Ausgabe 224 | Seite 3 30. Oktober 2011 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Jemanden an der Nase herumführen

Die Verbreitung dieser Redensart stammt aus dem Mittelalter. Hier führten Tierbändiger auf Jahrmärkten eigentlich wilde Tanzbären vor und liessen sie Kunststücke vorführen. Durch den Ring, der durch die Nase gezogen wurde, konnten die Tiere von den Tierbändigern beherrscht werden.

Sprichwörtlich bedeutet „an der Nase herumführen“, dass man jemanden täuscht und wie ein Tierbändiger seine Tiere in die gewünschte Richtung laufen, denken oder handeln lässt.

© St.Kortiniburg - Die Handelsgilde

Anmerkung der Redaktion:
Ihr kennt auch Sprichwörter und Redewendungen, deren Ursprung im Mittelalter liegen und könnt diese erklären? Sendet eine Taube mit eurem Text an das Tagblatt.




Persönlichkeiten des Mittelalters

Die Söhne Swjatoslaws I. von Kiew

Sie sind knapp erwachsen - fast noch Kinder - , als der Vater ums Leben kommt, und treten gleichberechtigt in den Landesteilen die Herrschaft an.

Jaropolk I. Swjatoslawitsch, etwa 20 Jahre alt, ist von 972 bis 980 Großfürst der Kiewer Rus. Sein Bruder Oleg bekommt das erst kürzlich vom Vater eroberte Land der Drewljanen, und Halbbruder Wladimir erhält die Regentschaft von Nowgorod, obwohl er Sohn einer Konkubine ist. Die beiden jüngeren Brüder sind annähernd gleichaltrig - etwa 13 Jahre alt. Die Mutter Wladimirs ist Maluscha, Schlüsselbewahrerin der Großfürstin Olga, also der Mutter von Swjatoslaw I.



Zwischen Jaropolk und Oleg bricht recht bald Krieg aus und Oleg findet dabei etwa 977 den Tod. Wladimir flieht daraufhin zu Verwandten nach Schweden und Jaropolk hat sein Ziel erreicht: die Alleinherrschaft über die Rus.

Drei Jahre später jedoch kehrt Wladimir, inzwischen etwa 20 Jahre alt, mit warägischen Kriegern zurück und rückt gegen Jaropolk vor. Zunächst erobert er Nowgorod, dann nimmt er Polozk ein. Die Stadt liegt sehr gut befestigt an der Mündung der Polota in die Düna.

Dort herrscht ein skandinavischer Fürst namens Rogwolod (Ragnvald), der seine Tochter Rogneda (Ragnhild) dem Großfürsten Jaropolk zur Frau versprochen hat. Der ist zwar bereits mit einer Griechin verheiratet, aber da die Rus wieder zum Heidentum zurückgekehrt sind, haben sie mit mehreren Hauptfrauen zugleich keine moralischen Probleme. Wladaimir erfährt von der Verlobung und "zwingt Rogneda zur Ehe" - indem er sie im Beisein der Elten vergewaltigt. Anschließend läßt er die Eltern und zwei der Brüder der Geschändeten umbringen.

Kampflos fällt ihm Kiew in die Hände, Jaropolk I. flieht. Anschließend lädt Wladimir seinen Halbbruder zu Verhandlungen ein und läßt ihn von seinen warägischen Kriegern ermorden. Ziemlich sicher hatte Jaropolk Kontakte zu Kaiser Otto II. und möglicherweise plante er bereits eine Wiederaufnahme der Christianisierung der Rus, die schon unter seiner Großmutter Großfürstin Olga versucht worden war.



Wladimir I. Swjatoslawitsch erweitert durch zahlreiche Feldzüge das Reich der Rus, sodaß es vom Dnjepr bis zum Ladogasee und bis an die Düna reicht. Nun stellen aber die angeworbenen Waräger ein gewaltiges Problem dar: sie müssen bezahlt werden. Da sie sich nicht so ohne weiteres entlassen lassen und anscheinend gar kein Interesse an einer Heimkehr in den Norden (nach Schweden und Norwegen) haben, schickt Wladimir 6000 von ihnen nach Konstantinopel. Kaiser Basileios II. nimmt sie in seinen Dienst und bildet mit ihnen die Warägergarde. An den Grenzen seines gewaltig vergrößerten Reiches setzt Wladimir I. andere Waräger als Burgwarde und Verwalter ein.

© Amhara zu Agorá


Gilden-WBW für alle Welten

O tempores, o mores ...

