Ausgabe 221 | Seite 4 9. Oktober 2011 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

09. Oktober 768

Nach dem ihr Vater Pippin III. - oft auch “der Juengere” genannt – verstorben war, wurden Karl und Karlmann zu Koenigen des Frankenreiches gewaehlt. Das Reich wurde unter den beiden Bruedern aufgeteilt.

Allerdings waehrte die Teilung nicht lange, da Karlmann bereits 771 starb und Karl damit alleiniger Herrscher wurde.
Den Beinamen “der Grosse” erhielt er schon zu seinen Lebzeiten, da er in verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen weite Teile Europas unter seiner Krone vereinigte. Er gilt vielfach als “der Vater Europas”.
Folgerichtig wurde er im Jahre 800 zum Kaiser gekroent.

Als Beginn ihrer eigenen Nationalgeschichte sehen sowohl Deutschland, als auch Frankreich diese Zeit – die Regentschaft Karls des Grossen an.

© Askanum


Die Hansestadt

kortini freute sich sehr auf die Abwechslung. Seine Landrichterin wollte sich mit ihrem Druckerkollegen treffen und kortini sollte mitkommen.

Bei strahlendem Sonnenschein bestiegen die beiden ihre Kutsche und liessen die Pferde traben. Ein weiter Weg musste bewältigt werden denn es ging in die alte Hansestadt Lübeck, die Hauptstadt des Marzipans.

Nach der beschwerlichen Reise fanden die beiden in einer guten Herberge Quartier. Wegen des guten Wetters wurden dort die Speisen oben auf dem Dach eingenommen. Das war kortini aber nicht ganz geheuer und so machte er sich mit seiner Liebsten noch auf in die Stadt. Es war noch früher Nachmittag und die Stadttore noch nicht geschlossen. Auch wenn die Herberge ein wenig ausserhalb gelegen war, erreichten die beiden die Stadt recht schnell zu Fuss.

Die Stadt beeindruckte kortini schon sehr. Viele Häuser standen dicht gedrängt und die zahlreichen Speicher zeugten vom Reichtum der Stadt. Grosse Schiffe lagen im Hafen und bewiesen den Handel mit fernen Ländern.

So etwas kannte kortini natürlich aus St.Kortiniburg nicht. Auch wenn dort inzwischen mehr als die kleine Hütte unter der grossen Eiche zu finden war, prägten doch recht aufgelockerte Häuserzeilen, ausgetretene Gassen und weite Felder und Wälder das Bild von kortinis Heimat.

Die Hansestadt - Holstentor © St.Kortiniburg - Die Handelsgilde In Lübeck hingegen waren die Häuser so dicht gebaut, dass es zwischen ihnen keine freien Plätze mehr gab. Und da die Stadt auf einer Insel lag, war es nicht möglich, sie zu vergrössern. So hatte man bereits begonnen, selbst den Platz hinter den Häusern zu nutzen und in die Gärten ebenfalls Häuser zu bauen. Da diese nur durch enge Gänge zu erreichen waren, nannten die Bürger sie „Ganghäuser“. Meist wohnten in diesen Häusern die Beschäftigten der Gewerbe in den Haupthäusern.

kortini und Landrichterin erreichten erst spät am Abend wieder ihr Quartier und betteten ihre müden Häupter auf weichen Kissen.

Direkt am nächsten Morgen betraten die beiden erneut die Stadt. Heute sollten die Befestigungsanlagen des Holstentores besichtigt und mit einer Barkasse der Hafen erkundet werden. Und am frühen Abend stand dann auch noch das Arbeitsessen mit Herrn Harald von Dublin und seiner reizenden Frau Gemahlin an.

Auch an diesem Tag erreichten kortini und Landrichterin ihre Herberge zu später Stunde. Ihnen glühten die Füsse und die Köpfe vom viele Laufen, den vielen Eindrücken und neuen Erkenntnissen und vielleicht auch ein wenig vom Bier.

Die Hansestadt - Schiffergesellschaft © St.Kortiniburg - Die Handelsgilde Der dritte und letzte Tag führte unsere Beiden ans Meer. Es wurde ein Leuchtturm besichtigt und bestiegen, eine Segelregatta betrachtet und man konnte sogar einen Blick auf friedlich eingerissene Grenzanlagen werfen.

Am Abend gab es dann in der ehrwürdigen Schiffer-Gesellschaft noch ein reichhaltiges Abendmahl.

Auf der Heimreise am nächsten Morgen schmiedete kortini dann Pläne: Die Niers musste begradigt werden. St.Kortiniburg brauchte einen Hafen. Wie stellte man einen Antrag auf Aufnahme in die Hanse? ...... Hansestadt St.Kortiniburg, die reiche Hauptstadt der Zuckerrüben….

© St.Kortiniburg - Die Handelsgilde


Sprechende Steine

Fortsetzung Buchstaube G
Geißelung, (Selbst)geißelung

Schon vom Altertum her war die Geißelung eine Strafe für Gesetzesübertreter. Jesus wird daher in seiner Passion nach der Verurteilung durch Pontius Pilatus von seinen Soldaten verhöhnt und gegeißelt. Darstellungen dieser Art finden wir in keiner alten Kirche. Erst ab dem 12.Jh. häufen sich diese Darstellungen vor allem in Italien und Spanien, wahrscheinlich einhergehend mit dem Phänomen der "Flagellanten".

