Ausgabe 208 | Seite 2 10. Juli 2011 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Haiku der Woche

Haiku ist eine sehr kurze japanische Gedichtform, die immer in der Form 5-7-5 Silben verfaßt wird. In loser Folge veröffentlichen wir selbstverfaßte Haiku unserer Leser.

Frosch Das Mittelalter,
unser aller Lebenssinn.
Die goldene Zeit!

© Monte Cristallus, W3






Heil- und Nutzpflanzen

Echtes Johanniskraut


Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum), (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885 Das Echte Johanniskraut, auch Tüpfel-Hartheu genannt, ist eine Heilpflanze. Es blüht in der Mittsommerzeit und hat seinen Namen vom Johannistag.

Das Kraut ist ausdauernd und zieht im Winter komplett ein. Seine Wurzel ist stark verästelt und wird bis 50 cm lang, das Kraut selbst wird 15-100 cm hoch und ist am oberen Ende buschig verzweigt.

Die ovalen bis länglichen Blätter sitzen ohne Stiel am Stengel an; sie werden bis 3 cm lang und sind dicht mit durchsichtigen Öldrüsen besetzt. Die namengebenden "Tüpfel" sind Behälter für das helle ätherische Oel der Pflanze.

Johanniskraut blüht gelb. In den Blüten und Knospen ist das blutrote Hypericin enthalten.

Echtes Johanniskraut tritt in Gruppen auf, allerdings bildet es selten grössere Bestände. Es mag mässig warme bis warme Standorte, die trocken bis mässig feucht und stickstoffarm sein sollten. Die Bestäubung übernehmen Hummeln, Bienen und Schwebfliegen.

Johanniskraut ist leicht giftig. Das in den Blüten enthaltene Hypericin führt bei weissen Weidetieren (Pferden, Ziegen, Schafen etc.) unter Sonnenlicht zu Haemolyse-Erscheinungen. Dabei zerfallen die Roten Blutkörperchen zu rasch, die betroffenen Tiere haben eine Gelbsucht.

Echtes Johanniskraut ist in Europa, Westasien und Nordafrika heimisch, anderswo wurde es eingebürgert. Es geht bis in mittlere Höhenlagen und ist eine Pionierpflanze auf warmen, "ärmeren" Standorten.

Als Arzneipflanze wird es feldmässig angebaut, ansonsten gilt es als "Unkraut" - wenig nachdenkliche Bezeichnung profitorientierter sogenannter "Landwirte". Johanniskraut ist ein Cadmiumsammler, und Cadmium ist giftig. Darauf muss bei der Auswahl der Böden für den feldmässigen Anbau zu Arzneizwecken geachtet werden.

Der Wirkstoff Hypericin ist vor allem in Blüten und Knospen enthalten. Für die Wirksamkeit sind zusätzlich noch Flavonoide wichtig. Das nur in Johanniskraut vorkommende Hyperforin ist antibiotisch wirksam.

Johanniskraut hilft bei leichten bis mittelstarken Depessiven Verstimmungen und nervöser Unruhe genau so gut wie chemische Präparate. Es dauert jedoch - genau wie bei den allopathischen Medikamenten - einige Wochen, bis man eine Wirkung verspürt. Auch zur Behandlung von alkoholkranken Menschen wird es neuerdings eingesetzt. Bei hellhäutigen Menschen (sog. "keltischer Hauttyp") wirkt Johanniskraut allerdings phototoxisch, d.h. die Sonnenbrand-Neigung ist erheblich verstärkt. Daher sind Johanniskraut-Präparate verschreibungspflichtig.

Früher wurde es auch als Mittel für Abtreibungen genutzt - also Vorsicht in Schwangerschaft und Stillzeit!

Das durch Mazeration aus den Blüten und Knospen gewonnene Rotöl dient als Einreibemittel bei Ischialgie, Gicht und Rheuma, bei Verrenkungen und Verstauchungen, Blutergüssen und Gürtelrose sowie zur Beförderung der Wundheilung.

© Amhara zu Agorá




"Adeo obcaecat animos fortuna, ubi vim suam ingruentem refringi non vult."

"So sehr verblendet das Schicksal die Menschen, wenn es nicht will, dass seine hereinbrechende Macht aufgehalten wird."

(Livius)

© Mausburg



Die Wanderer von Elrandier

Die vergessene Stadt

Sie strich über seine dunklen Haare, in den sich erste graue Inseln zu bilden schienen. "Du scheinst Blut der Santeril in dir zu haben." Cherubias schüttelte den Kopf. "Warum?" Sie lachte keck. "Weil du ein paar weiße Haare hast." Cherubias legte die Stirn in Falten. "Das hat bei uns andere Gründe. Unsere Haare werden grau, wenn wir alt werden. Oder uns viel über kleine, garstige Santeril ärgern müssen." Sie sah ihn einen Moment verständnislos an, dann lachte sie laut auf und sprang ihn an wie eine Katze.

