Noch völlig in Arbeit versunken ereilte mich eines Morgens die Nachricht über Aufruhr im Lande. Der Bote, ein einfacher Bursche, konnte leider nicht berichten was der Grund war. Als ich mich dann auf den Weg machte um mehr zu erfahren sag ich all die Menschen auf den Strassen. Kaum einer wusste was los war. Aber alle zogen sie los.
Einige unter ihnen nutzten die Gunst der Stunde für ihre Zwecke und hielten reißerische Reden über dies und jenes. Gespannt wurde gelauscht und wild diskutiert. Wer war an was Schuld. Jeder hatte da seine eigene Meinung. Und eigentlich bei allen war es so, dass sich ein jeder selbst der nächste war. Es dauerte Tage bis ich mich einige Meilen weit durch die Massen vorwärts gekämpft hatte. Wieder blockierte ein Auflauf der Massen den Weg.
Da hörte ich hinter mir jemanden sagen "Ja, ganz recht. Das Tagblatt wird wohl die nächsten Wochen nicht erscheinen." "Aber wie sollen wir dann an Informationen gelangen? Was haben wir verbrochen, dass wir auch noch dies erleiden müssen?" Entsetzt fragte ich den Redner woher er dies wisse, aber er wollte, na ja, wahrscheinlich kannte er mir darüber keine Auskunft geben.
So verdoppelte ich meine Bemühungen um zur Redaktion zu gelangen. Und dort wurde das Unfassbare bestätigt. Der Druckermeister hatte verkündet, dass er die Arbeit nicht mehr verrichten wolle und war seines Weges gezogen. Mit einem Kopfschütteln überlegte ich nur kurz. „Ich bin zwar kein Druckermeister, aber wenn Ihr mir die nötigsten Handgriffe zeigt will ich helfen so gut ich kann.“ Für mich konnte es keinen vernünftigen Grund geben, dass die Zeitung nicht mehr erscheinen sollte. Jetzt heißt es wohl Ärmel hoch krempeln und ran an die Arbeit.
Meinen Sekretär gab ich noch den Auftrag eine Anzeige zu verfassen.
"Gesucht ist ein Druckermeister. Gute Kenntnisse und Spaß an der Arbeit, auch in unruhigen Zeiten sind wünschenswert. Bei Interesse bitte eine Taube mit eurer Bewerbung ans Tagblatt.
Vielen Dank.
Eure Tagblatt Redaktion"
Nun ist zu hoffen, dass wir die Tage ohne entsprechende Unterstützung halbwegs überstehen und das Tagblatt trotz aller Unbill erscheinen kann. Über die Gründe und den Aufruhr werde ich mir wohl erst Gedanken machen können wenn wir wieder Unterstützung gefunden haben.
auch wenn ich diese Zeilen in Form einer Geschichte verfasst habe ist die Anzeige ernst gemeint. Wer Lust und Zeit hat und darüber hinaus über html - Kenntnisse verfügt ist herzlich dazu eingeladen Kontakt mit uns aufzunehmen. Was wir nicht gebrauchen können sind Eintagsfliegen. Eine Zeitung auf die Beine zu stellen passiert nicht mal so nebenher in ein paar Minuten. Aber ihr seid nicht alleine. Wenn Euch das nicht abschreckt, sondern herausfordert meldet Euch. Gerne auch direkt bei mir (Landrichterin) oder Sythen unserem Chefredakteur.
Eure Landrichterin
Gerlinde – Teil 1
Die Mär über Ziegen oder die Liebe macht blind
Es war einmal. Fangen solche Geschichten nicht immer so an? Aber hier passt es auch ganz gut. Also es war einmal eine Ziege. Diese war noch jung und stand beim Bauern Anton. Anton war sehr führsorglich. Er hegte und pflegte seine Tiere immer sehr gut. So auch diese Ziege. Nur die besten Rüben durften es sein. Und das Quellwasser wurde aus dem tiefsten Brunnen geschöpft, damit es auch rein genug war.
