Ausgabe 31 | Seite 15 14. Dezember 2007 AD
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Adventskalender 2007





Eine weihnachtliche Geschichte




Die heilige Nacht war sternenklar und es fror, dass die Balken des kleinen Gehöftes krachten. Bauer Clewi trat, in seinen dicken Schafspelz gehüllt, vor die Tür, als gerade vom Kloster her der erste Ruf zur Mitternachtsmette läutete.

Clewi wandte sich um, sein Weib zur Eile zu anzutreiben, die eben noch die Herdglut mit einem Topf deckte, da fiel sein Blick auf ein Bündel, dass halb in einer Schneewehe verborgen, unweit des kleinen in den Schnee getrampelten Pfades lag, der das Gehöft mit dem Dorfanger verband. Vreni, des Bauern Weib trat nun auch aus der Tür, sie sorgsam hinter sich zuziehend, auf das die wenige Wärme nicht verloren ging.

„Was ist’s?“ wollte sie wissen und folgte dem Blick ihres Mannes mit den Augen. Dann, mit ein paar schnellen Schritten, war sie bei dem Bündel und hob es hastig aus dem Schnee. „Oh schau ! Ein Kindlein ist’s!“ sie wies dem Mann das Bündel, in dem wirklich, eingehüllt in Pelzwerk, ein winzig Gesicht zu sehen war. „Es atmet noch!“ Die Bäuerin hob das Kind an ihre Wange. „Und schau das feine Pelzwerk an, in das’s gemummt ist!“

Der Bauer schaute unwillig drein. „Sag Weib, hast nicht der eigenen Kinder genug? Wir haben fünf Mäuler zu stopfen. Nehmen wir’s mit und legen’s vors Kloster – von dorten mag es wohl kommen.“ Schützend zog Vreni das Bündel in ihre Arme. „Versündig Dich nicht Mann! Es ist die heilige Nacht! Ich tät in keiner so kalten Nacht ein Kindlein erfrieren lassen, noch weniger tu ich’s in dieser!“ Der Bauer sah zu Boden. „Nun vielleicht hast recht. Wo fünfe satt werden, wird’s ein sechstes auch …“ murrte er, erst halb überzeugt und überrascht von den so scharfen Worten, seines sonst sanften, stillen und allzeits gehorsamen Weibs.

Vreni nickte und wandte sich um, das Kind ins Haus zu tragen. „Eile Dich, wir kommen zu spät zur Christmette!“ mahnte der Bauer und stapfte hinüber zum Stall. Während sein Weib das Kind verwahrte, wollte er dem Vieh schon sein Mitternachtsfutter geben, wie jedes Jahr zu Weihnachten. Immer noch unwirsch über die Abhaltung und das ungebetene Kind, warf er der Kuh und den Ziegen etwas Heu vor. Sie sahen ihn aus großen Augen an und begannen nur zögernd zu fressen. Der Bauer setzte sich neben die Futterraufe und sah den Tieren zu, wie sie an dem Heu zupften und immer wieder, wie fragend, ihre Köpfe hoben.

Weihnachtsfriede zog in sein Herz und er begann sich seiner Worte zu schämen. Sein Weib hatte recht, es wäre Gott nicht wohlgetan, ein Kindlein erfrieren zu lassen, mochte es kommen woher es wollte. Als er Vreni draußen rufen hörte, stand er auf trat zu ihr hinaus in den Schnee und sagte, ihre Hand in dem dick vermummten Handschuh ungelenk fassend: „In der heiligen Nacht sollen wir nicht miteinander hadern. Wir behalten das Kind und ziehen’s groß mit den unsren.“

Dann wanderten beide hinüber zur Kirche am Kloster, während die Glocken das Weihnachtsfest einläuteten und vom Himmel eine Sternschnuppe ihre goldene Bahn zog.

Wer weiß, es KÖNNTE eine Fortsetzung geben. ....

