Ausgabe 193 | Seite 3 27. März 2011 AD
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Haiku der Woche

Haiku ist eine sehr kurze japanische Gedichtform, die immer in der Form 5-7-5 Silben verfaßt wird. In loser Folge veröffentlichen wir selbstverfaßte Haiku unserer Leser.

Frosch
Das Weizenfeld wogt
wie die Wogen des Meeres,
um Brot zu werden.

© Tulpenhain W3





Frühes Mittelalter

Ora et labora - Bete und arbeite
Klostergründungen (ab dem 6 Jhd.)

Der Historiker Michel Parisse schrieb: "Das Kloster hat im Leben der Kirche des Frühmittelalters auf allen Gebieten eine beherrschende Rolle gespielt". Jedoch nicht nur im Leben der Kirche spielten Klöster eine große Rolle. Das Wirken reichte bis in wesentliche Bereiche der Gesellschaft hinein.

Die Klöster waren Vorreiter in der Agrikultur. Hier erprobte man rationelle Methoden der Landwirtschaft, die Mönche lehrten die Bauern neue Techniken des Ackerbaus und leiteten das Kolonisationswerk in neue Gebiete. Zudem waren die Klöster Stätten der Forschung, Erziehung, Bildung und Kunstausübung (in Klosterwerkstätten entstanden unvergängliche Kunstwerke). In den Bibliotheken wurden wissenschaftliche und kulturelle Leistungen vergangener Epochen aufbewahrt, in den Skriptorien wurden diese alten Texte immer wieder abgeschrieben. Da es damals noch keine Schulen gab, waren die Klöster für Bildung und Wissen zuständig.

Vom 6. - 11. Jhd. war das Benediktinerkloster der herrschende Klostertyp. Die Gründung durch den heiligen Benedikt von Nursia (um 480 - 547) hatte dem Klosterwesen, das allein auf Weltflucht und Kontemplation ausgerichtet war, das Element aktiver Tätigkeit hinzugefügt. Das benediktische "ora et labora" bedeutete neben einem gottgeweihten Leben auch die Verpflichtung zu praktischem Handeln.

St. Galler Klosterplan. Reichenau, frühes 9. Jahrhundert Auf dem berühmten St. Gallener Klosterplan (820) sieht man ein Modellkloster der Karolingerzeit. Der Kern des Gebäudes ist die sogenannte Klausur, ein Bereich, der von der übrigen Anlage abgeschirmt und dem religiösen Leben der Mönche vorbehalten ist. Hier sind die Kirche, der Kreuzgang, der Schlafraum, der Esssaal und der Verhandlungsraum zu finden. Um diesen Bereich herum liegen die Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude mit Werkstätten, die Ställe, die Gasträume, sowie Mühle, Brauerei, Obsthaine und Gemüsegärten.

Klöster dieser Größe konnten hunderten Menschen Arbeitsmöglichkeiten und Unterkünfte bieten. Durch geschenkten Grundbesitz waren sie Zentrum einer größeren Wirtschaftseinheit.

Karl der Große förderte die Klöster ebenso wie seine Vorgänger. Diese waren für seine Bildungsreform nämlich unerlässlich. Außerdem machte er sie zu Instrumenten seiner Expansionspolitik. Das ist an den Zuwendungen und den Gründen, die er dafür nannte, deutlich abzulesen. Die meisten seiner Mittel flossen in "unsichere" Gebiete wie z.B. Hessen oder Thüringen, ins Sachsenland, nach Aquitanien, in die spanische Mark oder in die Lombardei. Dafür erwartete er von den Klöstern verstärkte Missionstätigkeiten sowie die Unterbringung und Verpflegung seines Heeres.

© Haidt




Lektionen der Alchimie

Kochen und Destillieren

Heute will ich euch mit einer der grundlegendsten Methoden bekannt machen. Nun, das Kochen sollte jeder von euch kennen, der ein tüchtig Weib in der Stube hält.

Jedoch das Destillieren werden nicht viele von euch kennen. Das Wort kommt vom lateinischen "destillare" - "herabtröpfeln". Manch einer mags beobachtet haben, dass sich heißer Wasserdampf an kaltem Gemäuer niederschlägt und Tröpfchen bildet. Nun, eben dieses interessante Phänomen ist's, dem wir die Destillation verdanken. Wir schüren also zunächst ein kräftig Feuer und stellen einen Topf hinein. Wenn wir in den Topf nun eine Flüssigkeit geben, beginnt sie baldigst zu kochen. Nun fangen wir die aufsteigenden Schwaden auf und lassen sie an kalten Wandungen flüssig werden. Wir nennen dies "kondensieren", von lat. „condensatio“ - die Verdichtung. Und diese Flüssigkeit weist oftmals ganz andere Verhaltensweisen auf als jene, aus der wir sie gewannen. Hier ist es an der Alchimie, zu erkunden, zu erkennen und zu erklären. Nehmen wir als Bespiel einmal den Wein, aus ihm gewinnen wir den Weingeist, der offenkundig in Wirkung und Aroma um ein vielfaches konzentrierter ist als der Wein.

Aroma. … Wer von euch Mannsbildern kennt nicht die lieblichen Düfte, mit denen die Weiber uns zu betören suchen? Wer hat sich nicht einmal gefragt, woher all diese köstlichen Essenzen, allen voran das Rosenöl, stammen? Aus der Destillation stammen sie. Die Geister der Blüten lassen sich ebenfalls durch Destillation einfangen. Doch reicht es hier nicht, sie zu erhitzen, sie würden schmoren und verbrennen. Wir benötigen ein besonderes Verfahren, eine Abwandlung der Destillation. Sie werdet ihr kennenlernen, wenn ich vom Rosenöl berichte.

Es lassen sich viele Stoffe destillieren, manch einer, von dem man's nicht erwartet: auch Metalle lassen sich destillieren! Oder Holz! Es scheint zunächst zu verkohlen, doch fängt man die unsichtbaren Schwaden auf, erhält man aromatischen Holzgeist, der Ausgang zu vielen weiteren Experimenten ist. Aber ich muss warnen! Der Holzgeist ist von hoher Giftigkeit. Es scheint, als wollten sich die destillierten Bäume und Hölzer für ihre Zerstörung rächen…

Aristoteles beschrieb das Destillieren von Meerwasser; das Salz bleibt zurück und wir erhalten reinstes Wasser. Jedes so gereinigte Wasser nennen wir „Aqua purgationis“ - Entmakeltes Wasser. Eine wichtige Substanz für vielerlei Versuche.

Die Destillation ist von großer Vielfältigkeit und Anwendbarkeit, auch Tiere wurden schon destilliert, um die Lebensgeister einzufangen, dies zeigt aber nur mäßigen Erfolg, aber auch das werden wir noch schaffen. Ist es nicht der sinnvollste Weg, das Elixier der ewigen Jugend aus dem lebenden Getier herauszudestillieren?

Euer Albertus

© Mausburg




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