Ausgabe 57 | Seite 3 15. Juni 2008 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

Die Königskinder (11)

Janines Reaktionen

Sie liefen stundenlang durch den Wald, über Felder, über Hügel und überquerten Flüsse. Die ganze Nacht über waren sie gewandert und der Tag brach langsam an. Das erleichterte die reise ungemein, schließlich konnten sie im hellen schein der Sonne besser sehen als im trüben Licht des Mondes.
„Janine, will ja nicht nerven, aber wohin willst du eigentlich?“, fragte Peter. Er hatte schon Blasen an den Füßen, sodass ihm jeder Schritt Qualen bereitete.
„Soweit es sein muss“, brummte sie verärgert. So reagierte sie schon den ganzen Tag über, bzw. die ganze Nacht – seitdem sie den alten Mann sterben sahen. Er war durch das Gewitter umgekommen, als ein Baum ihn erschlug.

Klaus plagte der Hunger. Er hatte zwar unterwegs einige Beeren gegessen, aber sonst nichts Anständiges zu Essen bekommen. Als sie mitten auf einer riesigen Wiese waren fragte er schließlich:
„Janine, eine frage: Hast du eigentlich auch mal vor etwas zu essen? Ich bin am verhungern!“ Da rastete Janine aus:
„Ich glaub das einfach nicht! Da seht ihr einen alten Mann sterben, und euch kommt nur in den Kopf, dass ihr Hunger habt oder Blasen an den Füßen bekommt. Von mir aus, könnt IHR ja hier bleiben, ich jedenfalls laufe weiter!“
„Hey, so war das doch auch nicht gemei-“
„Das ist mir so ziemlich scheiß egal! Entweder du hältst die Klappe, oder du kannst hier bleiben!“
„Jetzt reg dich doch mal ab…“
„Nein! Nein, ich rege mich nicht ab! Wie könnt ihr nur so unsensibel sein…“
Weder Klaus noch Peter hatte so etwas erwartet – weder diese Antwort noch die Reaktion die darauf folgte. Sie fing nämlich daraufhin fürchterlich an zu weinen und schluchzte:
„Ich will doch nur nicht, dass der Mann umsonst gestorben ist…“
„Janine, er ist nicht um sonst gestorben. Wir werden raus bekommen, was er vorhatte, doch bringt es nichts, einfach herum zu irren ohne irgendeinen Plan und vom Hunger geplagt.“, sagte Klaus und nahm die schluchzende Janine in den Arm.
„Ja, ja, vielleicht hast du recht, das bringt nichts…“, meinte sie schließlich und wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Na siehst du. Dann schlagen wir hier ein Lager auf und Essen erst einmal was, meinst du nicht?“, meinte Peter.
„Ja, ist gut.“

Wie die Geschichte weiter geht erfährt ihr in einer der folgenden Staffeln.


© Petri


Das Geläut

Einst wohnte ein junger Mann in einem kleinen Ort. Und wie jeder Ort, der etwas auf sich hielt, gab es hier auch eine Kirche. Er ging auch brav jeden Tag zur Messe. Nur war es so, dass ihn diese Kirche auch jeden Tag den Nerv raubte.

Der Pastor hatte vor einigen Wochen voller Stolz seiner Gemeinde verkündet, dass der Graf sich die Ehre gegeben hatte und für den Kirchturm eine neue Glocke gespendet hatte. Diese war nun fertig und vor wenigen Tagen auf den Turm gebracht worden.

Damit begann die Qual. Der Pastor konnte es nicht unterlassen, statt nur fünf Minuten eine ganze halbe Stunde zur Messe. Und die Glocke hatte solch einen durchdringenden Klang, dass diese durch sämtliche geschlossenen Türen und Fenster zu hören war.

Von unserem jungen Mann solltet ihr noch wissen, dass er der Schatzmeister des kleinen Ortes war. Und immer wenn er gerade in schwierige Berechnungen vertieft war, begann nun der Pastor an zu läuten. Es war ihm dann kaum noch möglich, einen klaren Gedanken zu fassen und konnte nur noch seine Bücher zuklappen und die Feder fallen lassen.

Aber auch zu später Stunde kannte der Pastor kein Erbarmen. Die Mitternachtsmesse wurde mit einer ebensolchen Inbrunst angekündigt, wie die restlichen des Tages auch. Und so kam es, dass des Nachts die ganzen Kinder nicht schlafen konnten. Die Mütter hatten ihre liebe Mühe, um sie wieder zu beruhigen und zum Schlafen zu bewegen.

Da sich mit der Zeit immer mehr Menschen darüber aufregten, was der Pastor dort in ihrem Ort so trieb, fasste sich der junge Mann ein Herz und erklärte sich dazu bereit, als Sprecher zu fungieren.

