kortini wollte verreisen. Ein Händler, der letztens St.Kortiniburg besuchte, hatte erzählt, dass man nicht mehr in der eigenen Kutsche reisen müsse. Vielmehr fahren riesige Sammelkutschen quer durch die Lande, wo man einfach ein- und aussteigen könne, wo man wolle.
Diese bequeme Art des Reisens wollte kortini nun ausprobieren. Im Büro des Sammelkutschenunternehmens, welches direkt vor den Toren von St.Kortiniburg aufgemacht hatte, fragte kortini an, wann denn die nächste Kutsche fahren solle. Er wollte in St.Kortiniburg ein- und in Wilmundsheim vor der Hart wieder aussteigen.
Der Mitarbeiter im Büro schaute kortini an, schüttelte den Kopf und sagte: „Nein mein Herr, diese Strecke fahren wir nicht.“ kortini war enttäuscht „Ja... aber....ich dachte....“
Der Sammelkutschenmitarbeiter nahm 10 dicke Bücher und fing an zu blättern. „Wartet einen Augenblick!“
Kortini wartete geduldig, während der Mann in seinen Büchern blätterte. „So!“ sagte er schliesslich „Ihr fahrt am nächsten Donnerstag...“
„Donnerstag? Ich wollte am Montag, also morgen fahren.“ warf kortini ein.
Der Mann blickte kortini verärgert an und begann erneut: „Ihr fahrt am nächsten Donnerstag mit der Kutsche Nummer 17 zum Kaiserlichen Verwaltung.“ Kortini wollte etwas sagen, traute sich aber wegen des strengen Blicks des Mannes nicht. So fuhr dieser fort: Am Freitag Abend kommt Ihr dort an und fahrt direkt am Samstag Mittag mit der Kutsche Nummer 38 weiter bis zum Gildenhaus.“
Kortini war verwundert. Auf dem Weg zur Kaiserlichen Verwaltung fuhr er doch am Gildenhaus vorbei. Aber er sagte nichts.
„Vom Gildenhaus, wo Ihr am Sonntag Mittag ankommen werdet, fahrt Ihr weiter mit der Kutsche Nummer 15 in Richtung Wilmundsheim vor der Hart. Am Montag Abend steigt Ihr dann in Doggy Town aus und Eure Reise ist beendet.“
Jetzt fragte kortini doch nach: „Ich soll in Doggy Town aussteigen? Aber ich wollte doch nach Wilmundsheim vor der Hart.“
Der Mann blickte kortini an und erwiderte mürrisch: „ Da nehmt Ihr Euch einfach eine private Kutsche für das letzte Stück. Die kann man dort günstig mieten.“
kortini bedankte sich bei dem unfreundlichen Mann und verliess das Büro. Das Pergament, auf dem der Mann die ganzen Kutschennummern, Zeiten und Orte aufgeschrieben hatte, warf kortini in die Aller, nachdem er ein Schiffchen daraus gebastelt hatte.
kortini ging nach Hause und trug seinem Sekretär auf, für Montag morgen die Kutsche bereitstellen zu lassen. Pünktlich am Dienstag Mittag traf er dann in Wilmundsheim vor der Hart ein, wo er von der Landrichterin bereits zu einem dringenden Termin erwartet wurde.
Das Büro der Sammelkutschenfahrer hatte kortini nie wieder betreten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich so etwas tatsächlich durchsetzen könnte.
Sollte doch jemand tatsächlich schon einmal auf diese Art gereist sein, liest kortini die Berichte darüber gern im Tagblatt.
Schwere Entscheidungen standen in den letzten Tagen bei mir an. Ich musste intensiv nachdenken, denn sie bestimmen die Richtung meines Daseins und das möchte immerhin gut überlegt sein.
Es geht um die Gilden, die sich bilden, erweitern und ausbauen. Gewiss, zeitweise handele ich mit Gilden und schicke meine Waren, die bei mir als Überschuss im Lager liegen. Sie können ja, statt zu liegen, mir gutes Geld bringen. Wenngleich ich in meinen eigenen Verkaufsständen mehr erziehlen würde. Aber die musste ich mal wieder intensiv ausbauen. Noch dauert das alles an, die Ware wird produziert und liegt eben herum.
