Ausgabe 190 | Seite 2 6. März 2011 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Fabelwesen Teil 35

der fliegende Holländer

Das Finale meiner Fabelwesen-Reihe ziert, wie nicht anders zu erwarten, ein Klassiker. Die Auswahl war groß und da ich in letzter Zeit ausgiebig über das Christlich-Göttliche schwadronierte, verkniff ich mir einen dementsprechenden Abschluß der Reihe, es wäre der Ehre auch zuviel gewesen.

Nicht zuletzt finde ich die Geschichte eines verfluchten Kapitäns weit interessanter als die wahrscheinlich irgendwo abgeschriebene Schöpfungsgeschichte eines immanenten Gottes. Damit sei der Einleitung auch bereits Genüge getan, wenden wir uns der Legende vom fliegenden Holländer zu.

Gewiss hat ein jeder bereits von Seemannsgarn gehört, doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Ursprünglich Schiemannsgarn genannt und aus alten Tauen gewonnen, nutzten es die Seeleute, um damit Leinen und Trossen zu umwickeln. Dieses Schiemannsgarn drehen oder spinnen war auf Segelschiffen eine typische Schönwetterarbeit. Da sie nicht gerade spannend war, erzählten sich die Seeleute während dessen ihre Erlebnisse.

Wie es die Natur des Menschen will (und aus Gründen der Dramaturgie) musste darin selbstredend einer den anderen mit seinen Erzählungen, Erlebnissen, Taten usw. übertrumpfen.
Riesige Haie und Kraken bevölkerten ein blutrünstiges, kochendes Meer, auf dessen Wogen Nixen wollüstig ihre Rundungen präsentierten. Klabautermänner trieben ihren Schabernack auf den Schiffen, ehe Ungeheuer die Schiffe in gewaltigen Strudeln zum Meeresgrund und in ein kaltes, nasses Grab hinab zogen.

So wandelte sich die Bedeutung des "Schiemannsgarn-Spinnens" rasch. Die eigentliche Arbeit rückte in den Hintergrund, das Erzählen dafür in den Vordergrund. Nicht lange, und das Erzählen allein war mit Seemannsgarn spinnen gemeint.

Aus derlei Erzählungen geht auch die Legende des fliegenden Holländers hervor. Erste schriftliche Versionen stammen aus dem 18. Jahrhundert, mündliche Überlieferungen in zahllosen Varianten sind aber seit 1600 nachweisbar.

Die einzelnen Varianten unterscheiden sich meist bezüglich des Kapitäns und der Jahreszahl. Ihnen gemein ist jedoch stets das 17. Jahrhundert als grundlegender Zeitraum der zum Fluch führenden Ereignisse. Desweiteren entstammte das Schiff der damaligen holländischen Kolonie Kapstadt bzw. kam es dort zur Verfluchung. Das ursprüngliche Seemannsgarn erhielt mit der Nennung einer Dame sowohl einen romantischen Aspekt als auch ein Erlösungsmotiv.

Nun aber endlich zur Legende selbst!
Um das Jahr 1641 herum versuchte ein für sein gotteslästerliches Fluchen bekannter Kapitän eines niederländischen Schiffes das Kap der Guten Hoffnung zu umschiffen. Dieses war neben dem südamerikanischen Kap Hoorn eine der meistgefürchteten Segelpassagen.
An jenem Tage jedenfalls peitschte ein erbarmungsloser Sturm die See, die sich bereits seit Wochen tosend und rau präsentierte. Hinzu kam ein ungünstiger Wind, der eine Umseglung des Kaps als solches schon nahezu unmöglich machte. Nach einigen vergeblichen Versuchen, gegen die Naturgewalten anzusegeln, wollte die Mannschaft aufgeben, wovon ihr Kapitän aber nichts hören wollte.
Er verfluchte Gott und die Welt, er werde nicht eher aufgeben, ehe denn er das Kap umschifft habe, sollte dies auch bis zum jüngsten Tage dauern. Woraufhin das Schiff zum ewigen Kreuzen verdammt wurde, zur Vergeltung dieser Gotteslästerung.

