Ausgabe 222 | Seite 2 16. Oktober 2011 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Die neue Süssigkeit

Seit den frühen Morgenstunden ist kortini auf den Beinen. Den ganzen Tag hat er auf den Feldern gearbeitet. Nun muss er sich noch um die Mühle kümmern. Der Müllermeister jammert schon seit Tagen, dass die Steine nicht richtig mahlen. kortini sollte den Kerl rauswerfen. Nun muss er sich wieder selbst kümmern.

An der Mühle angekommen, machte er sich sofort ans Werk. Die Steine waren in Ordnung. Da kortini sie erst letzten Winter hatte einsetzen lassen, verwunderte dies nicht. Aber einer der Steine schien schief auf der Welle zu sitzen. Mit Hilfe des Müllerburschen richtete kortini das Malheur. Unbemerkt rutschte ihm dabei ein kleines Beutelchen Mandeln, welche kortini in der Mittagspause einem fahrenden Händler abgekauft hatte, aus der Tasche. Beim folgenden Test des Mahlwerks wurden die Köstlichkeiten zwischen den Steinen zermahlen. Der Schreck fuhr kortini in die Glieder. Die Mandeln sollten eine Überraschung für seine Landrichterin sein. Was sollte er ihr nun heute Abend mitbringen?

Der Müllerbursche kratzte die zermahlenen Köstlichkeiten zusammen und wusch sogar noch die letzten Reste mit ein wenig Rosenwasser (etwas anderes war nicht greifbar) von den Steinen und übergab kortini die gesammelten Reste in einem kleinen Schüsselchen. Aber was sollte nun damit geschehen? Zermahlene Mandeln, die vermischt mit dem Wasser zu einer zähen Pampe geworden waren konnte er doch nicht mit nach Hause bringen.

kortini probierte von der Masse und war angewidert. Das schmeckte seiner Landrichterin bestimmt nicht. Es war bitter und klebrig. Als letzten Rettungsversuch mischte kortini nun noch Zucker unter die Masse knetete alles gut durch und formte kleine pralinengleiche Kügelchen. Eine der Kugeln steckte er sich in den Mund. Nein, es schmeckte einfach nicht. So stellte kortini den Teller mit den Kugeln auf den Küchentisch und verliess das Haus. Vielleicht traf er auf dem Markt noch den Händler und konnte ihm ein paar Mandeln abkaufen.

kortini, er hatte den Händler natürlich nicht mehr gefunden, kehrte mit einem Korb knackiger Äpfel und süsser Birnen Heim. Seine Landrichterin sprang vom Küchentisch auf und fiel ihm um den Hals. Auf dem Teller lag noch genau eine Mandelrosenwasserzuckermassekugel. Sollten seiner Liebsten die herb-süssen Unfalldinger etwa schmecken?

Natürlich erzählte Landrichterin ihren Freundinnen von der entzückenden Köstlichkeit, die ihr Gatte ihr geschenkt hatte und schnell gab es Konditoreien, die diese nachmachten. Schnell wurde die Süssigkeit als Marzipan bekannt und für viel Geld gehandelt. So mancher Konditor eröffnete ein spezielles Marzipan-Geschäft und schuf somit den Grundstein für das Auskommen vieler Generationen, die nach ihnen kamen.

kortini selbst brachte das ganze weder Ruhm und Ehre noch Geld ein. Er hatte das Marzipan erfunden und hatte nichts davon.

Moment…Er hatte nichts davon? War seine Landrichterin nicht glücklich gewesen? kortini war zufrieden.

© St.Kortiniburg - Die Handelsgilde


Heil- und Nutzpflanzen

Brennessel


Grosse Brennnessel (Urtica dioica), (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885 Brennesseln gibt es fast auf der ganzen Welt - in Europa sind es vier Arten, von denen die Große Brennessel und die Kleine Brennessel die weiter verbreiteten und bekannten sind .

Brennesseln wachsen als einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, die je nach Art und Standort 10 - 300 cm Höhe erreichen können. Die Große Brennessel kann bei uns auf gut gedüngten feuchten Böden drei Meter hoch werden. Brennesseln lieben "reiche" Böden, sie sind regelrechte Zeigerpflanzen für Stickstoffreichtum im Boden. Die ausdauernden Arten bilden Rhizome, in denen sie überwintern, während die oberirdischen Pflanzenteile absterben, und mit denen sie sich ausbreiten. Nesseln abreißen oder -schneiden reicht also nicht, wenn man sie loswerden will - sämtliche Wurzeln müssen raus!

Die oberirdischen grünen Pflanzenteile sind mit Brenn- und Borstenhaaren besetzt. Diese sind es, die die Nessel bekannt und unbeliebt machen. Nach schon leichter Berührung einer Brennessel bildet die Haut die schmerzhaften Quaddeln. Dabei sollen die Brennhaare "nur" Fraßfeinde abhalten. Dazu sind sie als spröde Röhren konstruiert, die schon bei kleinster Berührung an einer Sollbruchstelle brechen und eine einer Kanüle ähnliche Injektionsspitze bilden. In diesen Kanülen speichert die Nessel einen Cocktail aus Ameisensäure, Serotonin, Histamin, Acetylcholin und Natriumformiat. Bereits ein Zehnmillionstel Gramm davon reicht aus, die berüchtigte Wirkung zu erzielen.

Trotz dieser Abwehrmaßnahmen ist die Brennessel eine (über)lebenswichtige Futterpflanze für die Raupen von etwa 50 Schmetterlingsarten, darunter: Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Landkärtchen. Wer Schmetterlinge im Garten haben möchte, sollte also nicht alle Nesseln roden.

Seit Jahrtausenden wird die Nessel genutzt. Man kann sie essen. Für Frühjahrsgemüse verwendet man die jungen Triebe, als Spinat oder Suppe kann man auch gröbere Blätter nehmen - Blanchieren zerstört die Säure. In Notzeiten (noch 1947-49 in Berlin) wurde jede Nessel gegessen, die man kriegen konnte. Ansonsten verwendet man sie als Gewürz ("Brennessel-Käse") oder Tee. In der Tierhaltung setzt man Brennessel feingehackt in der Kükenaufzucht ein, außerdem als Zutat im Futter für Kälber und Ferkel. Günstig ist hier der Gehalt an Vitamin C sowie Kieselsäure.

Mit dem Tee sind wir bei der medizinischen Anwendung. Nessel wirkt leicht entwässernd und ist günstig bei Rheuma, Wurzelauszüge werden bei Männerleiden gebraucht, und alle möglichen Pflanzenauszüge aus der Brennessel werden von der Kosmetikindustrie in Shampoos und Haarwässer gemengt.

Für Nesseltuch wird die zähe Faser der Brennessel schon seit Jahrtausenden gebraucht. Um 1900 galt Nessel als "das Leinen der armen Leute".

Mit der Wurzel kann man Wolle, nach einer Vorbeize mit Alaun, wachsgelb färben. Andere Vor- und Nachbeizen ergeben mit Stielen und Blättern ein kräftiges Graugrün.

Modern ist die Verwendung von Brennesseljauche als Pflanzendüngemittel und Repellent von Schadinsekten.

© Amhara zu Agorá




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