Bei solchen Käseplatten ist der Segen gewiss
Pater Marcus wurde im Dorf gesichtet! Das heißt, er wird wohl nachher noch zu uns kommen! Der Majordomus ist sofort zu Nasenprinz geeilt, um ihm die frohe Botschaft zu überbringen.
Nasenprinz klatscht erfreut in die Hände: Ein wichtiger Gast, lasst sofort in Küche und Keller vom Feinsten vorbereiten! Der junge Schreiber, mit dem er gerade einige Papiere durchgegangen war, schaut beide verwundert
und fragend an. Ah, richtig, ihr seid ja neu bei uns, da kennt ihr Pater Marcus noch gar nicht!
Pater Marcus zieht durch das ganze Reich Regnum und prüft, ob Gottes Segen auf dem besuchten Haus ruht. Ausgiebig wird von ihm Speis und Trank gekostet. Daraus erkennt er, ob unser aller Herr dem Gastgeber sein Wohlwollen schenkt. Über den Torbogen schreibt er sodann mit Kreide: Gesegnet im Auftrag des Herrn durch Pater Marcus! So reißen sich die Wirte natürlich darum, dass er bei ihnen einkehrt, ist doch solch ein Segen eine gute Werbung!
Weiterhin hat er sich besonders der jungen Fräulein und Mägde angenommen, um diese auf einem rechten und gottgefälligen Weg zu halten. Schon so manches dieser jungen Dinger ist zu einer Beichte auf seine Kammer geladen worden und kehrte erst nach Stunden geläutert und mit einem glückseligen Ausdruck auf den geröteten Wangen zurück! Sicher hat er ausführlich die Freuden des Paradieses geschildert und so diese freudige Erregung in den jungen Mädchen hervorgerufen!
Nasenprinz lächelt über die begeisterte und etwas naive Schilderung seines Majordomus. Auf alle Fälle ist er uns hochwillkommen! Auch wir benötigen den Segen Gottes! Frecker, sein kleines Kätzchen miaut zustimmend. Ja,
auch du sollst gesegnet sein! ruft er lachend und streicht über das weiße Fell.
Am späten Nachmittag betritt der Erwartete die Residenz. Nasenprinz begrüßt ihn erfreut. Pater Marcus, wie schön! Das ihr die Zeit gefunden habt, unser bescheidenes Haus mit eurem Besuch zu beehren! Ausgiebig
schüttelt er dem Pater die rechte Hand. Der Geistliche, dem anzusehen ist, dass er irdischen Genüssen durchaus zugeneigt ist, lacht ihn herzlich an. Sei gesegnet, mein Sohn, Du und die Deinen. Möge sein Auge er deutet
mit seinen großen Händen gen Himmel, stets wohlwollend auf Euch ruhen!
Die beiden gehen plaudernd zu einem reich gedeckten Tisch. Eine junge rothaarige Dienstmagd stellt ihm strahlend einen großen Humpen mit schäumendem Bier auf den Tisch. Maria, mein Kind, wie ist es dir seit meinem letzten Besuch ergangen? Komm doch gleich heute Abend zur Beichte auf meine Schlafstube, damit dir auch weiterhin das Paradies sicher ist! Errötend haucht die Magd Danke, Pater und huscht wieder in die Küche.
Stunden später hat sich die Tafel schon erheblich gelichtet, obwohl durch dienstbare Geister ständig nachgetragen wird. Endlich schiebt Pater Marcus seinen Teller von sich und wischt die fettigen Finger an einem
bereitliegenden Tuch ab. Nasenprinz, da habt ihr euch wieder übertroffen. Auf eurem Hause ruht auf alle Fälle der volle Segen Gottes!
Jetzt muss ich mich aber noch im Auftrag des Herrn um mein rothaariges Schäflein kümmern. Sicher wartet das gute Kind schon ungeduldig auf die dringend nötige seelsorgerische Betreuung. Er zwinkert Nasenprinz vergnügt zu.
Besten Dank! Gehabt euch vorerst wohl, wir sehen uns morgen früh wieder!
© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle
Bildquelle:pixelio.de
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