Doch zurück zu den Gilden. Einige fragten bei mir in letzter Zeit an, ob ich denn nicht Lust hätte, mich ihnen anzuschließen. Und so war ich gezwungen, das Für und Wider abzuwägen. Gar nicht leicht, denn Gilden bieten eine gute Reihe an Vorteilen. Vor allem ist man nicht allein mit seinen Problemen, wenn es mal knapp wird. Ich erinnere mich noch gut an meine Wasserkrise. Ich hatte meine Quellen nicht schnell genug ausgebaut und plötzlich hatte ich zu wenig Wasser für die Produktion und zu wenig Geld, um schnell genug die Quellen erweitern zu können. Ja selbst für die Zukäufe von Schenkeimern Wasser war das Geld zu knapp. Ich musste meine Waren verkaufen, dann die Rohstoffe, um weiter produzieren zu können. In einer Gilde wäre ich leichter aufgefangen worde, da bin ich mir sicher.
Aber ich hätte auch nicht so viel gelernt, selbstständig meine Wirtschaft zu leiten. Das möchte ich nicht missen, denn so bin ich für jeden Fehler den ich mache, gewappnet. Er bringt mich nicht aus der Ruhe. So konnte ich alles wieder aufbauen, als die Seuche meine Höfe leerte.
Andererseits könnte eine Gilde mich schneller zum Erfolg bringen. Das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Unabhängigkeit ist auch ein persönlicher Erfolg. Wobei ich nicht behaupten möchte, dass man in einer Gilde abhängig ist. Aber eben selbst geschafft aus eigener Kraft ist sehr viel wert.
Ich lehnte die Gilden-Angebote ab und freue mich über meine Entscheidung. So bleibe ich für mich, aber handeln werde ich auch weiter gern mit Gilden.
Eure Ellisa von Mayenfells
Der große Umzug
Eines Tages, nein gerade dieser Tage begab es sich, dass ich endlich ein schönes und angemessenes Haus in Wilmundsheim vor der Hart fand. Ich dar es ja kaum laut sagen, aber als Stadtoberhaupt dieses Ortes wohnte ich bisher noch außerhalb. Zwar nur einen Ort weiter, aber es war lange an der Zeit umzuziehen.
So waren nun alle am packen. Die Mägde und Knechte, Stallburschen und Gärtner, Zofen und Wächter. Alle packten mit an. Teller und Töpfe, Bücher und Akten, Pergamente und Schreibfedern, Kleider und Schuhe. Aber es wollte und wollte kein wollte kein Ende nehmen. Auch das Mobiliar wurde vorbereitet.
Als dann der Tag nahte und der Umzug stattfinden sollte waren alle ganz aufgeregt. Würden wir all die Sachen heil in die neue Heimat bringen können? Die Karren standen bereit und wurden gleich in der Früh beladen. Den ganzen Tag über war dann eine wahre Prozession nach Wilmundsheim vor der Hart zu beobachten.
Einige Bauern standen am Wegesrand und beobachteten das Schauspiel. Selten gab es wohl so etwas zu sehen. Wer war auch schon so verrückt und zog mit Sack und Pack von einem Ort in den Nächsten.
Am Ziel angekommen ging es dann gleich weiter. Alles wurde ausgepackt, gereinigt und an seinen Platz gestellt. Am Abend dann, mit taten die Füße weh, nein eigentlich alles um ehrlich zu sein. Ich saß also in meinem Sessel und legte die Füße hoch. Dann fiel mir mit Schrecken ein.
"Wo ist meine Kladde mit den Geschichten und Berichten?" Mein Diener schüttelte den Kopf. "Tut mir leid. Ich habe sie leider nicht gesehen." So begannen alle zu suchen. Nirgendwo war sie zu finden. Nach einigen Stunden gaben wir dann erschöpft auf und gingen zu Bett.
