Winterzeit ist die Zeit des Träumens. Die Vorräte des mittelalterlichen Menschen gingen zur Neige. Bis in das 19. Jahrhundert treten so immer wieder nach schlechten Ernten auch in Europa Hungersnöte auf. Dies traf zuletzt die Iren. Viele flohen nach Amerika. Erst der Anbau der Kartoffel, in der viele Nährstoffe wie Stärke und Vitamin C sind, brachte das Ende der kargen Zeit. Das folgende Märchen und die Suche nach diesem Land, inklusive das Erstellen von Landkarten ist so zu verstehen. Das Wort "Schlaraffen" kommt von mhd. sluraff = Faulenzer.
Das Schlaraffenland ist das Land der faulen Affen, ein fiktiver Ort aus diversen Märchen, in dem alles im Überfluss vorhanden ist.
Von Hans Sachs (* 5. November 1494 in Nürnberg; † 19. Januar 1576 ebenda), der ein Nürnberger Spruchdichter und Meistersinger war, stammt dieses Märchen, obwohl schon im 4. Jh. die griechischen Dichter Telekleides und Pherekrates von gebratenen Krammetsvögel mit kleinen Kuchen erzählten, die Einem in den Schlund hinein flögen.
Sebastian Brant verfasste das Buch "Schlaraffenland" 1494 und persiflierte damit nicht nur überlieferte Paradiesvorstellungen, sondern auch die damals durch Adel und Klerus geprägte feudale Klassensituation.
Hier der Text:
Ein gegent heißt schlauraffenlant,
den faulen leuten wol bekant,
das ligt drei meil hinter weihnachten,
und welcher darein wölle trachten,
der muß sich großer ding vermeßen
und durch ein berg mit hirßbrei eßen,
der ist wol dreier meilen dick;
alsdann ist er im augenblick
in demselbing schlauraffenlant,
da aller reichtum ist bekant.
da sint die heuser deckt mit fladen,
lebkuchen die haustür und laden,
von speckkuchen dillen und went,
die dröm von schweinen braten sent.
umb jedes haus so ist ein zaun
geflochten von bratwürsten braun,
von malvasier so sint die brunnen,
kommen eim selbs ins maul gerunnen;
auf den tannen wachsen die krapfen,
wie hie zu lande die tannzapfen,
. . .
für ein groß lüg gibt man ein kron;
doch muß sich da hüten ein man,
aller vernunft ganz müßig gan;
wer sin und witz gebrauchen wolt,
dem würt kein mensch im lande holt,
und wer gern arbeit mit der hant,
dem verbeut mans schlauraffenlant;
wer zucht und erbarkeit het lieb,
denselben man des lants vertrieb;
wer unnütz ist, wil nichts nit lern,
der komt im lant zu großen ern,
wan wer der faulest wirt erkant,
derselb ist könig in dem lant,
wer wüst, wild und unsinnig ist,
grob, unverstanden alle frist,
aus dem macht man im lant ein fürstn.
wer geren ficht mit leberwürstn,
aus dem ein ritter wirt gemacht;
wer schlüchtisch ist und nichtsen acht,
dan eßn, trinken und vil schlafn,
aus dem macht man im lant ein grafn;
wer tölpisch ist und nichtsen kan,
der ist im lant ein edelman.
wer also lebt wie obgenant,
der ist gut ins schlauraffenlant,
das von den alten ist erdicht,
zu straf der jugent zugericht,
die gwönlich faul ist und gefreßig,
ungeschickt, heillos und nachleßig,
das mans weis ins lant zu schlauraffn,
darmit ir schlüchtisch weis zu straffn,
das sie haben auf arbeit acht,
weil faule weyß nie gutes bracht.
So meine Lieben, jetzt habt Ihr die Originalsprache des 15./16. Jh. So sprach auch Martin Luther, der von Hans Sachs den Namen "wittenbergische Nachtigall" bekam. Man nimmt an, dass er an den Texten einiger Reformationslieder mitgewirkt hat. Das Leben von Hans Sachs ist spannend und bedarf eines eigenen Artikels. Ihr habt erstmal genug Stoff, diesen Text in unsere heutigen Sprache zu übersetzen.
Etwas möchte ich Euch nicht vorenthalten: Die Landkarten, die für die Suche nach dem Schlaraffenland entwickelt wurden.
Im Atlas novus terrarum beigebunden in einer späteren Ausführung druckte Matthäus Seutter die Karte des Kartografes Johann Baptist Homann (1694).
Unehrliche oder unaufrichtige Menschen bezeichnet man gerne mal als „Falsche Fuffziger“. Aber woher stammt dieser Ausdruck eigentlich?
Die wahrscheinlich richtige Erklärung ist in Berlin zu suchen. Zwischen 1840 und 1850 trieb dort eine Fälscherbande ihr Unwesen. Sie fälschten im grossen Stil preussische 50-Taler-Scheine und brachten diese in Umlauf. Die Berliner Bürger, die für ihre berliner Schnauze bekannt sind, prägten schnell den Begriff "Falscher Fuffziger" und richteten diesen auch gegen unliebsame Mitbürger.
