Ausgabe 54 | Seite 2 25. Mai 2008 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Die treue Seele – Teil 1

Es war ein kühler Herbstabend, da ging ich in meinen Wäldern spazieren. Die Arbeit war für diesen Tag erledigt und ich wollte einfach noch ein wenig den Abend genießen. So ging ich einen kleinen Weg entlang. Ich war schon einige Zeit auf einem kleinen Pfad unterwegs, da hörte ich ein Geräusch. *knacks* Aber als ich mich umsah, war nichts zu sehen. „Es war sicher nur ein Eichhörnchen oder so“, dachte ich bei mir und setzte meinen Weg fort.

Keine zehn Schritte weiter hörte ich es wieder. *knacks* Und wieder schaute ich mich um. Nichts war zu sehen. „Hallo? Ist da wer?“ Keine Reaktion. Misstrauisch wandte ich mich wieder zum Gehen. Es dauerte auch nicht lange, da kam es wieder. *KNACKS* Es war so laut, dass ich erschrak. Aber diesmal sah ich etwas.

Hinter einer Buche war ein Tier versteckt. Vorsichtig trat ich näher. Ich konnte ja nicht wissen, ob es mich im nächsten Moment anfällt. Als ich um den Baum herum ging, machte ich große Augen. Es war ein Hund mit braunem Fell. Ganz zerzaust und abgemagert sah er aus und schaute mich mit ebenso großen Augen an, wie ich ihn.

Er zitterte am ganzen Leib. „Du musst keine Angst vor mir haben.“ sagte ich ganz ruhig, mehr zu mir als zu ihm. Langsam steckte ich meine Hand in meinen Umhang und zog ein Stück Wurst heraus, was ich noch von heute Mittag bei mir trug. Jetzt nahmen die Augen des Hundes einen gierigen Ausdruck an. Aber er wartete und machte keine Anstalten, es mir aus der Hand zu reißen. Ich streckte meine Hand aus und hielt ihm den Leckerbissen hin. „Nimm nur, es ist für dich.“

Wie mag wohl der Hund reagieren? Kann er dem Leckerbissen widerstehen? Mehr das nächste Mal …

© Landrichterin


Schande den Goblins

Nie war unser Reich so schwerer Schicksalsschläge unterlegen, als seit der Kunde, um die Entführung unserer Prinzessin. Das Volk leidet ebenso denn unser König darunter, muss es doch mit dem Nötigsten nun auskommen.
Der Zahl wohl Dutzende haben sich die hohen Edelleut verschworen, das immense Leibpfand aufzutreiben, doch um welchen Preis? – Ein jeder Viehzüchter ist so angesteckt vom Fieber um die kleinen Pferdchen mit Bart, dass er nichts anderes mehr herausbringt, aus seinen Ställen. Kein Ross, keine Sau, kein Federvieh, wie auch kein Stück Wild. In allen Stuben schreien die Kinder, denen nun keine Mich mehr gegeben werden kann. Und auch die Bauern haben sich versteift, jeden Ar unseres fruchtbaren Bodens nur noch zur Fütterung der kleinen Rübenfresser zu bestellen. Schlimmer noch, denn ob der minderen Güte, welche die Goblins verlangen, darf auch das Futter nicht zu hochwertig sein. So habe ich Bauern gesehen, die mit großen Mengen Rüben die Straßen hin und her fuhren, nur dass die vorher edlen Rüben durch den Transport zu Schaden kämen.
Noch gibt es Posten alter Waren in den Lagern, die helfen die ärgste Not zu lindern. Doch schon sehr bald wird auch der letzte Schlachter, Schneider und Fischer seine Arbeit ruhen lassen müssen.
Die Karawanen stehen still, weil keine Pferde mehr angeboten werden, um die schweren Karren durch die Lande zu ziehen; so sind denn auch schon Seide, Gewürze, Weihrauch und das Salz knapp geworden.
Das Fleisch, wie auch Getreide und Kräuter sind aus den Mahlzeiten verschwunden. Wie auch die Fische, weil ohne Flachs kein vernünftiges Netz mehr zu knüpfen ist.
Und was noch schlimmer ist: Das Bier und der Schnaps gehen den Wirtsleuten aus, weil in den Brauereien nur noch Wein hergestellt werden kann.
Ohne Wolle, Seide und Leder kann unser Volk zudem nicht mehr angemessen gekleidet werden und wir müssen uns um die nächste Kälte große Sorgen machen.
So sitzen wir daheim, bei warmem Obstkompott und Wein und hoffen, dass die üblen Gnome unsere liebreizende Prinzessin schnellstens wieder hergäben.

Aus Dongjing
Der Hauptstadt im Osten

Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins

Die Welt dreht sich weiter und wenn man fleißig ist, sich umschaut und an sein Fortkommen denkt, öffnet sich immer wieder ein neuer Absatzmarkt, auf dem man seine Geschäfte machen kann.

Es gibt eine neue Welt, das habt Ihr sicherlich schon gesehen. Natürlich habe ich mich gleich dort hinein gestürzt. Ich bin noch nicht so weit wie hier. Auch zählt nicht, dass ich in der ersten Welt schon Ratsherrin bin. In der zweiten Welt werde ich das aber auch sein. Dabei werde ich auch meinen Stolz bewahren und nicht in den Handel mit Goldmünzen einsteigen. Damit - das kann ich Euch versichern - wird man reich, schnell reich. Doch entgeht einem der Spaß zu sehen, wie langsam ein Wirtschaftsimperium entsteht. Ich gebe Euch aber Recht: Es ist Geschmackssache, welchen Weg man vorzieht.

Zur Ehren der zweiten Welt habe ich meine Juweliere angewiesen, einen besonderen Schmuck zu entwerfen. Leider werde ich den nicht in die neue Welt exportieren können. Aber ich kann ihn tragen, wenn ich mich dort zeige.

Überhaupt ist es schade, dass ich nichts aus meinem Erste-Welt-Lagern mitnehmen kann. Gerade habe ich Überschüsse am großen Markt feilbieten müssen, um sie endlich los zu werden. Die hätte ich gut gebrauchen können.

Ich sollte mir einen Schmuggler suchen, der mir ein Schiff mit Konterbande rüber bringt. Ob es so wagemutige Menschen gibt?

Eure Ellisa von Mayenfells


Aspera perpessu fiunt iocunda relatu."
"Was hart zu ertragen war, wird angenehm wenn man (später) davon erzählt."

(Catonis Monosticha)



Audiatur et altera pars!"
"Auch die Gegenpartei soll Gehör finden!"

(Seneca)

Eingesandt durch Mausburg

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