In der Nacht regnete es stark, sodass am nächsten Morgen jeder Fetzen Tuch klamm vor Feuchtigkeit war. Von den Bäumen rann das Wasser und der Pfad hatte sich in eine Schlammrinne verwandelt. Cherubias machte zunächst ein Feuer, damit sie ihre Kleidung trocknen konnten. Erst dann ritten sie weiter. Er hatte seinen Mantel um den Körper gewickelt, trotzdem rann das Wasser von den Bäumen in den Mantel und durchnässte seine Kleidung bis auf die Haut. Bereits am späten Nachmittag waren sie erschöpft, die Nässe hatte ihnen viel abverlangt. Marxellus hatte sich in den letzten Jahren an das Wüstenklima gewöhnt, Cherubias kannte eigentlich nur seinen Wald. So war diese nasse Luft, die durch alle Glieder zog, eine Tortur für die beiden Menschen. Einzig Belsendra kam mit dem Klima zurecht.
Glücklicherweise erreichten sie eine größere Ortschaft, in der es auch ein Gasthaus gab. Cherubias trottete ermattet ins Gasthaus, ließ sich am Feuer nieder und nickte ein. Marxellus übergab ihre Pferde dem Stallknecht und schaffte mit Belsendra ihre Ausrüstung hinein. Als sie sich ans Feuer setzten, saß Cherubias zusammengesunken da und schlief. Die beiden beachteten ihn nicht weiter, bis Cherubias plötzlich vom Stuhl rutschte und auf dem Boden aufschlug.
Marxellus sprang auf, riss den Tisch um. "Er fiebert!" flüsterte er entsetzt. Belsendra legte eine Hand auf seine Stirn und schloss die Augen. "Dschungelfieber, irgend etwas muss ihn gestochen haben!" Marxellus nahm seinen kranken Freund auf die Schulter. "Bringen wir ihn ins Bett." Auf einem der Betten konnten se ihm den Mantel und die Tunika abnehmen, auch seine Stiefel und Hosen entfernte Marxellus. Als er das Hemd öffnete, kam das Mal der Sterne zum Vorschein.
Belsendra machte einen Schritt rückwärts. "Bei der Mutter der Erde!" Marxellus sah sie verständnislos an. "Ich habe so etwas noch nie gesehen, aber ich habe davon gelesen!" Marxellus deckte Cherubias mit einem Satz Decken zu, bevor er sich umwandte. "Erzähl mir mehr!" Belsendra hatte sich auf einem Sessel niedergelassen. "Es gibt eine uralte Legende mit einer Prophezeiung. Demnach stammen die Menschen und die Santeril von weitaus mächtigeren Wesen ab. Dazu gab es noch weitere Brüdervölker. In der Legende wird von einem Kampf der Völker gesprochen, worauf ihre Ahnen diese Völker auf unwiederbringlichen Wegen auf der Welt verteilten. Auch wird gesprochen von einem einstmals mächtigen Brudervolk, dem die Ahnen seine ganze Macht nahmen und es an den entferntesten Ort schickten. In der Prophezeiung wird von einer Knechtschaft der Brüder gesprochen, die ein Reisender, gesegnet aus vielen Welten, aufheben soll."
Marxellus schüttelte den Kopf. "Und was hat das mit Cheru zu tun?" "Der Eeisende ist ein Mann der Magie, gesegnet mit der Kraft der Dunkelheit und geschützt von gefesselten Dämonen." Marxellus' Gesicht blieb weiter verständnislos. "Er ist ein Magier, doch ich spüre die schwarze Kraft der Hexen in ihm. Und diese Kette ist durch und durch böse. Beseelt vom Geist der Dämonen. Wenn es das ist, was ich glaube, so handelt es sich um ein ‚Mal der Sterne’, geformt aus dem Geist eines Dämons, gebunden in einer Kette. Gefesselt."
Marxellus verstand. "Dieser Junge soll ein Volk befreien?" Belsendra nickte. "Nur leider gibt es da einen Teil in der Prophezeiung, der mir nicht gefällt." "Dachte ich mir doch, dass es einen Pferdefuß gibt." "Es wird von einem Preis gesprochen, den der Retter zahlt. Einen unendlich hohen Preis." Marxellus öffnete den Mund. "Willst du andeuten…?" Belsendra schüttelte den Kopf. "Es wird von einem Preis gesprochen, den er lebenslang zahlen muss. Als wenn er sich eine Schuld auflegt und immer unter dieser leiden wird." Sie schloss die Augen. "Doch wisset, der Retter wird seinen Preis auch entrichtet bekommen, denn sein Leben wird er zahlen diesen Preis. Die Zeit die Wunden heilt, die Narben immerdar bleiben. Der Schmerz ihn doch sehr spät ereilt, nie wird er bis zum End geheilt."
