Ausgabe 66 | Seite 2 17. August 2008 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

Wie eine Jungfrau zu Ihrem Kind gekommen ist



Teil 2 – Das neue Zuhause



Auf meinem bescheidenen Bauernhof angekommen erwartete mich bereits der Knecht, um das angekündigte Regenfass mit abzuladen und das Gespann zu versorgen. Der brave Mirtl guckte doch sehr erstaunt, als aus meiner Jacke ein leises Miauen ertönte. Ohne weitere Erklärung verschwand ich mit dem abgemagerten Kätzchen in der Küche und ließ den armen Mirtl mit einem Schulterzucken und der ganzen Arbeit stehen. In der Küche stürzte sich das arme Tier sofort auf die Schälchen, die meinen Kater Moritz, auch Junker von Eltz genannt, gehören. Dieser hat nämlich die Angewohnheit, zunächst um Nahrung zu betteln und dann – nach Verkostung einiger Häppchen – wieder seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Herumstreunen, nachzugehen. Während der Vertilgung sämtlicher Reste bot sich mir die Gelegenheit, das Tierchen näher zu betrachten.

Die Größe ist einfach zu beschreiben, denn sie paßt leicht in meine Handfläche. Das Gewicht, naja ein Pfund Butter ist schwerer. Das Alter – schwer zu schätzen, aber recht viel mehr als 5 Wochen können's nicht sein. Das Aussehen, schwarz-weiß ist sie, schwarz am Kopf bis zu den Augen, der Rest des Gesichts ist weiß, die Ohren schwarz, die Ohrspitzen weiß, schwarz der Rücken und das dünne Schwänzchen, vier weiße Pfötchen, der Rest aber ist gefleckt wie bei der Kuh, die ganz vorne in meinem Stall steht.

Noch in meine Betrachtungen versunken, bewahrheiteten sich just in diesem Moment meine Befürchtungen: majestätisch schreitet er herein, der Junker zu Eltz, hat wohl mitbekommen, daß ich von meinem Ausflug wieder zurückgekehrt bin und will mir wohl die Gunst seiner persönlichen Audienz gewähren. Ganz nebenbei schaut er in seine Schälchen und bemerkt wohl bereits am Geruch, daß sich da ein fremdes Tier an seinem Essgeschirr zu schaffen gemacht hat. Ein vorwurfsvoller Blick trifft erst mich und dann erblickt er das kleine Waisenkind. Was passiert wohl jetzt? Mit Erstaunen musste ich feststellen: kaum einige Minuten im Hause und schon wagt es das kesse Findelkind, den sensiblen Junker Moritz anzufauchen! Dieses Fauchen war zwar eigentlich recht lächerlich, doch für ein Zurückweichen des großen Katers schien es gereicht zu haben.

Nun mußte ich doch noch auf den Bauernmarkt, um fehlende Zutaten wie Zucker und Salz für unsere bescheidenen Mahlzeiten zu erwerben. Heute war ja letzter Markttag der Woche, am morgigen Sonntag wird es wohl kein Händler wagen, seine Waren feilzubieten. Dafür sorgt schon die hohe Geistlichkeit, damit ja alle Einwohner zur Kirche gehen und der Ablaßhandel im nahen Kloster kräftig blüht. Den Mirtl kann ich nicht schicken, der bringt immer das Falsche und kauft auch viel zu teuer ein. Eine Lösung des Katzenproblems mußte also her. Ich sperrte das erschöpfte Kätzchen kurzerhand in einen Korb mit Deckel (eine kleine Decke hatte ich natürlich vorher reingelegt) und machte mich flugs auf den Weg zu den nahegelegenen Verkaufsständen.

...

Minka von der Bordsteinkante


Elisabetha – Hofberichterstatterin

Dr. Med. Frühling

Liebe Dr. Med. Frühling,

Ich erbitte dringendst Euer Rat. Mein Gatte scheint kein Verlangen nach mir zu verspüren - er ließ die andere Bettseite gar 2 Wochen erkalten, ohne zu mir ins Gemach zu kommen. Was kann ich tun? Bin ich ihm nicht mehr genehm? Sucht er seine Freuden gar bei anderen Weibsbildern?

