Ausgabe 69 | Seite 4 7. September 2008 AD
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Eine kleine Waffenkunde VI

4.3 Offensivwaffen des Rittertums - Der Dolch

Der Dolch ist im Prinzip ein messergroßes Schwert. Im Gegensatz zum Messer, das einen asymmetrischen Griff ohne Knauf hat und einschneidig ist, hat der zweischneidige Dolch einen symmetrischen Griff mit Knauf. Eine der ältesten Knaufformen ist der Scheibenknauf, eine auf den Griff aufgesetzte liegende Scheibe. Mit ihrer Hilfe konnte man, während eine Hand den Dolch am Griff hielt und ansetzte, mit der Handfläche der zweiten Hand und dem ganzen Körpergewicht die Schneide tief ins Opfer rammen. Anfangs hatten alle Dolche eine breite zweischneidige Klinge. Mit stetiger Verbesserung der Rüstungen wandelten sich die Dolche zu sogenannten Panzerstechern: sie erhielten einen dreieckigen oder quadratischen Querschnitt und waren lang und spitz. Damit konnte man zwischen den Harnischplatten hindurch auch eventuell darunter getragene Kettenhemden durchstoßen.


Abb.: Scheibendolch und Linkshanddolch mit herausspringenden Klingen

Dolche entwickelten sich aber auch zu Hilfswaffen beim Schwertkampf. Die „Linkshanddolche“ dienten dazu, Schwerthiebe des Gegners abzufangen. Oft waren an ihnen Haken, sogenannte Klingenbrecher, angebracht, mit denen man des Gegners Klinge einklemmen und zerbrechen konnte. Andere ausgetüftelte Dolche konnten auf Knopfdruck zwei Nebenklingen abspreizen, so dass sie einem Dreizack glichen. Auch damit hielt man das Schwert des Gegners im Schlag auf und brach die Klinge entzwei.

Als Rüstung und Schwert langsam vom Kampfplatz verschwanden, verlor auch der Dolch immer mehr an Bedeutung als Nahkampfwaffe. Als Jagdwaffe allerdings war ihm noch ein langes Leben beschieden.






Abb.: Verschiedene Dolche und Panzerstecher



Abb.: Parierstangendolche





Ende Teil VI - Fortsetzung folgt

© Hinrik aus Nyenwoerden

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