Am nächsten Morgen dann fuhr ich mit einigen Helfern nochmals zu meinem alten Haus. Einiges was entsorgt werden sollte war zurück geblieben. Als ich dann in meinem alten Arbeitszimmer ans Fenster trat um dieses zu öffnen machte mein Herz einen Sprung.
"Meine Kladde." rief ich erfreut. "Ich muss sie wohl auf dem Fensterbrett abgelegt haben." Ich drückte sie an mich und ließ sie auch nicht mehr los bevor ich sicher mit ihr im neuen Haus angekommen war.
"Was wäre das geworden?" fragte ich einige Tage später einen Freund "Ohne die Kladde wären viele meiner Aufzeichnungen verloren gegangen. Wie hätte ich da weitere Geschichten schreiben sollen?"
So lachten wir erleichtert und stießen mit einem kühlen Bier auf das neue Haus an.
Das kleine Rathaus von St.Kortiniburg war schon lange zu klein geworden. Teilweise sassen die Stadtdiener zu zweit an einem Schreibtisch. Im Stadtrat war nun der Beschluss gefasst worden, ein neues Rathaus zu bauen.
Schnell waren die Steine und das Holz besorgt und ein Architekt beauftragt. Die fertigen Baupläne für ein recht stattliches und repräsentatives Gebäude fanden rege Zustimmung und Begeisterung bei den Ratsherren. Nur kortini war ein wenig skeptisch Irgendetwas fehlte ihm noch.
kortini bat den Architekten in seine Amtsstube und erklärte ihm seine Absichten. Der Architekt staunte nicht schlecht. „Könntet Ihr das realisieren und was würde es kosten?“ fragte kortini. Der Architekt erbat sich ein wenig Zeit, da er einiges zeichnen, berechnen und kalkulieren musste.
Am nächsten Tag präsentierte der Architekt seine fertigen Pläne. Nun war kortini beeindruckt. Und der genannte Preis war lange nicht so hoch, wie er befürchtet hatte.
kortini überwand seinen üblichen Geiz und beschloss, das Vorhaben aus seiner Tasche zu bezahlen und der Stadt zum Geschenk zu machen.
Die Bürger der Stadt freuten sich über die Fortschritte auf der Rathausbaustelle. Nur was dort an der Giebelseite, direkt über dem Hauptportal entstand, wusste niemand. Hatte der Architekt einen Fehler im Bauplan?
Erst als das „Ding“ immer grösser wurde, ahnten die ersten, was dort gebaut wurde. „Das wird ein Türmchen.“ meinten einige.
Schliesslich, zur Einweihung des Rathauses, wusste natürlich die ganze Stadt, was dort am Rathaus gebaut worden war.
Ein stattlicher Turm ragte aus dem neuen Rathaus in den Himmel und überragte alle anderen Gebäude der Stadt. kortini lud alle Ratsherrn ein, den Turm mit ihm zu besteigen. Die Herren waren rundum begeistert. Auf einer Aussichtsplattform ganz oben konnte man über die gesamte Stadt blicken und sogar die Felder und Wälder ringsum betrachten. Einer der Ratsherren konnte sogar beobachten, dass seine Knechte faul im Gras sassen, statt die Felder zu bestellen.
Nun sollten natürlich auch alle Bürger der Stadt diesen Blick geniessen dürfen. Es bildete sich sofort eine lange Schlange und jeder wartete geduldig, bis er an der Reihe war und den Turm besteigen durfte.
Wegen des grossen Andrangs wurde beschlossen, dass der Turm jedes Jahr im Sommer einen ganzen Tag für jeden offen sein sollte.
So kam es, dass immer am letzten Wochenende im Juni ein grosses Fest, das Turmfest, rund um das Rathaus stattfand und die Bürger der Stadt neben dem vielen Spass mit den vielen Gauklern und Marktständen einen Blick über ihre Stadt schweifen lassen konnten, wie es sonst nur den Vögeln möglich war.