Die Waräger werden erstmals in der ostslawischen Nestorchronik erwähnt. Sie kommen aus Schweden und sind durch Eide ("várar") und gemeinsame Handelsinteressen verbundene bewaffnete Männergruppen. Über die osteuropäischen Flußsysteme kommen sie, Handel treibend, bis nach Konstantinopel. Dort stellen sie zeitweise die Leibgarde (sogenannte Warägergarde) des oströmischen Kaisers. Über das Kaspische Meer erreichen sie sogar Bagdad und die Seidenstraße. In Katar hat man ebenfalls Spuren ihrer Anwesenheit ausgegraben.
Als Waräger sind die Normannen durchziehende Händler - als Rus lassen sie sich nieder. Ihr Name leitet sich vom altnordischen *rodr her und bezeichnet eine Rudermannschaft. Als die ostslawischen Völker sich auf keinen gemeinsamen Anführer einigen können, rufen sie einen neutralen Fürsten der Waräger zu sich. Die wegerfahrenen, landeskundigen Händler sind gut organisiert und kampferprobt. Zuerst lassen sie sich in Nowgorod, Staraja Ladoga, Smolensk und Kiew nieder. Als die Stadtstaaten sich zusammenschließen, wird Kiew das Zentrum.
Die ersten Herrscher der Rus sind legendenhafte Gestalten, die nur schemenhaft aus dem Nebel der Überlieferung auftauchen.
Rurik soll im Jahre 862 in Nowgorod die Herrschaft angetreten haben. Nun ist Rurik gar kein Name, sondern ein anonymer Begriff - er bedeutet "berühmter Herrscher" (altnordisch *hrörikr). Von diesem legendenhaften "berühmten Herrscher" leiten sich die Rurikiden her, die bis 1598 in Rußland die herrschende Dynstie gestellt haben. Bis 879 soll Rurik in Nowgorod geherrscht haben.
Im Jahre 882 nimmt Ruriks Feldherr Oleg (russisch für *helge) Kiew ein. Er soll nach Ruriks Tod der Regent für dessen minderjährigen Sohn Igor (von altnordisch "Ingvar") gewesen sein. Oleg der Weise gilt als Gründer der Kiewer Rus. Aber auch er ist eher eine Legendengestalt denn eine faßbare geschichtliche Person. Immerhin soll er 907 einen Kriegszug gegen Konstantinopel geführt und dem Kaiser einen (für Kiew) vorteilshaften Handelsvertrag abgerungen haben. 911 sei er gestorben. Möglicherweise ist sein Grabhügel bei Staraja Ladoga am Ufer des Wolchow erhalten.
Ruriks Sohn Igor, der vor 879 geboren sein muß, soll dann nach Olegs Tod die Herrschaft über Kiew übernommen und bis 945 inne gehabt haben. Bei ihm kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, daß er eine historische Persönlichkeit war. Die Grenzen seines Herrschaftsgebietes sind durch nomadische Steppenvölker bedroht, gegen die er immer wieder Krieg führen muß. Besonders die südlich ansässigen Petschenegen sind gefährlich. Durch deren Gebiet geht der Handelsweg nach Byzanz. Doch auch mit diesem Handelspartner legt Igor sich an. In Vorbereitung eines neuerlichen Kriegszuges gegen tributpflichtige Drewljanen, die verbissen gegen die Unterwerfung ankämpfen, wird Fürst Igor 945 erschlagen.
Für seinen minderjährigen Sohn Swjatoslaw I. übernimmt die Mutter, Fürstin Olga, die Regentschaft. Sie übt an den Anführern der Drewljanen in mehreren Feldzügen grausame Rache. Im Jahre 955 läßt sich Olga (von altnordisch *helga) in Byzanz taufen. Schon zwei Jahre später wird sie erneut prunkvoll in der Kaiserstadt empfangen. Doch eine zu einseitige Bindung an Ostrom möchte Fürstin Olga nicht - sie bittet 959 bei Otto dem Großen um die Entsendung eins Missionsbischofs und Hilfe bei der Christianisierung der Rus. Allerdings ist dafür die Zeit noch nicht reif.
Erst einmal gibt es eine heidnische Renaissance. Ab dem Jahre 987 beginnt von Byzanz aus eine erneute Mission, die die Zugehörigkeit Rußlands zur Orthodoxie bis heute begründet.
Olga richtet ein System aus befestigten Plätzen, Steuereintreibern und Rechten ein, womit sie die Strukturen der Kiewer Rus maßgeblich modernisiert. Bis zu ihrem Tode am 11.07.969 ist sie Großfürstin von Kiew. 1547 wird Olga von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen.
