Ausgabe 77 | Seite 3 2. November 2008 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

Das Gold im Moor (I)

Es lebte einst in einem kleinen Dorfe ein Bauer. Zu seinem Land gehörte ein großes Moor, dessen Torf er abbaute und in die Stadt verkaufte. So war er zu einem anständigen Vermögen gekommen. Leider waren seine Habgier und sein Geiz in eben dem Maße gestiegen, wie er Goldstücke hatte. Der Bauer hatte einen jungen Knecht mit Namen Marten, der ihm treu ergeben war und jeden Tag von früh bis spät im Moor den Torf stach. Für die viele harte Arbeit zahlte ihm der Bauer aber nur sehr wenig und davon musste Marten auch noch seine Kleidung und Schuhe selbst bezahlen, dass er kaum etwas auf die hohe Kante hatte legen können.

Eines Abends, es war schon dämmerig geworden, ging Marten, die Schaufel geschultert, auf dem schmalen Weg durch das mit Birken und Weiden bestandene Moor zurück zum Hof. In all den Jahren, die er diesen Weg gegangen war, war er ihm sehr vertraut und er konnte ihn auch im fahlen Mondenschein gehen, ohne rechts oder links im glucksenden Moore zu versinken. In jener Nacht vernahm er plötzlich abseits des ihm bekannten Weges in der Ferne ein fahles gelbes Licht, das hin und her schwang. Er blieb stehen und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Da plötzlich hörte er ein leises Rufen und Wimmern. Marten nahm all seinen Mut zusammen und trat abseits des Weges in Richtung des Weges ins Moor. Vorsichtig tastete er sich voran und brach sich Äste von den Birken, die er seinem Weg entlang in die Erde steckte, damit er auch wieder zurückfand. Wie überrascht war er, als er das Licht, dass ihm in weiter Ferne dünkte, schon nach wenigen Schritten erreichte.

Im Schein der winzigen Laterne, die das Licht war, erkannte er eine kleine Gestalt in grünem Lederwams und einer rot schimmernden, spitz zulaufenden Mütze, die im Moor eingesunken war und sich vergeblich mühte herauszukommen. Doch alle Anstrengung war vergebens und ließ das Männchen nur tiefer versinken.
„So helft mir doch!“ rief das Männchen Marten zu. „Es soll dein Schaden nicht sein.“
Doch Marten sprach: „Nicht um Geld rette ich Euch, sondern um Euer Leben.“
Er hielt dem Zwerg seinen Spatenstil hin und als jener sich daran klammerte, zog er das Männchen aus seiner bodenlosen Falle in Sicherheit.
„Ich danke dir“, sprach daraufhin das Männchen, „du hast mir das Leben gerettet. Dafür will ich dich reichlich entlohnen!“
Mit diesen Worten holte das Männchen einen kleinen Lederbeutel aus seinem Wams hervor, öffnete ihn und holte einen neuen, blanken Goldtaler heraus, um ihn Marten zu geben.
Dann sprach es: „Dies sei für deine unerschrockene Hilfe als Dank. Verwende den Taler mit reinem Herzen und klarem Verstand. Solange du das tust, wird immer, wenn du an diese Stelle kommst, an diesem Baum der Lederbeutel mit einem blanken Goldtaler darin hängen, bis an dein Lebensende. Verrate aber nie einer Menschenseele davon, denn der Lederbeutel wird dann für immer verschwinden und jeden, der daraufhin an diese Stelle kommt, wird sein Schicksal ereilen.“
Das Männchen hing den Lederbeutel an einen Ast und entschwand, während Marten noch ungläubig staunend auf den Beutel schaute, in die Dunkelheit.

Fortsetzung folgt

© Hinrik aus Nyenwoerden


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Marktnotizen

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   (Alle Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden
   Personen sind nicht ganz zufällig und - mit einem
   Augenzwinkern - gewollt)

Heute hatte die Kräuterliesel alle Hände voll zu tun. Es war lange trocken gewesen, die Kräuter an den Wiesenrändern waren verdorrt. So war die Nachfrage nach den frischen Kräutern, die sie im etwas weiter entfernt liegenden Wald gesammelt hatte, recht gross.

Auf einmal erklang lautes Pferdegetrampel und ein aufgeregtes Rufen, das immer näher kam. Was war denn da los? In wildem Galopp rannten zwei Pferde – ein Schimmel und eine rotbraune Stute – vorbei, hinter sich ein Fuhrwerk angeschirrt, auf dem Milchkannen in demselben wilden Rhythmus hin und her tanzten. Und auf dem Bock sass Johann, der Milchmann. Wobei – sitzen konnte man dazu eigentlich nicht sagen. Er klammerte sich am Gestänge fest, wurde hin und her geschleudert und konnte nur mit Müh und Not verhindern, in hohem Bogen vom Bock hinabgeschleudert zu werden. Seine Pferde waren durchgegangen!

