Ausgabe 53 | Seite 4 18. Mai 2008 AD
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Schlagzeilen im Mittelalter

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Nehmen wir einmal an, im Mittelalter wären alle Bürger schon des Lesens kundig gewesen und es hätte schon Boulevardzeitungen gegeben, die mit reißerischen Schlagzeilen ihre Auflage steigern wollen.

Heute einige Beiträge der GFZ, der Gilde der Farmer und Züchter. Besten Dank dafür!

Geisterfahrer auf dem Rhein

Gar peinlich musste es dem Grafen Frisius von Friesland sein, als er kürzlich weitab seiner Heimat auf dem Rhein in der Nähe von Cölln von Bütteln der Flusswacht gestoppt wurde.

Er soll nach Angaben der Flussbehörden mit viel zu hoher Geschwindigkeit seine Kogge auf der falschen Seite geführt haben und wäre somit einigen Fischern fast zum Verhängnis geworden. Der Graf gab an, auf einer Reise zum Gildentreffen der "Farmer und Züchter" auf Burg Cochem erwartet zu werden. Da er kürzlich diese neue Kogge geschenkt bekam, entschied er sich für die Flussreise,Eine gültige Fahrerlaubnis konnte Frisius nicht vorlegen, da er keine besäße und er als Adliger schließlich auch keine benötige.

Warum die Wachen ihn ziehen ließen wurde nicht überliefert, böse Gerüchte aber sagen das die Kogge nach diesem Zwischenfall längst nicht mehr so viel Bier mit sich führte wie zu Beginn der Reise.

© Friesland


Brotpreise sinken in den Keller

kleine Betriebe kurz vor dem Ruin


Vor einigen Wochen ging eine Großbäckerei in Sumftenberg in Betrieb. Sie ist in der Lage massenweise Brote zu produzieren, was einen sinkenden Brotpreis zu Folge hatte. Das Getreide wurde durch den enormen Verbrauch hingegen zur Mangelware. Umliegende Bäcker schlagen Alarm: „Durch den hohen Getreidepreis und den niedrigen Brotpreis ist unsere Gewinnspanne so gering, dass wir gerade so überleben können“, beklagt sich Herbert Muschketat. „Diesen Fürsten aus Sumftenberg sollte man lynchen“, fordert Gesiene Kurtzsch.

Den kleinen Mann freut es. Er kann sich nun mehr leisten und endlich satt essen. Außerdem gibt es die Brote in verschiedenen Geschmacksrichtungen zum Beispiel mit Rotkrautsaft verfeinert. Ein Guanobrot gab es auch. „Das war aber keine beabsichtigte Geschmackskomponente! Ein Freund hatte sich da einen Scherz erlaubt.“, verriet uns der Graf von Sumftenberg.

© Kleinopitz


Geisterfahrer, zum 2.

Frisius, Graf der Stadt Friesland, wurde gestern wieder einmal bei einer Geisterfahrt unweit den Stadttoren Amsterdam92s gesichtigt. Wie das Tagblatt meldete, war der Graf schon leicht angeheitert.

Der Stadtvorsteherin, Hamster92, ist es ein Wunder, dass keiner zu Schaden gekommen ist. "Ich wollte gerade eine Lieferung Trockenfleisch losschicken, als plötzlich ein Knecht ins Lager kam und mir erzählte, dass Frisius auf der Amsel unterwegs seie. Ich erklärte dem Knecht, dass das nichts besonders seie, doch er meinte, Frisius wäre auf der falschen Flussrichtung gefahren. Ich habe es mir dann noch einmal mit eigenen Augen angesehen, bevor ich mein Trockenfleisch losschickte."

Der Graf wurde von Amsterdam92s Hafenmeister persönlich zurück nach Friesland gefahren. "Dass der Herr Graf noch wusste, wo er ihn wollte verstehe ich ja noch, dass er aber auf der linken Spurseite fuhr ist mir ein Rätsel. Er wäre fast mit einigen Handelsschiffen für die Gilde der Farmer und Züchter zusammen gestoßen und das obwohl er doch Vize-Admin ist, glaube ich." Falls wieder so ein Fall über Graf Frisius´ Fahrkunste bekannt wird, erfährt es die Bevölkerung Regnums es im Tagblatt als erstes.

