Ausgabe 192 | Seite 4 20. März 2011 AD
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Heil- und Nutzpflanzen

Die Eiche

Stieleiche (Quercus robur) (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885
Die Eiche ist anfänglich als fruchttragender Baum von eßbaren Nüssen für den Menschen wichtig gewesen. Eiche und Eichel sind Worte, die mit dem lateinischen 'esca' (= Speise) verwandt sind. Und Speise waren die Eicheln beileibe nicht nur für die Schweine! Steinzeitliche Siedlungen beispielsweise auf Mallorca erkennt man heute noch an den reichlich dort wachsenden Eichen. Auch in Deutschland wurden Siedlungen ausgegraben, bei denen in Herdgruben massenhaft Eicheln gefunden wurden. In Deutschland sind die Eichen nach den Buchen die verbreitetste Laubbaum-Gattung im Flach- und Hügelland. Sie bilden Laubmischwälder.

Die Eichen sind eine große Pflanzengattung aus der Familie der Buchengewächse mit bis zu 600 Arten. Sie stellen die wichtigste Laubbaumgattung der Nordhalbkugel. Es gibt sommer- und immergrüne Arten. Die Blattform und -farbe ist variabel, außer den typisch gebuchteten Blättern gibt es auch glattrandige oder gezähnte, weiche oder ledrige, glatte oder filzige, einfarbige oder nach Ober- und Unterseite unterschiedlich gefärbte Blätter. Die Früchte sind die Eicheln, in charakteristischen Fruchtbechern sitzende Nüsse, an denen man die Arten unterscheiden kann.

Als alte Pflanzenfamilie können Eichen enorm viele Insektenarten in einer Krone beherbergen - bis zu 1000 verschiedene können es sein, davon bis zu 100 Schmetterlingsarten. In Mitteleuropa ist die Stieleiche am weitesten verbreitet (die Eichelfrüchte sitzen an langen Stielen). Sie ist ein sommergrüner, lichtbedürftiger Baum, mag tiefgründige, nährstoffreiche Böden und bildet eine Pfahlwurzel aus. Sie wird bis 40 m hoch, kann einen Durchmesser von 3 m erreichen und bis 1000 Jahre alt werden (selten 1400 Jahre). Sehr ähnlich ist die Traubeneiche. Ihre Früchte sitzen fast ohne Stiel in Büscheln zusammen. Sie wird meist nicht ganz so mächtig wie die Stieleiche, kann aber einen Stammddurchmesser von 2 m, eine Höhe von 40 m und ein Alter von 1000 Jahren erreichen. Die Flaumeiche (ihre Jungtriebe sind von einem Flaum bedeckt) kommt in Deutschland nur vereinzelt vor. Die Korkeiche ist eine immergrüne, in Mitteleuropa nicht winterharte Art, deren Vorkommen auf das westliche Mittelmeergebiet beschränkt ist. Ein Baum kann während seines Lebens 100 - 200 kg Kork liefern.

Viele Eichenmischwälder in Mitteleuropa sind vom Menschen angelegt worden, da dieser Baum in vieler Hinsicht nützlich ist. Die Eicheln sind ein wichtiges Viehfutter. Im Mittelalter trieb man Schweine, Pferde und Rinder in den Wald ("Hutewald") und ließ sie da ihr Futter suchen - auch Ziegen und Schafe fressen Eicheln, wenn man sie ihnen anbietet. Aber auch Menschen können sie essen. Duch rösten oder kochen wird die Gerbsäure "aufgebrochen". Eicheln können so als Mehlersatz oder Kaffee-Ersatz dienen, aber auch pur wie andere stärkehaltige Nahrungsmittel gegessen werden. Inzwischen können wir uns Eicheln nur als Notlösung für übelste Hungerzeiten vorstellen. Andererseits gilt "Auf den Eichen wächst der beste Schinken" - stimmt! Jamón Ibérico de Bellota ... mmmh

Das Holz der Eiche ist ein schweres, dauerhaftes Hartholz. Es wurde und wird für den Schiff- und Hausbau, für Möbel, Parkett, Treppen und (Wein-)Fässer verwendet. "Mooreiche" ist keine eigene Art, sondern bezeichnet Stämme, die für Jahrhunderte in Mooren, Sümpfen oder Flußauen gelegen haben. Sie wurden ausgegraben und verwendet. Die Gerbsäure des Holzes und die Eisensalze des Wassers sind eine Verbindung eingegangen, die das Holz sehr hart gemacht und zum Teil stark verfärbt hat. Solche Stämme können bis 8500 Jahre alt sein.