Marxellus lehnte sich zurück und entzündete seine Pfeife, während Belsendra sich um den Kranken kümmerte. Tatsächlich saßen sie fast eine Woche fest, bis Cherubias das erste Mal die Augen aufschlug und klar in die Welt blickte. Sein Körper war schwach geworden, die Krankheit hatte an ihm gezehrt. So mussten sie weitere drei Tage anhängen, bis er wieder reisefähig war. Belsendra nutze ihr Wissen, sammelte Kräuter, aus denen sie Tees braute. Diese halfen dem Kranken wieder auf die Beine, wenn auch nicht endgültig. "Wir werden langsam reisen," beschloss Marxellus. "Cheru muss auf seinen Beinen sicher stehen, wenn wir in Tana Aru ankommen."
So machte sich die Gruppe wieder auf den Weg. Tatsächlich merkte man schnell, dass die Krankheit noch an dem Magier zehrte. Er war abends als erster erschöpft, als letzter kroch er aus dem Zelt. Sein Geist war noch leicht umnebelt, während sie so durch den Wald ritten. In jeder Stadt unterbrachen sie die Reise für einen Tag.
Das Santeril-Fieber war ein gemeines Fieber. Es kam schnell, ging aber langsam. Eine Medizin gab es nicht wirklich, einzig bestimmte Kräuter konnten den Kranken stärken. Wobei Cherubias schon eine Ausnahme war. Gewöhnlich dauerte die Krankheit nicht unter sechs Wochen. Dass Cherubias nach weniger als zwei Wochen wieder auf ein Pferd steigen konnte, grenzte an ein Wunder.
Dennoch war es gerade Cherubias, der das Tempo vorgab. Er verlangte viel von sich. Und man sah es seinem Körper an. Knapp vier Wochen nach seinem Zusammenbruch wirkte sein Körper ausgezehrt und hager. Seine Augen blickten müde in die Welt. Doch irgendwo in dem Magier brannte eine Flamme, welche ihn antrieb. Doch als sie sich Tana Aru näherten, zog Marxellus die Bremse an. Auf ihrem Weg gab es zwei Straßen, die sich kreuzten. Die alte Edelsteinstraße aus dem Süden führte nach Nordwesten weiter, der Traumwaldpass, den sie gekommen waren, wurde zum Santgerasweg in die Santgerasberge nach Osten. An der Kreuzung hatte man die Mission Sonofrir gebaut, aus der im Laufe der Zeit ein Handelsposten und schließlich eine Stadt geworden war.
Der Sonofrirweg führte ab Sonofrir wenige Meilen zum Fluss Nagarama, der zur Ostküste floss und eine Versorgung auf dem Wasserwege möglich machte. Marxellus gab die Tiere in Pflege, verdonnerte Cherubias zu einem Zwangsurlaub in einem Gasthaus und bat Belsendra, sich um Erkundigungen in der Stadt bei ihrem Volke zu kümmern. Marxellus selbst lieh sich ein Pferd und machte sich auf dem Sonofrirweg zum Hafen. Jeden zweiten Tag legten Schiffe an oder ab. So konnte er mit den Kapitänen und Mannschaften der Flusssegler reden und von ihnen Informationen einholen.
Da die Santeril seltener als Seefahrer arbeiteten, sondern festen Boden unter ihren Füßen bevorzugten, waren die meisten hier Menschen anderer Stämme. Auch machte Marxellus seine Runde unter den in Sonofrir lebenden Menschen. Dabei stellte er fest, dass eine Art Kluft zwischen den Santeril und den anderen Völkern herrschte. Egal wie lange ein Mensch und ein Santeril zusammenlebten, zusammen arbeiteten, in dieser Stadt stand immer eine Mauer zwischen diesen Brudervölkern.
Vier Tage erlaubte er es sich, diesem Forscherdrang nachzugehen, dann hatte er genug erfahren.
Cherubias hatte in dieser Zeit fast ausschließlich geschlafen. Belsendra hatte einen Tee gekocht und ihm diesen verabreicht. Er machte müde und förderte die Gesundung. Tatsächlich war Cherubias nach diesen vier Tagen Dauerschlaf fast wieder der alte.
