Über die Mauer nach Europa
Derartig viele Möglichkeiten der Übertragung brachten die Pest nur drei Jahre nach ihrem Ausbruch in China 1344 bis vor die Tore Europas. Hier belagerten 1347 die Reiterkrieger der Goldenen Horde den genuesischen Handelsposten Kaffa auf der Krim. Während der Belagerung der genuesischen Stadt, ließen die Anführer der Goldenen Horde ihre Pesttoten über die Stadtmauern schleudern. Auch wenn die Genueser die Leichen sofort ins Meer warfen, gab es immer einige Ratten, die an den Leichnamen fraßen, einige Kleiderläuse, die schnell in ein belebtes Gewand übersiedelten und einige Träger, die den verseuchten Kot der Parasiten beim Abtransport der Leichen einatmeten. So breitete sich Yersinia Pestis in Kaffa aus. Doch nicht nur dort. Der kurze Flug über die Stadtmauer in das Lager der Genuesen, eröffnete Yersinia Pestis den Weg zu einem tödlichen Feldzug durch ganz Europa. Denn die Handelsmacht Genua mit ihren unzähligen Schiffen und ihrem weit verzweigten Handelsnetz, verteilte Yersinia Pestis im gesamten Mittelmeerraum. Per Schiffsratte, Floh, Kleider- und Kopflaus, durch den Kot dieser Parasiten und durch den Speichel und das Blut bereits infizierter Menschen, gelang Yersinia Pestis ungesehen in unzählige Küstenstädte. Von dort aus folgte Yersinia Pestis den Handelswegen Richtung Norden, bis es 1349 auch in die deutschen Lande kam.
So war das Pestbakterium schließlich mit den bereits infizierten Händlern in Friedrichs Dorf gekommen. Als Gäste hatten die glücklich hüstelnden Händler das Vorrecht des ersten Schluckes. Am Rande des Kruges der daraufhin im Wirtshaus herumgereicht wurde, befanden sich nun unzählige Yersinia Pestis Bakterien, die nach und nach einen neuen Wirt fanden. Doch nicht nur auf diesem Wege schlich sich die Pest in Friedrichs Dorf ein. Im dicht gedrängten Wirtshaus sprangen einige infizierte Kleiderläuse auf die Dorfbewohner über. Unbemerkt zwischen den Kleiderfalten, gelangten sie so in die Häuser der Dorfbewohner und deren Schlafstätten, wo sie Frauen und Kinder mit der Pest infizierten.
All das weiß Friedrich nicht, der sich mühsam die müden Augen reibt. Obwohl die Schmerzen in seinem Körper ihn benebeln, kann er nun das Klopfen orten. Es kommt von seiner Haustür. Beunruhigt schleppt Friedrich sich dorthin, um sie zu öffnen. Doch die Tür geht nicht mehr auf. Auch die Fenster sind verriegelt. Soeben ist der letzte Nagel ins Holz getrieben worden. Mit triefend roter Farbe malen die Bediensteten des Lehnsherren ein großes, warnendes Kreuz auf Friedrichs Tür. Aus dem Haus gibt es kein Entkommen mehr. Schluchzend fällt Friedrich zu Boden. Während er verzweifelt zu Gott betet, überwältigen ihn die Lungenkrämpfe.
Schätzungen gehen davon aus, dass die Pestepidemie in Europa zwischen 1347 und 1351 etwa 20-25 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Dies entsprach ca. einem Drittel der damaligen Gesamtbevölkerung Europas.
© Janaris
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Der Geist bleibt allzeit frei
Schleuß mich, so streng du willst, in tausend Eisen ein,
Ich werde doch ganz freu und ungefesselt sein.
Cherubinischer Wandersmann I, 117
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gesalzene Preise
Guten Tag, werthe Damen und Herren des Landes Regnum.
Mein Name ist LadyH, derzeit Baronin zu Offenbach.
Ich möchte Euch gern eine Geschichte erzählen.
Mein herrliches blaues Kleid habe ich angezogen, mich schick gemacht, um zum großen Marktplatz zu gehen. Herrlich war das Wetter, die Sonne schien, die Vöglein zwitscherten und die Schmetterlinge tanzten.
Ich schlenderte also am großen Marktplatz umher und staunte immer mehr.
Die Handelsleut werden immer gieriger, war mein erster Gedanke. Da bekommt man beispielsweise Hühner feilgeboten, Hühner der Qualität 4 zu 150 Talern und mehr das Stück. Nur kaufen kann man die herrlichen Tiere nicht, denn im Bauernmarkt bekommt man derzeit für die Qualität 6 nur knapp über 160 Taler von seinen Leuten, so steht es in der Verkaufsliste des Nasenprinzen geschrieben.
Und schaue man sich die Brote an. Auch hier bekommt man nur schlechtere Qualitäten zu höheren Preisen, als im Bauernmarkt zu erzielen wären. So könnte ich die Auflistung fortsetzen.
Am schlimmsten ist es mit dem Salz. Mir ist schon durch und durch ganz fad, weil das Essen in Offenbach nicht mehr gesalzen werden kann. Kaum jemand verkauft Salz in den Viktualienmärkten Regnums. Dabei ist dieses Mineral doch so lebenswichtig, hat mir der Medicus erzählt.
Das Marktangebot ist jedoch so dermaßen dürftig, dass sich nur die Aristokratie diesen Luxus leisten kann. Seit zwei Wochen schon gibt es keine Bewegung in des Nasenprinzen Verkaufspreisliste.
Sodann habe ich nachgeforscht, andere Bewohner und Stadthalter befragt und bin zu dem Schluss gekommen, dass dieser Umstand geändert werden kann.
Mir wurde klar, dass die Verkaufspreisliste des Nasenprinzen nur eine Zusammenfassung der Verkäufe aller Verkaufsstände in den Städten Regnums ist. Da wird mit einer komplizierten Rechenformel ermittelt, zu welchen Preisen die Produkte in den Verkaufsständen der Städte veräußert werden.
Ich kann Euch sagen, mir wurde regelrecht schwindelig, als ich mir diese Zahlen und Formeln zur Berechnung der Statspreise vorstellte. Da musste doch tatsächlich meine Freundin mit dem Riechsalz daher kommen.
Am Ende ist es eine ganz einfache Geschichte:
- im Verkaufsstand soll niemals unter dem Preis verkauft werden, der in des Nasenprinzen Liste steht. Dabei muss auch die Qualität beachtet werden.
- am großen Marktplatz sollten die Preise niedriger sein, als in der Liste, denn jedermann möchte doch ein paar Taler verdienen, wenn am großen Marktplatz eingekauft wird um die Waren an seine Stadtbewohner wieder zu verkaufen.
Wenn sich nun jeder an den ersten Punkt hält, dann haben wir alle miteinander etwas davon. Denn - steigen die Preise in des Nasenprinzen Liste, so können auch die teuren Güter vom großen Marktplatz eingekauft und mit Gewinn verkauft werden.
Ein Teufelskreis, mir wird schon wieder schwindelig. Wo ist das Riechsalz? Nichts mehr da? Ach ja, Salz ist Mangelware, das hatte ich ja schon erzählt.
Es grüßt ergebenst
Eure LadyH
Baronin zu Offenbach
und Banner-Bildhauerin
©LadyH
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