Ausgabe 50 | Seite 3 4. Mai 2008 AD
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Schlagzeilen im Mittelalter

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Nehmen wir einmal an, im Mittelalter wären alle Bürger schon des Lesens kundig gewesen und es hätte schon Boulevardzeitungen gegeben, die mit reißerischen Schlagzeilen ihre Auflage steigern wollen.

Werfen wir erneut einen Blick auf die Schlagzeilen der Stadt Zockingen

Ehemann verklagt Alchemistenzunft

Ein Mann in der Stadt St.Kortiniburg hat die Alchemistenzunft der "Hexerei" bezichtigt und Schadensersatz in Höhe von "ettlichen hundert Goldmünzen" verlangt.

Der ältere Schreiner habe bei der Alchemistenzunft letztes Jahr einen Trank erworben, um "die Liebeskraft zu stärken und meyn Frau glücklich zu machen". Doch "das Teufelszeug war verhext" - denn kürzlich, gut neun Monate später, brachte die Schreinersfrau Fünflinge zur Welt.

"Ich verlange Schadensersatz" so der Schreiner wutentbrannt. Dazu der Magister der Alchemistenzunft:"Wer gleich die ganze Flasch` unseres Liebestrankes an einem Abend leeret, soll sich neun Monate später net über Nachwuchs wundern".

Hund verjagt Hunnenhorde

Der Brandschatzung nur knapp entgangen ist ein Dorf bei Doggy Town. Die Hunnen fielen am frühen Abend in das Dorf ein und trieben die wehrlose Bevölkerung zusammen.

"Plötzlich schoss ein weißer Geist über den Marktplatz und jaulte gar fürchterlich" - da ergriffen die Hunnen Hals über Kopf die Flucht.

"Die Hunnen rannten wie um ihr Leben. Die kommen gewiss nicht wieder" lacht der Schankwirt, als er sich erinnert.

Spike, der Hund des Bürgermeisters, hatte sich in einem Bettlaken verfangen und war - in Panik - gerade zur rechten Zeit über den Marktplatz gerannt. "Das gute Tier hat uns gerettet. Er ist so klug und tapfer, unser Spike!" so der Bürgermeister.

Wasserflucht bald Wallfahrtsort?

Ein alter Mann wirft seine Krücke fort, "Ich kann wieder sehen" ruft ein junges Mädchen. Grund für die Aufregung: Der Brunnen von Wasserflucht war Schauplatz eines Wunders. Der Sohn des Schmieds war des Abends in den Brunnen gefallen und erst am nächsten morgen fand ihn eine Magd beim Wasserholen - gänzlich unversehrt.

"Er hat keinen Kratzer abbekommen - ein Wunder vor dem Herrn" so eine Bäuerin.

Seit dem gilt das Wasser des Brunnens als heilkräftig und von weit her kommt krankes und gebrechliches Volk angereist, um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen.

"Alles Einbildung" so der Schmied selbst "Da ist nichts heiliges dran. Möcht nicht wissen, womit mein Bursche das Wasser 'verfeinert' hat, als er die ganze Nacht im Brunnen gehockt hat."

© Zockingen - Mitlgied der Handelsgilde





Sport und Spiel im Mittelalter - Tauziehen

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Was heute ein beliebter Spass bei Veranstaltungen aller Art ist und sogar einige Zeit olympisch war, blickt ebenfalls auf eine stolze Tradition zurück.

Bei vielen früheren Völkern symbolisierte das Kräftemessen zweier Gruppen den Kampf zwischen Gut und Böse.

In der Antike war es in Griechenland, dem alten Ägypten und anderen Staaten ein sportlicher Wettstreit, der oft als Vorbereitung auf andere Sportarten genutzt wurde.

Auch die alten germanischen und skandinavischen Heldensagen beschreiben diesen Wettkampf, in Westeuropa ist das Tau- oder Seilziehen ab etwa der ersten Jahrtausendwende nachweisbar.

Eigentlich ein harmloses Vergnügen, bei dem schon jeder einmal mitgemacht haben dürfte. Sehr beliebt sind auch "erschwerte" Bedingungen, wenn etwa in der Mitte eine matschige Pfütze oder ein kleiner Bach lauert, so dass die Verlierer zur Freude der Gewinner hineingezogen werden können.

Leider kommt es beim Tauziehen gelegentlich zu Verletzungen durch das Seil oder durch Stürze. Durch unglückliche Umstände ist es sogar bei dieser eigentlich harmlosen und fairen Sportart zu Todesfällen gekommen. Auf ein geeignetes Seil, das den gemeinsamen Kräften der Teilnehmer gewachsen ist, muss unbedingt geachtet werden.

Quelle für die Fakten: wikipedia.org

© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle






Zofe Adelgunde berichtet

Gestern kam es zu einem großen Geschreie bei uns. Dieses böse Weib, dass mir das Leben schwer macht, hat sich bei meiner Herrin über mich beklagt. Sie zeterte und wetterte gegen mich. Dabei ging es nur um eine Lappalie - nämlich wie die Kinder zu halten sind. Es sind Waisen, sie haben aber trotzdem oder gerade deswegen Liebe verdient. Wieder mal die Frage, ob man die Kinder zwingen soll, die Teller leer zu essen.

Jedenfalls hat diese alte Hexe fürchterliche Dinge über mich behauptet. Meine Herrin hat mich erst holen lassen, dann hat sie sich das angehört. Ich erzählte ihr meine Version der Geschichte. Meine Herrin runzelte die Stirn. Sah erst zu ihrer Verwandten, der Alten, dann zu mir. Sie sagte "Adelgunde, jetzt als Ratsherrin brauche ich wieder meine Zofe, ich muss mich besser kleiden. Dafür bist du die beste. Die Kinder darfst du besuchen, wie oft du willst."

Daher habe ich meine alte Arbeit wieder. Es ist ruhig um mich herum geworden, aber mich besuchen die Kleinen oft. Die Mädchen helfen mir sogar bei der Arbeit. Und die alte Hexe knurrt. Mal sehen, was sie sich als nächstes einfallen lässt. Hexe... Das bringt mich auf eine Idee, wie ich sie endgültig los werden könnte. Muss ich aber nicht heute machen.

© Eure Adelgunde




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