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Haiku ist eine sehr kurze japanische Gedichtform, die immer in der Form 5-7-5 Silben verfaßt wird.
In loser Folge veröffentlichen wir selbstverfaßte Haiku unserer Leser.
Der dunkle Kerker:
Ein Mann sitzt traurig herum.
Frei sein wär' nicht dumm.
Zur Römerzeit hatte es einen einheitlichen Wirtschaftsraum gegeben. Dieser reichte von Spanien bis in den Nahen Osten und von Britannien bis Nordafrika. Über das Mittelmeer und das Schwarze Meer hatten Seeverbindungen existiert, die großen Flüsse und Ströme wurden als Transportwege genutzt und ein sorgfältig unterhaltenes Straßennetz hatte das Festland erschlossen.
Die germanischen Staaten, die sich auf dem Gebiet des ehemaligen Römischen Reiches bildeten nutzten wohl, was sie an römischen Verkehrseinrichtungen vorfanden, jedoch immer in eingeschränktem Maß. Ihnen fehlten die administrativen und technischen Fähigkeiten, die für den Bau solcher Kunststraßen nötig waren. Das hatte zur Folge, dass die Römerstraßen verfielen und zu schlichten Wegen wurden. Auf diesen Wegen kam man zwar voran, jedoch nicht mit der Geschwindigkeit und dem Komfort, den sie früher geboten hatten. Außerhalb der römischen Provinzen (z.B. in der "Germania magna" nördlich der Donau) waren die Verbindungen noch schlechter.
Neue Fernhandelswege
Am besten blieben die Verkehrsverbindungen in Italien intakt. Das Städtewesen verfiel hier nicht ganz so stark wie in anderen Provinzen. Die Seestädte wie Venedig hielten die Verbindung ins südliche und östliche Mittelmeer aufrecht. Im Frankenreich verlagerte sich der wirtschaftliche Schwerpunkt ab dem 7. Jhd. vom Südwesten und der mittelmeerischen Küstenregion nach Nordwesten ins Gebiet von Rhein, Maas und Schelde. Das hatte zur Folge, dass neue Fernhandelswege geschaffen wurden, z.B. von Italien über die Alpenpässe und den Rhein bis nach England und in die skandinavischen Länder oder aus dem Ostseeraum bis an den Nieder- und Mittelrhein. Wo es keine Städte gab, enstanden Märkte. Auf diesen Märkten wurden Agrarprodukte gegen Handwerkswaren oder Fernhandelsprodukten getauscht.
Auf dem Wasserweg wurden vielfach Handels- und Militärtransporte abgewickelt. Die Flusssysteme Mittel- und Westeuropas erlaubten ein Vorankommen mit Booten, mit der Benutzung von Treidelanlagen konnte dies auch gegen die Strömung passieren. Hier und da gab es bereits regelmäßigen Verkehr von Lastkähnen. Landbrücken zwischen schiffbaren Flüssen konnte man mit Schleifstrecken überwinden. Bereits zur Zeit Karl des Großen kam es auch zu ersten Ansätzen staatlichen Straßenbaus. Für den Sachsenkrieg wurden "Militärrollbahnen" nach Westfalen hinein gelegt. Am bekanntesten ist der Hellweg zwischen Duisburg und Höxter/Corvey.
Die Fossa Carolina
Auf Anordnung von Karl dem Großen begannen im Herbst 793 in der Nähe von der heutigen Stadt Weißenburg in Bayern die Bauarbeiten an einem Kanal. Dieser sollte die nur 2 km breite Wasserscheide zwischen den Flüssen Altmühl und Rednitz/Schwäbische Rezat überwinden und damit eine Verbindung zwischen den Flusssystemen von Donau und Main herstellen. Nach dem Zeugnis der Reichsannalen waren wohl mehrere Tausend Menschen den ganzen Herbst an der Fossa Carolina, dem Karlsgraben, beschäftigt. Durch lange anhaltenden Regen "und da das sumpfige Erdreich schon von Natur zu viel Nässe hatte" musste das Projekt schließlich aufgegeben werden. Soviel Erde auch die Arbeiter aus dem Graben herausschaufelten, über Nacht rutschte alles wieder zurück, "nichts fand Halt oder Bestand", berichten die Annalen. Noch heute sind Spuren des angefangenen Kanals beim Dorf Graben südlich von Weißenburg zu besichtigen.