Ausgabe 85 | Seite 3 18. Januar 2009 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

Bitterkalt

Es war bitterkalt in St.Kortiniburg. Die Moritatensänger sangen gar von der kältesten Nacht seit mehr als 20 Jahren. Alles lag unter einer dicken Schneedecke begraben, und an eine vernünftige Arbeit war kaum zu denken.

Die Holzfäller konnten kein Holz liefern, weil die Pferde nicht durch den Schnee kamen. Die Steinbrüche standen still, weil alles fest gefroren war. Und wie die Webereien am zugefrorenen Fluss ihre Leder gerben sollten, wusste auch niemand.

Nur wenige Handwerksstuben verrichteten noch ihren Dienst, und an den Marktständen wurden die ersten Waren langsam knapp. Wie sollte das weitergehen, wenn es nicht bald ein wenig wärmer würde?

kortini saß in seiner kalten Amtsstube vor dem Kamin und wärmte sich wenigstens Hände und Füße. Er grübelte über eine Lösung, wie das Leben in seinem kleinen Städtchen wieder in normale Bahnen zu bringen war. Die Leute vertrauten ihm und erwarteten seine Idee.

Da kein neuer Schnee mehr fiel, ließ kortini zunächst die Straßen von der weißen Pracht befreien und die Bürger konnten so wieder durch St.Kortiniburg gehen, ohne bis zum Knie zu versinken. Aber natürlich nahm das nicht die bittere Kälte.

kortini hatte eine geniale Idee. Alle Bürger mussten viel Wasser kochen und in die Kanalisation schütten. Das heiße Wasser würde die Straßen erwärmen und in der ganzen Stadt würden die Temperaturen steigen. Aber Moment...wie sollten die Bürger Wasser kochen, wenn es kaum noch Feuerholz gab? Wieviel Wasser war eigentlich notwendig und wie lange würde die positive Wirkung anhalten? So ging das nicht.

So blieb der Stadtvorsteher vor seinem Kamin sitzen und grübelte weiter. Viele Ideen kamen ihm und wurden wieder verworfen. Eine gute und tatsächlich realisierbare Lösung fand er jedoch nicht. So vergingen die Tage und in St.Kortiniburg lief alles ein wenig ruhiger und langsamer als normalerweise.

Nachdem es nun mehr als zwei lange Monate kalt gewesen war, stiegen die Temperaturen wieder an. Die Holzfäller konnten endlich wieder Holz liefern und die Steinbrüche tauten langsam auf. Vereinzelt kamen bereits die ersten Eimer Eisenerz in die Stadt. Bauer Klemens hatte sogar ein großes Stück seiner Weide vom letzten Schnee befreit und konnte nun seine Ziegen wieder ins Freie bringen.

kortini war erleichtert. Endlich hörte er aus allen Handwerksstuben wieder Gehämmer. Die Schiffchen klapperten in den Webstühlen und die ersten Leder waren auch bald fertig. Nicht mehr lange, und die Bauern konnten ihre Felder wieder bestellen.

Eines wusste kortini nun genau. Er würde sich nie wieder von einem Moritatensänger verrückt machen lassen. Jedes Jahr wird ein Winter kommen und jedes Jahr wird er auch wieder enden. Es ist wichtiger, im Vorfeld für ausreichend Holz und Rüben zu sorgen, als sich Gedanken zu machen, wie man das Wetter verändern kann.

© St.Kortiniburg / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich


Die Briefe Roderichs

2. Brief

Seyd gegrüßt, geehrter Herr Vater, sehr verehrte Frau Mutter,

wie ich Euch in meinem letzten Brieflein berichtete, war ich fest entschlossen mich in dieser wunderbaren Stadt des Reiches Regnum Kapi niederzulassen.

Zu diesem Behufe begab ich mich ins Rathaus, um mir Hülf und Rat zu erbitten. Dank Eurer Goldstücke wiesen mir die Edlen des Rates geeignete Gebäude mit Einrichtungen zu, die ich ab nun bewirtschaften durfte. Des Weiteren lud mich ein wohlwollender Herr der hier ansässigen Gilde ein zu einem Abendmahl in seinem Hause, um mehr von meinen Plänen zu erfahren und mir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Hierbei lernte ich viel über die Gepflogenheiten hierzulande und auch einiges, um mir den Anfang zu ermöglichen.

Am heutigen Tage bemühte ich mich, in dieser an Handwerk und Handel reichen Stadt, geschickte Helfer zu finden. Leicht war dies nicht, dennoch hatte ich schließlich Glück. Ich kaufte ein Wohnhaus und ließ es herrichten, auf dass sie mit ihrem Los zufrieden sein mögen.

Für meine Person habe ich ein kleines Zimmer in einem Gasthause gemietet, in dem ich nun sitze, Euer gedenke und Euch diesen Brief verfasse. Nun werde ich die Kerze ausblasen und mich zur Ruhe begeben.

Mit der inständigen Bitte, dass mich Eure Gebete begleiten mögen bei alledem, was ich mir vorgenommen, verbleibe ich,

Euer zutiefst ergebener Sohn
Roderich

© Heliana/Handelsgilde


Sorgen eines Stadthalters

Teil 2

Plötzlich kam shaddow eine Idee. Im Laufen riss er einen zerhackten Ast von einem Karren, welcher mit Holzabfällen beladen war, und warf das Stück kurzerhand nach dem Flüchtigen. Prompt traf er ihn am Hinterkopf, worauf dieser unter wehem Stöhnen zusammenbrach. Er nahm ihm den Beutel ab und ließ ihn ins Kerkerlazarett bringen. Der Mann hatte sich zwar nicht den Schädel gebrochen, doch er würde mit Sicherheit noch einige Wochen einen Brummschädel mit sich herumschleppen. Das wird ihm eine Lehre sein.