Da wir uns mit dem Mittelalter beschäftigen, werden wir nicht nur über die Geißelung Jesu sprechen, die ein Teil seines Leidenswegs ist, sondern auch mit den Flagellanten beschäftigen, einer anfänglichen christlichen Laienbewegung im 13. und 14. Jahrhundert. Ihr Name geht auf das lateinische Wort flagellum (Geißel oder Peitsche) zurück. Zu den religiösen Praktiken ihrer Anhänger gehörte die öffentliche Selbstgeißelung. Alle Kunstwerke aus dieser Zeit müssen wir auch immer unter diesem Aspekt betrachten.

Die Selbstgeißelung wurde als verdienliche und asketische Übung betrachtet. Es galt, dabei den Leib als Sitz der fleischlichen Sünde zu strafen. Man wollte zudem den Leiden Christi und denen der Märtyrer nachfolgen. In der Bibel findet sich kein Hinweis auf eine solche Prozedur als "gottgefälliges Werk", schon gar nicht der Zuschaustellung in der Öffentlichkeit. Die Selbstgeißelung ist auch in anderen Religionen anzutreffen, wie dem Hindusismus und bei den islamischen Schiiten zum Aschurafest, das in Erinnerung an die Leiden Husain ibn ʿAlī's, des Enkelsohnes Mohammeds, begangen wird.

Die Selbstgeißelung sollte ein Zeichen der Buße sein und den Büßer von begangenen Sünden reinigen. 1260/1261 kam es in Italien schlagartig zu einer spirituellen Massenbewegung von Geißlern, die 1260 in Perugia unter der Leitung des Laien und Mitglieds einer Bußbrüderschaft Raniero Fasani begann. Er berief sich dabei auf die Stimme eines Engels, der verkündet habe, dass die Stadt vernichtet werde, wenn die Bewohner nicht Buße täten. Im Herbst fand dann eine Friedensprozession mit öffentlicher Selbstgeißelung statt. Dadurch wurde aus der privaten Bußübung eine öffentliche Inszenierung. Die Selbstgeißelung erhielt auch einen anderen Zusammenhang, nämlich die Rettung der Welt vor dem Zorn Gottes. Man fühlte das Ende der Welt bevorstehen. Der Asket war jemand, der sich für sein Volk opferte und mit den sich selbst zu gefügten Qualen sich und andere meint, vor den ewigen Qualen retten zu können. Nach dem Vorbild kirchlicher Prozessionen ging man in Zweierreihen. Der Kopf war von einer Kapuze verhüllt und darüber trug man einen Hut. Der Hut, der Mantel und die Oberbekleidung waren mit einem roten Kreuz versehen. Oft wurden Fackeln und Fahnen mitgeführt. Jeder trug in der rechten Hand eine Geißel, deren Riemen mit Knoten und eisernen Spitzen versehen waren. Beim Einzug in eine Ortschaft läuteten die Glocken.

Die Bewegung ergriff auch die Länder nördlich der Alpen. Über Friaul, wohin die Geißlerbewegung Ende 1260 gelangt war, breitete sie sich rasch nach Kärnten, der Steiermark, nach Ungarn, Böhmen, Mähren, Schlesien, Polen, auch nach Bayern, Franken und Schwaben bis nach Straßburg aus.

Die erste schriftliche Erwähnung einer Selbstgeißelung stammt aus dem Jahre 737; der Überlieferung zufolge habe sich ein gewisser Padulf von seinem Schüler Theodonus geißeln lassen. Ignatius von Loyola, Franziskus von Xavier, Karl Borromäus, Katharina von Siena, Teresa von Ávila und der Ordensgründer Dominikus praktizierten ebenso diese Selbstkasteiung.

Das Auspeitschen wurde auch kirchliche Strafe in den Klöstern. Die Geißel ist ein Attribut der Heiligen Ambrosius von Cordoba, Franz von Padua, Valerian, Vinzenz und der Heiligen Juliane.

Doch schon früh kam es zu Protesten gegen diese Bewegung. Auf dem Konzil von Konstanz (5. November 1414 – 22. April 1418), das auf Betreiben König Sigismunds von Papst Johannes (XXIII.) einberufen wurde, wollte man innerkirchliche Reformen einführen. Man trat gegen das Flagellantentum ein, aber ohne es wirklich zu verbieten.

Dieses Konzil war in andere Hinsicht eine Katastrophe. Es kam zur Kirchenspaltung. Europa hatte nun drei Päpste, einen in Rom, den nächsten in Genf und den dritten in Avignon. Aus der verruchten Zweiheit war eine von allen verfluchte Dreiheit geworden (trinitas non benedicta, sed maledicta). Das einzige, worauf man sich einigte, war die Verbrennung von Jan Hus, dem Vorgänger Martin Luthers.

© Thalassa von Kerygma


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