Eine Zeit lang wird nur die normannische Adelsschicht als "rus" bezeichnet. Nach einigen Generationen sind die Normannen vollkommen slawisiert, dann werden alle Einwohner der Rus als "rus" bezeichnet.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Narhumta eintraf. „Folge mir auf einem Spaziergang.“ Cherubias erhob sich. „Die Santeril sind ein Altes Volk. Jahrhunderte eurer Zeitrechnung haben wir existieren können, ohne das unsere Seele von Neid, Hass und Missgunst verseucht wurde. Doch irgendwann traf auch dieses bei uns ein. Allerdings kam dieses nicht aus den Santeril, sondern wurde uns von Fremden gebracht.“ Narhumta lenkte ihre Schritte an den Strand. Cherubias lauschte seinen Worten, während die beiden Männer durch den weichen Sand spazierten. „Jeder Santeril hat seinen Platz auf dieser Welt. Auch die wenigen Mischlinge, die es gibt.“
Narhumta blieb stehen und blickte über das Wasser. „Als die Lahatra kamen, kamen Sie nicht als Eroberer, doch sie waren nicht in der Lage, unsere Seele zu verstehen. Einige der Lahatras suchten sich auch Gefährten bei den Santeril, einige wenige lebten unter uns. Doch es gab immer eine große Kluft. Die Kinder aus dieser Zeit waren weder Lahatra noch Santeril. Sie waren in beiden Welten fehl am Platze. In einigen überwog die Wut und sie führten Kämpfe gegen beide Welten. Andere Resignierten. So schufen wir damals eine Kolonie für die Mischlinge, wo Sie leben können, ohne von anderen Santeril angestarrt zu werden. Es gibt auch einige Nicht-Mischlinge, welche dort leben. Wenige.“ „Warum erzählst du mir das?“ fragte Cherubias leise. „Wenn du nicht bereit bist, dich der Seele der Santeril zu nähern, wirst du nicht nur dich allein ins Unglück stürzen. Auch andere werden darunter leiden.“ In seinen Augen glühte es. „Wenn du bereit bist, will ich dir etwas zeigen.“
Cherubias nickte und Narhumta legte seine Hände auf die Schläfen des Mannes. „Und nun sieh!“ In Cherubias Hirn formten sich Bilder. Santeril bei Tänzen, Santeril bei der Arbeit. Santeril auf der Jagd: „Seid vielen Jahrhunderten sieht unser Leben so aus. Die Santeril waren zufrieden.“ Plötzlich spürte er etwas. Ein
merkwürdig friedliches Gefühl legte sich auf Cherubias und es schien, als wären alle Sorgen der Vergangenheit nie existent gewesen. „So ist die Seele der Santeril. Du wirst es nun spüren, aber dieses Gefühl kannst du nicht behalten. Du kannst es nur im Laufe der Jahre erlernen. Doch jeder Santeril trägt es in sich.“ Narhumta lächelte. „Wenn du dich auf dieses Lernen für die Ewigkeit nicht einlassen willst, ist es besser für uns alle, wenn du gehst und nie wieder nach Santeril zurückkehrst.“ Narhumta trat einen Schritt zurück. "Deine Sachen und dein Wolf findest du am Anfang des Strandes. Ich kehre in einigen Stunden zurück. Entweder finde ich dich hier oder du gehst. Doch bedenke, dass diese Entscheidung endgültig ist. Über den Tod hinaus!“
Narhumta wandte sich um und eilte den Strand entlang. Unsicher setzte Cherubias sich und sah aufs Meer hinaus. Er konnte Adular sehen, etwas entfernt am Strand sitzend. Ein Tempeldiener hatte sich bei dem riesigen Wolf niedergelassen und schien auf ihn zu warten. Cherubias legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Langsam entspannte er sich. Sein Gehirn begann zu arbeiten. Je mehr er dachte, desto schwerer wurde seine Entscheidung. Er hatte eine ganze Weile gesessen, als seine Unsicherheit zurückkehrte. Dann war es als fuhr ein Blitz durch seinen Kopf. „Nicht denken!“ Wieder schloss er die Augen und entspannte sich, sein Kopf rief die Bilder ab, die Narhumta in seinen Geist geschickt hatte. Und nach einiger Zeit kehrte die Ruhe zurück. Stundenlang saß er so im Sand. Nicht ein sinnvoller Gedanke brach in seinen Geist ein. Er lies es wirken.
Der Tag verging. Und als sich die Sonne senkte, spürte er Schritte im Sand. Eine leise Stimme flüsterte: „Ich hatte die Erde gebeten, dich hier zu finden.“ Cherubias schlug die Augen auf. „Ish talar ung narag!“ flüsterte er leise. Sie lächelte und über ihre Wangen rannen Tränen. „Tan sara un danra“ flüsterte sie lächelnd. Sie zog ihn aus dem Sand hoch. Cherubias sah sich um. Adular war verschwunden. Und plötzlich bemerkte er, das Belsendra das gleiche Gewand wie er trug. „Folge mir!“ Wisperte sie und zog ich über den Strand zum Tempel. Vor dem Tempel saß Narhumta. Der Priester sah ihnen entgegen. „Du hast dich also für diesen Weg entschieden?“ Cherubias nickte. „So sei es!“ Narhumta legte ihm den Arm um die Schulter. „Sollte ich Jemals erfahren, dass meine Tochter wegen dir Unglücklich wird…“ Narhumta lies seine Worte im Raum
verschwinden. „Und nun geht!“ Der Priester wandte sich um und ging in den Tempel zurück. „Narhumta?“ „Ja?“ „Danke!“ Narhumta neigte lächelnd sein Haupt und ging weiter.
Es gab einige Gebäude hinter dem Tempel, die von außen nicht zu sehen waren, da sie vom Wald gegen Einblicke geschützt waren. Belsendra hatte sich hier in den letzten Tagen zurückgezogen und meditiert. Seine Sachen hatten die Tempeldiener in eines dieser Häuser geschafft. Auch Belsendras Habe war hier verstaut. Auf einer offenen Terrasse war ein Tisch aufgebaut, auf dem Früchte und Wein, sogar etwas gebratener Hase angerichtet waren. Cherubias sah dieses, achtete jedoch nicht weiter darauf. Er sah ihr in die Augen, fasste seinen Mut zusammen und fragte: „Möchtest du mich begleiten?“ „Wohin?“ fragte sie leise. „Frag nicht wohin,
sondern wie lange!“ sie nickte. „Für immer und länger?“. „Ja!“ Eine einzelne Träne rann aus ihren Augen. „Ich will!“