Die Königskinder (6)
Verfolgung
Ja, und nun? Sie standen am Ende des Waldes, an dem sie ein Dorf erwartet hatten, und sahen stattdessen eine grüne Wiese.
Peter legte die Stirn in Falten. Was sollten sie bloß tun? Doch sein Kopf war leer. Gänzlich leer – bis auf Hufgetrampel. Ja, er hatte Hufgetrampel im Kopf, was auch immer das zu bedeuten hatte.
Das Getrampel wurde lauter. Eine Stimme rief: „Da sind sie!“, und Peter wurde klar, dass dies sich nicht in seinen Gedanken abspielte! Nein, die Wachen waren ihnen auf der Spur.
„Los! In den Wald“, kreischte Janine.
Am Ende der Wiese konnten sie die Reiter bereits sehen, so verschwanden sie rasch im Schutze der Blätter, sprangen über Äste und Stöcke, rutschten auf modrigen Blättern und versteckten sich in einem kleinen Spalt zwischen den Felsen.
Die Armee musste nahe sein. Sie konnten die Pferde sogar schnauben hören, doch sehen, das konnten sie nicht.
„Hossa! Wo können diese Kinder nur sein? So können sie doch nicht sich in Lufte aufgelöst haben. Suchet das Gebiet ab!“, erklang die tiefe Stimme eines Soldaten, vermutlich des Feldherren.
Mach Pferd zog von dannen, ein ander kam herbei. Näher und näher.
Jeden Moment, würde das Pferd sie entdecken. Was sollten sie tun.
Klaus, der direkt vor dem Spalt stand, nahm vom Boden zwei Steine. Er wusste nicht wieso, doch allein aus Reflex, schlug er sie so kräftig auseinander, das Funken aufblitzten.
Der weitere Verlauf, und was die Funken nun nützen, seht ihr in einer der folgenden Ausgaben.
© Petri
|
Schlagzeilen im Mittelalter
Nehmen wir einmal an, im Mittelalter wären alle Bürger schon des Lesens kundig gewesen und es hätte schon Boulevardzeitungen gegeben, die mit reißerischen Schlagzeilen ihre Auflage steigern wollen.
Vielleicht hätten sie ja folgendermassen ausgesehen:
Grafentochter bekam Ausschlag am Mund - Vom Fröscheküssen!
Die etwas einfältige Tochter des Grafen von Bollfuss wurde nach dem Besuch einer bekannten Märchenerzählerin dabei gesehen, wie sie am Gemeindepfuhl sämtliche Frösche mit lauten schmatzenden Küssen beglückte. Der Erfolg: Kein einziger Prinz kam zum Vorschein, nur ein böser Ausschlag auf ihren Lippen.
Der Graf erbost: "Wenn ich diese Märchenerzählerin erwische! Meiner Tochter solche Flausen in den Kopf zu setzen!"
Neues Bankhaus ist schon pleite!"
Das vor kurzem in der Kleinstadt Veithausen eröffnete Bankhaus musste schon nach kurzer Zeit wieder seine Pforten schliessen. "Die braven Bürger hier verstehen einfach nichts von Bankangelegenheiten!", jammerte der Besitzer Josef von Knobelsberg.
"Jeden Tag kamen sie her und wir mussten ihnen ihr Geld zeigen, das sie bei uns eingezahlt haben. Sie wollten sichergehen, dass noch alles da ist. Und nachdem sie gehört haben, dass eine Bank Geld vermehren kann, bildeten sich grosse Menschentrauben um die Bank, die uns dabei zusehen wollten!"
Hellseher erheiterte Grafen!
Der angeblich mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattete Bernhard zu Degenfeld brachte den gesamten Hof des Grafen von Graufells zum Lachen.
Ein Augenzeuge:"Der Graf hatte Tränen in den Augen, als der "Hellseher" von unserer Zukunft erzählte! So sollen unsere Nachfahren angegeblich ihre Zeit damit verbringen auf Mäusen herumzudrücken und auf eine Glasscheibe zu starren auf der eine Sanduhr zu sehen sein soll! Was für ein herrlicher Unsinn!"
© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle
|
|
|
Wie ich den Sonntag "frei" bekam!
Hier ist ein Rezept versteckt!
Ich liege heute Morgen in meinem Bett und träume noch so vor mich hin, als ich von einem lauten Schrei, dicht gefolgt von dem Geräusch zerbrechenden Geschirrs aufgescheucht wurde.
Erschrocken kletterte ich hastig aus meiner Koje, schmiss mir dem Morgenmantel über und rannte in die Küche.
Was ich da vorfand, das glaubt mir keiner! Meine Herrin, im Schicken Sonntagszwirn, übergossen von der Brust bis zu den Füßen mit einer Art Teig. Auf dem Boden eine zerbrochene Schüssel. Den Gesichtsausdruck werde ich nicht wieder vergessen. Ein entsetzen zugleich mit der Scharm...
