Und wieder schauen wir uns diesmal nicht die alten Gemäuer an, sondern gehen vom Klostergarten in die Sakristei.
Wir befassen uns mit dem Wort Gefäß. Ein Gefäß kann im christlichen Bereich vieles sein. Hier in der Sakristei steht das Abendmahlsgeschirr in Form vom Weinkelch und der Schale für das Brot oder die Oblaten.
Wenn in der Kirche kein massiver Taufstein oder ein Taufbecken vorhanden ist, wird hier auch die Schale für die Taufe aufbewahrt. Heute werden in der Regel Schalen verwendet, da meistens Säuglinge oder kleine Kinder getauft werden. Wenn der Küster, in anderen Gegenden auch Siegrist genannt, aufmerksam ist, wärmt er das Wasser leicht an und hofft, dass es dem Baby angenehm ist und es nicht fürcherlich schreit.
Im Frühmittelalter wird von berühmten Taufen erzählt, so vom Merowingerkönig Clodwig, der sich zum Christentum bekehrte. Zu Weihnachten wurde er von Remigius von Reims in der Kathedrale von Reims getauft. Das Jahr der Taufe ist umstritten; am wahrscheinlichsten sind die Jahre 497, 498 oder 499, aber auch 507 kommt in Betracht. Chlodwig verlangte vom Bischof von Rom angeblich einen Preis für seine Bekehrung. Es soll vertraglich festgelegt worden sein, dass die Besetzung aller geistlichen Ämter von einer fränkischen Synode unter dem Vorsitz des Königs bestimmt werden sollte und die Geistlichen dem König steuerpflichtig waren. Im Frühmittelalter war die Taufe von Erwachsenen weniger ein religiöser als ein politischer Akt. Die Taufe besiegelte die Unterwerfung gegenüber einem König oder Kaiser, wie es unter Karl dem Großen mit den Sachsen der Fall war.
Aber zurück - Wir wollen uns die Gefäße ansehen.
Hier ist das wohl eigenartigste Ding: Der Kokosnusspokal der Dominikaner in St. Paulus in Münster aus der Zeit um 1230
Der Pokal aus der im Mittelalter ist höchst seltsam. Er besteht aus einer Kokosnuß. Wo mag die her gekommen sein? Das Ding erinnert mich an Monty Python´s "Ritter der Kokosnuß", die auf der Suche nach dem heiligen Gral waren und auf eine Kokosnuß stießen. Dieser Pokal hier ist mit einer iranischen Bergkristallfigur bekrönt, die ursprünglich ein Löwe war und zu einem Lamm Gottes umgearbeitet wurde. Raffiniert, wie diese Mönche waren, haben sie den iranischen Löwen zum Lamm umgestaltet und ihn so ihren Glaubensvorstellungen angepasst. Christus wird in der Offenbarung so beschrieben, dass der Löwe zugleich Lamm ist. Der Pokal diente zur Aufbewahrung von Reliquien.
Das Wort Gefäß ist ein Sammelbegriff. Im Koine-Grichisch, der Sprache des Neuen Testaments, finden wir in Röm. 9, 20 "Plasma" (πλασμα ), ein aus Ton geformtes Gebilde. An anderer Stelle ist von "bikos" (βικοσ) die Rede. Daher stammt unser Wort Becher (im mhd. becher, ahd. behhari, aus mlat. bicarium).
Im alten Ägypten galten Becher als Symbol der Nahrung, die Leib und Seele erhält. In den Darstellungen der Götter werden sie deshalb oft als Attribut der ihnen innewohnenden Kraft der Lebenserhaltung verwendet.
Im Neuen Testament finden wir bei Paulus im 2. Korintherbrief 4,6 -10 einen ähnlichen Gedanken. Er vergleicht den menschlichen Körper mit einem Tongefäß. Er beschreibt die Unbilden, Verfolgung, Krankheit, die er im Laufe seines Lebens durchstehen mußte. Aber dennoch, obwohl er das Leiden und Sterben Jesu am eigenen Körper erfahren mußte, sagt er, tragen Jesu Nachfolger einen überschwenglichen Schatz in einem tönernen, zerbrechlichen Gefäß. An anderer Stelle sagt Paulus: "Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig." So steht das Tongefäß für das Leben eines jeden Nachfolger Jesu. Vielleicht waren deshalb die irischen Mönche im frühen Mittelalter bereit, so viele Gefahren auf sich zu nehmen, um das junge Frankenreich zu kultivieren.
