Sie versuchte ihrer Spur zu folgen, aber sie war kreuz und quer gelaufen und fand den Weg nicht nach Hause. Sie suchte sich eine geschützte Stelle und legte sich dort hin. Mit aller Gewalt versuchte sie, dieses etwas von ihrem Eckzahn zu bekommen, weil es auch sehr weh tat. Aber sie schaffte es nicht. Sie kaute auf Holz und biss an Wurzeln herum. Nichts half. Traurig schlief sie ein.
Da, was war das....ein knacken....und es kam näher......sie drückte sich weiter an den Felsen um nicht erkannt zu werden. Sie hatte Angst. Um die Ecke kam ein stattlicher Bär, der sich vor ihr aufbäumte. Sie bat ihn mit zittriger Stimme, ihr nichts zu tun. Sie wäre nur in seinem Walde, weil sie so einen Hunger gehabt hätte und dabei hätte sich was um ihren Eckzahn gewickelt und das würde so weh tun.
Sie traute sich den Bären zu fragen, ob er ihr bei ihrem Problem helfen würde. Viel konnte ihr nicht passieren. Entweder er fraß sie gleich auf oder er half ihr. Sie war sehr erstaunt, als der Bär sehr freundlich entgegnete: "Liebe Erika, so heißt Du doch, zeige mir mal Deinen Zahn, ich schaue einmal nach." Erika machte ihre Schnauze auf, wie ihr der Bär gesagt hatte. Der Bär sah kurz in ihre Schnauze und viel vor lauter lachen auf seinen Hintern. "Erika, hat Dir schon einmal jemand gesagt, das Du das schönste Wildschwein im Wald bist? Und keins solch edlen Schmuck trägt wie ihr?"
Erika schaute den Bären verwundert an und zweifelte an seinem Verstand. Aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. Er sagte nur: "Ich entferne es jetzt vorsichtig von Deinem Zahn, aber bitte beiß mich nicht." Der Bär brauchte lange, bis er den Ring von Erikas Eckzahn entfernen konnte und als er ihn Erika zeigen wollte, rutschte er ihm aus der Pfote. Er versuchte den Ring mit der anderen Tatze zu fangen...was ihm auch gelang, bloß jetzt steckte der Ring fest an seiner Kralle. Und er bekam den Ring nicht ab.
Erika war so glücklich darüber das sie noch eine Weile bei dem Bären blieb und sie unterhielten sich sehr sehr lange. Erika sagte Herbert, so hieß der Bär, das sie wieder zu ihrer Rotte zurück müsste, aber leider nicht mehr den Weg zurück wüsste. Herbert, ein wahrer Charmeur, zeigte ihr natürlich sofort den Weg und sie trafen sich fortan täglich an der großen Kastanie.
Eines Tages, als Erika und Herbert um die Kastanie tollten, hörten sie ein krächzen.....das war doch Else, die diebische Elster....Sie zeigte immer jedem voller Stolz ihre glitzernde Sammlung. Als Erika und Herbert sich das ansahen, sagte Herbert auf einmal.....: "Else, Du kannst Deinen Schatz noch vergrößern. Aber es wird nicht leicht. Ich habe hier an meiner Kralle einen Ring. Diesen Ring darfst Du behalten, wenn Du es schaffst, ihn von meiner Kralle zu ziehen."
So etwas ließ sich Else doch nicht nicht 2 mal sagen. Gesagt getan und Else ging ans Werk....sie rupfte und zerrte aber der Ring bewegte sich nicht groß. Da kam ihr eine Idee......"Herbert, wartet hier auf mich. Ich komme bald wieder. Ich muß nur schnell etwas holen, womit wir es schaffen dürften."
Erika und Herbert tollten in der Zeit weiter um die Kastanie und vertrieben sich so die Zeit. Zwischenzeitlich suchte Else auf der naheliegenden Wiese nach Kunigunde, einer alten Kröte. Sie fand sie auch am alten Stein. Sie fragte sie vorsichtig, ob sie etwas von ihrem kostbaren Krötenschleim haben dürfte, weil sie Herbert aus einer misslichen Lage befreien wollte. Kunigunde willigte sofort ein, aber fragte Else, wie sie das denn transportieren wolle.....Else überlegte kurz und sagte, hiermit und pickte vom Boden ein altes intaktes leeres Schneckenhaus auf. Kunigunde tat den Krötenschleim in das Schneckenhaus und Else bedankte sich und flog wieder los.
