Ausgabe 61 | Seite 2 13. Juli 2008 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Das Gildentreffen

E s ergab sich zu einer kühlen Zeit im Juni (Es war wohl die Schafskälte), dass Frau Landrichterin aus Wilmundsheim vor der Hart und kortini aus St.Kortiniburg wichtige geschäftliche Dinge zu besprechen hatten. Da es sich um vertrauliche Gespräche handelte, reichte es nicht aus, die sonst üblichen Boten hin und her zu schicken. Die beiden mussten sich persönlich treffen.

Eine freundliche, den beiden bisher unbekannte Gilde stellte ihnen einen Tisch in einem abgeschiedenen Raum ihres Gildenhauses zur Verfügung. Die Gilde befasste sich schwerpunktmässig mit der Herstellung von Kölsch, einem Getränk, welches dem Bier doch sehr nahe kommt.



Neben dem Tisch bekamen die beiden Reisenden sogar ein stärkendes Mahl aufgetischt. Nachdem alle Geschäfte abgewickelt und die vertraulichen Angelegenheiten besprochen waren, blickten sich die beiden in den Räumlichkeiten ein wenig um. Auch in der Kölsch-Gilde schien es üblich zu sein, Medaillen zu verleihen. Anders als in der Handelsgilde, wo jeder seine Medaillen um den Hals trägt, werden sie dort aber in Schaukästen gesammelt präsentiert.



Die beiden verliessen den abgeschiedenen Raum und wollten sich von der netten Lady verabschieden, die ihnen das leckere Essen serviert hatte. Sie hatte es tatsächlich fertiggebracht, Himmel und Erde auf einen Teller zu bekommen. Die Lady befand sich im Versammlungssaal der Kölsch-Gilde, wo auch viele andere Gildenmitglieder versammelt waren. Diese unterhielten sich über eine eigenartige Geschichte, die sich weit weg in den Bergen zugetragen haben soll. Dort stritten sich wohl zwei Bergvölker um eine Lederkugel. Verstanden haben die Landrichterin und kortini das ganze aber nicht so richtig.

Die beiden gaben der netten Lady ein paar Taler als Dank für ihre Freundlichkeit und verliessen das Gildenhaus. Und da die Landrichterin mit einer grossen Sammelkutsche angereist war, die erst in zwei Tagen wieder zurück fuhr, bot kortini ihr an, in St.Kortiniburg zu nächtigen und sich sein schönes Städtchen ein wenig anzuschauen.

***Gründungsurkunde der Kölschgilde***

Text: © St.Kortiniburg / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich
Fotos: © Landrichterin



Zofe Adelgunde berichtet

Ganz schnell, habe keine Zeit!

Also diese Erbschaftssachen sind übel. Was sich da gestritten wird, wie sehr doch der Wille des Verstorbenen vor allem von denen gekannt wird, die schon jahrelang mit ihm nicht mehr gesprochen haben. Das ist wirklich überraschend.

Es gibt ja auch etwas zu erben. Naja, nichts für mich, denn wen interessiert schon die arme Adelgunde, die sich für ihre Herrin krumm buckeln muss. Niemand. Aber wenigstens bin ich nicht diese arme Kreatur, die in der Küche steht und diese ganzen gierigen Fratzen von Trauernden bekochen muss. Armes Mädchen, die weiß gar nicht, wo ihr der Kopf steht. Dabei ist sie die Einzige, die ehrlich weint. Nicht wegen der Zwiebeln, die sie schneidet und von denen immer wieder einige Schalen in den Taschentüchern der Trauernden verschwinden, um ja schön weinen zu können.

Gott wird sie dafür strafen!

Eure Adelgunde

Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins

Wo ist nur Adelgunde, wenn ich sie brauche? Habe ich dummerweise ihr doch einige Tage Urlaub gegeben, dass sie zur Beerdigung ihres Onkels fahren kann, und nun fehlt sie an allen Ecken und Enden.

