Heute geht es nur um einen Begriff, der von uns auch heute nicht nur medizinisch verstanden wird. Reden doch auch wir davon, dass "jemand das Herz auf dem rechten Fleck hat" oder "herzlos ist". Unter Herz verstand schon der antike Menschen die Mitte eines Individuums. So im Alten Testament in 1. Samuel 16, 7: "Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht aber das Herz an." Im 20. Jh. greift Antoine de Saint-Excupéry, der Dichter und Flieger während des 2. Weltkriegs, dieses Bild auf. Er hatte eine verborgene Freundschaft über Funk mit dem Wehrmachtspiloten Wilhelm von Stadde. Erst jetzt nach über 60 Jahren wurde diese Freundschaft durch Interwiews vom kanadischen Literaturprofessor Jean-Pierre de Viellers mit dem deutschen Piloten offenbar. Im Buch der "Kleine Prinz" sehen nun einige Literaturwissenschaftler mehr als ein Kinderbuch. Sie sehen in dem Fuchs, der eine der Hauptfiguren in dem Roman ist, den Wehrmachtspiloten von Stadde, der mit gemischten Gefühlen dem feindlichen Flugzeug antwortete. Der Fuchs, den sich der kleine Prinz vertraut machen mußte, sagt diesen Satz: "Du mußt mich erst zähmen. Das braucht Zeit. Nur mit dem Herzen sieht man gut."
Jetzt zurück zum Anfang: Die indogermanische Wurzel für unser Wort 'Herz' ist *kerd, daher das griechische 'kardio' und das lateinische cor. Im Gotischen hieß es 'hairto' und im Althochdeutschen 'harta', was unserem 'Herz' näher kommt.
Das Herz ist wohl bei allen in der Antike und im Mittelalter bekannten Völkern der Sitz der Liebe und des Hasses. So mußte im alten Ägypten das Herz eines Verstorbenen im Gericht vor den Göttern leicht wie eine Feder sein, um ins Totenreich zu gelangen. Wessen Herz zu schwer war, wurde von der krokodilköpfigen Göttin Ammit gefressen. Sie hat die Funktion einer "dämonischen Fresserin" und Helferin des Osiris, die aufgrund der überführten "Lüge des Herzens" die "Herzen seiner Feinde" fraß.
Ganz im Gegensatz dazu steht das Alte Testament mit den Worten des Propheten Hesekiel (oder auch Ezechiel). Da heißt es in Hesekiel 36: "26 Das versteinerte Herz nehme ich aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges dafür. 27 Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und euch nach meinen Rechtsbestimmungen richtet." Schon im Alten Testament gibt es Hinweise auf einen vergebenden Gott, der sich dann in Christus im Neuen Testament offenbart. Dieser faßt die Gebote oder, wie es in dieser Übersetzung widergebenen wurde, 'Rechtsbestimmungen' zusammen in die Worte: "Liebe Deinen Gott von ganzem Herzen und Deinen Nächsten wie Dich selbst." (Mk.12,30)
In der Minneliteratur des 12. und 13. Jahrhunderts tauchen schließlich Efeublätter in Liebesszenen auf, bald in roter Farbe gemalt, die selbst als Symbolfarbe für die Liebe steht. Das heute so bekannte Symbol eines roten Efeublattes, mit dem Bild des liebenden Herzens verbunden, verbreitete sich über Europa. Bei Goethe findet sich später das Blatt des Ginkgobaums.
Es ist nicht verwunderlich, dass mit Abstand das Herz der Körperteil ist, auf den sich die meisen Redewedungen beziehen. Einige finden sich schon in den antiken Texten der Bibel.
Wir finden: "Er gibt Dir, was Dein Herz begehrt" (Ps. 37,4)
- ungeteiltes Herz (1. Kö. 11,4), ins Herz geben (Gal. 3,6)
- das harte Herz (Apg. 28,27)
- herzlos, ohne Mitgefühl (Ps. 17, 10)
- Abgründig ist das menschliche Herz. Wer kann es durchschauen? (Jeremia 17.9)
- ein weises Herz haben (Hiob 9,4)
- sich etwas zu Herzen nehmen (Spr. 6,21)
- ein Stern geht in euren Herzen auf (2. Pt. 1,19)
- ein Herz aus Stein haben (Hes. 36, 26)
- ein Herz für etwas haben, jemanden ins Herz schließen (1. Thess. 2,8)
- etwas auf Herz und Nieren prüfen (Ps.7, 10)
- das reine Herz (Matth. 5,8)
- Das zerschlagene Herz (Ps. 38, 9)
- brennendes Herz (Lk. 24, 32)
- Denn euer Herz wird immer dort sein, wo ihr euren Schatz habt." (Lukas 12.34)
- Ein Herz und eine Seele sein (Apg 4, 32)
- Das Herz allein kennt seinen tiefen Schmerz, / und auch seine Freude teilt es mit keinem. (Sprüche 14.10)
- Das Herz dreht sich mir im Leibe herum (Hosea 11,8)
Der Herz-Jesu-Mythos taucht erst im 17./18. Jh in der katholischen Kirche auf, im Rahmen der Gegenreformation und Reaktion auf den Pietismus auf evangelischer Seite. Er hat nichts mit dem Mittelalter und den Mystikern jener Zeit zu tun.
