Ausgabe 225 | Seite 2 6. November 2011 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Sprechende Steine

(Stunden)Gebet

Wenn diese jahrhundetalten Kirchen- und Klostermauernmauern wirklich reden könnten: Was würden sie uns sagen? Würden sie schreien über die Ungerechtigkeit und den Schmerz, den vergangene Generationen erleiden mußten? Einzelne oder ganze Dörfer, Städte und Landschaften. Würden sie erzählen von Kriegen, Seuchen und Hunger? Oder flüstern sie von Ehrfurcht gegenüber dem liebenden Gott? Fühlten sich die Menschen hier beschützt vor drohender Gefahr? Spürten sie die Stille an diesem Ort als Wohltat wie wir heute? War hier der Ruheort, der Schutzraum vor dem Geplärr der Märkte und Gassen? Ich würde es gerne wissen. Meist hat man keine Chance, so ein altes Gotteshaus auf sich wirken zu lassen. Meist betritt man es mit einer Gruppe, geleitet von einem Stadtbildklärer, wie die Fremdenführer sich heute nennen, um nicht mit dem Wort "Führer" in Berührung zu kommen. Dabei wurde durch diesen braunen Unhold die Sprache von Walther von der Vogelweide, Meister Eckehardt, Martin Luther entartet, um eines "seiner" Wörter wieder für uns zurückzuholen. Haben uns nicht die mittelalterlichen Mystiker Wörter geschenkt, deren Bedeutung und Lebenszusammenhang wir heute verloren haben? Das Wort 'Zufall' hat heute die Bedeutung von 'Unfall, sinnloses Ereignis'. Doch hatte es für die Mystiker den Sinn, 'auch wenn ich es nicht verstehe, es ist mir von Gott zugefallen. Ich weiß mich von ihm getragen.'

(Stunden)Gebet
Seite aus einem Stundenbuch der Abtei Lichtenthal Aus der jüdischen Tradition, drei Mal am Tag zu beten, entwickelte die Urgemeinde in ihren Gottesdiensten die Vorstufe des heutigen Stundengebets. Schon im Neuen Testament werden uns christliche Hymnen, klar formulierte Gebet und eine feste Struktur von Gebetszeiten überliefert.

Der Tagesablauf der antiken und mittelalterlichen Menschen, die noch keine Armbanduhr kannten, wurde durch diese festen Zeiten geformt. Im Alten Testament findet man in Psalm 119, 62 den Satz: „Sieben Mal am Tag singe ich dein Lob und nachts stehe ich auf, um dich zu preisen.“

Die Einteilung der Gebetszeiten erfolgt bis heute nach der antiken Zeitrechnung. Der Tag war damals die Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang; er wurde in zwölf gleich lange Stunden eingeteilt. So hat jeder Zeitabschnitt bis heute eine lateinische Bezeichnung. Es beginnt mit der Mette oder Laudes, auf Deutsch auch Morgenlob genannt. Als ungefähre Umrechnung in unsere heutige Zeiteinteilung kann die erste Stunde des Tages auf etwa 6 Uhr angesetzt werden. Interessant sind die Parallelen, die sich hier auch mit den islamischen Gebetszeiten finden lassen. Wie wichtig in allen drei Buchreligionen der Sonnenstand ist! So habe ich es erlebt, als ich in Jerusalem im Urlaub war, wie mich der Ruf des Muezzin vom Minarett unsanft um 5 Uhr morgens weckte. Aber es war auch für eine "Ungläubige" eine beeindruckende Atmosphäre, die aufgehende Sonne über der Altstadt zu erleben.

Die Laudes (Lobgesänge) bilden mit der Vesper am Abend die Angelpunkte des Stundengebetes, nach alter Überlieferung gedenken sie der Auferstehung Christi. Die Laudes stellen das Morgengebet dar. Die Laudes haben ihren Namen von den drei letzten Psalmen (148 -150) des Psalmenbuchs, den so genannten Laudate-Psalmen bekommen. Kernstück der Laudes ist ein neutestamentlicher Lobgesang (zumeist Lk 1, 68-79). Fürbitten, das Vaterunser und ein Gebet schließen die Laudes ab.

Es folgen die sogenannten 'kleinen' Horen, die alle das selbe Schema haben : Eröffnung, Hymnus, drei Psalmen, Kurzlesung, Wechselgesang und Schlussgebete.

Terz: (lat.: tertia, die dritte Stunde)
Gebet zur dritten Stunde des Tages (nach röm.Tageseinteilung), etwa 9 Uhr. Gebet vor der Arbeit, nach dem Markusevangelium Beginn der Kreuzigung.

Sext: (lat.: sexta, die sechste Stunde)
Gebet zur sechsten Stunde des Tages (nach röm.Tageseinteilung), etwa 12 Uhr. Nach dem Markusevangelium die Stunde, in der eine „Finsternis über das ganze Land hereinbrach“. Gebet zum Mittag.

