Ausgabe 66 | Seite 4 17. August 2008 AD
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Eine kleine Waffenkunde III

4. Das Rittertum

Nach dem kurzen Überblick über die Entwicklung der Waffen von der Frühzeit bis zur Antike kommen wir nun zu den Entwicklungen vom frühen bis zum späten Mittelalter. Hier betrachten wir eingehender die verschiedenen Waffentypen, wobei darunter sowohl Verteidigungs- als auch Angriffswaffen zu sehen sind. Ausführungen über Turniere und den Wandel der Kriegstaktiken einhergehend mit der Einführung der Feuerwaffen runden unsere kleine Waffenkunde ab.




4.1 Defensivwaffen des Rittertums – Helm und Rüstung (1)

Schon in der Antike wurde die Reiterei als bewegliche und oft schlachtentscheidende Waffengattung erkannt. Auch im Zuge der Völkerwanderung und der folgenden Hunneneinfälle zeigte sich die Überlegenheit der mit Schnelligkeit vorgetragenen Attacken. Allerdings konnte die Geschwindigkeit des Angriffs durch massive Panzerung gestoppt werden – so geschehen auf dem auf dem Lechfeld um 955 n.Chr.
Im Mittelalter waren die berittenen Heere – die Ritter – das non plus ultra der modernen Kampftechnik und die besten Kunden der Waffenschmiede, das gemeine Fußvolk spielte eine eher unbedeutende Rolle.

Um die Jahrtausendwende sah sie Rüstung eines Ritters in etwa wie folgt aus: Er trug das Haubert, ein enganliegendes Gewand aus Leder oder grobem Tuch, auf das dicht an dicht eiserne Ringe, Ketten oder Schuppen aufgenäht waren. Darüber trug er ein oft reich verziertes Waffenhemd aus Leinen, das einerseits vor der Sonne schützte und andererseits durch das aufgenähte Wappen der Erkennung diente. Den Kopf schützte er mit einem konischen oder kugelförmigen Helm, zum Teil mit Nasenbügel. Darüber zog er die Brünne, ein kapuzenartiges Panzergeflecht, das die Verbindung zwischen Helm und Haubert herstellte und den Nacken schützte. Hinzu kam noch ein Schild, oben meist abgerundet und unten spitz zulaufend. Schräg angesetzte Schwerthiebe konnten so gut zur Seite oder nach unten abgeleitet werden.


Abb.: Einfache Sturmhaube, aus zwei Platten geschmiedet und zusammengeschweißt






Als Waffen trugen die Ritter breite Hiebschwerter, Streitkolben, Äxte und Lanzen. Als Schusswaffen, in Europa aber eigentlich nur von Fußsoldaten eingesetzt, waren Pfeilbogen und Schleudern im Einsatz. Durch die Abbildungen auf dem berühmten Teppich von Bayeux, der die Eroberung Englands durch die Normannen 1066 sehr detailreich beschreibt, gewinnt man einen sehr guten Eindruck von den damals üblichen Waffen, Ausrüstungen und deren Aussehen.


Abb.: Teppich von Bayeux (Detail) - Sehr schön zu erkennen sind Kettenhemden, verschiedene Schildformen sowie Lanze, Speer, Schwert, Axt und Pfeilbogen als Waffen

Allerdings bot das Haubert auf die Dauer gesehen aber keinen ausreichenden Schutz mehr. Lanzen und Dolche konnten ihn leicht durchbohren und er schränkte die Bewegungsfreiheit stark ein. Etwa im 12. Jahrhundert wurde dann der sogenannte Kettenpanzer entwickelt, der aus ineinandergefügten Ringen bestand, eng am Körper anlag, ihn aber wegen seiner hohen Elastizität wenig behinderte. Darüber trug der Ritter den ledernen Leutner, der bis zu den Schenkeln reichte. Den Kettenpanzer konnte man nur mit sehr wuchtigen Schlägen durchdringen.

Abb.: Ein mittelalterliches Kettenhemd






Ende Teil III - Fortsetzung folgt

© Hinrik aus Nyenwoerden

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