Ausgabe 49 | Seite 10 27. April 2008 AD
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1 Jahr Kapi Regnum - © 2008 Alona



Schlagzeilen im Mittelalter

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Nehmen wir einmal an, im Mittelalter wären alle Bürger schon des Lesens kundig gewesen und es hätte schon Boulevardzeitungen gegeben, die mit reißerischen Schlagzeilen ihre Auflage steigern wollen.

Werfen wir erneut einen Blick auf die Schlagzeilen der Stadt Zockingen

Kürbisse so groß wie Scheunen

Im fernen Spanien sorgt eine neue Kürbissorte für Aufregung. Die Kürbisse der Sorte "Orange Grande" wachsen, so ein Augenzeuge, "in einem fort, auch Nachts - so dass man zusehn kann".

Schließlich würden die Kürbisse so groß wie Scheunen. "Die Spanier höhlen sie aus und nutzen den Platz fürs Vieh" sagte der Wanderer, der uns dies berichtete.

"Das ist ernste Konkurrenz" - meinte ein hiesiger Kürbisbauer - "Das ist Teufelswerk" so eine Magd.

Wann die Kürbissorte auf unseren Feldern angepflanzt wird, bleibt abzuwarten.

Schreiberling sagt Zukunft voraus

Eine seltsame Begabung scheint ein Chronist des Tagblattes zu besitzen. So war in einem Bericht letzten Herbst zu lesen, dass wohl bald "Wein noch teurer sey wie Gold, wenn dass so weitergehe (mit der Zeche)". Vergleicht man heute die Preise für Gold und Wein, so stellt man fest, dass dies nun der Wahrheit entspricht.

Weiterhin prophezeite dieser Schreiberling, "das der nächste Frühling so langsam ins Land ziehe wie ein Ochs mit drey Beinen" - eine Tatsache, der wir uns frierend nicht verschließen können.

Sollte die dritte Prophezeiung, nämlich, "dass das Vieh des Grafen wohl Gold sheißen werd" tatsächlich auch noch eintreffen, so wird man sich wohl entscheiden müssen, ob der Schreiberling seelig gesprochen oder verbrannt werden soll.

Esel singt das "Ave Maria"

Bauer Holsten aus Verden traute seinen Ohren nicht. Als er in den Stall kam, und das alte Schwein "Grunhild" tot auf dem Boden sah, war der Schreck schon groß. Doch noch unglaublicher war dass, was der Bauer nun hörte.

"Der Esel Dieter stand im Stall und schrie gar jämmerlich ob der toten Sau. Ich traute meinen Ohren nicht - er schrie das Ave Maria!"

Der Bauer rannte sofort in die Kirche und ließ den Pfarrer kommen. Dieser weihte kurzerhand den Stall samt Esel und erklärte "das auch ein Esel vor Gottesfurcht erzittern mag, wenn er kein Schwein mehr hat".

© Zockingen - Mitlgied der Handelsgilde




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Zofe Adelgunde berichtet

Draußen putzt sich alles heraus und ich bin nicht dabei! Das ist ungerecht. Da feiert unsere Zeitung ihren Jahrestag und die Feste werden gerichtet, die Tafeln aufgestellt und das Essen vorbereitet. Ich soll aber nicht dabei sein nach dem Willen dieser blöden Kuh, die jetzt mir sagen darf, was ich tun soll. Wie war das?

"Diese jungen Dinger wie Du. Die wissen gar nicht, was Arbeit und Not sind. Die jammern ja schon, wenn sie keine Daunenbetten haben. Wir haben auf nacktem Stroh schlafen müssen und dann hatten wir es schon gut. Und wir waren dankbar für jeden Kanten Brot, den unsere Herren uns zuwarfen. Ja, so war das. Aber heute diese jungen Dinger..."

Ihr könnt Euch vorstellen, wie sehr mich das stört. Das höre ich nun jeden Tag. Diese Vettel will mir verbieten, auf das Fest zu gehen. Wo ich doch den feschen Brauer endlich mal allein treffen könnte. Nein, soll ich nicht. Aber der werde ich. Ich nehme meine ganzen Ziehkinder mit. Die können sich ruhig auch ein wenig amüsieren.

Eure Adelgunde



© Ellisa von Mayenfells





Das verirrte Lamm (Teil 3)

Nach einiger Zeit dann hörte er „Das finde ich nicht gut was du gemacht hast. Sag jetzt nur nicht, dass du das Glöckchen auch den anderen Tieren gezeigt hast.“ Beschämt gab Debitus auch dies zu. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, in welche Gefahr ich unsere Gemeinschaft damit gebracht habe. Es tut mir leid.“ Einige Zeit herrschte nun Stille. Debitus kam es vor wie eine Ewigkeit. Als wäre die Zeit stehen geblieben.