Non: (lat.: nona, die neunte Stunde)
Gebet zur neunten Stunde des Tages (nach röm.Tageseinteilung), etwa 15 Uhr. Gebet vor der nachmittäglichen Arbeit, nach dem Markusevangelium Todesstunde Christi.

Die Vesper: (lat.: vespera: abends, Abendzeit)
Der liturgische Abendgottesdienst ist einer der ältesten und wichtigsten Teile des Stundengebetes. Der Aufbau der Vesper ist ähnlich den Laudes, allerdings mit vier Psalmen, Hymnus, neutestamentlichem Lobgesang (Magnificat - Lk 1, 46-54) und Schlussgebet.Mit der Vesper endet die Arbeit des Tages. Es folgen die drei klassischen Komplet-Psalmen (Ps 4, Ps 91, Ps 134), der Hymnus und die Schriftlesung aus Jes 14. Gebetet wird sie etwa gegen 18 Uhr.

Jeder, der im süddeutschen Raum aufgewachsen ist oder längere Zeit dort gelebt hat, kennt es: das Vesperbrot. Südlich das Weißwurstäquator hört man Mütter rufen: "Kinder, kommt veschpern!" Ist es das, was vom Stundengebet der mittelalterlichen Mönchen geblieben ist?

Käme ein Ritter oder ein Burgfräulein mit einer Zeitmaschiene zur iPod und Smartphone-Generation, würden sie sich wundern. "Ihr haltet uns für ungebildet, weil wir nicht lesen und schreiben können, aber ihr könnt mit der Zeit nicht umgehen. Ihr seid nur am Hetzen und könnt nicht das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden. Ihr jagt nur von einer Zerstreuung zur nächsten. Zerstreuung - so ein Wort aus Eurer Zeit. Das kennen wir nicht. 'Sammlung', 'Achtsamkeit' und 'Innerung' sind scheinbar neue Erkenntnisse, die ihr glaubt, erst von asiatischen Mönchen, Anhängern eines gewissen Gauthama, gelernt zu haben. Doch lest die alten Schriften unserer weisen Mystiker, dann würdet ihr wissen, hier ist nichts neu."

Die Komplet: (lat.: completorium, Abschluss, Vollendung)
Die letzte Gebetsstunde, das Gebet zur Nacht. Diese "Schlussfeier" geht auf alten monastischen Brauch zurück. Basilius der Große (* um 330 bis +379) nennt sie bereits als gemeinsames Gebet vor dem Schlafengehen.

Auch im evangelischen Bereich gibt es etliche Kommunitäten und geistliche Gemeinschaften, die eigene und zum Teil deutlich umfangreichere Formen des Stundengebetes pflegen. Die Gottesdienste können sehr unterschiedlicher Form sein, teils gregorianischen Vertonungen wie bei Michaelsbruderschaft oder Alpirsbacher Antiphonale, teils moderner Musik folgend, wie bei der Jesus-Bruderschaft Gnadenthal

© Thalassa von Kerygma

Gilden-WBW für alle Welten

Ein Rätsel

Diese Rätselform kennt ihr sicherlich: Zwischen die beiden vorgegebenen Worte muss ein weiteres Wort eingefügt werden, das sowohl mit dem linken als auch dem rechten einen sinnigen Begriff ergibt. Die Anzahl der Striche gibt die Zahl der Buchstaben vor. Die Ziffer in Klammern benennt die Position eines Buchstabens im gesuchten (mittleren) Wort. Diese, richtig zusammengesetzt, ergeben die Lösung und damit das verlangte Produkt.

Bsp.: (2) Hasen _ _ _ _ Ball
Die Lösung wäre FUSS und der gesuchte Buchstabe das U.

(5) Ziegen _ _ _ _ _ Wagen
(1) Tee _ _ _ _ _ _ Tier
(4) Sünden _ _ _ _ Schirm
(1) Kaffee _ _ _ _ Bau
(6) Drucker _ _ _ _ _ _ Ausweis
(3) Sommer _ _ _ _ Reise
Die Qualitäten sind: W1=Q15, W2=Q13, W3=Q11, W4=Q9

© Hinrik

Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 06.11 ab sofort bis zum 25.11.2011 um 23:59 Uhr.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.