Wieder ende ich unseren kleinen Rundgang, der uns heute in die Sakristei führte, mit den Worten :
"Möge Euch ein Lichtstrahl des liebenden Vaters treffen, bis die Steine der Gemäuer der alten Kathedralen das nächste Mal zu uns treffen.
Cherubias brachte die Kunde ins Lager der Nagima. Unter Darnus' Leitung hatten sie tatsächlich die Tiere, deren Felle sie verkauft hatten, in Räucherfleisch und fertigen Braten verwandelt. Eine Gruppe Nagima machte sich mit Darnus auf zum Hafen und half beim Löschen der Ladung und beim Auffüllen der Wasservorräte. Und kaum waren die Kisten von Bord, kamen die ersten Nagima und brachten ihre Vorräte auf das Schiff. Darnus hatte dem Kapitän den Beutel übergeben und überwachte das Einschiffen der Ladung. Auch Adular brachte er an Bord. Marxellus und Erebian gingen mit. Cherubias hingegen war verschwunden.
Marxellus saß an Deck und starrte in den Hafen. „Der Kapitän will in einer Stunde auslaufen,“ sagte Darnus. „Wo ist Cherubias?“ „Ich hab ihn seid gestern nicht mehr gesehen!“ „Was tun wir?“ Marxellus wog den Beutel mit dem restlichen Gold in seiner Hand. „Ablegen oder den Kapitän bestechen.“ „Cheru hat kein Geld, kein Reittier, nur das, was er am Leibe trägt.“ Marxellus nickte. „Ich versteh es nicht,“ flüsterte Darnus. „Ich schon, mein Junge. Ich schon!“
Cherubias wusste, dass die Zeit knapp wurde, doch er hastete durch die Stadt der Santeril. Als er den Tempel erreichte, sah er Narhumta vor dem Tempel sitzen. Der Priester hob erst die Augen, als er den Mann vor sich stehen hatte. „Ich brauche deine Hilfe!“ flüsterte Cherubias leise. Narhumta nickte. „Sprich!“ Cherubias sprach schnell und leise, aber eindringlich. Narhumta erhob sich, als Cherubias geendet hatte. „Ist es dir Ernst?“ Cherubias nickte. „Geh zum Hafen und warte dort. Und zögere nicht, deine Entscheidung allein zu treffen.“ Narhumta lächelte geheimnisvoll wissend. Cherubias lief los.
Vor den Docks gab es einen Brunnen. Auf ihm war ein Schiff mit Flügeln zu sehen. Durchgeschwitzt setzte er sich auf den Brunnenrand und begann, die Minuten zu zählen. Auf einer Tafel konnte er lesen, dass ihr Schiff mit der nächsten Ebbe auslaufen sollte. Nur noch wenige Stunden bis zur Ebbe. An seinem Gürtel hing ein leerer Schlauch. Seufzend kurbelte er den Eimer nach unten, um seinen Schlauch zu füllen. Und weiter zu warten. Er nahm seinen Kompass und richtete ihn aus. Die Zeit wurde knapp. Die Entscheidung treffen. Für sich. Für wen oder gegen wen. Es brodelte in ihm. Schließlich erhob er sich und lief langsam zu dem Schiff. Quälend langsam ging die Zeit vorbei. Und rasend schnell zugleich.