Eingeschickt von Salystra






Wie aus dem Julfest Weihnachten wurde

Ihr wollt eine Geschichte zu Weihnachten? Nun gut.. Dann nehmt Euch die Kissen, die ums Feuer liegen und setzt Euch, Apfelpunsch ist im Kessel und Spekulatius steht auch da, und hört zu:

Es ist ja nun keine Neuigkeit, wenn ich Euch berichte, dass Weihnachten ursprünglich ein heidnisches Fest ist. Die Christen haben sich den langen Glauben der Menschen zunutze gemacht, um dieses Fest zu christianisieren.

Weihnachten ist angelehnt an verschiedene heidnische Feste, die den gleichen Ursprung haben, nämlich die längste Nacht des Jahres und das Glück darüber, dass die Tage wieder kürzer werden. Im vorderasiatischen Raum feierte man die Geburt des indischen Lichtgottes Mithras, die Ägypter verehrten mit dem Isiskult der Geburt des Horus, die Römer hatten ihre Saturnalien, und nicht zuletzt das keltische Julfest. Tagelang wurde gefeiert. Hach!

Mittelalterliche Weihnachten wurden öffentlich gefeiert. Weihnachtsmärkte, Festumzüge und Krippenspiele fanden auf den Straßen und in der Kirche statt. Krippen wie wir sie heute kenne, lassen sich erst ab dem 14. Jahrhundert nachweisen. In den Anfängen wurde das verboten, es könnte ja Aberglauben sein.

So hat man sich früher auch nicht beschenkt. Gleichwohl „erkauften“ sich die Adligen mehr Seelenheil, indem sie an die Armen Essen spendeten. Auch die Bauern untereinander beschenkten sich mit den Früchten ihrer Arbeit, damit es auch dem Nachbarn im nächsten Jahr wohl ergehe. Auch das Vieh bekam eine Extraportion Futter.

Die Zeit vor Weihnachten war in früheren Jahren eine Zeit des Fastens, die vom 25. November bis Weihnachten dauerte. Das Beinhaltete auchein langsameres Leben. Alles sollte ruhiger und gelassener sein. So sollten auch die Frauen nicht soviel in der Küche arbeiten. Es wurden große Brote und Kuchen gebacken, die lange lagerfähig waren. Aus dieser Zeit stammen Lebkuchen und Spekulatius. Springerle, im Süden Deutschlands verbreitet, gehen der Legende nach auf den reitenden Gott Wotan zurück. Ursprüngliche Symbole dieser dazu verwendeten „Holzmodel“ waren Tiergestalten, Opferlämmer gabs da nicht mehr. Und die Weihnachtsgans kam erst später.

Die strengsten Fastentage waren der 23. und 24. Dezember, an denen nur Brotsuppe und getrocknetes Brot verzehrt wurde. In germanischer Zeit war dies der Abend vor den zwölf Rauhnächten. Aber davon ein andermal.

Nach dem Ende der Fastenzeit aber wurde ein großes Festmahl bereitet. Dazu wurden ganz bestimmte Speisen serviert und jede Speise hatte ihre Bedeutung: Fisch als Symbol für Wasser, Leben und Fruchtbarkeit, Hülsenfrüchte für den - hoffentlich - kommenden Wohlstand, Äpfel als Symbol für Gesundheit, Brot und Salz als Schutzschild gegen den Tod. Die Germanen wählten gebratenes Schwein oder Eber als Fleisch; heute wird die Weihnachtsganz zubereitet. Wie vorausschauend, dass wir nun hier auch Weihnachtsgänse haben!!!

Selbst der Weihnachtsbaum geht auf die vorchristliche Zeit zurück. Da schmückte man das Haus mit Immergrün um den Sommer und die bösen Geister zu beschwören.

Und nun geht nach Hause, ich bin müde. Vielleicht erzähle ich Euch ein andermal noch mehr darüber. Nehmt gerne noch mit vom Spekulatius.

Vielleicht können wir ja überlegen, wie wir wohl die alten Bräuche, die sicher besser sind als sich in Kaufhäusern mit grauslichem Gesang die Ohren voll stopfen und die Nerven strapazieren zu lassen, wieder aufleben lassen können.

Eingeschickt von Mookaita aus Salderatzen




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