© Hamster92 aus Amsterdam92


Untier in Bambergensis gesichtet

Heute zur späten Nachmittagszeit wurde in Bambergensis ein gar grauenhaft anzusehendes Untier gesichtet.

Augenzeugenberichten zufolge hat es sich dabei um ein weißgefiedertes Wesen mit riesigen weit aufgerissenen Augen gehandelt. Aus seinem Maul soll unentwegt gelblicher Speichel getropft sein, der mit seltsamem weißen Schaum durchsetzt war. Der Gestank, den das Untier in der Stadt verbreitete, konnte nur als bestialisch bezeichnet werden. Es soll sogar beobachtet worden sein, wie im weiten Umkreis mehrere Tauben ohnmächtig vom Himmel fielen. Irgendwo im Stadtzentrum verlor sich dann auf einmal die Spur der Bestie. Wohin sie so plötzlich verschwunden ist, ist zur Zeit noch völlig unklar.

Hinter vorgehaltener Hand wird allerdings behauptet, dass es sich bei dem "Untier" um den Bürgermeister der Stadt gehandelt haben soll, der mal wieder seinen Bierrausch im Gänsestall ausgeschlafen hat. Eine Stellungnahme seitens der Bürgermeisterei zu dieser abtenteuerlichen Behauptung war bis jetzt leider noch nicht zu erhalten, da Bürgermeister Marcus anderweitig unabkömmlich sei.

© Nait City


Fortsetzung nächste Spalte




Fortsetzung Schlagzeilen im Mittelalter

Dunkle Gestalt verschwunden - Regnum atmet auf

Schon seit etlichen Tagen ward die ominöse dunkle Gestalt nirgens in Regnum mehr gesehen. Wohin ist sie wohl verschwunden? Dieser Frage ist das Tagblatt, auf den Grund gegangen.

Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass die dunkle Gestalt wohl zuletzt am Fluß Kleinsumftie, der zwischen Kleinopitz und Sumftenberg fließt, gesehen wurde.

Ein Knecht der Großbäckerei Sumftenberg, der wie jeden Tag gerade stromaufwärts dabei war, angebrannte Brotreste in den Fluß zu werfen und die Knethaken zu spülen, die zur Herstellung des weithin bekannten Guanobrotes benutzt werden, will gesehen haben, wie die dunkle Gestalt versucht hat, den oben genannten Fluß an einer Furt zu überqueren. Dabei soll das Pferd gebockt und die dunkle Gestalt abgeworfen haben. Ob sie wieder aufgetaucht ist, konnte der Knecht nicht sagen.

Die Befragung eines Knechts der Gänsebraterei Kleinopitz auf der anderen Seite des Flusses brachte diesbezüglich keine weiteren Erkenntnisse. Er sei, so sagt er, oberhalb der Furt damit beschäftigt gewesen, die Gänsemistkarren und die ranzigen Bratfettspieße im Fluss zu säubern und habe keine dunkle Gestalt bemerkt. Lediglich ein klatschnasser Mann mit einer rosa Kutte sei unterhalb der Furt aus dem Fluß gekrochen, habe sein bockendes Pferd eingefangen und sei wutschnaubend davongeritten.

In diesem Zusammenhang ist am Rande vielleicht noch erwähnenswert, dass in letzter Zeit in mehreren Städten eine hellpinke Gestalt aufgetaucht ist, die Zettel mit horrenden Forderungen in den Rathäusern abgegeben hat und wieder spurlos verschwunden ist.

© Nait City






Zofe Adelgunde berichtet

Habt ihr mich, edle Ritter, hochwohlgeborene Edelfrauen, jemals bei der Sünde der Falschheit erwischt? Habe ich euch jemals mit meinen Worten angelogen? Nein, denn ihr wisset, sowas würde ich niemals tun.

