Guédelon - Wir bauen eine Burg (3)
Diese Woche werfen wir einen Blick auf die Maurer und ihre Arbeiten. Bei unserem
Besuch wurden gerade einige Mauerteile im ersten Stockwerk ausgebaut. Durch die Dicke des Mauerwerkes wächst
solch ein Mauerteil nur langsam. Auch die "Füllung" der Mauer braucht ihre Zeit.
Verwendet wird eine Mörtelmischung aus grobem Sand und Kalk. Die Mischung wird mit Wasser angerührt und auf die
Steine aufgebracht. Allerdings hat dieser Mörtel ein lange Trockenzeit, dadurch entsteht eine gewisse Elastizität
im Mauerwerk.
Wie wird erreicht, dass die Mauern gerade sind? Die senkrechte Lage wird, wie auch heute noch grösstenteils
üblich, mit einem Bleilot sichergestellt. Wo wir die waagerechte Lage mit der Wasserwaage prüfen, wird hier beim
Bau eine Art Pendel in einem Holzdreieck verwendet.
Besonders bewunderswert sind die Kuppeln der Turmgewölbe. Sehr aufwändig wurden hier mittels Holzverschalungen
Deckenkuppeln eingebaut. Auf diese Holzschalungen wurden die Kuppelsteine aufgebaut, bis die gewölbte Decke
fertig war. Nach dem Trocknen konnten dann die Verschalungen langsam entfernt werden. Diese Hilfvorrichtungen
können ebenfalls auf dem Gelände besichtigt werden.
Fast ebenso aufwändig ist die Konstruktion eines Fensters. Davon sind einige für den grossen Saal im ersten Stock
vorgesehen. Die entsprechenden Steine sind schon von den Steinmetzen erstellt worden und stehen zum weiteren
Einbau im Burghof bereit.
Ein Besuch auf der Baustelle zeigt, dass hier bei vielen Sachen wirklich liebevoll versucht wurde, die alte
Arbeitsweise und die alten Hilfsmittel zu verwenden. Natürlich gibt es keine Abstriche bei der Sicherheit. Hier
oben in doch einiger Höhe sind Fangnetze eingebaut, die es so früher sicher nicht gegeben haben. Auch ist
vernünftiges Schuhwerk Pflicht. Soweit geht die Liebe zum 13. Jahrhundert nun doch nicht, dass dafür die
Gesundheit der Mitarbeiter aufs Spiel gesetzt wird.
Weitere Berichte folgen in den kommenden Wochen
© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle
Ein Fenster
Hier eines der Fenster, die später für Licht im grossen Saal im ersten Stock sorgen werden. Aus feinstem Stein
recht aufwändig gestaltet, stellen sie später eine optische Zierde der Burg dar.
Mörtelherstellung
Der Kalk gehört zu den Materialien, die nicht vor Ort gewonnen oder erzeugt werden. Hier ist eine der Stellen, wo
die richtige Mischung für das Mauerwerk hergestellt wird.
Wasserwaage
Es muss nicht immer Hightech sein, um ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen. Hier ein Pendel, dass die
waagerechte Lage anzeigt. Zugegeben: Eine Wasserwaage ist einhändig auf einer Leiter in luftiger Höhe einfacher
zu bedienen. Aber wo bleibt da der Spass bei der Sache?
Ein Innenraum im Untergeschoss
Hier einmal ein Blick in den Küchen-, Funktions- und Gesindetrakt im Untergeschoss. Auch die Schubkarre ist ein
Nachbau aus lang vergangenen Zeiten.
Bilder aus Guédelon
Die Darstellung eines Gewölbebaus
Diese Zeichnungen stellen im wesentlichen den Verlauf beim Aufbau eines Gewölbes dar. Absolute Passgenauigkeit
der verwendeten Steine ist hier Pflicht. Das Ergebnis sind aber nachher wirklich toll aus.
Eines der Gewölbe im Turm
Leider sind solche Konstruktionen äussert schwer zu fotografieren. Aber die aufwändigen Arbeiten sind eigentlich
recht gut zu erkennen.
Blick in einen Turm
Sehr schön sind hier die Mauerarbeiten zu sehen. In der Mitte eine der Schiessscharten. Durch die Schrägen ist
ein relativ grosses Schussfeld gegeben.
Ein Blick auf die Baustelle
Stück um Stück wächst die Mauer allmählich nach oben. Um die mittelalterliche Atmosphäre zu betonen, tragen die
Maurer als Oberbekleidung nachgefertigte Hemden aus dem Mittelalter. Hosen und Schuhe sind aus der Neuzeit. Auch
wurde bei Regen etwas modernerer Wetterschutz angelegt. Man muss ja auch nicht übertreiben!
Die Baustelle
Und noch ein Blick auf einen der fleissigen Handwerker beim Mauern. Im Hintergrund ist ein "Mörteltrog" zu sehen.