Ausgabe 211 | Seite 2 31. Juli 2011 AD
<<< zurück weiter >>>

 

Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Haiku der Woche

Haiku ist eine sehr kurze japanische Gedichtform, die immer in der Form 5-7-5 Silben verfaßt wird. In loser Folge veröffentlichen wir selbstverfaßte Haiku unserer Leser.

Frosch Eine nackte Frau
die Gewänder hat sie aus
das Licht leider auch

© Old Toon Town, W3






Heil- und Nutzpflanzen

Getreide: heute die Gerste


Gerste (Hordeum vulgare), (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885 Mit Einkorn und Emmer gehört Gerste zu den ersten vom Menschen gezielt angebauten Getreidearten. Ihr Ursprungsgebiet ist der Vordere Orient und der östliche Balkan. Älteste Funde von Gerste auf dem Peloponnes lassen sich auf etwa 10.500 v. Chr. datieren. Ab 7000 v. Chr. begann eine systematische Zucht und seit der Jungsteinzeit (5500 v. Chr.) wird auch in Mitteleuropa Gerste angebaut. Sie ist ein klassisches Getreide der Antike und wurde im Mittelalter als ertragreiches Viehfutter geschätzt - neben der Verwendung als Grundstoff für Bier und natürlich auch für schlichte Backwaren.

Die wichtigste und weltweit angebaute Gerstenart ist die Kulturgerste. Sie ist ein einjähriges Gras, das bis 140 cm hoch werden kann. Kennzeichnend für die mitteleuropäische Gerste sind die langen Grannen an den Ähren, die bis 15 cm lang werden können. Da es aber auch Gerstensorten ohne Grannen gibt und Weizen, der begrannt ist, sind Grannen allein noch kein sicheres Unterscheidungsmerkmal. Die reifende Ähre neigt sich - Weizenähren bleiben stehen. Ausserdem brechen Gerstenähren im reifen Zustand viel leichter ab als die anderer Getreidearten. Bei Braugerste sind die Körner mit der Spelze verwachsen. Es gibt aber auch sogenannte Nacktgersten, die einen Verarbeitungsgang weniger brauchen (das Entspelzen), um für Backwaren tauglich zu sein. Spelzen hat niemand gerne zwischen den Zähnen. So fanden Ausgräber im Vorderen Orient eine Siedlung, die vollkommen ohne Brot ausgekommen zu sein scheint, obwohl die Menschen Gerste angebaut haben. Sie hatten noch keine Nacktgerste... Die einzige Möglichkeit, die Kohlehydrate und Proteine des Getreides für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen bestand darin, die Gerste zu Bier zu verbrauen. Die Forscher haben beide Möglichkeiten ausprobiert. Nachdem sie Gerstenbrote wegen ihres hohen Anteils an Spelzen ungeniessbar fanden, haben sie sich dem Biertrinken zugewandt... Nacktgersten wurden dort gezüchtet, wo Weizen nicht gut gedeiht, z.B. in Äthiopien, Tibet, Nepal und China. Von dort wurden sie vom Menschen gezielt weltweit verbreitet.

Gräser werden meist durch den Wind bestäubt, aber selbst darauf kann Gerste verzichten. Sie ist selbstfruchtbar. Die mitteleuropäische Kulturgerste ist weniger winterhart als Roggen und Weizen, aber es gibt Sorten, die am Rande von Trockengebieten gedeihen (Äthiopien) oder an extreme Höhen angepasst sind (Tibet und Nepal, 4000 m), wo kein anderes Getreide mehr Erträge liefert. Unsere Kulturgerste bringt ihre besten Erträge auf tiefgründigen, gut durchfeuchteten Böden, aber sie kommt auch mit ungünstigeren Bedingungen zurecht.

Gerste wird als Winter- oder Sommergerste angebaut. Wintergerste bringt höhere Erträge als das Sommergetreide und ist durch seinen günstigen Nährstoffgehalt als Tierfutter gut geeignet. Sommergerste wird vorwiegend zum Bierbrauen genommen.

Moderne Sommergerste reift in weniger als 100 Tagen heran und braucht deutlich weniger Wärme als Wintergerste. Diese bringt bei einer Aussaat im September die besten Erträge und braucht 300 Tage bis zur Ernte. Geerntet wird nur bei Vollreife.

