Das, was uns selbstverständlich ist, die Fähigkeit des Lesens und Schreibens, war für den Menschen des Mittelalters bis zu Zeit der Reformation das Vorrecht einer kleinen Minderheit. Selbst der Adel und die Könige hatten ihre Schreiber und Vorleser.
Symbole an den Wänden waren wie Bilderbücher. Hier konnte man erfahren, um was es in der Bibel eigentlich ging. Welche gewaltige Umwälzung, ja Revolution zur Zeitenwende, war die Übersetzung der Bibel durch Martin Luther im Zusammenwirken des Drucks des ersten Buches, der Bibel, durch Johannes Gutenberg. Es lernten immer mehr Kinder auch in den Dörfern Lesen und Schreiben. Jetzt hatten die Menschen einen direkten Zugang zum Wort Gottes und brauchten keine Mittler in Gestalt von Priestern mehr. Niemand konnte mehr dem anderen ein X für ein U vormachen.
Garten
Der Garten hat im Orient eine besondere Bedeutung, steht er doch im Gegensatz zur wüsten und trockenen Einöde, zur Wildnis. Der Garten ist umhegt, bewässert und gepflegt. Er ist eine Oase der Geborgenheit, ein geschütztes Terrain.
Er ist das Vorzeigeobjekt für die Gäste. Oft befindet er sich im Innenhof des Anwesens. Der altiranische Begriff für Garten: "Paradaidha" steht in viele europäische Sprachen sowie auch im Hebräischen für „Paradies“. Die Gärten der Perser müssen bei den Normadenvölkern großen Eindruck hinterlassen haben. Heute noch machen die Gärten um das Taj-Mahal in Indien oder das Bagh-e Eram in Schiras im heutigen Iran auf uns Europäer großen Eindruck, obwohl wir nicht aus Wüsten kommen. Eine Gartenanlage im Orient dient in erster Linie der Erholung und Entspannung. Auch als Ort der Spiritualität oder sozialer Aktivitäten wird ein Garten genutzt. Im Alten Testament im Buch Esther finden wir Hinweise auf diese Gärten. (Esther 1,5; 7,7-8 ) Die Jüdin Esther war die Frau des König Xerxes. Hier wird berichtet, dass der Herrscher sieben Tage lang ein Fest feiert zwischen Palast und Park.
Die Klostergärten wurden nach dem orientalischen Vorbild des von Mauern umhegten Gartens angelegt. Die Wege bildeten ein Kreuz, in dessen Mitte ein Ort der Stille lag. Dort befand sich eine Figur der Maria, eines Heiligen oder Christus. Die Anlage der Klostergärten hatte neben der Selbstversorgung auch religiöse Bedeutung. Die Obstbäume waren mit ihrem Vegetationsrhythmus (Blüte, Fruchtreife, Winterruhe und erneutes Erblühen) ein Sinnbild der Auferstehung, der Baumgarten diente deshalb oft auch als Klosterfriedhof. Auch immergrüne Pflanzen (Efeu oder Rosmarin) verwiesen auf den Glauben an das ewige Leben nach dem Tod.
In der Spätgotik und Renaissance wurden Paradiesgärtlein als Motive der Tapeterie beliebt. Sie schmückten nicht nur die Wände der Klöster, sondern auch so mancher Burg. Die Bilder stellen nur selten den Sündenfall von Adam und Eva dar. In dieser Zeit liebt man die Darstellungen des himmlischen Jerusalem, das Leben nach dem Tod in Frieden und Geborgenheit mit Gott, wie es am Ende der Offenbarung beschrieben wird (Offenb. 21). Hier wird kein Leid und kein Geschrei sein. Gott wischt alle Tränen ab. Je schwerer die Zeiten im realen Leben waren, um so größer war der Wunsch nach diesem Garten.
Das Motiv des Paradiesgartens wird auch in die Architektur übernommen. Die Kirchen wurden mit floralen Motiven geschmückt. Pflanzenranken kletterten die Säulen empor. Das Gotteshaus sollte wie ein schützender Hain oder eine Himmelslaube, wie ein hortus conclusus, ein verschlossener Garten, wirken. Der verschlossene Garten spielt eine Rolle in der Marienverehrung. Die Mönche haben in Anlehnung auf das Hohe Lied (4, 12) in Maria den "verschlossenen Garten" gesehen. So befand sich eine Marienstatue inmitten des Gartens. Es gab neben der weißen Lilie noch weitere Pflanzen, die Maria geweiht waren, so neben der dornenfreien Rose die Gewöhnliche Akelei, Walderdbeeren, Veilchen, Iris und Maiglöckchen.
In der Gotik finden sich in Frankreich die Darstellungen der Jungfrau mit dem Einhorn wieder, das in einem Park auf ihrem Schoß ruht.
Aber zurück zur Bibel: Im Alten Testament begegnen uns die Gärten als Zeichen der Fruchtbarkeit und Freude (5. Mose 11,10). Die Gläubigen werden mit ihnen verglichen, wenn sie ihren Gott sehen werden.
(Jes 58, 11; Jer 31,12) "Sie sind ein bewässerter Garten, werden nie mehr dursten."
Im Neuen Testament begegnen wir dann einer anderen Farbe. Hier müssen wir an den Garten Gethsemane denken. Die jahrtausendalten Olivenbäume stehen heute noch. Hier hatte Jesus seine dunkelste Stunde, bevor er verraten wurde. Hier fielen die Worte: "Vater, wenn´s möglich ist, laß diesen Kelch an mir vorübergehen" Doch Gott entschied anders. Jesus wurde verraten.
Der Garten steht aber auch für Ostern. In einem Garten soll Maria Magdalena dem auferstandenen Christus begegnet sein.