Ausgabe 69 | Seite 3 7. September 2008 AD
<<< zurück weiter >>>

Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

Wochenende

Wieder einmal hat sich die Woche endlos in die Länge gezogen. Nun ist aber endlich Freitag und die Landrichterin wird in St.Kortiniburg erwartet. kortini ist schon ganz aufgeregt, wie er es immer ist, wenn die Lady ihn besucht.

Seiner Köchin hat kortini extra frei gegeben. Heute will er seine Angebetete mit etwas selbst gekochtem überraschen. kortini nimmt sich also den grossen Korb der Köchin und geht zum Markt. An den vielen Ständen kann er sich kaum entscheiden, was er kaufen soll.

kortini schaut sich an einem Stand die neuesten Sensen und Spaten an und probiert bei einem anderen Händler einen neuen Hut auf. Als er dann zu einem Stand mit den neuesten Kutschenmodellen kommt, ist kortini kaum noch zu halten. Er setzt sich in die eine und geht um die andere der Kutschen und vergisst dabei die Zeit.

Die Kirchturmuhr reißt kortini mit dem 3-Uhr-Schlag aus seinen Träumereien. Schnell sucht er die Lebensmittelstände auf und kauft etwas ein. Ein Kopf Salat, ein paar dieser neumodischen Kartoffeln, eine dicke Schweinshaxe und eine Flasche Wein landen neben ein paar Kleinigkeiten in dem Korb. kortini schleppt den schweren Einkauf nach Hause und wundert sich, wie die Köchin das jeden Tag tragen kann.

kortini stellt die Einkäufe in die Küche und setzt sich noch kurz vor dem Haus in die Sonne. Als die Uhr fünf schlägt, schreckt kortini aus seinem Nickerchen hoch und springt auf. „5 Uhr? Um Gottes Willen!“ kortini flitzt in die Küche und beginnt mit den Arbeiten.

Das Fleisch braucht am längsten, hatte die Köchin gesagt. Also stellt kortini als erstes einen grossen Topf mit Wasser auf und gibt die Schweinshaxe hinein. Den Salat hackt kortini mit dem Wiegemesser und gibt ihn mit ein paar Zwiebeln und einer Flasche Essig in eine Schüssel. Da der Salat so früh fertig ist, kann er gut durchziehen. Nun sind die Kartoffeln an der Reihe. kortini hat diese Dinger noch nie gegessen. „Wie bereitet man die nur zu?“ fragt er sich. kortini legt die Knollen einfach auf ein Blech und schiebt sie in den Ofen.

Nun, da alles soweit fertig ist, setzt sich kortini noch mal kurz in seinen Schaukelstuhl vor dem Haus. Er wusste nicht genau, wovon er aufgewacht war. War es die Kutsche der Landrichterin, die auf den Hof fuhr? Oder war es doch der Sohn des Scherenschleifers, der kortini am Ärmel zog? Der Knabe zeigte auf kortinis Haus. Und als kortini in die gewiesene Richtung blickte, bekam er einen riesigen Schreck. Aus dem Fenster und der Tür quoll dichter schwarzer Rauch hervor.

kortini sprang auf und rannte ins Haus. Hustend und nach Luft schnappend kam er schnell mit einem Blech voller Holzkohle zurück. Er warf das Blech in hohem Bogen auf die Strasse und steckte seine verbrannten Finger in den Mund. Die Landrichterin, die das ganze mit angesehen hatte, stand wie versteinert mit offenem Mund neben ihrer Kutsche und sagte kein Wort.

Nun bemerkte kortini die Lady und lief auf sie zu. „Guten Abend Teuerste. Ich hoffe, ihr hattet eine gute Reise. Ich habe uns ein kleines Abendmahl vorbereitet. Wir können und hier vor dem Haus hinsetzen. Drinnen ist es zu ...äh...warm heute.“ kortini wies der Landrichterin einen Stuhl und holte schnell einen kleinen Tisch herbei.

Natürlich probierte die Landrichterin tapfer von der etwas faden Schweinshaxensuppe und schaffte es sogar, ein paar Blättchen des sauren Salats zu schlucken. Das eigentliche Essen bestand jedoch aus dem Kuchen, den die Köchin vorsichtshalber gebacken hatte und dem Rotwein, den kortini vom Markt mitgebracht hatte.

Es war ein schöner Abend. Und es traf sich auch gut, dass das kleine Gartenhäuschen für die Nacht zur Verfügung stand. Aber nach nur drei Tagen konnte man auch im Haupthaus wieder nächtigen. Und die Küche hatte die Köchin schnell wieder in Ordnung gebracht. Allerdings drohte sie kortini ihre Kündigung an, falls dieser nochmals einen Kochversuch unternehmen sollte.

© St.Kortiniburg / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich


Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins

Schwer ist es sich vorzustellen, wie ein anderes Leben wäre, wenn man es führte. Oder wie das eigene Leben verlaufen wäre, hätte man sich an einer bestimmten Stelle anders entschieden.