Die wirtschaftliche Bedeutung von Gerste ist geringer als die von Weizen, Mais und Reis. Wichtig ist sie als Braugerste. Ohne Spelze enthält Gerste bis zu 70% Stärke, etwa 11% Proteine, 10% Ballaststoffe, je 2% Fett und Mineralien sowie Vitamin B. Das aus der Gerste gewonnene Malz kommt als Braumalz - Backmalz - Whiskymalz , als Malzkaffee und als Zutat in Cerealien zum Einsatz. Ungemälzt könnten wir Gerste als Grütze und Graupen, gelegentlich auch als Fladen oder Brot verzehren. Da Gerste Gluten enthält, ist sie zum Brotbacken geeignet.

Gerstenschösslinge wirken entwässernd und fiebersenkend. Gerstengras wird in der Tiermast eingesetzt und in getrockneter, pulverisierter Form als Nahrungsergänzungsmittel. Es schmeckt etwa wie verdünnter Spinat.

Gerstenstroh ist zwar weicher und saugfähiger als Weizenstroh, wird aber wegen der Grannen kaum als Einstreu genutzt. Die Grannen können die Atemwege der Tiere reizen.

"Ein Gerstenkorn" ist eine historische angelsächsische Längeneinheit. Im England des Hochmittelalters entsprach ein Inch der Länge von drei Gerstenkörnern.

© Amhara zu Agorá




Die Wanderer von Elrandier

Armee der Armseligen

Nach einer kurzen Pause warfen sich Belsendra und Cherubias wieder ins Wasser. Sie tauchten ab und fanden bei einem Haus eine Möglichkeit, hineinzusehen. Es gab sogar noch Möbel, die zum Teil erhalten waren. Aber der Zahn der Zeit hatte seine Spuren mehr als deutlich hinterlassen. Cherubias entdeckte in einem Haus eine Luftblase, in die sie kurz eintauchten. Die Jahrhunderte alte Luft schmeckte faulig und abgestanden, doch sie reichte aus, damit sie weitertauchen konnten.

Sie verständigten sich durch Handzeichen und tauchten wieder auf, schwammen zurück zum Ufer, wo Marxellus die Nagima mittlerweile zur Arbeit eingeteilt hatte. „Na, ihr Fische!“ begrüßte Marxellus sie. Cherubias klärte seinen Freund über ihre Entdeckung auf. „Konntest du erkennen, wie groß sie gewesen sind?“ Cherubias nickte. „Sie können nicht viel größer gewesen sein, da sie sonst nicht durch die Türen gepasst hätten!“ Marxellus wirkte nachdenklich. „Erinnerst du dich an die Stufen in Ha Arum?“ „Vielleicht waren das keine Stufen?“ „Was dann?“ Cherubias verzog das Gesicht. „Frag mich, wenn ich es weiss!“

Gegen Abend hatten die Nagima und Marxellus es geschafft, genügend Flösse zu bauen, um die kleine Streitmacht zu tragen. Wieder war ein Abend am Lagerfeuer angebrochen. Nach dem Essen setzte Cherubias sich an den Rand des Wassers und starrte in die Ferne. Nach einigen Minuten setzte sich Marxellus neben seinen Kameraden. „Du hast recht, Kleiner. Sie ist faszinierend.“ Cherubias sah ihn von der Seite an. „Ich habe noch nie so ein Wesen getroffen. In der Tat eine merkwürdige Erfahrung.“ Er zuckte die Schultern. „Aber ich bin auch erst vor wenigen Monaten aus meiner Heimat abgereist.“ Marxellus nickte. „So ging es mir, als ich aus meinem Nest in die Welt zog. Ich war damals ein junger Bursche. Heute bin ich ein alter Haudegen. Zwischendurch hatte ich Heim, Frau und Kind. Als Bauer und Jäger habe ich versagt. Ich bin ein Kämpfer, kein Hirte.“

Er nahm einen Schluck Wein aus einem Schlauch. „Heute würde ich mich nicht mehr auf einen Hof einlassen. Also werde ich mich auf ein Leben als Haudegen einstellen und irgendwann auch im Kampf das Zeitliche segnen.“ „Irgendwann wirst du auch einen Platz finden, dich dort in einen Schaukelstuhl setzen, deine Pfeife rauchen, und deinen Schwertern beim Rosten zusehen.“ Marxellus lächelte. „Und du?“ Cherubias zuckte die Schultern, nahm ihm den Schlauch aus der Hand und trank einen Schluck Wein. „Ich werde sehen!“ Als Marxellus sich erhob, legte er seine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Hör auf deine Seele.“ Marxellus verschwand im Wald.