Natürlich habe ich meine verarmte Verwandte beauftragt, solange Adelgundes Arbeiten zu übernehmen. Nichts schafft diese alte Vettel. Statt dessen redet sie mir ein, ich solle meinen Kleidungsstil mäßigen, mir einen Mann suchen und demütig das Haupt senken, wenn ich durch die Stadt gehe. Wie es einer Frau geziemt. Was für ein Unsinn!

Ich werde meinen Kopf nicht senken, kommt gar nicht in Frage. Und einen Mann suche ich mir auch nicht, solange der Kerl Gefahr für meine vollen Geldtruhen sein könnte. Soll es mir gehen wie all den anderen Frauen, die plötzlich niemand mehr in der Welt sind, wenn sie heiraten?

Ich habe diese entfernte Base von mir in ihre Schranken verwiesen. Sie darf auch nicht mehr weiter die Waisenkinder betreuen, das muss Adelgunde wieder übernehmen. Irgendwas muss ich mir einfallen lassen, dass alles wieder so wird wie früher. Dieses böse alte Weib aber schuftet derweil in der Küche, bis sie wieder weiß, wo ihr Platz in dieser Welt ist.

Eure Ellisa von Mayenfells


spass auff dem guthshoff

ritterfesth in altlandsberg

Taranis sey danck!
zeygte sich der keltische wettergott doch wahrlich von seyner freundtlichen seythe an diesem wochenendt. bey der abfahrt unserer magischen kutsche in berlin am freythage rauschete noch der regen herab undt jene wetterwahrsager hatten auch mehr regen als sonn prophezeyth.
doch versiegten die stroeme schon nach kurtzer fahrt undt kehreten an diesem abendt nur noch eynmal zuruecke, als unser zelth schon sicher stand undt Giefane und ich eyn gemuetlich mahl beym oertlichen griechen genossen. vorspeyss undt lecker nachtisch waren uns die scheu-verwirrten blicke der braven buerger ringsum, als zweyen gewandethe in ihre heyle welth eyndrangen.
zum festhplatz im althen gutshof heymgekehrt, stellten wir festh, dass schon vil freundt eyngetroffen waren. so gab es eyne gar froehliche knuddeley undt hertzerey. zu guther letzt klang der abendt froehlich an der met-taverne von Fuselfix aus. weyth nach mitternacht - Belenus hatte unther dem horizonthe schon die augen geoeffnet - krochen wir zwischen unsere felle.
bereyts nach dreyeynhalb stuendtleyn weckten mich schon wieder die voegeleyn undt das prusten der direckt hinther uns weydenden roesser. so nutzte ich den wachen moment, etwas von dem in der nacht genossenen meth "zum naechsten busche zu tragen" und zweyen zigaretten - gar seltsame, wohlschmeckende raeucherstaebchen, welche mir unser druide manchmal von seynen zeythreysen mitbringt - zu paffen. dann pfiff ich auff die muntheren voegel und kuschelthe mich noch eynmal in meyne schaffelle.
eyn herrlicher tag voller sonnenscheyn undt spass lag vor uns, als wir gegen die achte stundt auffstanden. Taranis hatte wohl in der nacht noch eynmal die wolcken rechte ausgepresst, so blieben fuer den tag nur noch eynzelne, willkommenen schatten bringende, wolcken ohne regen uebrig. nach eynem koestlichen morgenmahl mit polarbröd und rentierfleysch trafen schon die ersten besucher aus der sogenannten realen welth im lager eyn. "tupper-alarm!" - alles neuzeythliche (plastikflaschen, kuehlboxen usw.) verschwandt blitzschnell in den zelthen, soll es doch nicht das bildt trueben.
nach eynem besuch von Giefanes mutter nebst freundin undt zweyen hundten war der abendt interessanten gespraechen zwischen Caillean, der keltischen priesterin, undt Giefane gewidmet, welche ich sehr genoss. auch Aldarion, der ovate, ein freundt Cailleans, schaute spaeter noch an unserem zelthe vorbey undt so schloss sich unsere runde in geystigem gleychklang.
als dannum die mitternacht Bouchenhain undt Feuerspuk, verstaerckt durch freundt von den Freyen, dem Bullengraben undt den Freunden Mittelerdes ihre wahrlich wunderbare feuerschau zeygethen, hatten wir vier, gemuetlich vor unserem zelthe sitzend, die allerbesthen logenplaetze.
das heisse feuer machte durstig undt so zog es Giefane undt mich noch eynmal zur taverne - und wieder blinzelte Belenus schon leycht, als wir schliesslich unther unsere felle krochen.
der letzte tag fand dann seyne hoehepunckte in eynem interessanten gespraech auff dem marcktplatz, als wir vom mittagsmahl richtung guthshoff gingen undt eynen jungen druiden trafen, undt eyner gar lustigen "tavernen-schlaegerey", welche der Bullengraben vollfuehrete. gar koestlich Trinity als kampfesmuthige mutter, welche fuer ihre kinder in die bresche sprang undt die ritter des burgvogts mit der grossen brathpfanne in die flucht schlug!
vil zu schnell war auch dieses wochenendt vorbey. moegen uns die goetter gnaedig seyn, dass ich am 18. undt 21. juli wieder frey bekomm undt wir mit dem froehlichen ffolck von Cocolorus ins slawendorff von neustrelitz reysen koennen.

