So lange hatte ich auf diese Reise gewartet. Die Stunden bei meinem Freund waren die schönsten seit langem. Viele nette Gespräche und lange Spaziergänge sorgten dafür, dass die Stunden der Zweisamkeit viel zu schnell zu ende gingen.
Das Schloss in St.Kortiniburg war eins der herrlichsten weit und breit. Gelegen in einem kleinen Buchenhain rauschte ein kleiner Bach über den Grund. Zu den Wirtschaftsgebäuden zählte auch eine kleine Mühle. Die Mühlräder klapperten des Tags und zeugten von der Geschäftigkeit.
Die Bediensteten war stets darum besorgt, dass es uns an nichts mangelte und wir sorglos die kurze Zeit meines Besuches genießen konnten. So saßen wir an einem kleinen Teich und schauten den Enten zu wie sie mit ihren Jungen übe das Wasser glitten.
Tags drauf, die Sonne hatte sich hinter den Wolken versteckt, besuchten wir St.Kortiniburg. Ein buntes Treiben der Geschäftsleute und Handwerker verriet welch einen Wohlstand es hier geben musste. Mit einem Mal, wir standen gerade an der prachtvollen Kirche des Ortes, begann der Himmel seine Schleusen zu öffnen.
Wo Tags zuvor noch strahlender Sonnenschein war regnete es nun in strömen. Mit einem Blick gen oben liefen wir lachend über den Vorplatz durch die Pfützen, die sich bereits nach kurzer Zeit gebildet hatten. Völlig durchnässt, aber bester Stimmung, trafen wir einige Zeit später wieder im Schloss ein. Für die Zeit war der Regen zwar nicht ungewöhnlich, aber Sonnenschein hätte doch meine Reise versüßt.
Der Kutscher kam gerade herein und machte Meldung, dass er für die Abfahrt bereit sei. Traurig sah ich meinen Freund an. „Leider muss ich mich wieder auf den Weg machen. Dringende Geschäfte hindern mich daran länger hier zu verweilen.“
Er begleitete mich zur Kutsche hinaus. Und erst nachdem ich ihm das Versprechen abgenommen hatte, dass er zu mir nach Wilmundsheim vor der Hart reisen würde, bestieg ich das Gefährt.
Der Abschied fiel mir schwer. Sehr schwer. So rannen mir die Tränen über mein Gesicht und die Landschaft, Tags zuvor noch so wundervoll, zog unbeachtet an mir vorüber.
An der schönen Aller, direkt bevor diese in die Weser fliesst, liegt das kleine Städtchen Verden. Der Ort lebte viele Jahre vom Fischfang und erwirtschaftete damit ein beschauliches Vermögen. Sogar einen eigenen Dom konnten sich die Fischer bauen.
Da Verdens Fischer nur in den besten Booten und mit hochwertigen Netzen auf den Fluss hinausfuhren, fingen sie die besten Fische im ganzen Umland. Manchmal kamen sogar die Fischer aus den benachbarten Orten und kauften hier den Fisch für ihre Familien. Immer mehr Leute siedelten sich rund um den Dom an und bald wurde es mühsam, alle mit dem Fisch zu ernähren. Im Fluss gab es einfach nicht so viel zu fangen, dass es für alle reichte. Ein zweites Standbein musste her.
Eine glückliche Fügung ergab, dass die Stadt Rübenburg günstig eine grosse Ziegenherde zum Kauf anbot. Der Bürgermeister von Verden griff sofort zu und liess die Ziegen vor den Toren der Stadt weiden. Und die Gerber, die mit den Ziegen aus Rübenburg gekommen waren, bauten weit draussen vor der Stadt ihre Webereien auf, um Leder herzustellen. Die Erkenntnisse, die die Gerber mitgebracht hatten, liessen das Leder von Anfang an sehr gut werden. Und da direkt ein paar Gelehrte an der Universität an diesem Produkt zu forschen begannen, verbesserte sich die ohnehin gute Qualität rasch noch mehr.
Doch was sollten die Leute nun mit dem vielen Leder machen? Einige fleissige Handwerker begannen, testweise ein paar Schuhe herzustellen. Die Ergebnisse konnten anfangs nicht so recht überzeugen. Aber schnell erkannten die Neu-Schuster die Schwachstellen ihrer Produkte und stellten die ersten Schuhe für den Verkauf her. Anfangs noch recht zögerlich kauften die Bürger von Verden die Schuhe und waren mehr und mehr begeistert. Schnell gab es in jeder Gasse der Stadt ein Schuhgeschäft und es gab in der ganzen Stadt niemanden mehr, der nicht Schuhe aus Verden trug.