So trug er dem Pastor das Anliegen der Leute vor. „Euer Hochwürden. Würde es Euch nicht genügen, die Glocke nur zehn Minuten läuten zu lassen? Das wäre dann immerhin noch doppelt so lange, wie zuvor.“ Dieser schaute ihn erstaunt an. „Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich so lange läute.“ Und so einigten sie sich darauf, dass der Pastor es mit dem Geläut in Zukunft nicht mehr so übertrieb.

© Landrichterin

Das kleine Städtchen Oswald

Früh am Morgen, kortini saß gemütlich mit dem neusten Tagblatt in der Sonne, erreichte ein Bote St. Kortiniburg. Er brachte eine Einladung von seinem alten Freund hatl9000, ihn zu einer Feierlichkeit zu besuchen. „Warum nicht?“ dachte sich kortini und trug dem Boten Grüsse an hatl9000 auf und die Botschaft, dass er gern kommen wolle.

Schon seit Jahren hatte kortini seinen Freund nicht mehr getroffen. Auch im Gildenhaus hatte es sich nicht ergeben, dass sie sich über den Weg liefen. Aber kortini konnte sich noch gut an das kleine Städtchen Oswald erinnern. Es war ein kleiner Flecken mitten in den Bergen. In einem kleinen Tal hatte hatl9000 seinen Ort gegründet. Die Häuser schmiegten sich an die Hänge der Berge und die Leute waren friedlich und zufrieden. Auf den Bergwiesen rund um Oswald standen ein paar Schafe und die Bewohner handelten mit der Wolle und sicherten sich so ihr Leben.

kortini freute sich schon auf die Ruhe in den Bergen und ein paar friedliche Tage mit seinem alten Freund. Gern nahm er dafür die beschwerliche Reise auf sich.

Zwei Tage saß kortini nun schon in seiner Kutsche und war bereits ziemlich durchgeschüttelt. Die Gasthäuser, in denen er sein müdes Haupt zur Ruhe gebettet hatte, boten auch nicht ganz den Komfort, den er von zu Hause gewohnt war. Nun aber erkannte kortini die Berge wieder, hinter denen das Städtchen Oswald lag. Nur noch um die Bergkuppe dort vorn und er musste schon einen Einblick in das Tal nehmen können.

Die Kutsche bog um die besagte Bergkuppe und kortini glaubte nicht, was er dort sah. Wo war das Tal? Wo waren die Berge? Eine riesige Metropole erstreckte sich über die gesamte eingeebnete Landschaft. Sollte das tatsächlich das verschlafene kleine Örtchen Oswald sein?

kortini fragte einen vorbeilaufenden Bauern nach dem Weg zu seinem Freund hatl9000. „Der Herr Graf ist oben auf dem Schloss mit den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten beschäftigt“, erwiderte der Bauer. „... Herr Graf ...“, „ ... Schloss ...“ kortini war verwirrt.

Gerade als der Bauer weiterziehen wollte, rief kortini ihm noch nach „Was für Feierlichkeiten sind das denn?“ Der Bauer blickte sich nicht um, rief aber mit stolzer Stimme zurück: „Na, habt ihr es denn nicht gehört? Die Stadt Oswald ist jetzt mehr als 2 Milliarden Taler wert!!!“

Nun war kortini endgültig beeindruckt.

© St.Kortiniburg / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich


Zofe Adelgunde berichtet

Womit staubt man am Besten Edelsteine ab? Ich weiß es nicht so genau. Dauernd muss ich dieses Ding polieren, weil ständig meine Herrin hin geht und ihn in die Hände nimmt. Hinterher sind dann die Abdrücke ihrer Finger drauf. Angeblich nutzen diese Goldberylle ja nicht ab, wenn man sie poliert. Also womit am Besten? Weiches Leder vielleicht?

Was geht mich die Protzsucht meiner Herrin an. Ich habe anderes im Kopf. Vor einiger Zeit heiratete eine meiner Zofenfreundinnen. Sie kam wieder zum Treffpunkt und erzählte voller Freude, sie würde in guter Hoffnung sein. Hoffen wollen wir, dass alles gut geht. Dass die Zeit der Schwangerschaft gut verläuft und dass sie ihr Kindchen gut bekommen kann. Es kann so viel passieren. Sie kann es verlieren, weil eine Hexe sie angesehen hat. Und Hexen gibt es ja nun leider an jeder Ecke, man kennt sie nur nicht. Dann kann es bei der Geburt Schwierigkeiten geben. Was ist, wenn das Kind sich nicht dreht? Manche Frauen bekommen es trotzdem, aber viele schaffen es nicht. Sie sterben. Wenn das Kind da ist, dann sterben viele Frauen in den nächsten Tagen im Kindbett. Ich freue mich über jedes kleine Kinderwesen, das auf der Welt herum läuft. Aber ich mag nicht darüber nachdenken, wie viele von ihnen Waisen sind, bevor sie laufen können.

Eure Adelgunde




Ut nullus alium ad iram provocet.
Niemand soll den anderen zum Zorn reizen.

(Leitspruch der Templer)

Eingesandt durch My Kueche

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