In der erweiterten Version soll der Kapitän einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, der ihm neben einer schnellen Überfahrt zu den Gewürzinseln (die indonesischen Molukken) an Land auch ein Weib versprach.
Die fromme Frau betete allerdings lieber, als sich dem Kapitän hinzugeben, sodaß er sie ermordete und ihre Leiche über Bord ins Meer warf. Weshalb er dazu verflucht wurde, auf ewig über die Ozeane zu segeln, ohne einen Hafen anzufahren, bis er die wahre Liebe fände.
Dafür sei es ihm gestattet, in bestimmten Zeitabständen, alle zehn bis hundert Jahre, an Land zu gehen. Ist diejenige, welche er dabei auserwählt, allerdings nicht die "richtige", so tötet er sie und sticht wieder in See.

In den literarischen Adaptionen segelt der Fliegende Holländer nicht nur um das Kap der Guten Hoffnung, sondern kann sich auf allen Weltmeeren frei bewegen. Zudem verfügt das Geisterschiff über einige Spezialfähigkeiten.
So kann es angeblich gegen den Sturm oder auch bei absoluter Flaute segeln. Manche berichten davon, es könne gar rückwärts segeln, auf einer Wolke über dem Horizont schweben oder plötzlich aus den Tiefen auf- oder in sie abtauchen.

Wird von einem Schiff aus der Fliegende Holländer gesichtet, gilt dies als schlechtes Omen und kündet vom Untergang des Schiffes oder von einem bevorstehenden großen Unglück für dessen Besatzung. Seeleute berichten von leeren oder nur mit Toten oder Geistern besetzten Decks. Dennoch hätten sie vom Deck Rufe gehört.
Auch von einem Beiboot wird erzählt, das vom Fliegenden Holländer herüberrudere und von dessen Mannschaft Briefe übergebe. Diese ließen sich allesamt nicht zustellen, da die Adressaten längst verstorben seien. Wer dieses Beiboot rudere, wird verschwiegen.
Manche Schiffe seien auch vor Erreichen des nächsten Hafens gesunken, da die Briefe nicht am Hauptmast festgenagelt gewesen seien.

Über die Entstehung der Legende gibt es verschiedene Theorien. Der portugiesische Entdecker Bartolomeu Diaz brach im Sommer 1487 auf, den Seeweg um Afrika zu erkunden. Im Dezember 1488 zwang ihn ein heftiger Sturm, Südkurs aufs offene Meer einzuschlagen. 13 Tage später wandte man sich wieder gen Osten und hatte das Kap passiert, ohne es gesehen zu haben. Diaz nannte das Kap Cabo tormentoso (Kap der Stürme), König Joao II. nannte es aber um in Cabo de boa esperanca (Kap der Guten Hoffnung).

Rund um das Kap wehen von Oktober bis April die gefürchteten Southeaster, was damalige Schiffe zwang, gegen den Wind zu segeln, um Raum zu gewinnen, was teils wochenlanges Kreuzen bedeutete.
Auf jenen Routen waren damals überwiegend Niederländer unterwegs, daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass passierende Schiffe die niederländische Flagge erkannten.

"Totenschiffe" waren ebenfalls keine Seltenheit. Pest, Skorbut und andere Krankheiten waren bei monatelangen Reisen ständige Begleiter, was bei einem allein reisenden Schiff fatale Folgen haben konnte.
Schaffte es die überlebende Besatzung in einen Hafen, wurden sie aus Angst vor Ansteckungen nicht an Land gelassen und abgewiesen. Auf dem Meer trieben sie schließlich dahin, bis auch der Letzte an Bord gestorben war. Wer noch lebte, rief anderen Schiffen zu, welche dann glaubten, von Geistern gerufen zu werden.

Chroniken berichten allein aus dem Jahre 1869 von 214 gesichteten sogenannten Geisterschiffen. In den Jahren 1892 und -93 waren es stolze 1628 solcher umhertreibenden Schiffe.
Eingang fand der Fliegende Holländer in zahlreiche Bücher, Opern und Musikalben. Die aktuellste Adaption ist die Geschichte des Davy Jones aus "Fluch der Karibik 2". Darüberhinaus taucht die Legende beispielsweise in der Serie SpongeBob oder bei den Simpsons als "The Flying Dutchman" auf.

USK: 2 von 5
Von großen Übergriffen der Geistermannschaft des Fliegenden Holländers auf andere Schiffsbesatzungen ist nichts bekannt. Die 2 in der Wertung gibt es allein für die Gefahr, welche von dessen Kapitän ausgeht. Allerdings leben allzu frömmige Damen immer recht gefährlich, da sie sich meist durch eine gewisse Realitätsfremde auszeichnen, was sie für manche Männer ziemlich attraktiv macht.

