Ausgabe 64 | Seite 5 3. August 2008 AD
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Eine kleine Waffenkunde I

Dieser und alle folgenden Artikel sind eine Zusammenfassung des Büchleins „Waffen des Abendlandes“ von A.P. Zeller, dessen deutschsprachige Ausgabe im Wissen Verlag, Herrsching/Ammersee, erschien, zum Teil ergänzt aus anderen Quellen. Diese gekürzte Fassung legt keinen Wert auf Vollständigkeit, sondern soll unterhalten, informieren und vielleicht das Interesse zu tiefergehenden Studien wecken, aber keinen Historikerstreit auslösen ... Alle Bilder, bis auf die benannten, sind ebenfalls diesem Buch entnommen.




Prolog

Im Vergleich zu den meisten anderen Lebewesen dieser Welt ist der Mensch, rein körperlich betrachtet, von der Natur für den Kampf um sein Dasein doch recht stiefmütterlich ausgerüstet worden. Weder hat er die Zähne eines Löwen, die Schnelligkeit des Geparden, den Panzer der Schildkröte oder die Tarnung des Chamäleons, um sich gegen seine Feinde behaupten zu können oder um Nahrung zu erlegen. Was er allerdings im Überfluss, wiederum im Vergleich zu anderen Lebewesen, erhalten hat, ist sein Verstand. Dieser ermöglicht es ihm, von Anbeginn Waffen und Techniken für Angriff und Verteidigung zu entwickeln und so seine körperlichen Unzulänglichkeiten auszugleichen. Bevor wir in die gut 1000 Jahre währende mittelalterliche Welt der Waffentechnik einsteigen, möchte ich einen kurzen Abriss der bisherigen Entwicklung, beginnend in der Vor- und Frühgeschichte, bis in die Antike geben.




1. Vor- und Frühgeschichte, Steinzeit

Seit der Mensch Gegenstände aus Holz, Stein oder Knochen als nützliche Hilfsmittel erkannte, dienten sie sowohl als Werkzeug als auch als Waffe. Mit einer Steinaxt konnte man sowohl einen Baum fällen als auch seinem Nachbarn üble Kopfschmerzen bereiten. Mit spitzen Stöcken konnte man nach Wurzeln graben, sie aber auch gegen ein Tier schleudern. Mit der Zeit wurden die Waffen immer ausgefeilter, bis zu einem Grade, wo das Ausgangsmaterial keine weitere Vervollkommnung zuließ.


Abb.: Vorzeitliche Steinbeile verschiedener Ausführungen




2. Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit

Als die Menschheit verstand, Metalle zu schmelzen, gehörten steinerne Waffe allerdings noch lange nicht zum alten Eisen. Das erste verarbeitete Metall war das Kupfer – so um 5300 v.Chr. - viel zu weich für Waffen. Erst die Entdeckung, dass Kupfer zusammen mit Zinn die wesentlich härtere Bronze ergab, leistete auch der Waffenindustrie Vorschub, denn nun konnten effektive Waffen viel einfacher und schneller hergestellt werden als jene aus Stein. Außerdem begann man damit, Waffen auch nach ästhetischen Gesichtspunkten zu fertigen, womit diese nebenbei zum Statussymbol wurden.



Abb.: Bronzenes Lappenbeil

Während die ersten metallenen Waffen noch ihren Steinvorbildern nachempfunden waren, entstanden erst später Waffen, die sich aus den Vorzügen des Metalls ergaben. Schmiedete man Anfangs nur Dolche als relativ kurze Stoßwaffe, entstanden in Mykene um 1600 v.Chr. die ersten Schwerter, allerdings auch nur als Stoßwaffe mit schmaler Klinge. Doch schon kurz darauf gab es auch Schwerter mit breiten Klingen, die als Hiebwaffe geeignet waren.

Abb.: Bronzenes Lappenbeil mit rekonstruiertem Stiel

Eisen wurde als Metall auch schon sehr früh entdeckt, das älteste gefundene Eisenschwert datiert von 2500 v.Chr. Eisen war damals allerdings auch noch sehr weich, so dass ein Schwert nach dem ersten Hieb bereits verbog. So musste nach jedem Schlag das Schwert zunächst mit dem Fuß gerade gebogen werden, bevor man erneut zuschlagen konnte. Bis ins erste vorchristliche Jahrhundert hat sich hieran auch nichts geändert. Neben Dolch und Schwert gab es als Fernwaffen die Speere, die mit eisernen Spitzen, oft auch mit Widerhaken, versehen waren. Um sich gegen sie zu schützen, entstanden die ersten Schutzausrüstungen für den Körper. Dicke Leder- und Leinenpanzer, später mit Metallplatten bestückt, boten einen ersten Schutz. Als Kopfschutz entstanden die ersten Helme in konischer, halbrunder oder zylindrischer Form.

Abb.: Bronzene Speerspitze mit Tülle für die Holzstange





Ende Teil I - Fortsetzung folgt

© Hinrik aus Nyenwoerden

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