Ausgabe 198 | Seite 4 1. Mai 2011 AD
<<< zurück weiter >>>

 

Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Die Wanderer von Elrandier

Die Geschichte des Sehers

So stand binnen einer Stunde die jämmerlichste Armee, die je ein Krieg gesehen hatte, vor den beiden. Halbnackt, mit Steinschleudern und Speeren bewaffnet, einige hatten Messer und Säbel von den Getöteten an sich genommen. "Wir fertig!" meldete der Nagima, der seinen Namen immer noch nicht genannt hatte.

Cherubias wollte dies nachholen. "Wie ist dein Name?" "Mein Name du nicht sprechen kannst!" lachte er. Dann gab er eine Reihe Geräusche von sich, die eher wie ein Pfeifen klangen. "Das mein Name! DU sagen, wie du rufen mich?" Cherubias lachte. "Das ist eine gute Idee, du heißt PIEP!" "Ich Piep!" Marxellus gab jedem noch zwei Schläuche Wasser, dann marschierte die Armee der traurigen Gestalten in die Wüste. Adular schritt voran, Cherubias und Marxellus folgten. Die Nagima liefen im Gänsemarsch hinter ihnen her. Dabei fiel auf, dass diese dabei wild durcheinander liefen.

Cherubias rief nach Piep. "Warum rennen deine Freunde wie ein Hühnerhaufen durcheinander?" fragte er den Nagima leise. Der lachte. "Du gegeben Antwort mit Frage. Versuch, Köpfe von Hühnerhaufen zu zählen." Cherubias nickte. "Natürlich. Keiner kann von weitem genau sehen, wie viele kommen!" Sein Gedanke wurde durch Adular unterbrochen, der vernehmlich nach vorne knurrte. "Eure Freunde!" Blitzschnell verschwanden die Nagima in flachen Senken, bedeckten ihre Körper mit Sand, gruben sich in den Boden ein. Piep rief leise: "Ihr schreien, wir kämpfen!"

Cherubias, Marxellus und Adular nahmen hinter einem Geröllhügel Platz. Schnell näherte sich derweil die Truppe. Diesmal waren es drei Käfige und acht Reiter. "Den Hintermann?" fragte Marxellus leise. Cherubias nickte. "Auf mein Zeichen." Als der Treck halb an ihnen vorbei war, rief er: „Los!“ sprang aus der Deckung und feuerte einen Flammenblitz auf den Reiter, der ihnen am nächsten war. Marxellus' Bolzen hob den hintersten Reiter aus dem Sattel. "Piep, LOS!" brüllte Cherubias und stürmte vor. Auch Adular schnellte aus seiner Deckung. Doch weit kamen sie nicht, denn im nächsten Moment schien die Luft zu explodieren.

Die Nagima sprangen aus ihren Löchern und schleuderten ihre primitiven Speere mit tödlicher Genauigkeit auf die Reiter. Während sie vorstürmten, gaben sie ein markerschütterndes Geheul von sich, das selbst Marxellus das Grauen in die Knochen trieb. Sie rissen diese seltsamen Schnüre hervor, wirbelten sie um den Kopf und ließen sie los. In Bruchteilen von Sekunden wickelten sich die Schnüre um die Hälse der übrigen Gegner. Der ganze Kampf hatte keine Minute gedauert.

Cherubias starrte verblüfft auf das vollendete Gemetzel, schob sein Schwert wieder in den Gürtel. "Ich glaube, unsere Karten sind doch nicht so schlecht gemischt!" Marxellus nickte. "Das hätte ich nicht erwartet!" Piep tauchte staubig lachend vor ihnen auf. "Brüder befreit, machen mehr Waffen?" "Ja, gib ihnen Wasser!" Piep wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um und sah sie an. "Was heißen 'Piep'?" Cherubias lächelte. "So klingt dein Name in unseren Ohren, wie Zwitschern von Vögeln." Piep lachte. "Das guter Name!"

Piep und seine Armee befreiten ihre Freunde und verarbeiteten den Ochsenkarren zu neuen Waffen. Währenddessen eilten einige Nagima zurück, um die Pferde und Ochsen zu holen, die sie zurückgelassen hatten. Cherubias zählte die Nagima durch. Keiner war gefallen und nun standen sechzig Nagima auf ihrer Seite. "Wenn weniger als vierzig in dem Lager sind, haben wir gute Karten." Marxellus sah ihn an. "Wie kommst du darauf?" Cherubias lachte. "Drei Nagima gegen einen anderen. Und wenn der Angriff genauso läuft wie der letzte, sind zehn der anderen tot, bevor sie wissen, was los ist." Marxellus nickte. "Könnte funktionieren."