Die Sonne war verschwunden, die Nagima schliefen. Cherubias saß immer noch am Ufer und sah aufs Wasser. Belsendra erschien aus dem Nichts und setzte sich neben ihn. Sie zog die Knie unters Kinn und umschlang sie mit den Armen. „Das Wasser ist so schön ruhig.“ Cherubias lehnte sich zurück. „Manchmal kann Ruhe auch der Vorbote eines Sturmes sein.“ Sie lächelte ihn an. Ihre grünen Augen glühten geheimnisvoll in die Dunkelheit. „Manchmal ist Ruhe auch einfach nur Ruhe!“ Sie beugte sich schnell vor, gab ihm einen Kuss auf den Mund und verschwand im Wald. Cherubias sah ihr verwundert nach und wandte sich wieder dem Wasser zu.

Der Morgen kam schnell und ohne langes Vorgrauen. Cherubias erwachte am See, nachdem ihm ein Nagima geweckt hatte. „Brüder kommen aus Wald. Wir befreien?“ Cherubias sprang auf, eine Gruppe Nagima im Schlepp rannte er zu dem Weg, den sie gekommen waren. Marxellus wartete bereits mit den restlichen Nagima. „Zehn Begleiter, noch mal etwa fünfzig Gefangene!“ flüsterte er. „Dann machen wir sie frei!“ Cherubias gab eine Anweisung und wartete, bis sie von Nagima zu Nagima weitergetragen war.

Auf sein Signal sprangen alle Nagima aus ihren Verstecken und wieder war der Kampf in wenigen Sekunden vorbei. Diesmal griffen auch die Gefangenen ein. Sie nutzten ihre Ketten als Waffen. Cherubias teilte die freien Nagima in zwei Gruppen auf. Ein Teil befreite die neuen Nagimas. Der andere Teil baute weiterer Flöße. Jeder Nagima packte mit an. Gegen Mittag waren alle Nagima bewaffnet und genügend Plätze auf den Flößen vorhanden. Marxellus sah sich um. „Wo ist Belsendra?“ „Habe sie seit gestern nicht mehr gesehen.“ Marxellus sah ihn an. „Ist etwas vorgefallen?“ Cherubias schüttelte den Kopf und erzählte kurz. „Dann lassen wir die Flöße ins Wasser.“

Einige Minuten dauerte es, dann hatten sich die Männer auf den Flößen verteilt. Cherubias warf noch einen letzten Blick in den Wald, als Belsendra am Waldrand auftauchte. Sie nahm ihren Platz auf einen Floß ein. Die Nagima ruderten mi selbstgebaute Paddeln. Cherubias übernahm die erste Gruppe aus fünf Flößen, Marxellus die zweite Gruppe mit sechsen und Belsendra die dritte aus acht Flößen. Cherubias hatte sein Sehglas herausgezogen und suchte die Gegend ab. Sie bewegten sich am Rand entlang, folgten dem Kreis rechts herum. Am späten Nachmittag steuerte Cherubias eine von jenen Inseln an, von denen sie wussten, dass es keine waren. „Wir rasten hier bis morgen. Die Nagima sind erschöpft, und dann in einen Kampf zu geraten ist grundfalsch.“

Marxellus signalisierte seine Zustimmung, nur Belsendra schien mit der Entscheidung nicht ganz glücklich zu sein. Als Cherubias sich ans Ufer hockte, suchte sie sich eine Stelle, die weit weg von ihm war, und liess ihre Füße ins Wasser baumeln. Es war Marxellus, der sie entdeckte. Der alte Krieger liess sich neben ihr nieder und sah sie an. „Was ist los, Kleines?“ Sie sah ihn an, Tränen rannen aus ihren Augen. Marxellus nickte verstehend.

„So schlimm?“ Sie liess sich in seine Arme fallen und begann, hemmungslos zu weinen. „Ich hatte eine kleine Schwester. Ich hab sie auch bei ihrem ersten Liebeskummer getröstet.“ „Ich wurde in meinem Leben auf alles Mögliche geschult. Aber das haben meine Lehrer und Eltern wohl vergessen.“ Marxellus nickte. „Das vergessen sie immer!“ Sein rissiges Gesicht, das soviel Leid gesehen hatte, lächelte die kleine Santeril an. „Was soll ich tun?“ flüsterte sie zwischen Tränen. „Warte ab. Cheru sucht seinen Bruder. Solange er nur daran denkt, lass ihm Zeit.“ „Wie lange?“ „Weiss ich nicht!“ Sie liess sich erneut von dem großen alten Mann trösten.

wird fortgesetzt.

© cherubias




<<< zurück Tagblattarchiv weiter >>>