Ausgabe 81 | Seite 22 6. Dezember 2008 AD
<<< zurück weiter >>>

Adventskalender 2008


Bauernregel für den 7. Dezember

Ist Ambrosius schön und rein, wird Florian (22. Dezember) ein wilder sein.

Eingeschickt von Dissowe


Ein Karren Sägespäne (II)

So luden sie ihren Handkarren voll mit den Sägespänen und wirklich passte der ganze Haufen hinein. Dann schulterten sie ihr Werkzeug und zogen nach Hause. Dort waren der Köhler und seine Frau über das lange Fortbleiben der Söhne schon in Sorge geraten, nun aber heilfroh über die gesunde Heimkehr. Schnell wurde das Abendessen bereitet und Peter und Michel mussten von ihrer Begegnung im Walde ausführlich erzählen, vom Sägen, Hacken und von der seltsamen Belohnung. Während sie das taten, achtete aber niemand auf das Feuer im Herd, das nun langsam zu verlöschen begann. Erst als sie aufstanden, um sich für die Nacht zu betten, seufzte des Köhlers Frau: „Oje, nun ist das Feuer fast ausgegangen. Michel, schnell, hole doch etwas von den Spänen, die euch das Mütterchen zum Dank gegeben hat, damit wir das Feuer wieder entfachen können.“ Also tat Michel wie ihm geheißen und warf eine Hand voll Späne in die Glut. Und siehe da, sofort schlugen neue Flammen empor und wohlige Wärme zog durch die Hütte des Köhlers. So gingen sie alle zu Bett.
Am nächsten Morgen in der Frühe, es war der Morgen des Heilig Abend, machte sich des Köhlers Frau als erste am Herd zu schaffen. Mit dem Feuerhaken rakte sie die noch warme Asche aus dem Herd in den tönernen Aschekrug. Mit der Asche fielen aber auch einige schwere, grau bestäubte Klümpchen in den Krug. Sie klaubte einen heraus und wischte ihn an der Rockschürze sauber. Ein Aufschrei der Freude ließen den Köhler und seine Söhne aus ihren Kojen aufschrecken und zum Herde eilen. Was die Mutter in der Hand hielt war ein blanker, noch handwarmer Silberpfennig. Rasch durchfuhr sie mit der Hand nochmals die Asche und förderte neun weitere Silberpfennige zu Tage.
Kurz darauf eilte des Köhlers Frau in das Dorf, um von dem Geld einige Besorgungen zu machen: frisches Brot, etwas Schinken, ein Krug Bier und einige süße Kuchen. Dann wurde die Hütte geputzt und mit Misteln und Tannenzweigen geschmückt. Peter und Michel schickte sie in den Wald zur alten Hütte, um das Mütterchen zum Weihnachtsfeste einzuladen. Doch die beiden fanden die Hütte leer und verfallen vor, wie sie sie kannten. Von dem Mütterchen und dem Holz war nirgends etwas zu sehen. Trotzdem wurde es ein schönes und unvergessenes Weihnachtsfest für die Köhlerfamilie. Nach dem Male gingen sie in die Kirche, dankten dem Herrn und spendeten eine Kerze für das Mütterchen aus dem Walde. Wieder zu Hause angekommen, entfachte der Köhler die Glut im Herd mit einer Handvoll Späne zu neuem Leben, legte noch zwei Scheite nach und begab sich mit den Seinen zu Bett.
Und was soll ich sagen: Am nächsten Morgen fielen wiederum zehn blanke Silbergroschen in den Aschekrug. Da begriffen der Köhler und seine Familie ihr Glück, dass die Buben für ein wenig Holzhacken gewonnen hatten: Jede Handvoll Späne, die bei jenem Sägen zu Boden fielen, wurden im Feuer zu jenen Silbergroschen. Und bei sparsamem Gebrauch würden die Späne noch sehr lange halten.
So lebte die Familie bescheiden aber glücklich noch lange Jahre in Wohlstand. Und jedes Jahr am Abend vor der Heiligen Nacht brachten Peter und Michel eine Karre bestes Feuerholz zu der alten Hütte. Sie sahen zwar nie wieder Licht bei der Hütte, aber am nächsten Morgen war das Holz stets verschwunden und der bröckelnde, irdene Herd noch warm.

Und wer das nicht glaubt, soll doch nach Nyenwoerden kommen. Dann zeige ich ihm das Hünengrab und die Stelle, wo der Köhler lebte. Die alte Hütte im Wald gibt es natürlich nicht mehr, aber ihr Standort ist noch bekannt. Und wenn im Wald Holz gemacht wird, wird am liebsten immer an jener Stelle gesägt, die Sägespäne mit nach Hause genommen und zum Anheizen genutzt. Böse Zungen behaupten sogar, dass einige jeden Morgen die Asche durchsieben, ob sich nicht doch noch ein Silberpfennig darin finde.

Ende der Geschichte

© Hinrik aus Nyenwoerden


Es geschah am...

... 07.12.1431

Am 07.12.1431 wurde Vlad III. geboren. Er war der zweitälteste Sohn von Vlad II. Dracul und Prinzessin Cneajna. Seine eigentliche Heimat war die Walachei. Da aber sein Vater von den dortigen Bojaren vertrieben wurde, lebte er mit seiner Familie in Transsilvanien im Exil. Weil Vlad III. eine besondere Vorliebe für Pfählungen hatte, bekam er den Beinamen Tepes (der Pfähler). Im Alter von 5 Jahren wurde Vlad III. in den Drachenorden aufgenommen, welchem auch sein Vater angehörte. Aus dieser Mitgliedschaft stammt sein weiterer Beiname Draculea (Sohn des Drachen). Im Jahr 1448, in den Jahren von 1456 – 1462, sowie im Jahr 1476 herrschte er als Vojewod über das Fürstentum Walachei. Die Legenden um Vlad III. Tepes Draculea, die es schon zu seinen Lebzeiten gab, dienten als Vorlage für den Roman Dracula.

© Dissowe


<<< zurück Tagblattarchiv weiter >>>