"Nun aber auf zum Gildenkeller" murrte shaddow. Auf dem Weg dorthin kam ihm bereits ein Bote entgegen und richtete ihm aus, dass es sich bei dem Dieb um einen der größten Viehzüchter der Stadt handle. Erzürnt schrie der Stadthalter auf. Als sich sein Gemüt abgekühlt hatte, brachte er den Geldbeutel zu der vor Freude weinenden Frau zurück, die ihn sogleich mit Danksagungen und Einladungen bombardierte, die er dankend ablehnte oder auf später verschob. Von weitem schrie sie ihm noch nach, bei Gott für ihn beten zu wollen.

Nun endlich im Gildenkeller angelangt, setzte sich shaddow zu seiner Runde, die ihn schon lange erwartet hatte, und schlürfte an seinem Bier. Als ihm der Wirt gerade einen zweiten Krug Schloss Neuschwansteiner Bier in die Hand drückte, kam shaddow die Lösung seiner Sorgen.

"Allesamt waren sie bei den reichsten Viehzüchter und Bauern der Stadt, aber scheinbar ging es gerade den Wohlhabenden um jedes noch so kleine Stück Land." erinnerte sich an seinen zuvor laut gedachten Satz. Das ist es! Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Das Kalb wollte er einem jungen Viehzüchter zukommen lassen, dem in letzter Zeit allzuoft eine Kuh starb oder ein Kalb einer Krankheit erlag. Und das Land wollte er dem Bauer anschreiben lassen, welcher auf seinem Feld von Ernteausfällen geplagt war.

"Ja so ein Spaziergang mit anschließend gutem Bier", so befand shaddow "klart den Geist und bringt gute Einfälle"

© W1 Farthen Aberon, W2 flo village / Handelsgilde


Der Abschied

Es geschah in diesen Tagen....

Der junge Bote stolperte herein. Fast atemlos,.. denn er war den ganzen Weg gerannt, ohne Rast oder Ruhe... so wichtig schien ihm dieses Schreiben zu sein... Er kniete, Atem ringend, vor dem Prinzen...und überreichte den Brief.

Gerne hätte er sein Haupt erhoben um evntl. aus der Mimik zu erkennen, worum es geht. Ganz vorsichtig hob er seine Augen an...und beobachtete aus den Augenwinkel den Prinzen... der erst etwas erstaunt dreinschaute, als er das Siegel erkannte. Dann zügig das Siegel brach und den Brief öffnete.

Seine Augen weiteten sich, als ob er nicht verstehen könnte, was dort stand. Fassungslos rief er nach seinem Kundschafter....und sandte ihn mit kurzen Anweisungen fort. Der junge Bote wurde in die Küche gebeten, um sich sein Essen reichen zu lassen.

Nun war der Bote aber sehr neugierig und beschloss, nicht eher zu gehen, bis er mehr erfahren hatte. Er suchte sich ein ruhiges Plätzchen, um sich etwas bequem, halb schlafend und halb wartend, hinzulegen .

Es war schon tiefe Nacht, als der Kundschafter wiederkam...schnelle Schritte führten ihm zum Prinzen, wo er auch sofort mit seinem Bericht begann: „ Ja, Sire..es ist wahr! Graf Pit von Kimbaland möchte sich mit seiner Gemahlin Cullen und der jungen Gräfin auf große Reisen begeben.
Die junge Gräfin ist nun alt genug...um neue Welten zu entdecken und an ihrer Ausbildung zu arbeiten. Der Herr Graf wird für längere Zeit auf Reisen sein,...um seiner Tochter auch die entlegensten Plätze .. und die wildesten Tiere zu zeigen“.

Der Prinz konnte seinen Ohren kaum trauen.....
Lange Zeit hatte Graf Pit von Kimbaland und seine Gemahlin Cullen ihm treu und ergeben gedient. Das Land mit großem Einsatz wieder aufgebaut, vielen Menschen Arbeit und ein neues Zuhause gegeben. Seine Spenden waren eine Bereicherung..fürs ganze Land. Sein faires Handeln hat so manchen Städten geholfen...ebenfalls zu wachsen...und nicht zuletzt ..hat er eine Gruppe Gleichgesinnter zu einer Gilde vereint.

So beschloss er, diese Zeilen zu schreiben.....

Verehrter Freund,
ich wünsche Dir viel wunderbare Abenteuer...Deine Gesellschaft wird in unsere Runde fehlen... Für Deine treuen Dienste danke ich Dir!!
Solltest Du Hilfe auf Deinem Weg brauchen,. so wende Dich getrost an mich. Mein geschätzter Freund, schon heute freue ich mich....auf Deine Rückkehr. Dein Freund

Nur langsam faltete er das Schreiben und setzte sein Siegel. Rief den jungen Boten und sandte ihn aus......lange schaute er ihm nach, völlig Gedanken verloren....ja, sein geschätzter Freund wird ihm fehlen...

© San Domenica


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