Wir haben der Blagen an der zahl 14, die durchzufüttern wir allerhand Gold und Mühe aufbringen müssen. Wir haben eine gutgehende Schreinerei, wo Tische und Stühle bester Qualität erworben werden können. Dort verbringt er seine Tage. Heuer haben wir einen Großauftrag hineinbekommen. 18 Stunden je Tag verlangt die Schreinerei meinem Manne zur Zeit ab.

Verlange ich gar zu viel vom meinem Göttergatten? Kinder wollte ich der zahl wohl noch 4 haben - ich hoffe auf eine weitere mehrlingsgeburt - derweil warens bereits 3 (Mehrlingsgeburten). Der Allmächtige hat uns mit Glück überhäuft. Bitte lasst mir Rat zukommen - ich weiss nicht mehr weiter.

Schreinermeistersfrau Kunigunde




Liebe Kunigunde,

habt Ihr einmal daran gedacht Euren Manne etwas Ruhe zu gönnen? Haben Eure Kinder denn überhaupt genügend Platz zum Schlafen und Zeit zum Spielen? Mir deucht es Ihr begehrt zuviel des Guten. Euer Manne hat scheinbar keinerlei Möglichkeit einmal auszuspannen. Ich würde ihm gar gern raten sich auf eine Weile einem Kloster anzuschließen, denn da könnte er sich einmal entspannen und zudem auch gleich etwas für seine aus dem Gleichgewicht geratene Seele tun. Euch selbst sollte einmal ein Minnesänger aufsuchen. Sollte mir in der nächsten Zeit einer auffallen, den es nicht stört ein verbrauchteres Frauenzimmer zu bezirzten, schicke ich ihn bei Euch gern vorbei. Bis dahin solltet Ihr Euch darum bemühen Euren Kindern genügend Kleidung zu Nähen und Stricken.

Gott zum Gruße
Dr. Med. Frühling

© Handelsgilde - Der Erfolg spricht für sich


Der Tanzbär

Heute gibt es ein grosses Stadtfest in St.Kortiniburg. Alle Bürger sind auf dem Marktplatz versammelt und geniessen das bunte Treiben.

Viele Marktstände sind aufgebaut. Es gibt viel zu essen und zu trinken. Und zu allem Überfluss scheint auch noch die Sonne vom Himmel, als freue sie sich über die vielen gutgelaunten Menschen.

Am Nachmittag zeigen ein paar Gaukler ihre besten Tricks und erfreuen damit nicht nur die Kinder. Für die kleinsten hat Bauer Schimmelpfennig ein paar Esel bereitgestellt. Für ein paar Silbergroschen dürfen die Kinder auf den Tieren reiten.

Abends spielen dann die beliebten St.Kortiniburg-Bläser auf. Die zünftige Blasmusik lässt jedes Herz erfreuen. Natürlich ist auch kortini zu dem Fest gekommen. Und er hatte es sich nicht nehmen lassen, die Landrichterin einzuladen, mit ihm einen schönen Abend auf dem Fest zu verbringen.

Die Landrichterin war schon am frühen Morgen angereist und hatte den ganzen Tag viel Spass. Als nun die Musik aufspiele, kann sie sich kaum noch halten und wippt mit dem Fuss.

Immer wieder blickt sie zu kortini hinüber, der ebenfalls der Musik lauscht.

Die Landrichterin fängt an, sich ein wenig im Takt der flotten Weisen zu wiegen. kortini steht da und lauscht der Musik.

Nun hakt sich die Landrichterin sogar bei ihrem Begleiter ein und versucht, sich mit ihm gemeinsam im Takt zu bewegen. kortini schaut die Landrichterin an und freut sich, dass ihr die Musik gefällt.

Nun hält die Lady es nicht mehr aus: „Wollen wir ein kleines Tänzchen wagen?“ fragt sie errötend.

kortini verschluckt sich an seinem Taubenschenkel, den er von einer Garküche geholt hat. „Ein...äh...aber...“ Die Landrichterin nimmt kortini das Essen aus der Hand und schenkt es dem Sohn des Scherenschleifers, der gerade vorbei läuft. Nun zieht sie den verdutzten kortini auf die Tanzfläche. Nun kann er natürlich nicht mehr nur dastehen und der Musik lauschen. Zahlreiche Augen sind auf ihn und seine Partnerin gerichtet.