Folgende Heilige tragen das Herz als Attribut auf ihren Darstellungen mit sich: Antonius von Padua, Franz von Sales, Katharina von Siena oder Teresa von Avila, um nur einige zu nennen. Das Herz steht für die Liebe, eine der drei Kardinaltugenden, neben Glaube (Kreuz) und Hoffnung (Anker). Sie nehmen Anlehnung an 1. Kor. 13,13. Dort heißt es "am Ende bleiben diese drei: Glaube, Liebe, Hoffnung - und die Liebe ist die Größte unter ihnen."
Nun wünsche ich Euch eine Portion Neugier, mal diese Sprichwörter und Redewendungen, in einem neuen - alten Kontext zu betrachten. Wischt mal den Staub von dem Klassiker, der irgendwo rumsteht und guckt mal in die Bibel rein. Heute ist Sonntag und das Wetter ist immer noch kalt und durchwachsen. Dann werdet Ihr so manche Entdeckung machen.
"Möge Euch der liebende Gott begegnen, bis die Steine der alten Gemäuer der Kathedralen das nächste Mal zu uns sprechen."
Die Entwicklung vom zweiten bis zum siebten Lebensjahr
Im Gegensatz zu den adeligen Frauen, denen für die „niederen Arbeiten“ wie Säubern, Wickeln und Füttern Dienstpersonal zur Verfügung stand, kümmerten sich die Mütter in Handwerker- und Bauernfamilien persönlich um die Pflege und Ernährung der Kinder. Manchmal allerdings kam die Pflege der eigenen Kinder zu kurz, weil die alltäglichen Arbeiten Vorrang hatten.
Besonders zwei- bis vierjährige Kinder kamen so durch Unfällen zu Schaden, wenn sie in Haus, Hof und Garten erste Erkundungszüge starteten und wegen mangelnder Beaufsichtigung in Feuerstellen und/oder Brunnen stürzten oder vom Vieh verletzt wurden.
Größere Kinder, ungefähr ab dem vierten Lebensjahr, wurden sehr oft schon zur Mitarbeit in Haus und Garten herangezogen, quasi als kleine Arbeitsentlastung für die Mütter.
Auch Stadtkinder aus ärmeren Familien „schnupperten“ bereits mit vier bis fünf Jahren in die Welt der Erwachsenen hinein. So mußten sie jüngere Geschwister beaufsichtigen, gegen kleinen Lohn Gänse hüten und kleinere Arbeiten im Haushalt, Garten und manchmal auch im Weinberg verrichten.
Vom Leben der Bauernkinder gibt es leider wenige Dokumente. Aber man hat erforscht, dass Mädels und Knaben in der frühen Kindheit die gleichen Aufgaben hatten, die sie durch Zusehen bei den Eltern erlernten. Im Laufe der Zeit erwarben aber die Mädels ihre „weiblichen Tätigkeiten“ wie spinnen, weben, kochen, Wasser holen, Käse bereiten, Gartenarbeiten und Bier brauen. Die Knaben verrichteten Arbeiten außer Haus wie z. B. pflügen, ernten und mauern. Da aber auch Frauen bei fast allen Feldarbeiten mithalfen, zeigte sich im Bereich der Bauern dennoch keine strikte Trennung der Aufgabenbereiche. Sowohl Knaben und Mädels hüteten Gänse, Lämmer, Schafe, Kühe oder Pferde. Allerdings ergriffen nur die Jungs den Beruf des Schäfers.
Leider findet man über den Zeitraum von der Geburt bis zum zweiten Lebensjahr mehr Dokumente und Ausführungen als über spätere Abschnitte der Entwicklung eines Kindes im Mittelalter.
Die Ursache dafür ist vermutlich damit zu begründen, dass ab dem zweiten Lebensjahr die Kindersterblichkeit allmählich abnahm und die Körperpflege einfacher wurde. Bis zum siebten Lebensjahr sollten Kinder nicht überanstrengt werden, da ihre Gliedmaßen für noch nicht ausgereift und somit schwach angesehen wurden.
Vielen Dank für die Reaktionen auf unseren Aufruf in der letzten Ausgabe. Da wir nicht genug bekommen können wiederholen wir den Aufruf diese Woche für alle die ihn bisher nicht gelesen haben oder sich bisher noch nicht entschließen konnten.
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