Schweiß von der Stirn gestrichen.
Der Höhenunterschied der Öfen brachte es nun mit sich, dass die einzelnen Ofenrohrteile solange zu unterschiedlich "geformten"
Kombinationen zusammengefügt werden mussten, bis eine funktionell und optisch gelungene Verbindung zwischen Rauchaustritt und
Esse gefunden war, die allgemeinen Beifall fand.
Nun folgte die Dichtigkeitsprüfung. Eine alte Tagblatt-Ausgabe wurde geknüllt und im Ofen entzündet. Sofort wälzte sich Qualm im
Brennraum umher und entschwand schließlich nach oben durch das Ofenrohr. Schließlich trat er oben wie gewünscht aus dem Dach,
aber nicht in die Redaktionsräume.
Als wir den Erfolg unserer Mühen gewahr wurden, branndete lauter Jubel auf. Manche fielen sich auch in die Arme und klopften sich
voll Übermut auf die Schultern ... Es erübrigt sich zu erwähnen, dass ein Fremder hätte glauben können, hier fände gerade eine
Versammlung der Schornsteinfegerinnung statt.
Eure
Tagblatt-Redaktion
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