Ausgabe 73 | Seite 2 5. Oktober 2008 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

Betreff: Briefe eines ...

Eure hochwohlgeborenen Herschafften....

Was ich euch heute berichte, bedarf wohl der aller höchsten Verschwiegenheit.

Bedenkt welch Revolution diese geheimen Informationen auslösen könnten, deshalb mag äußerste Vorsicht geboten sein. Seid klug und bedacht im Umgang mit diesem geheimen Wissen.......

Doch nun will ich euch berichten was sich vor einiger Zeit in unserem Wirtshaus zugetragen hat.....

Eines Tages betrat ein eher schlecht wie recht gekleideter Mann unseren Schenkraum, setzte sich, bestellte Wein und Gänsebraten und machte es sich bequem.

Mir kamen Zweifel ob er, seines abgerissenen Äußeren wegen, wohl die Zeche zahlen könne. So fragte ich ihn.......

“Was will er, Köbes ?“ schalte es mir entgegen, er sei Günter von Wallraff, Edelmann, und auf der Rückkehr aus geheimer Mission.

Sagte es und warf einige Münzen auf den Tisch, also tat ich, wie mir geheißen wurde.

Später am Abend ....... es war schon reichlich Wein geflossen ....... kamen wir dann in ein vertrautes Gespräch.

“Ich bin jetzt wohl einige Monde, völlig inkognito, mit dem fahrenden Volke gereist, habe unter Straßenräubern gelebt und bin mit Bettlern und Beutelschneidern von Ort zu Ort gereist....... das alles nur um die geheimen Zeichen und Riten des Pöbels zu erlernen.“

Meine Neugierde war geweckt, listig versuchte ich ihm einige Informationen zu entlocken........ doch er schwieg beharrlich.

Ein ... zwei Schläuche, mit Schlaffmohn versetzten Weines, löste dann endlich seine Zunge.

Leicht trunken fing er an zu berichten...



Angenommen ein Händler findet euren Preis nicht angemessen..... so schickt er euch eine Schreibfeder zum Preise von 0,01, um bei euch einen besseren Preis raus zu kitzeln......Reagiert ihr nicht, so wird er euch als nächstes Pech und Federn zum selben Preise schicken.

Lehnt ihr dann immer noch ab und folgen darauf einige Scheite Holz...... ist Vorsicht geboten.... euer Scheiterhaufen wird schon geschichtet.....“

“Sonderbare Riten sind das.“ gab ich zum Besten. “Doch erzählt mir ein wenig mehr...... was sind das für Zeichen die ich immer am Marktplatz sehe und welche mit dem Messer in den Stein geritzt wurden?“

sagte es und schenkte noch mal kräftig ein.

Leicht benommen schon, vom vielen Wein, und nicht mehr ganz sicher in der Sprache berichtet er weiter.

“Bietet euch einer, von einem Produkte nur ein einziges Stück am Markte an, so heißt dies nichts anderes als: ich habe noch mehr davon! Schickt mir eine Taube, um einen Kontrakt auszuhandeln." “

“Das ist alles?“, sagte ich, “was noch mehr?“

“Bietet euch einer 2 Stücke eines Produktes auf den Markt an...... so soll dies nichts anderes bedeuten als: ich suche dieses zu jenem Preise.....“

“Weiter, weiter das kann doch nicht alles sein“ rief ich, doch es war schon zu spät. Der viele Wein hatte sein übriges getan und den Herrn Wallraff schon ins Delirium getrieben......

Am nächsten Morgen, schon früh um die sechste Stunde, war von jenem nichts mehr zu sehen. Er muss sich in der Nacht davon gemacht haben.

Jedoch ohne seine Zeche zu zahlen. Dieser windig Hund hat mich betrogen! meine Güte genutzt und sich aus den Staub gemacht.......

So bitte ich euch, sollte euch der Zechpreller begegnen, nehmt ihn den Geldbeutel ab und stellt ihn an den Pranger. Lasst ihn mit Faulen Obst und Gemüse bewerfen diesen Edlen Herren.

In tiefer Ergebenheit euer

©Ali Bar Bär


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