„Der Tod sucht und findet“
Ricky war geschockt. Erst dieser Brief und nun mit Blut auf seine Tür diese Botschaft geschrieben. Mit wem hat er es zu tun?
Ricky ging zurück ins Haus, wobei er das Gewehr – eine äußerst teure Schrotflinte, Spitzenqualität – fest an sich klammerte.
„Du musst einen kühlen Kopf bewahren!“, ermahnte er sich selbst.
Wieder klopfte es an der Tür.
„Verdammt was soll das!“
Im selben Moment flog durch das geöffnete Fenster ein faustgroßer Stein und verfehlte Ricky um Haaresbreite. Ricky rollte sich, wie er es damals als Soldat gelernt hatte, über den Boden zum Fenster, hob den Kopf und zielte nach draußen. Er erkannte eine Gestalt. Er schoss. Die Gestalt taumelte. Sie fing sich wieder und humpelte weiter. Ricky schoss weiter und weiter, bis das Magazin leer war und die Gestalt verschwunden war.
Er begutachtete den Stein.
„Schon wieder Blut“, schrie er.
Er lud das Gewehr erneut und ging in die kühle Dezembernacht. Erste Schneeflocken fielen lautlos zu Boden. Einige Meter entfernt fand er große Blutspritzer auf dem Boden.
„Eins zu Eins“, erklärte Ricky der Stille um sich herum, „Du hast mich attackiert, ich dich. Und nun kommt das Finale.“
Während er Selbstgespräche führte, konnte er hinter sich plötzlich wieder diese tiefe Stimme vernehmen, doch diesmal schien sie ihm vertraut. Vertraut, wie von einem Menschen den er lange Zeit kannte und vor langer Zeit verlor.
„Ja. Du magst Recht haben. 1 zu 1. Aber Recht ist nicht alles. Du kennst die Bibel. Ein weiser Spruch besagt: „Der Gerechte muss viel leiden“ oder so etwas in der Art. Ich wollte gerecht sein! Ich wollte deinen Bruder für das büßen lassen, was er getan hat. Seinen Beruf missbraucht! Ich wollte ihn töten. Aber nein! Jemand kam mir zuvor. Mein Bruder. Du kennst ihn, im Gegensatz zu mir. Mich kennst du nicht, mich kannst du nicht einschätzen. Aber meinen Bruder. Er wurde von den Freunden deines Bruders getötet! Skrupellos, aus dem Hinterhalt“ Nun wirst du büßen! Das Spiel ist vorbei!“
Ricky war geschockt. Er stand wie versteinert da. Er hatte die Worte noch nicht verarbeitet, da hörte er schon einen Schuss. Er spürte, dass irgendwo in seinem Körper Blei durch das Fleisch gedrungen war, konnte aber nicht sagen wo. Er spürte irgendwo warmes Blut über seinen Körper fließen. Er sackte zusammen und hörte einzig noch:
„Das Spiel ist vorbei, Ricky.“
Auf der Mattscheibe erscheint eine verrauchte alte Bude. Die Kamera fährt über einen staubigen, hölzernen Sekretär und schwenkt dann zu einem knochigen, verlebten Männer-Gesicht, das hustend an einem Stumpen zieht.
Ein Pochen an der Tür. Die Kamera erfasst das Türschild "Spionange Spione. Wir spionieren alles spionierbare für Sie aus. Spionen-Ehrenwort." Eine Frau tritt energisch ein und blickt dem knochigen alten Mann ernst ins Gesicht.
Während der Zuschauer denkt: "Hey, das ist doch kein Spion sondern nur ein Detektiv. Was soll der Mist?", fragt der veraltete Schauspieler, der nur so tut, als wäre er ein Spion, der aber eigentlich ein Detektiv ist: "Was kann ich für Sie tun?".
Es ist kaum zu glauben, aber die angesprochene weiß instinktiv, dass sie damit gemeint ist und erwidert provozierend: "Finden Sie eine Zeitschrift, die besser ist, als das Tagblatt". Beide starren sich in gespielter Coolness in die Augen. Während der genervte Zuschauer aufsteht, um sich am Po zu kratzen und ein Bier zu holen, sagt der Schauspieler gespielt lässig: "Ach nö Du, lass mal."
Während der Werbespott langsam ausblendet denkt sich der Zuschauer: "Ja nö, is klar. Also genau das hätte ich jetzt auch gesagt. Was Besseres als das Tagblatt gibt's ja nicht, oder?" Und dieses eine Mal hat der durchschnittliche Medienkonsument tatsächlich recht, aber das weiß er nicht.