Alle waren glücklich und zufrieden. Die Schweine und die Ziegen im Stall himmelten unseren Bauern Anton geradezu an. Auch Anton war glücklich, denn er liebte seine Tiere und wenn es ihnen gut ging dann ging es ihm auch gut. Nur eine sollte aus der Reihe tanzen. Anfangs fiel es ihm nicht einmal auf. Wie gewohnt ging er durch dir Reihen und verteilte die guten Rüben. Er wollte den Stall schon verlassen da hörte er auf einmal ein lautes Meckern.
"Wer war das? Was ist denn los?" fragte er in die Runde als ob ihm die Tiere antworten könnten. Verwundert stellte er dann fest, dass diese ein kleine Gasse bildeten. Und wieder kam das laute Meckern. "Ihr wisst also wer hier so meckert? Dann will ich auch mal schauen."
Als er so durch die Reihen ging stand er dann vor einer kleinen Ziege. Sie sah ihn schon fast wütend an. Und wie auf Kommando meckerte sie ihn an. Keine Rüben, keine Leckereien halfen. Nur wenn er ihr durch das Fell strich war sie ganz ruhig. So kam es, dass er Ziege mit sich nahm. Sie folgte ihm auf Schritt und Tritt. Aber was er nicht wusste, war folgendes.
Die anderen Tiere im Stall waren doch leicht entsetzt als ihr Bauer Anton die Ziege mit sich nahm. Das junge Ding hatte eigentlich nur zuviel Phantasie und sich was eingebildet. Gerlinde, so der Name des kleinen Zieglein, war schwer in den Bauern verliebt seit er ihr mal beim Füttern auch noch das Fell gestreichelt hatte. Seither behauptete sie gegenüber den anderen Tieren er hätte sie in einem unbeobachteten Augenblick sogar einmal geküsst. Natürlich glaubte ihr keiner. Und wie sollte das gehen? Er war der Bauer und sie nur die Tiere. Nein. Das ging niemals.
Aber Gerlinde hatte es mit ihrer Meckerei immerhin geschafft, dass sie mit Anton gehen durfte. Aller Orten lief sie mit hoch erhobenen Kopf mal vor Anton mal hinter ihm durch die Gegend. Zufrieden und Glücklich sah sie aus. Nur mit einer Sache hatte sie nicht gerechnet.
Was war das wohl? Was war passiert?
Mehr in der nächsten Ausgabe …
Es begab sich an einem regnerischen Samstagnachmittag, als ich mit meinem Fuhrwerk zum Küfer fuhr, um ein neues Regenfass zu kaufen, weil Wasser ist ja bekanntlich teuer ist und Regen gibt’s für umsonst, man muss ihn nur einfangen.
Also ein nagelneues 300-Liter-Fass erworben, aufgeladen und ab nach Hause damit - so dachte ich mir das jedenfalls. Aber wie predigt der hochwürdige Herr Pfarrer immer so schön: „der Mensch denkt und Gott lenkt“. Jetzt weiß ich endlich, was er damit gemeint hat. Ich trieb also mein Gespann an, um schnellstmöglich zuhause mein neues Fass aufzustellen und beobachtete - nur aus dem Augenwinkel heraus -, wie zwei Rabenvögel am Wegesrand auf ein triefnasses Etwas zumarschierten. Vögel marschieren, die fliegen doch sonst? Weibliche Neugier siegte, ich zog sofort die Zügel an und lenkte mein Fuhrwerk zur Seite, um dort zum Stehen zu kommen. Die Zügel festzurren, mit gerafften Röcken vom Kutschbock eilen und den Hemmschuh unters Rad legen war fix erledigt. Durch meine Geschäftigkeit wohl verwirrt, waren die Vögel nun weg geflogen und ein kleines Kätzchen wollte just in diesem Moment ins nächste Gebüsch flüchten. Ich blieb also erst mal ruhig stehen und mit etwas List und Tücke und einiger Erfahrung in derlei Dingen gelang es mir, eine Handvoll nasse Katze einzufangen.
