Das war doch wieder mal was. Ein UT (Usertreffen) in relativ greifbarer Nähe.
Jedenfalls für mich. Relativ kurzentschlossen machte ich mich, nach vorheriger Absprache mit Lady Asisa, auf den Weg von Berlin nach Hamburg. Meine Zimmerodyssee und die verkorkste Suche nach dem Einhorn lest ihr an anderer Stelle …
Eigentlich wollte ich nicht schon wieder der Jenige welche sein, der etwas zum UT schreibt, aber Lady Asisa hat mich gezwungen. Na ja, eher bestochen. Mit einem brennenden Getränk, dessen Name als nicht ganz Jugendfrei angesehen werden könnte. Frei übersetzt: Brennende Katze.
Gegen 17:30 Uhr kam ich im Zum tanzenden Einhorn an. Bärtig-urig aussehende Wirte, Oswald und Lars verwiesen mich, als ich fast die engen, abwärts führenden Stufen runtergefallen bin, sofort in den Raucherraum. Woher wussten die beiden nur, dass ich zu den UT-lern wollte … Dass dieser Treppenabgang für mich auch noch zu wenig lichte Höhe aufwies, erwähne ich hier nicht.
Es folgte die allgemeine Begrüßung der bereits Anwesenden. Natürlich wurde auch geknuddelt. Mit denen, die ich schon von unseren Berliner UT´s kannte.
Mit Erstaunen vernahm ich, dass viele nur in ´ihrem´ Spiel aktiv sind, ja teilweise nicht mal wussten, dass es noch andere Browsergames von upjers gibt. Schon komisch, weil doch in jeder Startseite des entsprechenden Spiels weiterführende Links zu sehen sind. Könnte man doch glatt in Anregungen und Vorschläge bringen, mach ich aber nicht.
Getränke mussten fast immer direkt am Tresen abgeholt werden. Jeder Gast bekam eine Astscheibe, auf der eine rote Nummer stand. Auf diese Nummer wurden dann die entsprechenden Getränke gebont. Eine interessante Variante, die ich so noch nicht kannte.
Nach und nach wurde der Raucherraum immer voller, der Dunst immer stärker. Eigentlich blieben fast nur die Hardcore-Raucher die ganze Nacht und den darauf folgenden Morgen dort sitzen. Als es dann aber doch zu voll für diesen kleinen Raum wurde, verteilten sich auch viele Raucher auf den sehr ansprechenden Nichtrauchergastraum. Allerlei mittelalterliches Streitwerkzeug hing an den Wänden, entsprechende Kopfbekleidung stand auf dem Fensterbrett. Gut, für meinen Geschmack eigentlich zu wenig. Dafür gab es Kerzen ohne Ende.
Wie immer, auf den Usertreffen, wurde sich nicht nur über die Spiele unterhalten, sondern auch um allgemeines. So verging die Zeit eigentlich viel zu schnell, weil es doch noch so viel Wichtiges zu bereden gab. Und, wie immer am Schluss eines UT´s, viele Sachen, die die einzelnen Spiele betreffen. Als ob es kein Morgen oder ein anderes UT geben würde.
Übrigens wurde auch ein Burzeltag gefeiert. Jürgen - wenn ich das richtig verstanden habe, ist er der Budiker - mixte noch allerlei hochprozentiges, damit wir vernünftig anstoßen konnten.
Gegen fünf Uhr morgens kam dann von Oswald oder Lars der Aufruf: Last Order! Schon vorher verabredeten wir uns mit sechs Teilnehmern, um noch auf den Hamburger Fischmarkt zu fahren. Da gibt es eigentlich alles, was die See hergibt, aber auch, was es an Obst und Gemüse zu kaufen gibt. Natürlich und leider sind auch die Billigwarenanbieter mit ihrer Chinaware vertreten: Vom T-Shirt bis zum ´Haushaltsgegenstand´, den nun wirklich niemand benötigt.
Zum Abschluss gab es noch eine kurze Fährfahrt. Vom Hafen konnte man leider nichts sehen, weil der Nebel über die Elbe waberte. Vielen Dank an unsere drei Eingeborenen, die wirklich viel über Hamburg zu erzählen wussten.
So fand dann auch dieses UT am Dammtor um 8:00 Uhr sein offizielles Ende.