Als die Pferde eintrafen, machten sie sich weiter auf den Weg. Die schwächeren Nagima nahmen die Pferde und Ochsen der Getöteten als Reittiere, Adular stupste einen jungen Burschen so lange an, bis dieser auf seinen Rücken stieg. Die restlichen Nagima gingen zu Fuß. Die Truppe der berittenen Nagima kreiste dabei um die Fußgänger. Der Abend brach an, als sie eine Ansammlung von Ruinen erreichten. Cherubias gab Piep die Anweisung, einen Lagerplatz zu suchen. Keine fünf Minuten später hatten die Nagima eine Senke ausgemacht, in der sie die Pferde verbergen konnten. Cherubias, Marxellus und Adular hockten sich zusammen in eine Ecke, die Nagima in eine andere. Während die Nagima in ihrer zwitschernden Sprache miteinander redeten, hingen die beiden Gefährten ihren Gedanken nach. Ihnen fiel dabei auf, dass immer wieder einige Nagima verschwanden.

"Sie Wache halten," flüsterte Piep, als er sich näherte. Er setzte sich zu den beiden und sah sie an. "Piep sehen, ihr sein traurig." Cherubias seufzte. "Nicht alle von euch werden eure Heimat wiedersehen" Piep nickte. "Was besser. Sein gefangen oder sein nix lebendig." Cherubias lächelte. "Die Antwort muss sich jeder selber geben!" "Piep wollen heim, zu Brüder." "Wir tun, was wir können!" "Piep fragen, warum ihr tun?" "Der Mann mit den glühenden Augen. Er hat meinen Bruder." "Oh!" Piep sah auf den Boden. "Dann wir dir helfen bis finden Bruder!" Cherubias schüttelte den Kopf. "Morgen das Lager. Dann Ausruhen. Danach die andere Seite. Dort könnt ihr gehen!" "Piep haben Schuld! Piep lösen ein!" "Kann ich dich aus dieser Schuld entlassen?"

Piep schien die Frage nicht zu verstehen. „Wenn ich sage: ‚Danke Piep, du darfst gehen. Schuld beendet!" Piep verstand und schüttelte den Kopf. "Piep sagen, Schuld erfüllt, wenn Bruder frei." "Wir werden lange fort sein, vielleicht für immer!" Piep machte eine Handbewegung zum Himmel. "Das Sonne entscheiden." "Dabei gibt es einen Weg, wie du deine Schuld besser erfüllen kannst!" Piep sah ihn fragend an. "Führe dein Volk in die Heimat!" "Dann ich nix mehr Schuld?" Cherubias nickte. "Dann ich aber bleiben Freund?" "Ja, denn du bist ein guter Freund!" Piep schien sich zu freuen. "Du Freund von Nagima. Werden Bruder für immer!"

wird fortgesetzt.

© cherubias




Heil- und Nutzpflanzen

Löwenzahn


Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885 Augenblicklich leuchten die Sonnen des Löwenzahns im Bankett der Straßen, am Wegesrand und im Garten. Obwohl wir meinen, "den" Löwenzahn zu kennen - es gibt viele und sie gehören auch nicht alle zur selben Gattung, aber alle zu den Korbblütlern.

Das Gewächs, von dem ich hier berichte, ist der ausdauernde krautige "Gewöhnliche Löwenzahn", der in allen Teilen einen weißen Milchsaft führt. Dieser hinterläßt auf der Haut und der Kleidung ausdauernde braune Flecken... Manchmal führt er auch zu einem Kontaktekzem.

Löwenzahn erneuert sich nach dem Abreißen aus seiner Pfahlwurzel, die in seltenen Fällen bis 2m tief reichen kann. Die namengebend gezackten Blätter bilden eine dicht am Boden stehende Rosette. Die Blütenstiele sind hohl - daran kann man den Gewöhnlichen von anderen Löwenzähnen unterscheiden. Sie tragen auch nur eine Blüte, ohne sich zu verzweigen. Das aus strahlend gelben Zungenblüten zusammengesetzte Blütenkörbchen schließt sich zur Nacht, bei Regen oder großer Trockenheit und schließlich beim Verblühen. Dann bildet es in der "Pusteblume" die Samen aus.

Ursprünglich stammt der Gewöhnliche Löwenzahn aus Westasien und Europa, ist inzwischen aber weit auf der nördlichen Erdhalbkugel verbeitet. Er besiedelt schnell Brachflächen, Schutthalden und Mauerritzen.

