Ausgabe 202 | Seite 4 29. Mai 2011 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Mittelaltermarkt Wassenberg

Impressionen vom 21. Mai

Wassenberg war ganz auf Mittelalter eingestellt. Die Burg bot die passende Kulisse dazu. Neben den zahlreichen Marktständen wurde allerhand geboten. Das Heerlager der freien Ritter und wilde Horden und die verwegene Rittergruppe „FICTUM”. Fürsten und Edelfrauen, Ritter und Knappen, Söldner und Bogenschützen, Knechte und Mägde, Handwerker und Händler, Musikanten und Narren, Gaukler und Artisten. Auf drei Bühnen gab es die passende musikalische Begleitung zu dem Spektakel. Selbstverständlich wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt.

Ritter beim Umtrunk



Heerlager



Morgenstern



Rittergruppe



die Schwerter sprechen



Kampf mit Fackeln



Trommler



Pestumzug



© Landrichterin




Persönlichkeiten des Mittelalters

Hugo Capet

Hugo Capet - König von Frankreich von 987 bis 996 (Carl von Steuben (1788–1856)) Geboren um 940 als Sohn von Hugo Magnus, Herzog der Fancia, und Hadwig von Sachsen, ist er noch nicht regierungsmündig, als der Vater im Jahre 956 stirbt. Für ihn übernimmt die Mutter die Regentschaft, unterstützt von ihrem Bruder Brun, der Herzog von Lothringen und zugleich Erzbischof von Köln ist. Ab 960 tritt Hugo Capet dann als Herzog in alle seine Rechte und Pflichten selbst ein. Die Anfangsjahre sind bestimmt durch den starken Verwandten auf der rechten Seite des Rheins, Kaiser Otto I. den Großen, Hugos Onkel. Die Familie väterlicherseits zählt zu den mächtigsten des Westfrankenreiches - sie ist sogar mächtiger als der König und konkurriert bereits seit dem 9. Jhdt. mit den Karolingern um die Königsherrschaft. Schon zwei Gegenkönige (Odo von Paris und Robert I.) hat sie gestellt.

Den Anspruch auf Aquitanien, das König Lothar schon Hugo Magnus zugesprochen hatte, kann auch Hugo Capet nicht gegen den Willen des dortigen Seigneurs durchsetzen. So verbündet er sich mit ihm, indem er um 969 Wilhelms III. Werghaupts Tochter Adelheid heiratet. Aus der Ehe gehen vier überlebende Kinder hervor, drei Töchter und der Sohn Robert (später König Robert II. der Fromme). Außerdem hat Hugo Magnus noch einen unehelichen Sohn, den späteren Erzbischof Gauzlin von Bourges.

Im Streit um die Grafschaft Hennegau in Lothringen steht Hugo Capet auf Seiten seines Cousins Lothar, König des Westfrankenreiches, gegen seinen Cousin Otto II., König des Ostfrankenreiches und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Lothar schließt 980 mit Otto II. Frieden und Hugo reist zum Osterfest 981 nach Rom, um seinerseits ein gutes Verhältnis zu ihm aufzubauen. Nach Ottos II. frühzeitigem Tode 983 bewahrt Hugo ein freundliches Verhältnis zu den Kaiserinnen Theophanu und Adelheid.

Als Lothar gegen Erzbischof Adalbero von Reims, der unter Otto I. Erzkanzler des Reiches gewesen war, einen Hochverratsprozeß führen will, greift Hugo wortlos ein. Er rückt mit 600 Mann für den Hoftag in Compiègne an - und die Versammlung löst sich auf. Reims liegt im Zuständigkeitsbereich Hugos und er nimmt seine Verantwortung offensichtlich sehr ernst.