Ich komme gerne wieder nach Hamburg, mir hat es wirklich Spaß gemacht. Viele neue Leute habe ich kennen gelernt, deren Namen ich wieder nicht behalten habe. ´schulligung …
Nachdem ich mich relativ kurzfristig für eine Teilnahme beim Hamburger UT entschieden habe, folgte am letzten Montag eine virtuelle Reise durch die Hamburger Pensionen.
So stieß ich auf ein Mehrbettappartemeng. (!)
Kurzerhand dort angerufen, die nette Tante am anderen Ende war wohl etwas überfordert, es war nichts frei. Sie bot mir aber eine Schlafmöglichkeit in einem Objekt, dass sie kürzlich erworben hätte. Ich solle doch bitte abends noch einmal privat bei ihr anrufen. Nun, mir war der Zustand relativ egal, da ich als passionierter Motorradfahrer auf meinen Reisen durch Europa schon einiges erlebt habe: Vom abgesof… Zelt, verdreckte WC-Anlagen, nette Krabbeltierchen im Bett, vermuffte Betten in feuchtem Zimmer, Motorrad´hotel´ mit einem Kleiderhaken pro Person, …
Wir hatten vereinbart, dass ich kurz vor Hamburg bei der netten Tante anrufe, damit wir etwa zeitgleich am ´Objekt´ eintreffen. Tante fragte mich, ob wir uns in Hamburg an einem Supermarkt treffen könnten, sie besorgt gerade ein Gästebett, außerdem wäre dann das ´Objekt´ leichter zu finden. Ich bejahte, befand mich aber fünf Minuten später im Stau auf der Autobahn. Nach einer halben Stunde, mitten im Stau, klingelte das Telefon, die nette Tante meinte, sie stünde nun an der Haltestelle, wo ich denn bliebe. Öhm. Kurze Erklärung meinerseits folgte. Treffen also am ´Objekt´. Erst da schwante mir: Ich sollte der Möbelkutscher für ihr Gästebett sein. Ich stand ja im Stau …
Nach einer weiteren halben Stunde kam ich am ´Objekt´ an, in einem morgenländisch anmutenden Viertel in Hamburg. Kein Name am Klingeltableau, zumindest nicht der, der Tante … Kurze Zeit später kreuzte sie auf, mit einer Rollmatratze unter dem Arm. Mir schwante etwas … Was sich mir dann bot, übertraf meine ärgsten Befürchtungen: Alles sauber, nur, leider, kein wirklicher Fußboden. In der Küche halb über eine Verlängerungsschnur geflogen, an dessen anderem Ende ein Kühlschrank hing. „Ich bring dir noch einen Wasserkocher“ … Öhm. Also, eigentlich hätte ICH 20 Euronen verlangen müssen …
Nun musste ich mich sputen, es war schon 15:30 Uhr. Schnell duschen. Wo ist der Spiegel???
Ab ins Auto. Sch… Mein Laptop mit dem darauf befindlichen Routenplaner streikte. Wie komme ich jetzt nach Rothenbaum?
Egal, fragste dich eben durch. Erster Punkt eine Tankstelle. Was ist da los? Ein Mitarbeiter mit Warnweste und reichlich südländische Mitbürger in feinen Sachen standen an der Dieselsäule und machten da irgend etwas: Der eine war wohl ein Bräutigam, der Tankstellenmitarbeiter putzte ihm die Schuhe. An einer Dieselzapfsäule!
Egal, rein in die Tankstelle, nach dem Weg fragen. Schulterzucken. „Kenn ich nicht.“ Wohnt der schon länger hier? Er gab mir einen Stadtplan. „Wo bin ich?“ fragte ich ihn. Schulterzucken …
Egal, wirst es schon finden, dachte ich mir. Nach einer guten dreiviertel Stunde und einigem Fragen kam ich erneut an eine Tankstelle. DIE werden mir doch helfen können? Uiii, vorbereiteter, einlaminierter Stadtplanauszug mit einem dicken Kreuz als Standpunkt in der Mitte des Auszugs. Klasse, ich bin fast komplett durch Hamburg durchgefahren! Nach Routenplaner knapp 8 Kilometer, nach etwas über 30 Kilometer und mit eineinhalbstündiger Verspätung traf ich dann in ´Zum tanzenden Einhorn´ ein.