Cherubias wich aus, doch die kleine Santeril war schnell und sicher auf den Füßen. Sie sprang hoch, schlug einen Salto und landete auf seiner Brust, warf ihn damit auf den Rücken. Und blieb auf seiner Brust sitzen. "Ihr Menschen seid manchmal sehr schwerfällig." Cherubias verzauberte sie mit einem Wimpernschlag in ein Kaninchen. "Und ihr Santeril sehr puschelig!" Er nahm das Belsendra-Kaninchen auf den Arm und ging mit ihr zu dem Feuer, das Marxellus entfacht hatte. Er setzte sich, hielt das Kaninchen im Arm und kraulte es einen Moment gedankenverloren hinter den Ohren. Dann zuckte er die Schultern und blinzelte.

Mit einem leisen Geräusch wurde aus dem Kaninchen wieder eine Santeril, die ziemlich verstört auf seinem Schoß saß. "Das war nicht schön!" Er lächelte. "Mir hat es gefallen!" Marxellus hatte an einem Baum gestanden und die Szene mit offenem Mund und erhobener Axt beobachtet. Als Belsendra sich nun umwandte und ihn böse anfunkelte, brach er in ein dröhnendes Lachen aus. "Ihr seid schon ein lustiges Pärchen!" gluckste er, während er noch einen Ast fürs Feuer zerteilte.

Als sich die Sonne hinter dem Horizont versteckt hatte, betrachtete Cherubias das Feuer. Seine Gedanken verschmolzen mit den Flammen. Belsendra hatte sich etwas abseits an einen Baum gehockt. Leise sang sie in der hellen Sprache der Santeril. Das Lied schien traurig und voller Sehnsucht zu sein. Es war, als würden die Vögel kurz verstummen, um in das Lied einzustimmen. So sang sie die Nacht herbei und verabschiedete den Tag.

Der nächste Morgen begann plötzlich und laut. Cherubias bemerkte es als erster, sprang auf und weckte Marxellus. Stimmen im Wald näherten sich langsam. Dazwischen gab es immer wieder Peitschengeknall. Belsendra schlich in ihr Zelt. "Hört ihr das?" Cherubias versuchte, einzelne Stimmen zu filtern, Worte zu verstehen. "Sie kommen vom Fluss!" flüsterte er. Marxellus zog sein Schwert. "Gehen wir?" Cherubias gab seine Antwort, indem er aufstand und seinen Gurt anlegte. Schnell zog er seinen dunklen Mantel über und flüsterte: "Wartet auf mein Zeichen." Der Magier verschwand im Wald.

wird fortgesetzt.

© cherubias




10. Juli 1509

In Noyon in der Picardie, 100 km noerdlich von Paris gelegen, erblickte der zweite Sohn der Eheleute Jeanne und Gerard Cauvin das Licht der Welt und erhielt den Namen Jean.

Streng katholisch erzogen besuchte er die ortsansaessige Lateinschule, was ihm sein spaeteres Studium in Paris ermoeglichte. Nach dem Erlangen des Titels “Magister artium” sollte eigentlich ein Theologiestudium folgen, doch sein Vater, der zu dieser Zeit mit seinem kirchlichen Arbeitgeber im Streit lag und ueber den der “kleine Kirchenbann” verhaengt worden war, riet ihm davon ab. Stattdessen sollte Jean lieber Juristerei studieren, was er dann in Orleans auch begann.
In Orleans weckte sein Lehrer fuer griechische Sprache, der Anhaenger Luthers war, das Interesse an humanistischen Studien.
Das Jurastudium absolvierte er sehr erfolgreich, lehnte aber die angebotene Doktorwuerde ab.

Die Verweigerung der Totenmesse fuer seinen verstorbenen, unter dem “kleinen Kirchenbann” stehenden Vater, bewog ihn, die Juristerei aufzugeben und sich in Paris gaenzlich den humanistischen Studien zu widmen.
Dabei naeherte er sich immer weiter den Lehren Luthers an, was ihn schliesslich zur Flucht aus dem streng katholischen Paris zwang. Unterschlupf fand er unter anderem zeitweilig am Hofe Margaretes von Navarra, der Grossmutter des spaeteren Koenigs Heinrich IV.

Seine Flucht fuehrte ihn schliesslich nach Basel, welches sich zur Reformation bekannte.
Von dort fuehrte ihn sein Weg ueber Genf nach Strassburg und wieder zurueck nach Genf, wo er sich dann ab 1541 etablierte.
Hier entstanden viele seiner reformatorisch gepraegten Schriften, wie etwa der Genfer Katechismus. Ausserdem gruendete er 1559 die Genfer Akademie.
Im Jahre 1564 starb Jean Cauvin, der als Johannes Calvin bedeutenden Einfluss auf die Reformation hatte und, bei allem lutherischen Einfluss, deutliche eigene Akzente eingebracht hat.

Sein Grab befindet sich auf dem Koenigsfriedhof in Genf.

© Askanum


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