Eine ganz andere Erklärung für den Ursprung des sprichwörtlichen Begriffs haben unsere österreichischen Nachbarn.
1934 wurde dort eine 50-Groschen-Münze geprägt. Diese hatte auf der Rückseite einen exakt gleichen Adler wie die Schilling-Münze und wich auch in Gewicht und Grösse nicht sonderlich von dieser ab. Besonders bei schlechten Lichtverhältnissen kam es oft zu Verwechslungen. So nannten die Österreicher ihre 50-Groschen-Münze schnell "Nachtschilling", weil man eben des Nachts flugs ihren Wert verdoppeln konnte. Die Münzen wurden schnell wieder eingezogen und durch neue, besser zu unterscheidende, ersetzt.
Anmerkung der Redaktion:
Ihr kennt auch Sprichwörter und Redewendungen, deren Ursprung im Mittelalter liegen und könnt diese erklären? Sendet eine Taube mit eurem Text an das Tagblatt.
Kindheit im Mittelalter
Teil 2
Die Ratschläger der Ärzte, wie man ein Neugeborenes direkt nach der Geburt zu pflegen und zu behandeln hat, waren damals schon erstaunlich „modern“. So wurde z.B. empfohlen, den Säugling unmittelbar nach dem Geburtsvorgang in lauwarmen Wasser zu baden. Ziel war es auf der einen Seite, das Baby zu reinigen. Auf der anderen Seite wollte man so den sogenannten Geburtsschock mildern, den das Neugeborene vom Übergang vom Mutterleib in die Außenwelt erlitten hatte. Auch sollte der Geburtsraum nicht hell erleuchtet sein, was im Mittelalter sowieso schwerlich der Fall war, damit keine Reizüberflutung für das Neugeborene entsteht. Innerhalb der ersten Lebenswoche wurden die Säuglinge getauft, um sie von der Sünde der Erbschuld reinzuwaschen. Da nach damaliger Überzeugung nur getaufte Menschen in das Paradies gelangen konnten, war die extrem frühe Taufe wegen der hohen Kindersterblichkeit unbedingt nötig. Weitverbreitet war auch der „Aberglaube“, dass getaufte Kinder bessere Überlebenschancen hätten als ungetaufte.
Als Nahrung erhielt der Säugling im Mittelalter Muttermilch. Man war damals schon davon überzeugt, dass sie die beste Nahrung für ihn sei. Wenn aber, aus welchem Grund auch immer, die Mutter nicht in der Lage war, ihr Kind selbst zu stillen, gab es zwei Möglichkeiten.
Die erste Möglichkeit war, das Kind mit Tiermilch (Kuh-, Schafs- oder Ziegenmilch) zu füttern. Dafür hobelte man das Horn einer jungen Kuh glatt, bohrte an der Spitze ein winziges Loch hinein und stülpte zwei Fingerlinge aus Pergament darüber.
Bauers- und Handwerkerfrauen stillten ihre Kinder gewöhnlich selbst. Anders sah es bei den Frauen der Oberschicht aus, sie beschäftigten dafür gerne eine Amme. Wo wir auch schon bei der zweiten Möglichkeit wären. Ammen wurden auch benötigt, wenn die Mutter nach der Geburt gestorben ist oder kaum eigene Milch hatte. Durchschnittlich stillte man Kinder im Mittelalter zwei Jahre lang, ganz einfach, weil es eine kostengünstige Nahrung war. Noch während der Stillzeit verabreichte man dem Säugling noch zusätzlich Wasser und Honigwasser, in nördlichen Ländern sogar Bier. Wein hingegen wurde einem Säugling nicht gegeben wegen der Unverträglichkeit. Genau wie heute hat man die Kinder langsam von der Milchnahrung auf feste Nahrung umgestellt. Dazu wurden Speisen entweder breiig angerichtet, oder sogar von der Mutter selbst vorgekaut. Manchmal bekamen die Kinder auch Opium und/oder Likör verabreicht, um sie „ruhig zu halten“. Ein Leinenbeutelchen gefüllt mit Mohn, ein sogenanntes Lutschbeutelchen, versetzte die Kinder in eine Dauerschläfrigkeit. Im Mittelalter waren die Ärzte und die Bevölkerung davon überzeugt, das Säuglinge nicht zu lange schreien sollten.
Vielen Dank für die Reaktionen auf unseren Aufruf in der letzten Ausgabe. Da wir nicht genug bekommen können wiederholen wir den Aufruf diese Woche für alle die ihn bisher nicht gelesen haben oder sich bisher noch nicht entschließen konnten.
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Ihr fühlt euch angesprochen, würdet gerne mehr erfahren? Oder ihr habt bereits einen Text verfasst? So sendet eine Taube an das Tagblatt. Wir sind sehr gespannt auf eure Einsendungen.