In Verbindung mit Alkohol wird beim Karneval schließlich auch heutzutage gerne mal die Nonne geschändet. Da kann die betreffende Dame noch so oft beteuern, dass sie nur verkleidet sei und keinerlei Faible für Piraten, Wikinger oder sonstiges haariges und räudiges Gesindel habe.
Vielmehr Worte möchte ich nicht mehr verlieren, ein wenig schwer fällt mir der Abschied von den Fabelwesen doch. So hauche ich ihnen ein zärtliches "Lebt wohl!" nach und wünsche ihnen allesamt, dass sie nie in Vergessenheit geraten, im Gegenteil, ihren Ruf noch zu mehren vermögen! Gruß und fette Bräute euch allen!

In diesem Sinne, es war schön mit euch, all die vielen Wochen über. Wie es weitergeht, weiß ich noch nicht. Eine neue Reihe meinerseits ist in Planung, mehr wird an dieser Stelle aber nicht verraten.

© Singularis Porcus


Gilden-WBW für alle Welten

Nachgedacht

Teuer waren sie auf der Seidenstrasse unterwegs.
Kolumbus suchte daher einen Weg in der Kürze.
Er fand, was er nicht suchte, glaubte sich im Recht.
Doch darin lag er falsch und der Hase im Pfeffer!

© Hinrik

Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 06.03. ab sofort bis zum 25.03.2011 um 23:59 Uhr.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.

Die Gewinne beim
Gildenwettbewerb (GWBW)




1. Platz --> Goldpokal
2. Platz --> Silberpokal
3. Platz --> Bronzepokal

Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik


Die Wanderer von Elrandier

Das Erbe von Ha Arum

Als Cherubias an der Herberge ankam, herrschte dort riesiger Tumult. Sechs bewaffnete Soldaten standen mit blankgezogenen Waffen bereit, ihre sechs Pferde wurden von sechs berittenen Knechten gehalten. Und diese hielten weitere vier Pferde. Bürger und Reisende standen in einem großen Kreis aufgestellt und betrachteten das Schauspiel. Cherubias beeindruckte dies weniger. Er marschierte einfach durch die Menge und wollte zur Tür. Einer der Soldaten hielt ihn auf. "Was wollt Ihr?" Cherubias musterte die in Eisen gehüllte Gestalt. "Dort hinein, denn ich habe mich erfrecht, dort Quartier zu beziehen!" "Deine Waffe, Bursche!" Cherubias zögerte.

"Dem Aufgebot zufolge ist eine hochgestellte Persönlichkeit im Gasthaus. Mit vier Soldaten, wie ich den Pferden entnehme. Ihr seid sechs. Also zehn Soldaten. Und ihr müsst ziemlich schlechte Soldaten sein, wenn ihr Angst vor mir habt." Der Soldat lief unter seinem Helm rot an. Doch Cherubias war gut gelaunt und vorwitzig. "Und wenn ich es so betrachte, wird von euch auch noch ein Feigling beschützt. Gebt den Weg frei, oder ich könnte meine Beherrschung verlieren!" Der Soldat griff zum Schwert.

Cherubias reichte es. "He da!" brüllte er. "Komme Er heraus, Feigling, damit ich hinein kann!" Die Tür flog mit Schwung auf und ein Mann, selbst für einen Lahatra groß gewachsen, nahm den Rahmen ein. Gegen ihn wirkte Cherubias wirklich klein. Cherubias legte den Kopf in den Nacken und starrte den Riesen an. Zwei wache Augen leuchteten blau über einer scharfen Nase, der Bart des Mannes war sauber gestutzt. Die dunklen Haare fielen nach hinten, wurden durch ein Band gehalten, der Mann bestand nur aus Muskeln, unpassend dazu wirkte aber seine feine Kleidung.

Auch die Ringe an seinen prankenförmigen Händen wirkten eher unpassend. "Ach, für Euch braucht es eine Kohorte? Und nun gebt bitte den Weg frei und lasst mich in meine Herberge. Und sagt Euren Bütteln, dass ich mein Schwert behalten kann." Der Riese starrte verwirrt auf Cherubias. "Bei allen Staubteufeln, Ihr vorwitziges Jüngelchen scheint Cherubias zu sein."

