Weibsbilds Waffenkunde II
4. Fernwaffen
Schon in der Steinzeit wurde der Prototyp einer weiteren Waffe entwickelt, und zwar aus Stein. Der sogenannte Mahl- oder Reibestein bestand aus einem großen flachen Stein als Unterlage und einem handlichen, abgerundeten Stein, um damit die Körner zu zerdrücken. Allerdings war er als Waffe noch nicht ausgereift, denn der schwere Grundstein war zu unhandlich und der Handstein, hatte frau ihn erst mal fortgeschleudert, musste umständlich ersetzt werden. Außerdem wurde das Gerät damit unbrauchbar – zumindest zeitweise.
Abb.: Ein frühzeitlicher Mahlstein
Man kann heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, wann die hervorragenden Flugeigenschaften von Tellern und Untertassen entdeckt wurden, man kann aber davon ausgehen, dass es bereits sehr früh in der Menschheitsgeschichte war. Schon bei den alten Griechen war das Tellerwerfen – dort Diskus genannt – sogar olympische Disziplin. Außerirdische Zivilisationen und ihre Fluggeräte lassen wir mal außer Betracht.
Teller waren vor allem auch sehr günstig in der Herstellung und häufig in Haushalten in großen Stapeln vorhanden. So ein Stapel mit 6, 12, 24 oder mehr Tellerprojektilen kann wegen der möglichen schnellen Wurffolge auch als eine der ersten Repetierwaffen der Haushaltsgeschichte gelten oder mit Salvengeschützen verglichen werden.
Abb.: Massenproduzierte Teller und antikes Kristallglas
Dagegen waren Gläser, wenn auch ebenfalls in größeren Mengen vorhanden, vor allem im Altertum teurer in der Herstellung und hatten nicht so gute Flugeigenschaften wie Teller. Zudem konnte ein Teller auch mal heil bleiben und wiederverwendet werden, während Gläser ihrer Zerbrechlichkeit wegen grundsätzlich nur Einwegwaffen waren, deren gefährliche Splitter allerdings auf Grund ihrer Durchsichtigkeit schwer gefunden wurden und oft jahrelang als tickende Zeitbomben auf ihre barfüßigen Opfer lauerten. Nicht umsonst ist ein aus Höhlenzeiten stammendes Sprichwort überliefert: „Wer im Steinhaus sitzt, soll nicht mit Gläsern werfen“.
5. Feuerwaffen
Das Endstadium in der Entwicklung der Haushaltswaffen bildete, wie auch im Kriegswesen (wir berichteten), die Erfindung der Feuerwaffen. Uralte Prototypen, die 10.000 Jahre älter sind als die ersten Feuertöpfe, lassen sich weltweit heute noch nachweisen.
Abb.: Ein frühzeitlicher Lehmofen
Diese sogenannten Öfen waren aus ganz einfach Mitteln, z.B. dem überall vorhandenem Lehm, herzustellen, hatten eine enorme Feuerkraft und eine große Mündung. Mit ihnen konnte praktisch alles Brennbare verfeuert werden. Ihr großer Nachteil aber war ihre Immobilität. Der Aufbau dauerte mehrere Tage, das Vor- und Zubereiten einfacher oder aus unzähligen Zutaten gemischter Munition verlangte über Stunden die höchste Aufmerksamkeit der Bedienungen und der Abbau oder Transport war ohne Beschädigung so gut wie unmöglich.
Abb.: Mehrpersonen Metallherd aus einem Loire-Schloß in Frankreich
Auch spätere Weiterentwicklungen aus Metall verhalfen dem jetzt Herd genannten und mit allerlei Raffinessen ausgestattetem Ofen zu keinem Durchbruch. Trotz aller Größe und Funktionalität war der Wirkungsgrad dieser Waffe vergleichsweise harmlos. Zwar gab es unzählige Bücher mit Rezepturen für Kartuscheninhalte, sogar auch lokale Eigenentwicklungen, ganze Zirkel wurden abgehalten zum Erfahrungsaustausch und so manches Rezept wurde nur hinter vorgehaltener Hand im Geheimen weitergegeben, damit keine Gegenmittel erfunden werden konnte. Doch trotz aller jahrhundertelangen Bemühungen führten die aus der Mündung kommenden Zubereitungen höchstens mal zu einer Magenverstimmung. Durchaus gefährlicher waren dagegen die von den Geräten ausgehenden Brände oder Verräucherungen der Geschützstände.
6. Psychologische Waffen
Neben den beschriebenen materiellen Waffen kamen aber oft auch unzählige immaterielle, sogenannte psychologische Waffen im Haushalt zum Einsatz. Zunächst war vorgesehen, die wichtigsten in weiteren 36 Kapiteln dem Leser zumindest in ihren Grundzügen aufzuzeigen. Aus völkerrechtlichen Erwägungen, Gründen des Jugendschutzes sowie zur Vermeidung öffentlichen Ärgernisses und mit Rücksicht auf die Gleichberechtigung hat das Autorenteam darauf an dieser Stelle aber verzichtet.
Epilog
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Ende Teil II - Ende von "Weibsbilds Waffenkunde"
© Hinrik aus Nyenwoerden