Ich sagte nichts. Ich half meiner Herrin sich zu reinigen und räumte die Kochstelle wieder auf. Die zerbrochene Schüssel legte ich vorsichtig in eine Holzkiste. Die kann ja der Töpfer Meister evtl. noch retten...
Als ich grade die Putzlappen zur Seite legte trat meine Herrin an meine Seite. "Liebste Magd bitte zeigt mir wie ich einen Pfannkuchen bereite."
"Aber ja doch" erwiderte ich und nahm eine Schüssel aus dem Regal.
"Als erstes brauchen wir 4 Eier,die wir in diese Schüssel (ein hohes Rührgefäß) schlagen und mit dem Schneebesen verquirlen.
1/2 Teelöffel Salz, 1 Esslöffel Zucker, 1 Teelöffel Backpulver und 350 ml Milch müssen wir gut unterrühren.
In diese Masse dann 300 g Mehl hineinsieben und gut untermischen, bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind.
Jetzt müssen wir eine Pfanne auf der Feuerstelle erhitzen, etwas Öl darin verteilen und ca. 1 Schöpfkelle Pfannkuchenteig, so passt es von der Menge mit dieser," ich zeigte ihr eine ganz normale Kelle, "in die Mitte der Pfanne geben.
Durch Schwenken (leichtes bewegen) der Pfanne den Teil gleichmäßig verteilen und bei mäßiger Hitze anbraten.
Wenn sich der Teig leicht vom Pfannenboden löst und er stellenweise gebräunt ist, die Oberfläche darf nicht mehr flüssig sein, den Pfannkuchen mit dem Pfannenwender umdrehen und auf der anderen Seite fertig backen."
Ich zeigte Ihr wie man dieses macht und übergab ihr die Schüssel mit den Worten:
"Davon können bis zu 4 Menschen satt werden, reicht Apfelmus dazu, das passt prima. Wie ich sehe habe ich dann ja heute frei. Bis Morgen!"
© MurmelTown
|
Hameln und das Märchen vom Rattenfänger
Im Rätsel der letzten Woche suchten wir natürlich nach der Stadt Hameln und im Interview wurde auf die Sage vom Rattenfänger angespielt. Demnach bekam die Stadt Hameln an der Weser ihre Ratten- und Mäuseplage nicht in den Griff, worauf hin ein plötzlich auftauchender, buntgekleideter Spielmann sie mit seinem Flötenspiel anlockte. Die Nager folgten ihm in die Weser und ertranken. Da aber die Stadtoberen dem Rattenfänger nicht den vereinbarten Lohn zahlten, kam dieser, diesmal als Jäger, verkleidet am 26. Juni 1284 nach Hameln zurück und „entführte“ mit seinem Spiel 130 Kinder, die daraufhin spurlos verschwanden.
Als historischen Hintergrund dieser Sage gibt es im wesentlichen drei Theorien, von denen aber nur eine der Wahrheit wohl am nächsten kommt. Die bekannteste ist die, dass die Kinder auf dem berühmten Kinderkreuzzug von 1212 teilnahmen, der aber gut 70 Jahre vorher stattfand, also mehr als zwei Generationen eher. Auch ein Bezug zur Pest, die Deutschland zur Hälfte entvölkerte, ist eher unwahrscheinlich, da die ersten Epidemien erst ab 1347 auftraten, also wieder zwei Generationen später.
Am wahrscheinlichsten ist folgender Hintergrund: Ende des 12. Jahrhunderts begann, vom niedersächsischen Reich Heinrich des Löwen ausgehend, die Kolonisation der slawischen Gebiete ostwärts der Elbe bis zum heutigen Berlin. Zur Besiedlung und Urbarmachung der weiten, fast menschenleeren Gebiete, wurden unzählige Menschen benötigt. Diese Kolonisten wurden überall im Reich von Werbern überzeugt, überredet, mit Geld und rosigen Aussichten gelockt. Denkbar ist also, dass junge Hamelner, die z.B. keine Zukunft in der Stadt hatten, den Versprechen der Werber leicht zugänglich waren und die Heimat verließen. Ein überzeugendes Argument ist auch die Tatsache, dass es in Brandenburg mehrere Ortsnamen gibt, die Orten in der Umgebung Hamelns ähneln. Wenn man davon ausgeht, dass die „Auswanderer“ ihre neu gegründeten Dörfer oft nach ihren Heimatorten nannten, wie es bei der Besiedlung Nordamerikas ja auch war (New Orleans und Niew Amsterdam, heute New York), scheint diese Theorie die wahrscheinlichste als mutmaßlicher Hintergrund für die Sage vom Rattenfänger zu Hameln zu sein.
© Hinrik
|
|