Ausgabe 238 | Seite 2 19. Februar 2012 AD
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Schifffahrt im Mittelalter

Der 22. Februar - Petri Stuhlfeier - Kathedra Petri

Dieser Tag ist ein wichtiges Datum für landwirtschaftliche Wetterbeobachtungen, die sich in Bauernregeln niederschlagen, zum Beispiel: Die Nacht zu Petri Stuhl zeigt an, was wir noch 40 Tag für Wetter han.

Er war aber früher auch Dingtag für Gesinde und Hirten, Lostag für die Liebe, und die Gartenwirtschaft. Der Tag galt in manchen Gegenden als Frühlingsbeginn.

In den Städten Soest, Lübeck und Hamburg fand an diesem Tag im Hoch- und Spätmittelalter die Wahl der Bürgermeister und der Wechsel in den Ratsämtern statt. Dass die "Stuhlsetzung" des Rates und die "Stuhlsetzung" Petri am selben Tag geschah, hatte eine tiefe symbolische Bedeutung. In Soest war der heilige Petrus Patron der ältesten Stadtpfarrkirche, bevor 964 der heilige Patroklus zum Schutzheiligen der Stadt erkoren wurde.

Zudem war der Tag ein wichtiges Datum für die mittelalterliche Schifffahrt (Ende der Winterpause, Frühlingsbeginn): In Nordfriesland und auf den friesischen Inseln findet am Vorabend das Biikebrennen statt; auf Sylt war das Biikefeuer der Abschied für die Walfänger. Für die Hansestädte des Mittelalters ruhte die Schifffahrt zwischen Martini und Petri Stuhlfeier (Beschluss von 1403).

Am 22. Februar begann die Schifffahrt. Ende mit dem Darben. Die Häfen wieder eisfrei und lang ersehnte Waren wie Brenn- und Baustoffe oder Nahrungsmittel wie Getreide konnten wieder zu ihren Kunden gelangen.Wie wichtig das früher war, können wir heute nur erahnen, nachdem im letzten Winter die Donau, die Oder und die Elbe sowie einige Kanäle, die es im Mittelalter natürlich noch nicht gab, nur noch für die Wasserschutzpolizei mit Hilfe von Eisbrechern befahrbar waren. Die gesamte Transportschifffahrt kam dieses Jahr von Karlsruhe bis zum Schwarzen Meer zum Erliegen.

Doch nicht immer hatte man dieses Glück. Die Meteorologen sprechen von der "Kleinen Eiszeit" im ausgehenden Mittelalter. Die Kleine Eiszeit war eine Periode relativ kühlen Klimas vom Anfang des 15. bis in das 19. Jahrhundert hinein. Sie gilt in der heutigen Klimadiskussion als das klassische Beispiel einer durch kurzfristige Schwankungen geprägten natürlichen Klimavariation. Doch auch während der Kleinen Eiszeit gab es erhebliche Klimaschwankungen. So stellen zum Beispiel die Zeiträume von 1570 bis 1630 und von 1675 bis 1715 besonders kalte Zeitabschnitte dar. Die niederländischen Maler Pieter van Bruegel und Hendrick Avercamp haben uns durch die Motive ihrer Bilder überliefert, wie wir uns die Zeit vorstellen müssen.

Hendrick Avercamp - A Scene on the Ice

Für diesen Tag gab es noch weitere Bauernregeln:


Wenn's friert auf Petri Stuhlfeier,
frierts noch vierzehnmal heuer.
Die Nacht zu Petri Stuhl zeigt an,
was wir noch vierzig Tag für Wetter han.
Ist Petri Stuhlfeier kalt,
hat der Winter noch vierzig Tage Gewalt.
War's in der Petersnacht sehr kalt,
hat der Winter noch lange Gewalt.
Gefriert es in der Petersnacht,
dann auch noch lang das Eise kracht.
Hat Petri Stuhlfeier noch viel Eis und viel Ost (= Wind),
bringt der Februar noch starken Frost.
Nach der Kälte der Petersnacht
verliert bald der Winter seine Kraft.
Ist's noch so kalt um Petri Stuhl,
bleibt's nicht mehr lange so kuhl.
Ist es mild und nach Petri offen der Bach,
kommt auch kein großes Eis mehr nach.
Wenn zu St. Petri die Bäche sind offen,
wird später kein Eis mehr auf ihnen getroffen.
Ist an Petrus das Wetter gar schön,
kann man bald Kohl und Erbsen säen.
Schließt Petrus die Wärme auf
und der Matthias (24. Februar) dann wieder zu,
so friert das Kalb noch in der Kuh.