Er nimmt als die Hand der Lady in seine und legt die andere an ihre Hüfte. Mit verkniffener Miene versucht kortini, sich im gleichen Takt zu bewegen, wie seine Tanzpartnerin. Alle umstehenden können sehen, dass der Tanz sehr harmonisch ist und von der Landrichterin sichtlich genossen wird. Dass kortini ein wenig ernst guckt, liegt bestimmt daran, dass er einen schweren Tag hatte.

Nachdem das Lied, ein verdammt langes Lied, vorbei ist, verlassen die beiden die Tanzfläche wieder und betreten sie auch an diesem Abend kein zweites mal.

Sie hatten einen wirklich schönen Abend. Und dass die Landrichterin plötzlich ein wenig humpelt, bemerkt kaum jemand.

© St.Kortiniburg / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich


Geborgen

Wie so oft in letzter Zeit fuhren die Kutschen von kortini und der Landrichterin zwischen St.Kortiniburg und Wilmundsheim vor der Hart hin und her. Zwar war der Weg lang und beschwerlich, aber keiner der Beiden wollte all zu lange die Gesellschaft des Anderen missen.

So freute sich die Landrichterin als kortini wieder vor ihrer Tür stand. Die Tauben waren längst nicht mehr so fett wie einst, denn sie mussten oft den weiten Weg zwischen den beiden Städten zurück legen. Und längst hatten sie schon kortinis Ankunft angekündigt.

Freudig eilte die Landrichterin nach draußen, als sie das Klappern der Hufe auf dem Weg draußen hörte. Man könnte meinen, dass es langsam nichts neues mehr zu berichten gab so oft wie sich die Beiden sahen, aber weit gefehlt. Kaum hatten sie sich begrüßt plauderten sie schon munter los.

„Heute bist du aber spät dran, kortini.“ „Ja, stimmt. Ich habe einen neuen Kutscher dabei und er hat erst einmal eine Runde durch die Ländereien rund um Wilmundsheim vor der Hart gedreht. Er wolle gar zu einer neuen Rund ansetzen als ich ihm hieß doch die Strasse zum Haus abzubiegen.“

Ein kleines Nachtmahl wurde gereicht und dann waren sie schon wieder ins Gespräch vertieft. Sie fanden erst den Weg in die Schlafgemächer als das Stundenglas drei Uhr in der Frühe anzeigte.

Am nächsten Tag dann bestiegen sie die Kutsche und fuhren an den Rand des Amtsbezirks der Landrichterin. „Komm lass uns einen Spaziergang machen.“ So gingen sie den Weg durch Wälder und Felder an den kleinen Ortschaften vorbei quer durch den nördlichen Spessart.

Hier und da hielten sie an um am Wegesrand ein paar Brombeeren zu pflücken, die bereits zuckersüß waren. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, die Grillen zirpten. Ein rund um schöner Tag. Aber als sie dann der Kutscher am verabredeten Treffpunkt abholte waren sie doch froh. Hatten sie doch einige Meilen zurückgelegt.

Zuhause angekommen machen sie es sich im Salon gemütlich. Eine Erfrischung wurde gereicht und schon waren sie wieder allein. Nun waren sie zu müde um viel zu reden. Die Landrichterin kuschelte sich an kortini, lächelte ihn an und nickte ein.

Wie sie dann die Augen wieder auf schlug schaute er ihr direkt in die Augen. Die ganze Zeit hatte er über sie gewacht. Ihr Herz setzte einen Schlag aus und schlug dann viel schneller. „In deiner Nähe fühle ich mich geborgen, kortini.“ flüsterte sie ihm zu . „Aber noch bevor er antworten konnte klopfte es an der Tür.

kortinis Kutscher stand darin. „Die Kutsche steht bereit.“ kortini verzog das Gesicht. „Ich bin gleich da.“ Dringende Geschäfte verlangen es, dass er wieder die Reise zurück nach St.Kortiniburg antrat. Schweren Herzens verabschiedeten sich die Zwei. Und als sie sich vor der Kutsche umarmten, was in der Öffentlichkeit sehr unschicklich war, sagte die Landrichterin ganz leise „In nur wenigen Tagen bin ich bei dir.“

Und sobald kortinis Kutsche nicht mehr zu sehen war eilte sie ins Haus um die Reisevorbereitungen zu treffen.

© Landrichterin


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