Gwöhnlicher Löwenzahn ist eine wichtige Bienenweide, da er schon im April reich blüht. Löwenzahn-Honig kann als Frühtracht sogar sortenrein geerntet werden. Daneben kann man aus den Blüten einen volkstümlich "Honig" genannten Sirup herstellen. Er schmeckt gut - macht aber sehr viel Arbeit; das habe ich selbst ausprobiert.

Aus der getrockneten Wurzel kann man einen Ersatzkaffee herstellen - auch dies ist sehr aufwendig: ausgraben, waschen, trocknen, kleinhacken, rösten, mahlen... Die Arbeit hat man sich in Notzeiten wie nach dem 2. Weltkrieg gemacht. Andererseits enthält die im Herbst gegrabene Löwenzahnwurzel sehr viel Inulin, was nicht nur für Diabetiker sehr wertvoll ist.

Löwenzahnblätter kann man zu Salat verarbeiten, ähnlich wie Rucola oder Radicchio (mit dem die Löwenzähne alle verwandt sind).

Gewöhnlicher Löwenzahn ist "offizinell", das heißt, er ist als Arzneimittel zugelassen. Neben anderen Inhaltsstoffen enthält er viel Kalium und wirkt über seine Bitterstoffe günstig auf die Sekretion der Verdauungsdrüsen. Er fördert die Gallensaft-Ausscheidung und darf daher bei Gallensteinen nur nach Absprache mit dem Arzt verwendet werden. Der hohe Kalium-Gehalt wird verantwortlich für die harntreibende Wirkung des Löwenzahns sein. Nicht umsonst heißt der Gewöhnliche Löwenzahn im französischen auch 'pisse en lit' und mundartlich 'Bettseicher'. Die Wirkung auf die Nieren möchte man sich bei Hautkrankheiten, Gicht und Rheuma zunutze machen, die oft mit einer Minderfunktion der Nieren verbunden sind.

Nichts spricht dagegen, gleich anschließend nach der Lektüre in den Garten zu gehen und sich eine Staude Löwenzahn für den Salat zu holen. Guten Appetit!

© Amhara zu Agorá




Aus dem Archiv

Der schlaue Fuchs

Schon lange war der schlaue Fuchs in diesen Wälder anzutreffen. Seine Geschäftstüchtigkeit hatte ihm eine recht respektable Position verschafft. Es war ja auch sehr einfach, die Unwissenden hinters Licht zu führen. Die Hälfte von ihnen konnte nicht lesen, daher wussten sie auch nie genau, was der König proklamieren ließ. Tja zu einfach, sonst wäre es ihm schon längst an den Kragen gegangen, als der König die erste Fuchsjagd eröffnete. Er hatte das Pamphlet gelesen und hatte ganz schnell erzählt: Es treibt sich eine Wolfsfamilie im Wald herum und der König hetzt seine Meute darauf. Die Bauer sollten zu ihrem eigenen Schutz bitte den Wald meiden. Was sie auch aus Furcht taten!

An diesem Tag hielt der Fuchs wieder mal vor einem Pamphlet und las interessiert. Hmm, der König sucht einfaches Werkzeug, aber unser Schmied ist ein Meister seines Handwerks. Der wird sich nie dazu herablassen, so einfaches herzustellen. Gedankenverloren trottete er Richtung Schmiede.

„Du, Schmied? Was meinst Du, wie hoch ist so deine Werkzeugqualität? Ich hab gehört, im Nachbardorf kann der Schmied schon eine Qualität von 4 herstellen und bringt alles zum König.“

Der Schmied brummte etwas, war von Natur aus kein geselliger Typ. Dennoch hatte der Fuchs es verstanden. “Du, Schmied ? Und wenn Du auch Q4 könntest, würdest Du es auch zum König bringen ?“

Ein knappes "Ja" war die Antwort. „Du,Schmied? Würdest Du es mal versuchen? Ich komme dann morgen wieder vorbei und schau es mir mal an.“

So machte sich der Schmied an die Arbeit und der Fuchs zog von dannen.

Am nächsten Tag so um die Mittagszeit traf der Fuchs wieder in der Schmiede ein. Sofort sah er, was der Schmied so produziert hatte und begutachtete es. Jedes Teil nahm er in die Hand, musterte es und legte dies dann entweder rechts oder links von sich ab.

Fortsetzung folgt...

© San Domenica


<<< zurück Tagblattarchiv weiter >>>