Etwas weiter vorne, kurz bevor es nach dem Stadttor über die enge Zugbrücke gegangen wäre, erkannte ein junger Mann die Gefahr. Kurzentschlossen sprang er in einem Satz mitten auf die Strasse, stellte sich breitbeinig hin, hub mit den Armen an zu winken und rief mit lauter Stimme: „Haaaaaalt! – Stehenbleiben – wollt ihr wohl, ihr verdammten Gäule!“

Alle, die zufällig Zeuge des Geschehens wurden, hielten den Atem an. Ob das wohl gut ginge? Und wenn die Pferde jetzt den Mann überrennen würden?

Doch das Wunder geschah. Die Pferde sahen und hörten den Mann, scheuten – und kamen eine Handbreit vor ihm zum Stehen. Ein erleichtertes Aufschnaufen und Raunen ging durch die Menge.

Ganz benommen kletterte der geschundene Johann von seinem Sitz und wusste nicht, wie er dem mutigen jungen Mann genug danken sollte. Hatte dieser ihm und den Pferden doch vermutlich das Leben gerettet! Denn die schmale Brücke hätten die Pferde sicherlich verfehlt und sie wären allesamt unweigerlich im Stadtgraben gelandet …

Die Kräuterliesel wunderte es nicht, dass am gleichen Vormittag die Frau des Milchmannes an ihren Stand kam und einen grossen Bund schmerzlindernder Kräuter und einen Topf Ringelblumensalbe gegen Blessuren und blaue Flecke erstand.

Soldanelle aus Solentiname


Advent, Advent, ein Lichtlein brennt....

Nein noch nicht ganz, aber die Zeit rückt immer näher heran, ebenso wie Weihnachten.

Die Adventszeit und Weihnachten ist auch die Zeit als Dankeschön kleine Geschenke zu verteilen. Der Briefbote, der Zeitungsausträger und all die anderen guten Geister, die uns das ganze Jahr über meist unauffällig, aber zuverlässig treue Dienste geleistet haben, werden bedacht. Die nette Nachbarin, die alte Frau vom Parterre und andere nette Menschen: einfach weil sie immer für uns da sind.

Warum nicht einmal die anderen Freunde und Mitspieler in der Community bedenken? Nein, nicht einfach die Geldschatulle öffnen und mit Coins Geschenke verteilen: Schreibt doch einen schönen Beitrag für das Tagblatt! Das ist preiswerter, hat aber einen sehr hohen ideellen Wert und es werden gleich ganz viele beschenkt!

Was wir weiterhin dringend suchen, sind Beiträge zur Advents- oder Weihnachtszeit. Denn auch wir wollen euch in der Adventszeit beschenken, arbeiten da an einer schönen Sache und brauchen dazu auch eure Artikel. Fällt euch eine tolle Geschichte ein, die in eurem Städtchen zur Weihnachtszeit spielt? Kennt ihr alte Bräuche aus der Adventszeit, die schon unsere mittelalterlichen Vorfahren gepflegt hatten? Ein tolles selbsterstelltes weihnachtliches Gedicht?

Immer her damit!

Einfach mit dem Betreff: Advent an das Tagblatt schicken. Längere Beiträge können auch gerne über PM (das Mailsystem im Forum) an jeden Redakteur geschickt werden.

©Tagblattredaktion


Kräuter-Essig

Zutaten:

1 l Weinessig
je eine Handvoll frische Kräuter
z. B. Basilikum, Petersilie, Estragon, Salbei,
Dill, Thymian, Borretschblüten, Melisse,
Minze, Süßdoldenblätter und -blüten, Kapuzinerkreßeblüten

Zubereitung:

Kräuter waschen und schneiden, dabei einige schöne Zweige ganz lassen. Die Kräuter in eine Flasche mit Weinessig geben. Ca. 3 Wochen auf der Fensterbank ziehen lassen. Dann abseihen und abfüllen. Die ganzen Zweige zu Dekorantionszwecken wieder zugeben.

Sonstiges/Tipps

Das obige Rezept kann natürlich auch mit anderen Kräutern hergestellt werden. Auf jeden Fall erhält man einen aromatischen Kräuteressig. In eine schöne Flasche abgefüllt und nett dekoriert eignet sich so ein selbst hergestellter Essig bestens als kleines Gastgeschenk.

Da die Menschen im Mittelalter nicht über unsere modernen Kühlschränke verfügten, mußten andere Mittel der Konservierung gefunden werden. Essig war eines davon. Ich finds sehr interessant und werde gesondert zur Geschichte von und zum Essig berichten.