Fortwährend steht man an einer Weggabelung und muss sich entscheiden. Gehe ich diesen Weg, dann könnte das eine passieren, das andere aber nicht. Nehme ich den anderen, dann ist das eine nicht da, das andere vielleicht auch nicht und letztlich das nächste noch weit weg. So oder so ähnlich geht es doch uns allen.

Manchmal hätte ich gern eine Glaskugel, aus der ich das Was-wäre-wenn herauslesen könnte. Aber das ist Zauberei und diese bringt mich auf den Scheiterhaufen. Bleibt das Problem, sich entscheiden zu müssen. Manchmal frage ich um Rat, aber ich habe inzwischen festgestellt, dass nicht jeder Ratgeber es wohl mit mir meint. Viele wollen nur sich selbst darstellen, einige gehen sogar soweit, mir die falschen Hinweise zu geben. Man ist in den meisten schweren Situationen des Lebens allein auf sich gestellt. Dann muss man selbst anpacken, statt sich manchmal recht kostspieliger Ratgeber zu bedienen.

Es war oft nicht einfach, aber ich bin diesen Weg gegangen. Habe selbst entschieden, was ich tun soll. Und bereue es nicht. Wenn ich mich zwischen dem einen Weg und dem anderen entscheiden muss, dann sollte ich das tun, statt herum zu stehen und sinnlos abzuwarten. Vielleicht zeigt mir ja ein Donnerschlag, was der rechte Weg ist. Entscheide ich mich, dann liegt das Risiko einer Fehlentscheidung auf der Hand, bei einer Mache-ich-es-Frage liegt es immerhin bei 50 %. Aber auch nicht höher. Zögere ich, verliere ich unter Umständen noch mehr.

Also mein Rat an Euch, wenn Ihr ihn annehmen wollt: Entscheidet Euch und fragt nicht lang herum. Schafft Euch eine sichere Basis, dass Ihr alles wisst, was wichtig ist, und dann legt los. Wenn möglich, holt Euch Rat. Doch denkt selbst nach, statt sinnlos zu vertrauen.

Eure ziemlich nachdenkliche aber entschiedene

©Ellisa von Mayenfells


Das Sofa

Bei einem ihrer Besuche in St.Kortiniburg ging die Landrichterin mit kortini über den Markt. Sie hatte vor ihm ein leckeres Mahl zu bereiten und war auf der Suche nach den entsprechenden Zutaten.

Sie hatte bereits bemerkt, dass kortini nicht sonderlich interessiert war an dem Marktständen mit den Lebensmitteln. Viel lieber Richtung Werkzeug oder Kutschen verschwunden. Dass sah sie seinem Gesichtsausdruck an.

Als sie gerade an einem Stand mit Obst stand hörte sie hinter sich jemanden sagen „Braucht jemand Möbel?“ Sie hätte da nicht weiter darauf reagiert aber kortini neben ihr meinte „Ein neues Sofa könnte ich gebrauchen.“ Und lächelte sie dabei verschmitzt an. Die Landrichterin musste lachen „Das kann ich bestätigen.“

Plötzlich stand Frau Bärchen mit offenem Mund neben ihr. „Das er ein neues Sofa braucht?“ Die Landrichterin nickte. „Ja, ein neues Sofa.“ Und wie von selbst war kortini und sein Sofa das Gesprächsthema auf dem Markt.

„Da fragen wir die Frau Richter jetzt aus weiblicher Diskretion lieber mal nicht nach Details.“ Kam es auf der anderen Seite von Lisa. Etwas verwirrt und entsetzt schaute kortini die Landrichterin an. Sie schüttelte mit dem Kopf. „Puh, keine Details!! Danke.“

Doch hinter ihnen scholl es „Doch ... Details ... am besten mit kleinen Zeichnungen belegt.“ Lachte Sammy. Auch Frau Bärchen stimmte weiter mit ein „und das wo ich doch so neugierig bin.“ „Mal gleich die Spione losschicken.“ Grinste Sammy weiter. Das konnte Lisa dann nur mit „Herr Sammy – zu spät ... ich hab die Exklusivrechte.“ Erwidern. Frau Bärchen darauf wieder „mal Lisa bestechen tu“ und so ging es die ganze Zeit weiter.

In einem unbeobachteten Moment, die anderen waren zu sehr damit beschäftigt zu streiten wer denn nun als erstes die Informationen zu kortinis Sofa erhalten dürfe, schlichen sich kortini und die Landrichterin von dem Markt.

„Was war denn hier los? Ist dir so was schon öfter hier passiert?“ frage sie ihren Liebsten. „Nein, ich wollte doch nur einen kleinen Scherz machen. Wo du doch gerade gestern den Angriff von meinem Sofa überstanden hast.“ Bei dem Gedanken daran rieb sich die Landrichterin den Hintern. Ja das Sofa hatte sie angegriffen. Eine der alten Sprungfedern hatte sich durch den Bezug schmerzlich in ihren Hintern gebohrt.