Doch was nun, wenn alle Bürger der Stadt bereits ein Paar Schuhe hatten. Wer sollte dann die nächsten Produktionen kaufen? Ein findiger Kaufmann, der schlaue Herr Thiel, kaufte sich einen fahrbaren Marktstand, lud diesen voll Schuhe und zog in die nahe Stadt Kirchlinteln. Dort stellte er sich auf den Marktplatz, um ein paar seiner Schuhe zu verkaufen. Schnell jedoch waren alle Schuhe verkauft und immer noch Leute vor dem Karren, die nach Schuhen fragten. Der Händler fuhr schnell zurück nach Verden und lud seinen Karren erneut voll. Nun schickte er aber Seinen Gehilfen mit dem Marktkarren zurück nach Kirchlinteln. Er selbst blieb in Verden, um ein paar wichtige Geschäfte zu erledigen.
Kaufmann Thiel kaufte ein paar weitere Marktwagen und schickte diese auf die Märkte der umliegenden Städte. Auch dort wurde die Schuhe erfreulicherweise sehr gut gekauft. Mit eigens angeschafften Fuhrwerken schaffte der klevere Händler nun die Waren zu seinen Marktwagen, so dass diese zu festen Einrichtungen auf den Marktplätzen von Rotenburg, Syke und anderen Städten wurden. Sogar im fernen Hamburg verkaufte Kaufmann Thiel inzwischen die Schuhe aus Verden.
Nicht nur der Kaufmann wurde immer reicher, nein auch Verden blühte auf. Vom Fischfang lebten in der Stadt gerade noch zwei Familien. Alle anderen waren in der Schuhproduktion tätig. Und im ganzen Kapi-Regnum-Reich war eines klar. Wer etwas auf sich hielt, trug Verden-Pumps.
Beim letzten Wettbewerb (Tücher) hat die Gilde des freien Handels eine grosse gemeinschaftliche Aktion gestartet.
Bereits am Anfang des Wettbewerbs wurde bei uns der Aufruf gestartet – wer möchte teilnehmen, wer kann als Zulieferer fungieren. Ruck zuck hatte sich eine große Gruppe unserer Mitglieder bereit gefunden, die aktiv
mitmachen wollten.
Dadurch ist ein vermutlich einmaliges Traumergebnis zustande kommen. 27 unserer Mitglieder konnten sich unter den 100. besten Teilnehmern qualifizieren.
Besonders freut uns, dass mit Schneestadt (eins unserer jüngsten Mitglieder) und mit Cattus (erst 1 Tag bei uns Mitglied) ihr kurz entschlossener Mut zur WB-Teilnahme mit guten Platzierungen belohnt wurde.
Wir möchten uns auf diesem Weg bei allen Mitwirkenden bedanken. Sei es bei den Produzenten, sei es bei den Koordinatoren und bei den Teilnehmern selbst.
Lady Ariane zu Eichenhayn
Anmerkung der Redaktion: Ein schönes Beispiel, was eine Gemeinschaft zusammen erreichen kann! Die Aufzählung aller Gewinner würde hier allerdings den Rahmen sprengen. Das Tagblatt gratuliert allen Gewinnern, besonders der Stadt Oberndorf am Lech zum 1. Platz.
Zweimal „De Dulle Griet“
Der Name „Dulle Griet“ ist niederländisch flämischen Ursprungs: dull bedeutet toll oder verrückt, Griet, Griete oder Griette (=Grete) ist die Kurzform von Margarethe. Diesen Namen tragen sowohl ein Gemälde als auch eine Kanone.
„De Dulle Griet“ heißt ein Gemälde von Pieter Brueghel dem Älteren, nachfolgend ein Ausschnitt.
Es ist um 1562 entstanden und ausgestellt im Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen. Das Bild zeigt eine Frau, die mit Harnisch bekleidet und Schwert bewaffnet durch ein Inferno stapft. Die infernalische Landschaft ist übersäht mit Monstern und Dämonen, überall Szenen von Gewalt und Chaos. Eier verschiedener Größen, Sinnbild der Fruchtbarkeit, liegen zerstört herum. Alles in allem erinnert es sehr an Hieronymus Bosch.
Die verrückte Grete, die dem Bild den Namen gab, ist eine hagere Frau, die in ihrer Schürze ihre vielleicht einzigen Habseeligkeiten trägt und zu retten versucht. Ihr Blick ist leicht irr, vielleicht aber auch nur angsterfüllt. Ob nun diese Hauptperson wirklich verrückt oder doch die scheinbar einzig Vernünftige in der sie umgebenden verrückten Welt ist, mag Thema anderer Kontroversen sein.
Am Vrijdagsmarkt in Gent steht nachfolgend abgebildete riesige Kanone.
Sie entstand in den 1500er Jahren und trägt ebenfalls den Namen „De Dulle Griet“. Das Rohr, mit dem Wappen Burgunds verziert, ist 5,25 Meter lang, soll zwischen 12 und 16 Tonnen wiegen und Steinkugeln zwischen 170 und 250 Kilogramm verschossen haben. Soll deswegen, weil nach verschiedenen Quellen das Gewicht schwankt und die Kanone entweder gar nicht oder bei der Belagerung der Burg Tannenberg bei Darmstadt zum Einsatz kam.