© Reninate von Ambergensis


Geschichten zum Essig

Den Erfinder von Essig kennt niemand, weil er wohl - wie so viele Dinge - ein Zufallsprodukt war. Man kann sich folgende Geschichte vorstellen:

In ganz grauer Vorzeit findet eine Sammlerin eine Riesenmenge wild wachsender Beeren. Hocherfreut sammelt sie diese und bringt sie stolz nach Hause. Alle freuen sich und essen davon soviel sie können. Es bleiben aber immer noch sehr viele Beeren übrig und aus Erfahrung weiß die Frau, daß die Beeren rasch verderben und am nächsten Tag nicht mehr genießbar sein werden. Also preßt sie aus den frischen, süßen Früchten einen Saft und gibt diesen in einen Krug aus Steingut, den sie zum Schutz vor Ungeziefer versiegelt. Aufgrund welcher Ereignisse auch immer gerät der Krug in Vergessenheit. Bald darauf gärt der Saft und verwandelt sich in ein berauschendes Getränk, einen Wein. Vielleicht hat diesen Trunk der durstige Hausherr probiert und ist nach dem Genuß von einigen kräftigen Zügen des ungewohnten alkoholhaltigen Getränks berauscht eingeschlafen. Dabei hat er natürlich nicht mehr darauf geachtet, den Krug wieder zu verschließen. Der offene Wein fermentiert an der Luft nochmals und aus dem Wein wird Essig. Dieses saure Gebräu will nun keiner mehr trinken und der Krug wird ausgekippt. Dabei bemerkt man, daß einige Früchte, die sich noch ungepreßt auf dem Boden des Krugs befanden, trotz wochenlanger Lagerung im Gebräu noch knackig frisch und genießbar sind.

So, so ähnlich oder ganz anders könnte sich die Entstehung von Essig abgespielt haben. Genau weiß das keiner. Im Laufe der Zeit stellte sich dann heraus, daß Essig hervorragend als Konservierungsmittel geeignet ist. Gemüse und sonst rasch verderblicher Fisch konnten nun viel länger aufbewahrt werden.

Außerdem wurden die heilenden Eigenschaften bei der Behandlung von eitrigen Wunden festgestellt. Zur medizinischen Verwendung habe ich folgende Geschichte gefunden, die mir besonders gut gefallen hat:

Der Vier-Räuber-Essig

Bei der großen Pest in Toulouse, im Jahr 1630, gab es angeblich vier Männer, die in die Häuser von Todgeweihten eindrangen und diese mit Seelenruhe ausraubten. Die Räuber schienen keinerlei Angst vor der Ansteckung durch die auch "Geißel Gottes" genannte, tödliche Krankheit zu haben. Als man sie schließlich zu fassen bekam, wurden die Räuber vor die Wahl gestellt: entweder der Tod am Galgen oder das Rezept für jene geheimnisvolle Essenz, mit der sie sich vor ihren Raubzügen durch die Pesthäuser einrieben, um immun gegen Ansteckung zu sein. Im Stadtarchiv von Toulouse wurde diese Rezeptur später entdeckt: Es war ein Essig, mit Auszügen von Goldrute, Salbei, Thymian, Lavendel, Rosmarin, Wermut und einigen anderen Kräutern. Heute weiß man, daß alle diese Pflanzen stark antibakteriell wirken. Die vier Diebe retteten seinerzeit nicht nur ihr eigenes, sondern das Leben von Tausenden anderer Menschen.

Hildegard von Bingen (um 1098 bis 1179) wird folgende Aussage zugeschrieben: „Essig taugt zu allen Speisen, und zwar dann, wenn er den Gerichten solcherart beigegeben wird, dass er ihnen nicht den Geschmack nimmt, sondern man bei ihnen nur ganz wenig vom Essigzusatz merkt. Auf solche Weise mit etwas Nahrung eingenommen, reinigt er das Stinkende im Menschen und reduziert in ihm die Säfte und sorgt bei ihm dafür, dass sein Essen den rechten Weg geht.“

Wir wissen heute, daß die komplizierten Rituale der mittelalterlichen Alchimisten nicht notwendig waren, um Essig herzustellen. Die ersten Rezepte waren ganz einfach erfolgreich, weil das Gebräu an der Luft mit Mikroorganismen in Kontakt kam, die den Gärungsprozeß in Gang brachten. Der Kontakt mit der Luft war der springende Punkt bei der Herstellung von Essig. Erst 1878, also fast 10.000 Jahre nach der Entdeckung des Essigs, konnte der chemischen Vorgang der Essigproduktion erklärt werden. Ursächlich sind wohl drei Essigbakterienarten, die sich von Alkohol ernähren und Säure ausscheiden.

Bei Hausfraüntipps taucht Essig als Putzmittel regelmäßig auf, dort ist er besonderes hilfreich bei der Entfernung von Kalkflecken. Anwendungen gibt es also viele und ... sauer macht bekanntlich lustig!

Reninate von Ambergensis


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