Wie sein Vater zieht Hugo Capet es vor, unter einem schwachen König ein mächtiger Herzog zu sein. Lothars Sohn Ludwig V. kann problemlos die Nachfolge des Vaters antreten. Hugo wird sogar zum Ratgeber des jungen Königs bestimmt, "da ein Jüngling durch die Tugend und Klugheit eines solchen Fürsten geformt werden müsse", wie ein zeitgenössischer Chronist berichtet. Doch schon 14 Monate später kommt der junge König bei einem Jagdunfall ums Leben und hinterläßt keine Erben. Sein Onkel Karl, Herzog von Nieder-Lothringen, meldet als Karolinger und Königsbruder zwar seinen Anspruch an - aber er wird von einer Adelsversammlung des Westfränkischen Reiches nicht zum König proklamiert. Stattdessen wählt diese Hugo Capet. Damit ist er der erste legitime Nicht-Karolinger auf dem Thron dieses Reiches. Er wird im Juli 987 in Noyon von Erzbischof Adalbero von Reims gesalbt und gekrönt. Bereits ein halbes Jahr später erreicht Hugo Capet, daß sein Sohn Robert zum Mitkönig erhoben und Weihnachten 987 kegrönt wird. Dagegen hatte sich der Erzbischof von Reims anfänglich gesträubt. Die Machtbasis des Königs liegt im Norden. Die Krondomäne ist beschränkt auf ein relativ kleines Gebiet um Paris und Orleans. Als König hat sich Hugo Capet niemals südlich der Loire aufgehalten. Dort war die Loyalität zu den Karolingern stärker ausgeprägt.

Die Kronvasallen nehmen den Dynastiewechsel hin oder unterstützen ihn, aber Karl von Nieder-Lothringen beginnt den bewaffneten Kampf um seinen Thronanspruch. Im Handstreich kann er 988 die Königsstadt Laon annehmen und zugleich die Königinwitwe Emma, seine Schwägerin, sowie den Bischof der Stadt gefangensetzen. Adalbero von Laon war ehedem Berater König Lothars gewesen und zudem ein Neffe des Erzbischofs von Reims. Beide hatte Karl zu Intimfeinden erkoren. Hugo Capet gelingt es nicht, die Stadt zurückzuerobern.

Als der Erzbischof von Reims im Januar 989 stirbt, läßt Hugo Capet einen unehelichen Königssohn zum Erzbischof wählen: Arnulf, ein illegitimer Sohn Lothars und für den geistlichen Stand ausgebildet. Er möchte diesen auf seine Seite ziehen. Doch der Plan mißlingt gründlich. Noch im August 989 übergibt Arnulf, nun Erzbischof, die Krönungsstadt Reims an seinen Onkel Karl und bricht damit alle Treueide dem König gegenüber. Allerdings versäumt Karl es, sich umgehend zum König proklamieren, weihen und krönen zu lassen.

Drei Jahre später hat der Bischof von Laon das Vertrauen Karls erlangt und öffnet Ende März 991 die Stadttore Laons dem König. Karl wird mit Frau und Kindern gefangen genommen. Bis zu seinem Tode 992 bleibt er in Haft. Der Verrat des Bischofs - den Karl über Jahre denunziert, gedemütigt und inhaftiert hatte - erregt größtes Aufsehen.

Hugo Capet versucht zwar, den eidbrüchigen Erzbischof von Reims seines Amtes entheben zu lassen, aber der Papst beansprucht die alleinige Kompetenz für solche Maßnahmen. Obwohl er auf der Synode von Saint-Basle (Vercy) Arnulf von Reims zum Rücktritt zwingen kann, dauert der "Reimser Kirchenstreit" bis über Hugo Capets Tod hinaus an.

Während seiner Herrschaft bezieht sich Hugo Capet grundsätzlich auf seine "Vorgänger, die fränkischen Könige und Kaiser," und bindet sich so in die karolingische Tradition ein. Diplomatische Mittel zieht er militärischen Auseinandersetzungen vor. Allerdings ist die Quellenlage ausgemacht dürftig - wir wissen von Hugo Capet direkt fast nichts. In den zeitgenössischen Quellen wird er nie beschrieben, alle Bilder sind Phantasie und Fiktion.

Hugo Capet stirbt am 24.10.996 in seiner Residenz Les Juifs bei Chartres und wird - wie sein Vater - in der Basilika Saint-Denis bestattet, der alten Grablege der Merowinger und Karolinger. Nach seinem Tode geht Königin Adelheid in das von ihr gegründete Kloster Saint-Frambault in Senlis.

Den Beinamen "Capet" erhält Hugo erst im 12. Jhdt. zur Unterscheidung von seinem Vater. Der Begriff spielt auf die "cappa" an, den kennzeichnenden Mantelumhang der Äbte. Hugo und sein Vater hatten als Laien die Abtswürde für mehrere Klöster inne, darunter auch für das Kloster Saint-Martin in Tours. Dort wurde als Reliquie der halbe Mantel des Heiligen Martin aufbewahrt.