Gegen 8:15 Uhr ging es dann zurück zum ´Objekt´. Das ich mich auch in meinem Stadtteil nochmals verfahren habe, brauche ich wohl nicht weiter zu erwähnen …
Im ´Objekt´ setzte ich mich dann in mein ´Bett´ und versuchte mit meinem Taschenmesser meinem Laptop wieder Leben einzuhauchen. Was, wie sollte es anders sein, natürlich misslang. Aber wozu brauchte ich einen Routenplaner, um wieder in heimatliche Gefilde zu kommen?
Nach 20 Minuten (!) Schlaf begab ich mich in die Küche, um mir mit dem Wasserkocher, der noch in seiner Originalverpackung steckte, einen Kaffee zu kochen, den ich in weiser Voraussicht mitbrachte. Uiii, die Tante brachte noch eine Kaffeemaschine. Örks! Wenigstens steckten die Kaffeefilter noch in einer geschlossenen Verpackung. Den Filter befestigte ich umständlich in meiner Thermoskanne. Schwarzen Wachmacher mit dieser Maschine machen … Besser nicht. Dieses Ding hatte auch schon mal bessere Zeiten gesehen, von der Sauberkeit ganz zu schweigen …
Gegen 11:00 Uhr befand ich mich dann auf dem Heimweg. Im Einhorn hätte ich übrigens keine Pizza bestellen müssen, auf dem Fischmarkt keine Krabben kaufen sollen:
Die A24 glich einer Schlachteplatte: Frisches Wild und Geflügel klebte überall auf der Autobahn …
Allem voran: Es war ein tolles Treffen, mit vielen, tollen, netten Leuten, die ein Ziel haben:
Browsergames von upjers. Okay, das ist nicht das einzige Ziel, viele wollen auch Millionär im realen Leben werden …
Aber dies ist nicht der Grund für meinen Artikel. Ich versprach im Forum einen kritischen Artikel, den sollen nun diejenigen haben, die es verdient haben. Wenn sie das hier überhaupt lesen.
Man stelle sich vor: Wir als Berliner UT-Veranstalter machen eine riesige Welle in den Foren, werben für ein privates Usertreffen. 80 Personen sagen zu. Geld wird vom Konto geholt, es wird für 80 Personen eingekauft. Der Preis für die Teilnahme ist natürlich vorher bekannt.
Was passiert? Es kommen nur 45 Leute. Erstmal ein dickes Dankeschön an die Personen, die rechtzeitig abgesagt haben. Das ist fair, das erwartet man auch. Schließlich plant man etwas. Aber was mache ich mit dem ganzen eingekauften???
Das war ein Beispiel, es ist nicht passiert. Jedenfalls nicht uns.
So ähnlich aber in Hamburg. Gut, niemand hat sich zu einer Zahlung verpflichtet, niemand musste entsprechend einkaufen. Die Risiken liegen alleine beim Wirt. Geschäftsrisiko nennt man das wohl.
Soll ich ehrlich sein?
Etwa 80 Personen haben sich für das Hamburger Usertreffen angemeldet. Erschienen sind aber - und das ist schon freundlich hochgerechnet – etwa 45. Die haben auch eine tolle Stimmung verbreitet, ich kann es nicht oft genug erwähnen!
45 von 80!
Ich empfinde das als Beschämend! Als Unverschämtheit. Und das, obwohl ich mit der Organisation nichts zu tun hatte. Ich kann mich aber in die Lage von Asisa und Marcus hineinversetzen, und auch in die Lage des Wirtes. Ich stelle mir gerade vor, welche Umsatzeinbuße das Einhorn gemacht hätte, hätten die Betreiber eine geschlossene Gesellschaft aus der Veranstaltung gemacht.
Große Reden in den Foren schwingen und dann durch Nichterscheinen glänzen. Ganz großes Kino. Ich bin stolz auf euch. Genau so macht ihr euch Freunde, werdet zu allen weiteren UT´s bestimmt auch eingeladen. Ihr müsst euch nicht mal anmelden.
Ich kann bei diesem Verhalten einfach nur mit dem Kopf schütteln.
Hier nochmals ein dickes Dankeschön soll aber auch hier an diejenigen ausgesprochen werden, die sich abgemeldet haben. Das ist Klasse, dafür habe ich jedes Verständnis.