Die Dauerhaftigkeit des Holzes wird für wissenschaftliche Datierungsmethoden herangezogen. Wo Schriftzeugnisse zur zeitlichen Einordnung von Bauwerken fehlen, setzt die Dendrochronologie an. Die mitteleuropäische Eichenchronologie geht 10000 Jahre zurück. Auch sonst ist die Eiche ein Symbol für Dauer und Standfestigkeit. Da steht etwas "fest wie eine Eiche" und bleibt auch so lange. Ein Eichenleben unfaßt 30 Menschengenerationen. Im vorderasiatisch-europäischen Kulturkreis war die Eiche jeweils dem Wettergott geweiht - Zeus bei den Griechen, Jupiter bei den Römern, Donar bei den Germanen, Taranis bei den Kelten. Dies qualifiziert sie auch zum Gerichtsbaum. Diese besonderen Bäume dürfen natürlich nicht gefällt werden!

Aus den Eichengallen (eine kleine Wespe hat ein Blatt angestochen und ein Ei hineingelegt, die Eiche bildet eine "Galle", eine meist glattschalige Wucherung, in der die kleine Wespe heranwächst) hat man früher dokumentenechte "Eichengallustinte" hergestellt. Leider ist sie eisenhaltig, was im Laufe der Zeit zu "Tintenfraß" führt. Das Papier bricht und bröselt und der Text ist verloren - trotz dokumentenechter Tinte...

Eiche ist wegen ihrer Gerbsäure in allen Teilen giftig - aber schon Paracelsus stellte fest daß "die Dosis macht, ob etwas ein Gift sei". Daher wird von alters her Eichenrinde als Badezusatz bei entzündlichen Hauterkrankungen verwendet, ebenso als Gurgelmittel. In "Stopftees" bei akuten Durchfallerkrankungen ist ebenfalls Eiche enthalten. Und natürlich ist Eichenrinde für die Gerberlohe bei der Lederherstellung unverzichtbar gewesen!

Die älteste Eiche in Europa nach Wikipedia soll die Tausenjährige Eiche Bad Blumau (Steiermark) sein. Sie wurde bereits im Jahre 990 erstmalig urkundlich erwähnt und dürfte 1200 Jahre alt sein. Sie hat einen Stammumfang von 8,75 m. Die älteste Eiche in Deutschland soll die Femeiche in Raesfeld-Erle (bei Recklinghausen) mit mindestens 600, möglicherweise aber auch 1500 Lebensjahren sein. Da sie hohl ist, kann man keine Jahresringe mehr auszählen...

© Amhara zu Agorá




Frühes Mittelalter

Das Reich der Franken (5./6. Jhd.)

In der letzten Ausgabe erzählte ich von den Staatsgründungen der Germanen auf römischem Boden. Heute möchte ich von den Franken erzählen, dem einzigen Stamm, der dauerhaft bestehen blieb. Dies lag zum einen daran, dass sie mehr als alle anderen von den Römern lernten und deren Errungenschaften übernahmen. In römischen Quellen sind die Franken erstmals im 3. Jhd. bezeugt, als ein Volksstamm, der zwischen Weser und Niederrhein lebte. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte dehnten sie ihr Gebiet in alle Richtungen aus: ins heutige Hessen hinein, zur Rheinmündung, nach Frankreich und nach Belgien. So besetzten sie Provinzen des römischen Reiches, allerdings zerstörten sie dessen Einrichtungen nicht. Vielmehr durchdrangen sich die beiden Kulturen, die vorgefundene römische Kultur und die eigene der Franken.

Annahme des Christenglaubens durch die Franken

Besonders bedeutsam war es, dass die Franken ihren Götterglauben aufgaben und Christen wurden. Das taten nun die anderen Germanenstämme auf römischen Boden auch, allerdings wendeten sie sich der Richtung des Bischofs Arius zu, die nur eine Gottähnlichkeit Jesu annahm (keine Göttlichkeit) und die seit 324/325 als Ketzerei galt. Die Franken folgten der Kirche Roms, die sich für die Lehre des Bischofs Athanasius von der Gottgleichheit Jesu entschieden hatte. Diese Lehre war diejenige, der die Zukunft gehörte.

