Ausgabe 56 | Seite 3 8. Juni 2008 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

Guédelon - Wir bauen eine Burg (1)

Für uns Spieler in Kapi-Regnum gestaltet sich alles relativ einfach. Ein paar Mausklicks und etwas warten und ein neues Gebäude ist erstellt. Mal eben 200.000 Holzbretter oder 100.000 Steine? Klick, kein Problem. 50.000 Ballen Wolle? Klick, bitte sehr! 20.000 Sack Kräuter? 10.000 Schweine? Klick, Klick....

Unabhängig vom Wetter und von anderen Einflüssen: Solange die Hardware mitspielt, sind die gewünschten Waren am nächsten Tag im Lager. Ohne Muskelkater, ohne Abschürfungen, ohne völlig durchnässt worden zu sein.

Wie sieht es aber aus, wenn wirklich einmal nur 100 Steine herzustellen sind oder 100 Bretter? Und wenn gerade kein Baumarkt zur Verfügung steht, der nach einem kurzen Anruf alles anliefert, was das Herz begehrt? Wie sieht es aus, wenn sämtliche Steine erst aus einem Steinbruch abzubauen sind, in die gewünschte Form gebracht werden müssen? Halt, wir haben ja kein Werkzeug! Gut, beginnen wir mit dem Schmied, soll er uns halt mal eben einige Hämmer und Meissel herstellen. Oh: Es fehlt Eisen, es fehlt Holzkohle.

Warum zerlegen sich die selbsterstellten Hämmer ständig nach dem dritten Schlag? Wie bekomme ich den Stein aus der Wand im Steinbruch? Wie transportiere ich den Stein?

Alles Fragen, die am Anfang in Guédelon aufgetaucht sind. In Frankreich, in der Nähe von Auxerre, mitten im Wald in einem alten Steinbruch haben sich Ende des letzten Jahrtausend einige Enthusiasten zusammengefunden. Ziel: Wir bauen eine mittelalterliche Burg mit den damaligen Mitteln. Bauzeit 25 Jahre. Nach alten Vorlagen wurden die Baupläne erstellt, Experten versuchten sich an den alten Methoden der Stein- und Holzbearbeitung. Alte Maurertechniken wurden neu erlernt. Nach und nach lief das anfangs belächelte Projekt an. Immer mehr Fachleute stellten ihr Wissen zur Verfügung, es flossen Gelder aus öffentlichen Töpfen und interessierte Bürger können unter der Woche bei den Arbeiten zuschauen und sich die alten Methoden anschauen.

So sind auch wir Ende Mai auf einen Kurzurlaub ins schöne Frankreich gefahren, um uns den Burgbau einmal persönlich anzuschauen. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht, unsere kleine Reisegruppe war begeistert. Die Reiseeindrücke will ich euch in den folgenden Wochen schildern. Wer immer die Chance hat, dort vorbeizufahren: Macht es!

Weitere Berichte folgen in den kommenden Wochen

© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle




Die Baustelle 2008

Leider wirken Bilder der Baustelle im Kleinformat nicht. Hier gibt es das Bild noch einmal etwas grösser. (Achtung: 4,13 MB!!)

Zu sehen ist im Vordergrund einer der vorderen Ecktürme, links daneben einer der Seitentürme des Haupttores. Zur Zeit ist der Zugang über eine Brücke möglich, später wird daraus eine Zugbrücke. Hinten rechts ist wieder der Hauptturm, daneben das Hauptgebäude. Die Mauer am Hauptturm zeigt, wie dick einmal das schützende Mauerwerk sein wird.

Bilder aus Guédelon



Das Bild links zeigt den Hauptturm der Burg. Dieser Turm wird nach Vollendung einmal über 30m hoch sein und unter anderem die Räume des Burgherrn beinhalten.



Motte mit Palisade

Schwer befestigte Burgen wurden errichtet, um ein Gebiet vor Feinden aller Art beschützen zu können. Zur Eigensicherung wurde vor einem Bau, der ja immerhin einige Jahre in Anspruch nimmt, eine sogenannte Motte mit einer Palisadenbefestigung errichtet. Diese ist auch hier in Guédelon zu finden.






Rückseite der Burg

Rückansicht der Burg. Vorne ist wiederum der Hauptturm zu sehen. Daneben ein Hebekran, ein sogenanntes "Hamsterrad" Mit Beinarbeit werden hiermit Lasten nach oben gezogen. Hinten ist das kleine Ausfalltor zu sehen. Die Burg wird übrigens nach Vollendung einen Wassergraben haben.






Die Burg in 2025

Hier ist eine Zeichnung von der endgültigen Burg, die ich von einem Plakat abfotografiert hatte. Beeindruckend, nicht? Nach Fertigstellung soll eine Abtei und ein mittelalterliches Dorf in Angriff genommen werden.

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