Als sie ankam schüttete sie Herbert den Schleim über die Kralle und bewegte vorsichtig den Ring und nun ließ er sich ganz einfach von der Tatze lösen. Else war so glücklich das sie noch nicht mal danke sagte und sofort damit in ihr Nest flog, um diesen tollen Schatz stundenlang zu begutachten.
Herbert fing sofort zu singen an und Erika merkte, das Herbert derjenige war, der damals dafür gesorgt hatte, das sie sich verlaufen hatte. Er hatte diese wundervolle Stimme.
Einst reiste Freiherr Sigismund
Mit seiner trauten Kunigund’
Durch die Lande um zu seh'n,
Ob auch andre ihr Handwerk versteh'n.
Die Kutsche rollte gemächlich dahin,
Wo das weite Regnum Kapi beginnt.
Der Tag war schön und selten klar,
So dass die Reis’ eine Freude war.
Und als sie nun die Grenze passiert,
Bekamen sie zur Begrüßung gleich serviert,
Was dies herrlich’ Land zu bieten hat.
WIR wissen, dies ist hier obligat.
In der nächsten Stadt wurden sie fürstlich empfangen,
Und man war allsogleich zugange,
Ein Bankett auszurichten mit allen Speisen,
Um ihnen die nöt’ge Ehrerbietung zu erweisen.
Feinster Wein wurde gereicht
Und die Speisenwahl fiel ihnen nicht leicht.
Brot, so knusprig und frisch gebacken,
Nüsse, wunderbar zu knacken.
Wildbret gab’s und Gänsebraten,
Die Tafel war gar gut geraten.
Auch an Obst hier wohl kein Mangel war,
Und Fische gab es, wunderbar.
Spät abends wurden sie ins Schlafgemach geleitet,
Das Bett war feinstens vorbereitet,
Die Schränke aus gediegen’ Holz,
Des Bürgermeisters ganzer Stolz.
Des nächsten Morgens reisten sie weiter
Und bekamen auch noch einen Begleiter,
Zur Hilf' und Führung tugendhaft,
So vorzüglich war hier die Gastfreundschaft.
Kaum heimgekehrt taten sie allen kund,
Freiherr Sigismund und seine Kunigund',
Dass fürstlich leben, außer hierzuland',
Wohl kaum irgendwo anders stattfand.
Was sie noch alles erlebten auf ihrer Reis’?
Das ist eine andre Weis’.
„Was?“ Wollt Ihr nun von mir lesen?
Tja, wärt Ihr nur dabei gewesen!
Seyd gegrüßt, geehrter Herr Vater, sehr verehrte Frau Mutter,
nach zwei Monden harter Arbeit vermag ich Euch nun zu berichten, dass diese Constructio gar vortrefflich gelungen ist. Meine Handwerksburschen sind ehrliche Leut und verrichten ihr Tagewerk aufs Beste, das Volk vom Lande zeigt helle Freude, wenn ich bei ihnen eintreffe, um nach dem Rechten zu sehen. Auch werde ich stets gut bewirtet mit allem, was ihr kleines Land zu bieten vermag.
Euch mag ich gestehen, dass ich des öfteren bereits die Stadtkirche aufsuchte. Wenn der Herrgott mir wohl gesonnen sei, so möge er mir die Kraft und die Erleuchtung schenken, all meinem Gesinde ein gerechter, aber freundlicher Herr zu sein. Möget Ihr, mein verehrter Herr Vater und auch Ihr, gütige Frau Mutter in meine Gebete mit einstimmen, so bitt ich Euch.
Nun mag ich Euch wohl auch nicht verschweigen, welch Unglück mich beinah getroffen hätte. Ein Gewitter zog über unser Land, schwarz wurd’s wie die finstre Nacht. Blitze zuckten über den dunklen Himmel und alsbald goss es in Strömen. Da wurd es mir Angst und Bang. All mein Sinnen galt dem Volk draußen am Lande und der noch einzubringenden Ernte.
Als das Wetter sich anderntags verzogen hatte, hielt mich nichts mehr in der Stadt. Bang erblickte ich alsbald meine Ländereien. Doch soweit mein Blick reichte, waren die Felder leer. Auf meine Nachfrage bekam ich zur Antwort, dass die guten Leutchen dieses fürchterlichen Wetters schon sehr bald gewahr wurden und geschwinde all die kostbare Ernte in Sicherheit gebracht hatten. Da gelobte ich ihnen ein Fest zu bestellen. Dies soll zur nächsten Mondenwende geschehen, wovon ich Euch alsdann berichten werde.
Nun aber werde ich die Kerze ausblasen und mich zur Ruhe begeben. Gedenket mein, so bitt ich Euch,