Mike "sceadu" McThunderwolf


Die Schweinestadt

Es war Sommer aber nicht sonderlich warm. Das kleine Städtchen Rübenburg lebte mehr schlecht als recht vom Rübenanbau. Die Bürger waren redliche, fleissige Leute. Grosse Reichtümer konnten sie jedoch nicht anhäufen.

Die Strassen des Städtchens waren immer schmutzig, weil die vielen Fuhrwerke mit Rüben durch den Ort fuhren. Die Bürger der Stadt beschlossen, dass sich etwas ändern muss.

In einer Versammlung im Rathaus, wo ausser der uralten Frau Schmitz alle Bürger versammelt waren, wurde folgender Beschluss gefasst:
Direkt vor den Toren der Stadt sollte eine grosse Weide geschaffen werden, auf der viele Ziegen stehen . Die Ziegen sollten dann mit den Rüben gemästet werden und Milch für die Kinder geben. Aus den Häuten der Tiere sollte Leder gewonnen werden, was der Stadt zu mehr Reichtum verhelfen sollte.

Der Plan wurde schnell in die Tat umgesetzt und die Bürger waren zufrieden. Das Städtchen war sauberer und ruhiger als früher, wo noch die Rübenkarren durch die Strassen rumpelten. Doch wenn der Wind ungünstig stand, rümpften die Bürger die Nasen. Den strengen Geruch der Ziegen hatten sie nicht bedacht. Und als dann die Gerber mit der Lederproduktion begannen, wurde es unerträglich. Der strenge Geruch der Ziegen wurde vermischt mit dem bestialischen Gestank der Gerbereien.

Erneut fand eine Versammlung statt. Nun sollte die Anzahl der Ziegen stark reduziert und statt dessen Schweine gemästet werden. Statt Leder wollten die Bewohner der Stadt sich nun der Produktion von Trockenfleisch zuwenden. Auch dieser Plan war schnell in die Tat umgesetzt.

Die Stadt blühte auf und die Bürger hatten immer Fleisch in ihren Töpfen, was früher höchstens an besonderen Feiertagen der Fall war. Die Kunde vom Angebot grosser Mengen hochwertigen Trockenfleisches sprach sich schnell im gesamten Kapi-Regnum-Reich herum. Täglich reisten viele Händler in das Städtchen, um das Fleisch zu kaufen.

Die Bürger der Stadt und auch die Stadt selbst profitierten sehr stark von der grossen Nachfrage. Die meisten Familien hatten mehr Vorräte in ihren Kammern, als sie zum Leben benötigten. Und so mancher füllte seine Geldbeutel mit klingender Münze.

Nur einen Haken hatte die ganze Sache. Wenn irgendwo der Name Rübenburg erwähnt wurde, reagierten die meisten Leute mit dem Ausspruch: „Ah, ja, die Schweinestadt!!“ Und die wenigsten meinten dies als Anerkennung, denn zu einem Luftkurort hatte auch die Schweinezucht den Ort nicht werden lassen.



© St.Kortiniburg / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich

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