© Amhara zu Agorá




Frühes Mittelalter

Der Bilderstreit in Byzanz (8./9.) Jhd
Ikonoklasten gegen Ikonodulen

Der byzantinische Kaiser Leon III. (717 - 741) ordnete im Jahr 726 an, sämtliche Bildwerke aus den Kirchen zu entfernen. Damit eröffnete er einen Streit, der die Ostkirche mehr als ein Jahrhundert lang beschäftigen sollte. Den Anstoß gab angeblich ein verheerendes Erdbeben in der südlichen Ägäis, das von den Zeitgenossen als Gottesgericht gegen den "Götzendienst" in der Kirche gedeutet wurde. Den tieferen theologischen Hintergrund bildete eine unterschiedliche Schriftauslegung, besonders des alttestamentlichen Bilderverbots. Das Verhältnis zu den anderen monotheistischen Religionen, mit denen die byzantinische Kirche zu tun hatte, spielte ebenfalls eine Rolle. Als Haupthindernis bei der Bekehrung von Moslems und Juden war erkannt worden, dass diese sich (anders als die Christen) kein Bild von Gott zu machen wünschten. Außerdem wollte das Kaisertum den Einfluss der Mönche zurückdrängen, diese machten mit Bilderhandel und -verehrung Geschäfte. So bekam das Kaisertum durch den Bilderstreit die Möglichkeit, sämtliche Klosterschätze und Ländereien zu beschlagnahmen.

Die Zerstörung frommer Bildwerke

Konstantin V., Leons Sohn (741 - 775) setzte im Jahr 754 durch, dass Besitz, Anfertigung und Verehrung frommer Bilder verfolgt wurde. So kam es zur Zerstörung der meisten frühbyzantinischen Mosaiken, Tafelbilder und Fresken. Stattdessen wurde die Kirche mit Tieren, Pflanzen, weltlichen Szenen oder abstrakten Symbolen ausgemalt. Das 7. ökumenische Konzil von Nicäa vollzog aber im Jahr 787 eine Kehrtwende zugunsten der Bildfreunde, diese wurde im Jahr 843 bestätigt. Demnach waren Bilderanbetungen, die von der Identifikation von Bild und Heiligem ausging, wieder voll erlaubt.

Im Westen nahm man an dem Streit wenig Anteil. Hier war schließlich die Bilderverehrung allgemeine Praxis. Päpste wie Gregor III., Hadrian I. und Zacharias verurteilten die Bilderfeinde (Ikonoklasten). Die aus Byzanz vertriebenen Bildverehrer (Ikonodulen) wurden in Rom freundlich und gastlich aufgenommen. Erst unter Karl dem Großen trat eine Änderung ein. Er nahm den Konzilsbeschluss von Nicäa zum Anlass, Byzanz gegenüber die religiöse Selbstständigkeit des Westens zu demonstrieren. Um 790 ließ er seine Hoftheologen ein Gutachten ausarbeiten, in dem die Heiligkeit der Bilder grundsätzlich geleugnet wurde. Also wurde jede Verehrung und Anbetung abgelehnt, nur als Illustration sollten Bilder geduldet werden.

Bilderstürmer

Kunstwerke haben die Fähigkeit, eine bedeutende emotionale Wirkung entfalten zu können. Im Bild scheint das Magische anwesend zu sein - das Abbild des Herrschers ist der Herrscher. Mit der Zerstörung des Bildes trifft man ihn selbst. Der Sturz von Denkmalen war daher allerzeit beliebt. Siegreiche Bewegungen löschten hiermit die Erinnerung an die besiegten Gegner aus. Auch im Christentum stand die Frage nach der Bedeutung des Bildes lange nach dem byzantinischen Bilderstreit noch auf der Tagesordnung. So eiferten im 15. Jhd. die böhmischen Hussiten genauso gegen die Bilder wie der Bußprediger Savonarola. Zu Bilderstürmen kam es auch in der Reformationszeit. Im Jahr 1522 rief Luthers Parteigänger Karlstadt in Wittenberg zur "Abtuung der Bilder" auf. Daraufhin wurden Kunstwerke von den Wänden gerissen und zerstört. Die Wiedertäufer verfuhren ähnlich, als sie 1534/35 in Münster an der Macht waren. Den Reformatoren Zwingli und Calvin galt das Bild als ideologische Waffe des von ihnen bekämpften Katholizismus. Der Bildersturm wurde in der Schweiz, in Frankreich und vor allem in den Niederlanden im 16. Jhd. zur Massenerscheinung.

© Haidt




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