Dann sprach Petruus ganz leise „Bring es in Ordnung. Leg das Glöckchen zurück.“ Debitus sprang auf, schlich sich in den Stall, vorbei an den Anderen, die inzwischen schon schliefen, und legte das kleine Glöckchen zurück an seinen Platz. Mit klopfendem Herzen trat er nun wieder draußen vor Petruus. Erwartungsvoll sah er zu ihm hoch. „Was geschieht nun mit mir? Muss ich den Stall verlassen? Ich nehme jede Strafe auf mich, nur schickt mich nicht fort. Wo soll ich denn hin? Ohne euch alle bin ich nichts.“ Und wieder trat Stille ein.

Petruus schien nachzudenken. Sein Blick wanderte über die Weide in die Ferne. Nach einiger Zeit dann „Du hast deinen Fehler eingesehen. Von mir aus muss es sonst kein anderer erfahren.“ Ungläubig schaute Debitus ihn an. Sollte wirklich nichts weiter geschehen? Er hatte doch eindeutig eine Strafe verdient. „Jetzt geh rein und schlaf gut.“ Immer noch verwirrt ging das kleine Lamm in den Stall und legte sich zu den anderen ins Stroh. Nur schlafen konnte er nicht recht. Heimlich weinte er die ganze Nacht. Die Tränen kullerten über sein Gesicht. Warum weinte er nur. Es war doch seine eigene Schuld gewesen. Er hatte doch das Glöckchen gestohlen.

Am nächsten Morgen dann stand er zusammen mit den Anderen auf und ging mit ihnen auf die Weide. Aber er war verändert. Er konnte immer noch nicht vergessen, was er am vergangenen Tag getan hatte. Und als ihn jemand ansprach was er denn habe, wurde ihm klar, dass man es ihm ansah. Es stand deutlich in seinem Gesicht geschrieben, dass irgendetwas nicht stimmte. „Och, es ist nichts. Ich bin nur nicht so lustig heut wie sonst. Ich weiß auch nicht.“ Wie konnte er ihnen das erklären? Nein, das konnte er nicht. Verstohlen schaute er sich nach Petruus um. War er immer noch böse auf ihn? Hatte er es etwa schon den anderen erzählt? Nein, es sah nicht so aus. Und als er ihm dann aufmunternd zunickte, versuchte Debitus nun doch ein wenig mit den anderen zu spielen.

Die Tage und Wochen vergingen und der Frühling war nun in voller Blüte. Alles duftete nach den Blumen, die nun alle ihre Knospen geöffnet hatten. Auch Debitus spielte nun wieder ausgelassen auf der Wiese mit den anderen Fangen. Es schien als sei nie etwas geschehen. Aber wenn es Schlafenszeit war und er sein Haupt aufs Stroh legte, da konnte er immer die Glöckchen funkeln und glänzen sehen. Den Schatz. So manches Mal kam ihm dann in den Sinn was er doch für ein Glück gehabt hatte. Und eine kleine Träne stahl sich aus seinen Augen.

© © Wilmundsheim vor der Hart / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich




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Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins



Hochwohlgeborene Damen, edle Ritter, ein Fest steht vor der Tür. Wie schön, das wird uns allen gut tun.

Ich habe meine Knechte angewiesen, eine Kletterstange aufzustellen. Oben gibt es dann einen Korb mit Würsten, die derjenige, dem es gelingt, die Stange zu erklimmen, sich nehmen darf. Allerdings wird es ihm nicht so leicht gemacht, denn es stehen andere, die mit Stäben versuchen, ihn herunter zu stoßen. Natürlich darf er das hernach auch mit ihnen versuchen. Den ganzen Tag lassen wir das Gaudi stehen. Ist ein Korb geholt worden, wird ein neu gefüllter hingehängt. Mal sehen, wie oft aus meinem Lager die Würste geholt werden müssen. Aber die Feier unseres Tagblattes ist mir das wert.

Außerdem kann ich mir dann wieder mal die hübschen Knechte ansehen. Auch wenn es sich nicht geziemt, einen Blick auf sie zu werfen. Sicherlich werde ich in der nächsten Woche einiges zu beichten haben. Aber natürlich nur Blicke. Vorsorglich habe ich schon wieder in der Druckerei einige Bibeln in Auftrag gegeben. Die werde ich dann spenden, vielleicht noch einige Pergamente. Dann wird meine Buße nur einige Rosenkränze betragen, das ist erträglich. Kann ich doch bei diesem Gebet meine Sorgen für einige Minuten vergessen.

Das aber erst in der nächsten Woche. Jetzt wird gefeiert!!!

Eure Ellisa von Mayenfells



© Ellisa von Mayenfells




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