"Wer fragt danach?" Der Soldat neben ihm wurde noch roter im Gesicht. "Kniet nieder vor Seiner Lordschaft, dem König!" Cherubias warf dem Soldaten einen geringschätzigen Blick zu. "Cherubias kniet niemals vor anderen Menschen. Und vor Feiglingen erst recht nicht!" Der Soldat war schnell. Man hat selten ein Schwert so schnell gezogen werden und niedersausen sehen. Doch es kam nie an seinem Ziel an.

Cherubias hatte den Soldaten in einen Hasen verwandelt. Die anderen Soldaten um ihn herum standen starr vor Schrecken. Der Riese brach in schallendes Gelächter aus. "Marxellus hat mir also nur einen kleinen Teil der Wahrheit über Euch erzählt." Cherubias nickte. "Weil er den anderen Teil nicht kennt!"

Der Riese deutete in die Herberge. "Gehen wir hinein." Er ließ Cherubias vorbei und wollte selber eintreten. Doch der gebot mit einer kurzen Handbewegung, zu warten. Er fixierte den Hasen und rief laut "BUH!" Mit einem leichten "plopp" stand der Soldat wieder an seinem Platz. Erneut brach der Riese in schallendes Gelächter aus, nur sorgte diesmal der verwirrte Gesichtsausdruck des Mannes für seine Erheiterung.

wird fortgesetzt.

© cherubias




Aufruf zum Haiku-Wettbewerb

Dem geneigten Leser mag aufgefallen sein, dass ab und zu ein Gildenwettbewerbsproduktbekanntmachungstext als kurz-und-knapper Dreizeiler erschien und in der Überschrift das Wort "Haiku" führte.

Haiku ???

Was ist das denn? Kann man das Essen?

Nein, ein Haiku ist eine besondere japanische Gedichtform, zudem auch noch weltweit eine der kürzesten. Haiku heißt übersetzt "Lustiger Vers" und ist in seiner Urform seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Es kommt bei ihm weniger auf den Reis - Pardon - den Reim an, wie wir es von europäischen Gedichten kennen, sondern auf Wortwitz und Humor. Das Haiku beschreibt nicht alles, sondern läßt viel Raum für die Phantasie des Lesers. Ein Haiku spielt mit Worten und Bildern und lädt zum Schmunzeln ein.

Dazu kommt eine Besonderheit. Ein Haiku wird immer in der Form 5-7-5 Silben verfaßt. Die Worte der ersten Verszeile haben zusammen also genau fünf Silben, der mittleren sieben und der letzten wiederum fünf Silben.
Hier zum Beispiel eines der meistzitierten japanischen Haiku in deutscher Übersetzung

Der alte Weiher:
Ein Frosch springt hinein. Oh! Das
Geräusch des Wassers.

Wir möchten von euch jetzt nicht, dass ihr japanisch lernt, sondern, dass ihr uns eure Haiku schickt!
Natürlich gibt es ein paar Bedingungen:

  • Die Form 5-7-5 Silben muß eingehalten werden
  • Es muss vorkommen ein Wort aus der Kapi-Regnum-Welt, d.h. ein Produkt- oder ein Gebäudename (auch Spezialgebäude) oder auch cT, Coin, KapiTaler ... Erlaubt sind auch Nasenprinz, frecker, Johann, Tagblatt, upjers, sowie die Namen aller upjers-Spiele (wobei Kapi Hospital schon mal eine komplette Verszeile einnimmt)

Der Wettbewerb ist zeitlich nicht begrenzt, auch nicht mengenmäßig. Das heißt, jeder darf so viele Haiku einsenden, wie er möchte und wann er will. Allerdings wiegt Masse keine Klasse auf. Wir werden die besten und schönsten Haiku regelmäßig veröffentlichen und jeden Autor eines veröffentlichten Beitrags mit dem seltenen Statussymbol "Penna Aureum" würdigen.

Was müßt ihr noch wissen: Eure Texte sendet bitte per Taube an die Stadt Nyenwoerden (Welt 1-4) unseres Chefredakteurs oder per PM im Forum direkt an Hinrik (Link über das Impressum im Tagblatt). Ins Betreff schreibt bitte "Haiku" und nennt außerdem noch Stadtname und Welt, wohin im Falle des Falles die Goldene Feder geliefert werden soll.

Und nun: An die Federn, fertig, los und viel Spass und Erfolg!

© Das Tagblatt


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