„Wir sollten wirklich ein neues Sofa für dich kaufen. Aber dass es jetzt das Gesprächsthema auf dem Markt würde hätte ich nie gedacht.“ So gingen die Zwei mit ihren Einkäufen nach Hause. Als die dann am Abend bei einer Flasche Rotwein zusammen saßen mussten sie wieder über den seltsamen Marktbesuch lachen.

© Landrichterin


Wie eine Jungfrau zu Ihrem Kind gekommen ist



Teil 4 – Die Taufe



Nun sind bereits einige Tage vergangen seit wir so unverhofft Zuwachs bekommen haben. Wir – das sind im wesentlich der rote Kater Moritz (Junker von Eltz) und meine Person. Den Mirtl, seines Zeichens Knecht auf unserem bescheidenen bäuerlichen Anwesen, interessiert das Ganze nicht sonderlich. Das kleine Ding ist in diesen wenigen Tagen bereits um einiges gewachsen und verbringt seine Zeit vorwiegend mit Fressen und Schlafen, zwischendurch auch mit Erkundung der neuen Umgebung und so eine kleine Katze findet – wohl durch Spieltrieb und Neugier angetrieben - noch Interessantes in jeder Ritze und unter sämtlichen Schränken. Spielen will sie, läuft hinter jedem Bändchen und Strick hinterher, außerdem hinter mir, ständig in Erwartung, daß der Futternapf neu gefüllt würde.

Die Zeit des Fauchens ist nun vorüber und beide Katzen haben wohl eingesehen, daß sowohl genug Platz als auch Futter für alle vorhanden ist. Nun wird sie uns wohl bleiben, die Kleine, und im Übrigen ist auch der Mäusebestand in unseren Scheunen ausreichend, so daß leicht Arbeit für zwei Katzen vorhanden ist. Der fleißigste Mäusefänger ist der Junker Moritz sowieso nicht. Mäuse interessieren ihn wohl nur zur Kurzweil, ein kleines sportliches Spiel für zwischendurch, mehr nicht.

Nur ein passender Name mußte noch gefunden werden. Einer mit dem Anfangsbuchstaben M sollte es sein, ein passender für die schwarz-weiße mit ihren Kuhflecken – ich kanns nicht genau erklären, irgendwie kam mir der Name Milka in den Sinn und so wird sie nun gerufen. Wohl in der Erwartung, daß ein frisches Schüsselchen mit Rahm bereitstehn könnte, kommt sie dann auch um die Ecke geflitzt, wenn man sie mit ihrem neuen Namen ruft.

Und der Moritz hat sich zwischenzeitlich in sein neues Schicksal ergeben, welches nun so aussieht, daß jedesmal wenn er unser Haus aufsucht, ein Überfall auf ihn stattfindet. Da wird ihm aufgelauert, er wird angesprungen – teils von seitwärts schräg, teils von hinten, da wird vor seiner Nase rumgehüft und gesprungen was das Zeug hält. Aber was ein echter Junker von Eltz ist, reagiert halt auch entsprechend auf derlei niedrige Anfechtungen, er betrachtet das muntere Treiben mit leicht indigniertem Blick, schüttelt sich und schreitet gemessenen Schrittes seiner Wege. Wo käme man denn da auch hin, auf Angriffe des gemeinen Volks auch noch reagieren zu müssen? Interesse - ja, man möchte doch wissen, mit wem man da nun gezwungenermaßen in einem Hause leben muß! Akzeptanz - ja in Maßen, man will ja nicht so sein und sich seinen Adelstitel dermaßen raushängen lassen. In seiner ihm eigenen Großmut läßt er sich sogar dazu herab, der neuen Mitbewohnerin beizubringen was Sauberkeit heißt. Steht nämlich das Fräulein Milka beim eifrigen Schlecken ihrer Milch ausnahmsweise mal still, putzt er ihr übers Fell und zeigt somit wohl, worauf hier Wert gelegt wird.

So wurde auch die Taufe vorgenommen – beim Eingießen der Katzensahne in die Schüsselchen (es gibt nunmehr für jeden Bewohner ein eigenes) konnte das junge Fräulein Milka es mal wieder nicht erwarten und hatte bereits den Kopf in die Schüssel gesteckt, während ich noch die Sahne aus dem Krug goß und bekam daher einige Tropfen auf ihr Haupt. Auf meinen Ausruf “Milka kannst Du's denn nicht erwarten”, reagierte der Junker von Eltz nur mit einem Abschlecken eben dieses Hauptes; das Malheur war beseitigt und die Angelegenheit wurde gleich als schlichte Taufzeremonie angenommen. Künftig wird das Findelkind also den Namen Milka führen.

...

Minka von der Bordsteinkante


<<< zurück Tagblattarchiv weiter >>>