© Thalassa von Kerygma

Kindheit im Mittelalter

Teil 5 -
Spiele und Spielsachen

Eins steht fehst: Kinder haben zu allen Zeiten und in allen Kulturkreisen gespielt und Spielzeug besessen. Im Laufe der Zeit veränderten sich einige Spiele und ganz besonders das Spielzeug. Auch im Leben der Erwachsenen nimmt das Spiel einen festen Bestand ein. Vor allem Nachahmungstrieb und Einhaltung bestimmter Regelns als Teil der Sozialisation sind beim Spiel des Kindes relevant. Das Spiel war Alters- und teilweise auch Geschlechtsspezifisch aufgeteilt. Mädchen wurden bereits spielerisch durch Puppen und Puppenhäuser auf ihre Rolle als Mutter und Bewahrerin der häuslichen Ordnung vorbereitet. In den ersten Lebensjahren standen Beißringe und Rasseln, später Windrädchen, Kreisel, Steckenpferde und Puppen im Vordergrund. Für die Kinder des Mittelalters dürften Steckenpferde eine ähnliche Bedeutung gehabt haben wie heute Spielzeugautos oder Kriegsspielzeug. Sie waren eine Nachahmung eines standesgemäßten Fortbewegungsmittels des Rittertums. Es gab auch Ball-, Fang- und Ringelspiele, Tanz- und Versteckspiele und Pfandspiele mit vielen Regeln und auch viele Kinderlieder wurden gesungen. Auch unsere heutigen Glasmurmeln gab es damals schon – allerdings waren sie aus Ton gefertigt. Das meiste Spielzeug war damals aus Ton oder Holz gefertigt. Auch Schaukelpferdchen waren damals sehr beliebt. Sie hatten nicht nur den Effekt einer beruhigenden Wiegefunktion, sondern auch den Zweck auf das spätere Reiten vorzubereiten. Kinder der sogenannten niederen Stände hatten hingegegen weniger Zeit zum Spielen und auch das Spielzeug beschränkte sich oft auf selbstgefertigte Murmeln, Bälle aus Bast und Holzkreisel. Und damit endet auch schon unser kleiner Einblick in die Kindheit des Mittelalters. Ich hoffe, ich konnte ich euch einige interessante Informationen übermitteln.

Fritz Beinke - Spielwarenverkäufer























© DaLaDorf




Aufruf an Alle !!!

Vielen Dank für die Reaktionen auf unseren Aufruf in der letzten Ausgabe. Da wir nicht genug bekommen können wiederholen wir den Aufruf diese Woche für alle die ihn bisher nicht gelesen haben oder sich bisher noch nicht entschließen konnten.

Das Tagblatt ist ein Projekt von Spielern für euch Spieler. Damit dies auch weiter gelingt, benötigen wir eure Mithilfe. Diesen Tag möchten wir nun auch dafür nutzen und euch alle dazu aufrufen, mit zu machen. Wir sind uns sicher, dass unter euch viele kreative Köpfe sind. Lasst uns daran teilhaben. Ob es nun ein einzelner Beitrag ist oder ob ihr regelmäßig etwas zu sagen habt. Alles ist willkommen. Und dabei sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Zum Beispiel begeistert ihr euch für Sachbeiträge rund um das Mittelalter, schreibt eure Überlegungen zu Gewinnstrategien in Kapiregnum nieder oder ihr verfasst selbsterdachte Geschichten. Die Texte sollten sich entweder um das Mittelalter oder Kapiregnum drehen. Und, was am wichtigsten ist: eure Texte stammen aus der eigenen Feder. Plagiate, das heißt von Anderen Kopiertes, kann aus rechtlichen Gründen nicht verwendet werden. Wir würden uns freuen, von euch zu hören. Ihr fühlt euch angesprochen, würdet gerne mehr erfahren? Oder ihr habt bereits einen Text verfasst? So sendet eine Taube an das Tagblatt. Wir sind sehr gespannt auf eure Einsendungen.

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