Ausgabe 27 | Seite 2 4. November 2007 AD
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Der Fluch

Und so geschah es vor einhundert Jahren, dass, dank der schwarzen Federn, der Fluch des grausamen Hexenmeisters erneut gebrochen werden konnte. Für weitere einhundert Jahre hatten die Menschen Ruhe vor der Rache des mächtigen Zauberers… .

„Die ersten Zeychen sind da, oh Herr!“, berichtet der Hofmarschall besorgt seinem Herzog. „Auf dem Hexenberge, wo dereinst der Hexenmeyster im reinigenden Feuer verbrannt wurde, sind die ersten toten Vögel gefunden worden! Die Tierwelt ist in Aufruhr, die Vögel flüchten in Scharen ohne Orientierung in alle Richtungen. Gelegentlich fallen einige tot vom Himmel, besonders jene mit schwarzem Gefieder. Hasen, Rehe, alles Wild flieht aus der Gegend.“ Der Hofmagier hat besorgt zugehört. „Dann hat es begonnen! Als Nächstes werden dort Gräser, Pflanzen, Sträucher, Büsche verdorren, als ob alle Lebenskraft aus ihnen gesaugt wird. Und dann werden sich die ersten Toten aus ihren Ruhestätten erheben und als untote Plage über das Land wandern. Stets auf der Suche nach den Lebenden, um sich an deren Fleisch zu laben und den Fluch zu mehren.“

Mit bleichem Gesicht hat der junge Herzog den Bericht vernommen. „So hat es das Schicksal gewollt, dass dieses Unheil zu meiner Zeyt über das reyche Regnum kommt. Steht doch in unserm Herzogthum die Ruine des Hexerturms und auch die alte Hinrichtungsstätte. So trifft uns der schlimme Fluch zuerst und mit starker Kraft.“ Er wendet sich an den Hauptmann seiner Truppen. „Die Friedhöfe stehen unter scharfer Bewachung, auf dass dem Treiben der Untoten sogleich ein Ende bereitet werden kann?“ Der Hauptmann nickt zustimmend.

„Nasenprinz hat einen Aufruf gestartet, dass die Bürger des Reyches Massen des magischen Federviehs einschicken sollen. So können wir nur hoffen, dass wir rechtzeitig genug der schwarzen Federn erhalten“, berichtet ein zerstreut wirkender Gelehrter in einer reich bestickten Robe. Er blättert in einem uralten Buch, um dann einige Passagen zu zitieren.

„Und so ergab es sich, dass in der Stunde der größten Noth magisches Federvieh aus dem Nichts erschien. Und es ergab sich, dass gelegentlich einige der magischen Vögel ihr weißes Gefieder wandeln und plötzlich einige pechschwarze Federn tragen. Soll dieses Wunder geschehen, so eilet mit diesem Artefakt zu dem Berg, wo seine irdische Hülle im Feuer zu Asche verbrannt wurde. Steckt diese Federn sogleich in den Boden um die Feuerstatt, so dass seinem unheiligen Treyben ein Ende bereitet werden kann. Ist deren Zahl groß genug, den Kreis zu vollenden, ist seine Macht für weitere 100 Jahre gebrochen. Seid dabei auf Eile bedacht, für diese Aufgabe stehen nur 16 und ein halber Tag zur Verfügung. Danach ist seine Kraft vollständig und die Herrschaft der Dunkelheit und des Schreckens wird über uns kommen..“

"Wieder Ruhe und Frieden für 100 Jahre, fürwahr! Aber wäre es nicht gut, seine dunkle Seele vollständig zu bannen, um für alle Zeiten Ruhe zu haben?", fragt der Herzog erregt. "Dieses Rätsel ist seit Hunderten von Jahren ungelöst, das Buch der Weisen sagt dazu Folgendes", der Gelehrte blättert suchend durch die Kapitel. "Ah hier, ....nehmet sein Amulett, welches ein Zeychen seiner bösen Macht ist, legt es in den Kreis der schwarzen Federn und benetzt es mit dem Blut seines größten Schreckens, so kann seine Macht vollständig und für alle Zeiten gebrochen werden. Das Amulett ist in unserem Besitz, wie ihr wohl wisst, nur hat es noch kein Gelehrter verstanden, das Rätsel des Blutes zu entschlüsseln. So lasset uns vorerst unser Augenmerk auf die schwarzen Federn richten!"



© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle







Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins



Schon gehört? Es gibt eine Neuigkeit in meinen Viehhöfen: Gänse! Ich werde auch bald einige haben. Schon mal im Voraus habe ich die Köchin angewiesen, sich mit Rezepten für diese Tiere zu befassen. Nicht, um sie zu füttern, sondern um einen gebratenen Vogel auf meinen Tisch zu bringen. Sie sind so herrlich, wenn sie gut zubereitet sind. Das wird mir ein Genuss werden. Hoffentlich werden meine Viehhöfe diese Tiere auch länger züchten können. Aber ich muss unbedingt noch herausfinden, ob ich sie auch von meinen Knechten auf meinen Verkaufsständen feilbieten lassen kann.

Eigentlich sollte ich die erste Gans essen, wenn ich etwas zu feiern habe. Eine neue Sache, ein neues Produkt. Das wäre gewiss eine wundervolle Idee. Und es gibt bei mir bald etwas zu feiern: Denn ich stehe vor dem Durchbruch. Bald werde ich den Stand der einfachen Weber verlassen und Kaufmann, besser: Kauffrau sein. Wieso eigentlich müssen wir wenigen erfolgreichen Frauen und Kaufmann, Weber und Leibeigener nennen? Haben wir nicht das Recht, als das angesprochen zu werden, was wir sind? Eben als Frau!

Aber das wird sicherlich noch einige Jahrhunderte dauern. Derweil werde ich mein Leben genießen, Geld scheffeln und mir demnächst eine Gans auf dem Tisch servieren lassen.

© Eure Ellisa von Mayenfells






Was ist ein Büttel?

Vom Grundherrn eingesetzter Amtsträger ähnlich einem heutigen Polizisten, diente auch als Verwalter auf den Ländereien.



© Leoch

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