(Clodwig I. König der Franken) von François-Louis Dejuinne (1786-1844) Der Frankenkönig Chlodwig ging voran, um 500 ließ er sich taufen und befahl seinem Volk, es ihm gleich zu tun. Der Auslöser war angeblich ein Erlebnis bei der Schlacht von 496 gegen die Alemannen. Nachdem die Niederlage drohte, gelobte Chlodwig, zum Christentum überzutreten - ab diesem Zeitpunkt wendete sich das Kriegsglück zu seinen Gunsten. So förderte das Bündnis mit der römischen Kirche die Konsolidierung der fränkischen Herrschaft. Die Kirche nämlich besaß nicht nur die Macht über die Seelen, sondern war auch straff organisiert. Sie nahm vielfältige Aufgaben wahr, so auch im Bereich der Sozialpolitik. Dies konnten die Franken nun auch für sich nutzen.

Mit Chlodwig begann also der Aufstieg des Frankenreiches zur Großmacht. Dies war ein sehr blutiger Aufstieg, denn er ließ zahlreiche seiner Rivalen umbringen. Bei den Merowingern, dem Herrscherhaus, aus dem er stammte, gehörten Mord und Verschwörung zum Alltag. Kriege gegen die Nachbarn vergrößerten das Herrschaftsgebiet. Sein Glaubensbekenntnis erlaubte ihm, hier von missionarischen Unternehmungen zu sprechen - der Frankenkönig kam, um den rechten Glauben mit der Waffe durchzusetzen.

© Haidt




Aus dem Archiv

In einer Zeit, als im Neusiedler See noch das fröhliche Volk der Nixen und Meerfeen lebte, Streiche spielte und hie und da seine anmutigen Köpfe den Augen der Menschen zeigte, wohnte am Ufer des spiegelnden Sees ein geiziger Fischer. Der Verkauf der Fische brachte ihm stets guten Gewinn, so musste er sich nicht vor dem Hunger fürchten, wenn er einmal Netze aus dem See fischte, die nicht randvoll gefüllt waren. Doch seine Gier und sein Geiz nach dem Geld, welches der Verkauf brachte, war schier unersättlich. Als nun der Fischreichtum des Neusiedler Sees allmählich nachlies, machte der von Gier erfüllte Fischer die Nixen dafür verantwortlich, die durch ihr lustiges Spiel im Wasser die Fische vertrieben hätten und beschimpfte sie stets hitzköpfig mit bösen Worten.

Als er dann eines Tages wieder seine Netze einholte, fand er eine Nixe, die in einem seiner Netze hing. Das Netz war zerrissen und die Fische hatte sie vertrieben. "Hilf mir!" sagte sie "Ich hänge hier in diesem Netz schon 7 Tage und 7 Nächte und komme nicht heraus. Meine Kinder weinen nach mir und ich kann nicht zu ihnen." Doch da traf sie beim Fischer auf taube Ohren, welcher wütend, dass sie die Fische vertrieben hatte und noch dazu sein Netz zerrissen hatte, war. Er stieß mit seiner Gabel auf die Meerfee nieder. Mit letzter Kraft rief sie ihm zu: "Sei verflucht für deine ruchlose Tat! Nie sollst du die Deinen wiedersehen!" Dann versank sie sterbend im See.

Höhnisch lachte der Fischer. Plötzlich begann der Seegrund zu beben, es wurde finstere Nacht. Der sonst glatte Neusiedler See formte plötzlich mannshohe Wellen, der Wind riss den Kahn samt dem Fischer in den offenen See hinaus. Die Wellen brachen über dem grausamen Mann nieder und umschlossen ihn wie eine Mauer, um ihn nie wieder freizugeben

An stillen, düsteren Abenden hört man in weiter Ferne ein leises Plätschern der Ruder, die der verdammte Fischer mit müder Hand schwingt, um dem Seeufer entgegen zu kommen. Doch vergebens, sein Kahn weicht nicht von der Stelle, es gelingt ihm nie, das rettende Ufer zu erreichen.

© W1 Farthen Aberon, W2 flo village
Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich



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