Er konnte Marxellus am Bug des Schiffes sehen, Darnus neben ihm. Er hatte einen Bruder gefunden. Wollte er ihn wieder verlieren? Er hatte einen Freund gefunden. Wollte er ihn auch verlieren? Marxellus winkte ihm zu. Darnus machte Gesten, sich zu beeilen. Cherubias hob die Hände an den Mund: „Wir sehen uns drüben, ich habe noch etwas zu erledigen!“ Er winkte kurz und rief: „Bringt mir die Nagima gut heim!“ Er wandte sich um und lief den Kai entlang. „Verstehst du das?“ fragte Darnus. Marxellus lachte dröhnend. „Irgendwann wirst du es auch verstehen!“
Cherubias fühlte sich mit einem Schlag befreit. Er setzte sich an den Brunnen und überlegte. Als er einen Blick hinter sich warf, konnte er sehen, wie das Schiff den Hafen verließ. „Danke!“ flüsterte er leise und sah wieder nach vorne. Seine Hand langte an den Gürtel, doch sein Geldbeutel war auf dem Schiff. Cherubias lachte auf. „Auf einem fremden Kontinent, kein Geld, kein Gepäck. Wird bestimmt interessant.“ Langsam lenkte er seine Schritte in Richtung Tempel, als ihn etwas von hinten anstieß. Cherubias sah sich um und blickte in Adulars treue Augen. An seinem Hals baumelte ein Beutel.
Marxellus hatte schnell reagiert, einige Goldmünzen in einen anderen Beutel gestopft, ihn Adular um den Hals gehängt. Auf dem Rücken des Wolfes war Cherubias' Bündel festgeschnallt. Ein Zettel in dem Beutel trug das Wort „Battenbrunn“. Obschon das Schiff den Hafen verlassen hatte, hob er kurz den Arm und winkte seinen Kameraden hinterher. Lächelnd kraulte er dem Wolf den Hals. „Tja, jetzt kann ich mir kein Pferd leisten, also wirst du wohl wieder etwas tragen müssen.“ Adular quittierte es mit einem zustimmenden Knurren. Langsam trabten die Beiden in Richtung des Tempels.
Narhumta saß vor dem Tempel und starrte in die Ferne. Als Cherubias vor ihm stand, sagte er leise, ohne aufzusehen: „Ich habe gehofft, dich wiederzusehen.“ Cherubias ließ sich nieder. „Wie geht es jetzt weiter?“ Narhumta lächelte. „Du musst die Seele der Santeril verstehen.“ Cherubias schüttelte den Kopf. „Werde ich es jemals können?“ Narhumta erhob sich. „Folge mir.“ Die beiden Männer gingen in den Tempel. Zwei Tempeldiener führten Adular fort.
Cherubias wurde in einen Raum geleitet, in dem er sich allein wiederfand. „Kleide dich um!“ flüsterte einer der Diener. Cherubias sah ein Gewand der Santeril auf einem Tisch. Verständnislos legte er seine Kleider ab und streifte die Tunika der Santeril über. Das sackähnliche Gewand wirkte an ihm unpassend, denn Santeril waren kleiner und zierlicher. So reichte ihm das eigentlich knöchellange Gewand nur bis zu den Waden, in den Schultern spannte es. Einige Minuten später schien das Gewand jedoch zu wachsen, denn mit einem Mal wirkte es nicht mehr zu eng und zu kurz. Verwundert nahm Cherubias auf einem Schemel Platz.
Aus der Schlacht von Stamford Bridge in der Nähe von York an diesem Tage, ging der amtierende König von England, der Angelsachse Harald II., noch als Sieger hervor. Seine Krone wurde von einem anderen Harald beansprucht, und zwar von Harald Hardrade von Norwegen.
Wenn er auch hier den norwegischen Anspruch auf die Krone Englands endgültig abgewiesen hatte, nützte dies doch eher jemand anderem....
Zur selben Zeit meldete auch der Normanne Wilhelm II, der Herzog der Normandie, Ansprüche darauf an.
Auch er war mit einem Heer unterwegs, um König von England zu werden. Er hatte bei dem Ansinnen mehr Erfolg als sein skandinavischer Mitbewerber.
Nicht ganz einen Monat später stellte er den aus Mittelengland heibeigeeilten Harald und sein erschöpftes Heer bei Hastings.
Dort verlor Harald Krone und Leben. Die Herrschaft der Angelsachsen war damit beendet und die Normannen übernahmen sie. Aus Wilhelm II. wurde Wilhelm der Eroberer, König von England.