Leute, ihr müsst nicht denken, ich wäre da einsam auf weiter Flur gewesen, nein im Gegenteil, es war ja Samstagnachmittag und Bauern, Händler, Kaufleute und sogar Edelleute waren unterwegs, wohl um vor dem kommenden Sonntag noch dies und das zu erledigen. Verwundert haben wohl einige geschaut, auf mich und mein Fuhrwerk am Wegesrand. Es hat sogar ein Kaufmann mit seiner Kutsche angehalten, doch sein Interesse galt weder mir noch dem armen Ding, das zwischenzeitlich in meiner Armbeuge lag, er war wohl nur fremd in unserer Gegend und fragte mich nur nach dem Weg. Ich hab ihm sogleich das Kätzchen als Spielgefährten für seine Kinder angeboten, freundlich lehnte er ab mit den Worten: „dafür habe ich bereits einen Hund“.
So stand ich nun da, das zwischenzeitlich an meiner gewirkten Jacke trocken geriebene, jaulende Etwas immer noch im Arm, und ging damit langsam auf mein Fuhrwerk zu. Was soll ich jetzt mit einer Katze, hab doch schon einen Kater zuhause, meinen Moritz, Junker von Eltz, der wird vor Eifersucht platzen, wenn er nicht mehr der alleinige Herr in seinem Katzenreiche ist. Aber wieder aussetzen kam spätestens in dem Moment nicht mehr in Frage, als das Ding den Weg in meine Jacke gefunden hatte und dort wohlwollenden zu schnurren anfing.
Ich bestieg also wieder meinen Kutschbock und trieb das Gespann an, um endlich nach Hause zu fahren. Ich hatte ja noch weitere Einkäufe zu erledigen und die Zeit bis zur üblichen Schließung der Marktstände wurde bereits knapp.
...
Minka von der Bordsteinkante
Elisabetha – Hofberichterstatterin
Reichsritter entblößt Backen
Jetzt ist es 'raus. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn heraus hat er sie gestreckt, seine entblößten Heck-Speckschwarten. Unsere Hof-Berichterstatterin Elisabetha war Vorort, als Reichsritter Gottfried (genannt Götz) von Berlichingen zu Hornberg mit dieser geschmacklosen Geste einem Hauptmanne, der ihn garselbst festnehmen wollte, damit seinen Widerspruch kundtat mit den Worten:
„Mich ergeben? Auf Gnad und Ungnad? Mit wem redet Ihr? Bin ich ein Räuber? Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber - sag's ihm - er kann mich im Arsche lecken!“.
Elisabetha hat diese prekäre Situation für unsere Leserinnen und Leser Vorort in Öl festgehalten.
Diese Zügellosigkeit konnten die anwesenden Damen der Hofgemeinschaft „Höfische Kartenspielerinnen e.V.“ nicht auf sich sitzen lassen. Mit Reisigbesen, Kochlöffeln und Stopfnadeln bewaffnet rückten sie Götz von Berlichingen zu Leibe. Erst als dieser entsetzt ausrief: „Aber edle Damen. Dies ist doch nur ein Freilicht-Schauspiel in fünf Aufzügen von Johann Wolfgang von Goethe“, ließen die Damen ab vom lustigen Dreschen und Pieken. Dennoch ließen sie es sich nicht nehmen, mit dem Theaterleiter Johann Wolfgang ein ernstes Wörtchen zu reden. Auch bei diesem Gespräch sollen die Stopfnadeln gute Dienste geleistet haben.
Dass das unfeine Wort im Stück geändert wird in „... Er kann mich im Popöchen lecken.“, dagegen weigerte sich der berühmte Theaterleiter erfolgreich. Aber er willigte immerhin ein, dass bei künftigen Aufführungen anstatt echter Männer-Hinterbacken nur noch ein Schweineschinken zum Burgfenster herausgehalten wurde.
Wir meinen: Ein Hoch auf die couragierten Damen des „Höfischen Kartenspielerinnen e.V.“.