Die Gewinne beim
Gildenwettbewerb (GWBW)




1. Platz --> Goldpokal
2. Platz --> Silberpokal
3. Platz --> Bronzepokal

Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik


Die Wanderer von Elrandier

Die Seele von Santeril

Das Schiff legte an einem schönen Herbsttag im Hafen von Tondoras an. Schnatternd liefen die Nagima vom Schiff und zerstreuten sich schnell in alle Winde. Gluck tauchte hinter Darnus und Marxellus auf, die noch daran arbeiteten, ihre Habe in eine tragbare Form zu bringen. „Warten hier auf Nagima Brüder!“ bestimmte Gluck. Darnus lächelte den Nagima an. „Gluck, wir werden euch heim bringen, aber es wird ein weiter Weg.“ Gluck lächelte glücklich. „Ich wissen, aber ihr warten bitte!“ In diesem Moment kam Erebian vom Schiff. Er sah seinen Vater an und nickte. „Ich werde gehen, Lebt wohl!“ Als er sich umwandte, traf ihn ein Beutel am Kopf. Darnus lächelte. „Dein Blutgeld.“ Erebian hob den Beutel auf und ging grußlos. Gluck sah ihm nach. „Böser Geist in Seele. Nicht gut!“ Marxellus nickte traurig.

Es dauerte nur eine Stunde, bis die Nagima wieder aus der Stadt strömten und am Kai eintrafen. Ein Nagima schnatterte mit Gluck, dann sammelten sich die Nagima wieder. Nach wenigen Minuten kam Gluck und gab ihnen einen Beutel. „Nagima verkaufen Felle, helfen Brüder bringen zurück!“ Er gluckste freudig, als Darnus und Marxellus den Beutel auf einem Fass ausleerten. Es dauerte eine ganze Weile, die Münzen zu zählen, doch schnell hatten sie eine Summe zusammen, die für ein Packtier reichen musste.

„Dann mal los.“ Sie erstanden einen alten Klepper, der schon bessere Tage gesehen hatte, doch für ihre Zwecke sollte er reichen. Noch am selben Mittag machten sie sich auf den Weg. Marxellus nahm wieder den Pfad am Tsamtur entlang, bis sie das Gebiet von Tanak Arebi erreichten. Sie ritten weitere Tage, bis sie hinter Tanak Arebi in einen Bereich des Dschungels kamen, der für Menschen als undurchdringlich galt. Doch die Nagima folgten anscheinend geheimen Pfaden, bis Gluck stoppte. „Wir in Nagimaland. Wir bringen in großes Dorf, nur für Nagima Brüder Ihr Brüder!“ Gluck zeigte auf eine Felswand und lief darauf zu.

Plötzlich war er verschwunden. Marxellus folgte ihm langsam und betrachtete die Felswand. Ranken hingen herunter und bedeckten die Wand. Und somit auch das Loch. Eine riesige Höhle tat sich vor den Männern auf. Fackeln erleuchteten den Gang, nachdem sie um die erste Biegung gelangt waren. „So dringt der Schein nicht nach außen.“ Darnus nickte. „Die Luft zieht nach innen, so dringt nicht mal Geruch heraus.“ „Ich frag mich, wie die Nagima dies gebaut haben.“ Sie ritten schweigend dem Gang nach, gefolgt von einer wild schnatternden Horde Nagima. „Schau dir die Wände an. Das ganze ist sehr alt. Ich denke, das haben Völker vor den Nagima gebaut,“ flüsterte Darnus. „Vielleicht die Erbauer der Tore?“ Marxellus nickte. „Ich denke, das wird die Lösung sein.“

Der Gang erweiterte sich nach wenigen Meilen und schließlich standen sie in einem gewaltigen Kessel. An den Wänden liefen Treppen und Balkone entlang, Stollen gingen in die Wände der Höhle, deren Decke schon vor langer Zeit eingestürzt war. Auf diese Art kamen Luft und Sonne in die Höhle. Sie wurden in die Mitte der Höhle geführt, in der es einen großen Platz gab. Nagima rannten um sie herum, schnatterten und lachten. Ein einzelner, alter Nagima watschelte auf sie zu, betrachtete sie angestrengt.

„Du Marxellus, Bruder von Nagima. Aber du nicht Cherubias! Wer du?“ Gluck tauchte aus der Menge auf und sprach schnatternd und glucksend mit dem Alten. Der nickte dabei verstehend. „Du gefunden haben Seele wieder und nun Freund von Nagima. Bruder von Cherubias!“ Der Alte machte eine einladende Geste, gab schnatternde Anweisungen. „Ihr ruhen aus. Essen. Trinken. Immer willkommen. Haben gebracht Brüder zurück in Heimat!“

Darnus und Marxellus wurden auf den großen Platz gebracht, dort genötigt, sich auf eine Decke zu setzen und zu essen. Dabei mussten sie von ihren Abenteuern erzählen, was Darnus an Marxellus abgab. Als die Sonne an der Höhlendecke verschwand, brachte man sie in einen Stollen, in dem sie ganz für sich allein schlafen konnten. Marxellus ließ sich auf einem Haufen Decken nieder. Darnus sah ihn an. „Wenn man bedenkt, was ich ihnen angetan habe, ist es erstaunlich, wie freundlich sie sind.“ Marxellus nickte. „Ich glaube, dieses Volk sieht tiefer, als du glaubst!“ Von einer Sekunde auf die andere war er eingeschlafen.

wird fortgesetzt.

© cherubias



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