Doch die alte Vettel, diese hässliche Hexe, die mit mir zusammen arbeiten soll, bezichtigt mich ständig solcher Untaten. Lüge, Falschheit, Undank und Zanksucht. Das sind ihre Anschuldigungen. Seitdem ich wieder als Zofe arbeite und nicht ständig unter deren Fuchtel stehe, ist das alles noch viel schlimmer geworden.

Ich soll angeblich heimlich das Duftwasser meiner Herrin benutzt haben. Als wenn ich das nötig hätte, nehme ich doch die alten Rosenblätter, die von den abgeblühten Blüten herunter gefallen sind, lege sie in Wasser und betupfe damit meine Kleider. Nein, das kann nicht gehen, ich hätte mich an dem teuren Duft der Herrin vergriffen. So ein Unsinn! Aber dieses Weibsbild kannte kein Halten mehr und zeterte weiter. Ich kam gar nicht zu Wort. Aber wie will man sich rechtfertigen, wenn die Schuld schon längst feststeht? Da hat man keine Chance mehr als zu gehen. Das tat ich dann. Ich setzte mich in meine Ecke im Raum neben dem meiner Herrin und besserte deren Gewänder aus. Nun bin ich hier allein und höre dieses Geschimpfe nicht mehr. Ein Segen, diese Stille.

Eure Adelgunde






Wundersame Zeit

Es ist schon seltsam mit der Zeit. So wird doch behauptet, dass sie konstant sei. In feste Einheiten eingeteilt. Dass ich nicht lache. Die können mir viel erzählen. Ich behaupte ja, dass die Zeit etwas gummi-artiges ist. Ihr glaubt mir nicht? Na dann hört gut zu.

Es war gerade dieser Tage am Abend. Ich hatte viel zu tun und wollte doch einiges davon erledigen. Das Schreibpult quoll über. Die Post war zu erledigen. Auch ein Lehrmeister hatte sich angekündigt um mir neue Kniffe zu vermitteln. So hatte ich gerade erst mit dem Ganzen begonnen und schon kam mein Diener herein „Soll ich alles für die Nacht her richten?“. Erstaunt sah ich auf „Wie Nacht? Es ist doch erst früh am Abend.“ Aber ein Blick aus dem Fenster, wo der Mond schon seine Bahn gezogen hatte, bestätigte, dass es bereits sehr spät sein musste.

Doch ein andermal wiederum ereignete sich Folgendes. Ich hatte eine Einladung an einen lieben Freund ausgesprochen und er hatte sich zu einer bestimmten Zeit auch angekündigt. Nun saß ich da und wartete. Alles war bereit. Das Essen war gerichtet. Einige Werke zum Besprechen lagen bereit. Voller Ungeduld schaute ich aus dem Fenster, ob ich denn sein Antlitz sehen könnte. Aber die Zeit wollte einfach nicht vergehen und er war und war nicht zu sehen. So ging ich auf und ab. Der Diener schaute mich schon ganz seltsam an. Als dann endlich Meldung gemacht wurde, dass mein Freund eingetroffen sei begrüßte ich ihn so überschwänglich, dass er fast erschrak.

Wie wir dann an diesem Tag beisammen saßen und in Gespräche vertieft waren hatte es sich die Zeit schon wieder anders überlegt. Statt, wie vor seinem Eintreffen langsam zu verstreichen, raste sie nur so dahin. So musste er sich viel zu schnell wieder von mir verabschieden und seinen Weg nach Hause antreten.

Nun, da ich diese Zeilen schreibe geht es schon wieder los. Die Zeit hat sich wieder dazu entschlossen ihr Spiel mit mir zu spielen. In einigen Tagen möchte ich mich auf eine Reise begeben. Ich freue mich schon sehr darauf. Nur vergehen die Tage bis dort hin sehr langsam. So muss ich mich wieder einmal in Geduld üben und warten bis ich starten darf. Hach ja, die Zeit ist schon etwas Wundersames. Und sagt jetzt bloß nicht, dass euch nicht schon ebenso ergangen sei.

© Landrichterin



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