... sinniert Nasenprinz gedankenversunken in seinem Arbeitssessel. Wären doch der Wanderprediger Oswald und die Quacksalberin Beate niemals durch das Reich gezogen. Was haben sie uns beschert? Die "Aufklärung" und eine unaussprechliche "Revolution" schwappen über das Land und infizieren alle Bewohner. Jung und alt, ledig und verheiratet, alles frönt den neuen Verheißungen, wirft althergebrachte Tugenden über Bord und sündigt wie weiland Babylon.
Ich mag gar nicht die sozialen Folgen denken, wobei durchaus auch Vorteile zu erkennen sind. Viel schlimmer sind die gesundheitlichen Auswirkungen,von denen die Ärzte und Bader bereits berichten. Abgesehen davon, dass sich die vornehmlich männliche Bevölkerung des Nachts mit und ohne Leitern in den Straßen herumtreibt und hier und da Einlaß begehrt, was durchaus noch als Leibesertüchtigung gelten kann, sind die Folgen der Vermeidung des Erwischtwerdens dagegen kontraproduktiv.
Schaut man mal in die Stuben des Volkes, stehen dort außer einem mehr oder weniger gemütlichen Schlaflager oft nur noch Aussteuertruhen. Wohin also mit dem Galan, wenn unerwartet Vater oder Ehegatte die Stiege erklimmen: Zum Fenster hinaus oder in die Truhe hinein. Es gibt gemütlicheres, als sich in verkrampft gekrümmter Haltung zwischen Bettzeug und Häkeldecken zu verstecken, nachdem Kreuz oder Kopf vom zugefallenen Deckel rasend schmerzen. Zumal andererseits oft auch mit dem malträtierten Liebhaber das mühsam Ersparte von der hohen Kante verschwindet.
Neben den zunehmenden Rückenbeschwerden, den dadurch bedingten Arbeitsausfällen und kostenintensiven Behandlungen, kommen also auch noch fiskalische Schädigungen. Beides ist einer gesunden Volkswirtschaft auf lange Sicht nicht zuträglich. Daher halte ich als fürsorglicher Landesvater es für angebracht, kräftig in das Gesundheitswesen und die Vorbeugung zu investieren.


Was also läßt Nasenprinz an alle Haushalte liefern, das seitdem ein unverzichtbarer Gegenstand in Schlafzimmern aller Nationen geworden ist und auch heute noch oftmals für komische Situationen sorgt?

© Hinrik

Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 23.10 ab sofort bis zum 04.11.2011 um 23:59 Uhr. Die gewünschten Qualitäten sind: Q 10 für Welt 1, Q 5 für Welt 2, Q 8 für Welt 3 und Q 4 für Welt 4.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.

Die Gewinne beim
Gildenwettbewerb (GWBW)




1. Platz --> Goldpokal
2. Platz --> Silberpokal
3. Platz --> Bronzepokal

Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik


Heil- und Nutzpflanzen

Echte Mispel

Mispel (Mespilus germanica), (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885Wie vieles, dass man nicht sofort verbrauchen und benutzen kann, so ist die Mispel in Vergessenheit geraten. Sie gehört, wie Apfel und Birne, zum Kernobst und damit in die Familie der Rosengewächse.

Mispeln sind kleine sommergrüne Bäume - bis 5m hoch - mit krummem Stamm, der selten stärker als 50 cm wird, breiter Krone und eßbaren Früchten. Durch die Krone wirken sie "breiter als hoch". Nur Kurztriebe tragen Früchte; die Jungtriebe der Wildform haben Dornen. Die auffällig großen Blüten - bis 5 cm im Durchmesser - sind typisch für die Rosengewächse, meist weiß, manchmal rosa, und erscheinen Ende Mai - Anfang Juni. Mispeln können sich selbst bestäuben. Dieses Obst ist bereits so früh kultiviert worden, dass sich seine Herkunft nicht mit Sicherheit bestimmen lässt. Man zählt Westasien, die Ukraine und den Kaukasus, den Balkan und Italien zum natürlichen Verbreitungsgebiet. Der Gattungsname "mespillus" bzw. "mespilion" war schon in der Antike eine Fremdwort unbekannter Herkunft. Im 'Capitulare de Villis' Karls des Großen werden Mispeln als anzupflanzende Obstbäume aufgezählt. Ihrer Herkunft entsprechend bevorzugt die Mispel etwas milderes Klima, obwohl sie Frost bis -20° aushält. Sie stellt nur geringe Ansprüche an den Boden und kann "alt" werden - in England gibt es Bäume mit 300 Jahresringen. Im Garten sollte der Boden wenig Kalk, dafür etwas Lehm haben - dann gedeiht die Mispel gut. Sie ist verhältnismäßig wenig anfällig für Krankheiten und Schadinsekten, aber für den von Bakterien übertragenen Feuerbrand.

Die Apfelfrüchte der Mispel reifen Ende Oktober, Anfang November. Sie sind bräunlich gefärbt - wenig ansehnlich - und tragen die Kelchblätter der Blüte als auffällige Krone. Die Früchte sind stark von Stützgewebe durchsetzt, was ihnen den Namen "Steinapfel" eingetragen hat. Kultursorten bringen es auf einen Durchmesser von 8cm, Wildfrüchte selten mehr als 3 cm. Nach Frost und/ oder längerer Lagerung sind die Früchte eßbar mit typischem säuerlich-aromatischem Geschmack. Meist aber nimmt man sie für die Herstellung von Marmeladen und Gelees. Durch die Lagerung werden Tannine und Fruchtsäuren abgebaut und der Zuckergehalt steigt. Man sollte die Echte Mispel nicht mit der "beim Türken" erhältlichen Japanischen Wollmispel (Loquat) verwechseln. Diese schmeckt auch roh und ohne gefrostet worden zu sein.

Mispelfrüchte wirken harntreibend, adstringierend und entzündungshemmend. Unreife Früchte wurden früher der Gerberlohe zugesetzt. Man kann sie aber auch Obstmost zusetzen, da die Tannine ein Ausflocken der Proteine bewirken und so die Trübung im Saft mindern. Das sehr harte Holz des Mispelbaumes ist gut für die Kunsttischlerei und für Intarsienarbeiten geeignet.

Als "Geldernsche Rose" sind Mispelblüten in einigen Stadtwappen enthalten, z.B. im Wappen der Stadt Viersen.

© Amhara zu Agorá


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