Ausgabe 187 | Seite 3 13. Februar 2011 AD
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Persönlichkeiten des Mittelalters

Otto der Große, letzter Teil

Innerhalb des Ostfränkischen Reiches verfolgten die Stammesherzogtümer durchaus eigene Interessen. Diese versucht Otto in seinem Sinne zu lenken, indem er die Herzogswürde an Familienmitglieder vergibt. Allerdings sind Verwandte nicht automatisch loyal und außerdem gibt es Eifersüchteleien und Rangordnungskämpfe auch auf den hinteren Plätzen. Mit der Vergabe königlicher Hoheitsrechte (Zoll-, Münz- und Marktrecht) an Kirchen und Klöster verpflichtet sich Otto diese zu erhöhtem Dienst für König und Reich. Im Frieden haben sie Naturalabgaben zu leisten, im Kriege aber Berittene für das Reiterheer zu stellen. Bischöfe und Äbte bekommen die Rechte von Grafen.

Liudolf, der Kronprinz und designierte Nachfolger des Königs, rangelt mit seinem Onkel um Einfluß. Er ist Herzog von Schwaben, jener Herzog von Bayern. Sein Aufstand gegen den Vater speist sich aus dieser Rivalität und bekommt Nahrung durch die Geburt zweier Halbbrüder (Heinrich, *ca. 952, und Brun, *ca. 954). Möglicherweise läuft auch noch ein Konkurrenzkampf zwischen der Ersten und Zweiten Dame des Reiches, die miteinander verwandt sind und etwa gleichaltrig. Die Herzogin von Schwaben, Liudolfs Frau Ida, ist allerdings immer "nur" Herzogstochter gewesen. Ihre Nichte Adelheid von Burgund ist aber immer schon Königstochter und dann sogar Königin von Italien. Und Adelheid muß wohl sehr machtbewußt gewesen sein.

Noch vor der Schlacht auf dem Lechfeld stirbt Herzog Heinrich von Bayern, Ottos Bruder. Konrad der Rote, Ottos Schwiegersohn und langjähriger Verbündeter Liudolfs, fällt. Der Halbbruder Heinrich ist bereits mit etwa 17 Monaten gestorben - ob Brun über das Kleinkindalter hinaus kommen wird?

Otto schickt Liudolf 956 gegen Berengar von Ivrea nach Italien, weil dieser Vasall vertragsbrüchig geworden ist. Dem Heerzug schließen sich in Italien lokale Unterstützer an. Berengar weicht nach Süden aus, nachdem er in einer Schlacht nahe Reggio geschlagen wurde. Otto überträgt dem Sohn die Leitung dieses Landes. Als Teilkönig und Vertreter des Vaters (und der Stiefmutter, die ja Königin von Italien ist!) kann Liudolf sich aber nicht lange beweisen. Er stirbt am 06.09.957 an einem Fieber und wird zur Beisetzung über die Alpen gebracht. Bestattet wurde er möglicherweise in St. Alban vor Mainz, vielleicht aber auch im Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, das er gegründet hatte. Sein kleiner, im Jahre 954 geborener, Sohn Otto wird vom Großvater adoptiert. Im Jahre 958 erkrankt Otto I. schwer.

Die vermutete Schwäche des Reiches sucht Berengar von Ivrea für sich zu nutzen. Er will Rom und den Kirchenstaat unter seinen Einfluß bringen. Der Papst und etliche Flüchtlinge, darunter der Erzbischof von Mailand und der Bischof von Como, bitten 960 Otto um Hilfe gegen den Usurpator. Diesen Romzug bereitet Otto sorgfältig vor: Auf dem Hoftag zu Worms im Mai 961 läßt er seinen erst sieben Jahre alten Sohn Otto zum Mitkönig erheben. Sein Bruder Brun, Erzbischof von Köln und gleichzeitig Herzog von Lothringen, sowie sein ältester Sohn, Erzbischof Wilhelm von Mainz, werden zu Stellvertretern des Reiches und Erziehern des Prinzen bestimmt. Im August bricht Otto von Augburg aus über den Brenner nach Italien auf. Weihnachten verbringt er in Pavia. Berengar und seine Anhänger verschanzen sich in Burgen und vermeiden den offenen Kampf. Daher zieht Otto direkt nach Rom.

Am 31.01.962 erreicht Otto Rom und wird am 02.02.962 von Papst Johannes XII. zum Kaiser gekrönt. Auch Adelheid (die also diesen Kriegszug mitmacht) wird zur Kaiserin gesalbt und gekrönt, die Frau ist dem Manne gleichgestellt. Der Papst unterstützt Ottos Vorhaben, für die Slawenmission ein eigenes Erzbistum zu gründen. Er erhebt das Moritzkloster Magdeburg zum Erbistum und fordert die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln auf, die Neugründung zu unterstützen. Aber Mainz (Ottos Sohn Wilhelm) und Halberstadt widersprechen erneut.

Mit dem "Privilegium Ottonianum" wiederholt Otto die Versprechen und Absichtserklärungen der Pippinischen Schenkung. Auch die Papstwahl wird geregelt: Klerus und Volk von Rom wählen den Papst, aber erst nach einem Treueid auf den Kaiser wird der Papst geweiht.

Über die Auslegung von Vertragstexten herrschen schon damals unterschiedliche Auffassungen unter den Vertragsparteien. Ein Jahr nach der Kaiserkrönung verbündet sich Papst Johannes XII. mit Berengars Sohn Adalbert gegen Otto. Allerdings weichen sie einer militärischen Konfrontation aus. Otto beruft eine Synode ein, die unter seinem Vorsitz den Papst für abgesetzt erklärt und Leo VIII. zum neuen Papst erhebt. Gleichzeitig werden Berengar und seine Frau Willa gefangen genommen und nach Bamberg ins Exil geschickt.

Nach dem Abzug Ottos kehrt Johannes XII. zurück und Leo flieht zum Kaiser. Eine päpstliche Synode erklärt die eigenen Beschlüsse der "kaiserlichen" Synode für ungültig und Leo für abgesetzt. Es drohte eine bewaffnete Auseinandersetzung, als Johannes XII. am 14.05.964 überraschend stirbt. Nach der bekanntesten Version des "unnatürlichen" Todes hat der eifersüchtige Ehemann einer römischen Aristokratin den Papst beim Sex mit dem Hammer erschlagen... Die Römer wählen daraufhin (entgegen dem Privilegium Ottonianum) mit Benedikt V. einen neuen Papst, der aber nach mehrwöchiger Berlagerung Roms nach Hamburg in die Verbannung geht. Leo VIII. wird erneut inthronisiert.

Im Winter 965 kehrt Otto in die Heimat zurück. Als Berengars Sohn Adalbert wieder um die Krone Italiens kämpft, sendet Otto Herzog Burkhard von Schwaben gegen ihn - mit Erfolg.

Im Juni 965 arbeitet Otto weiter an seinen Plänen für das Erzbistum Magdeburg. Nach Markgraf Geros Tod teilt er die Sächsische Ostmark in sechs neue Gebilde auf. Die drei südlichen Marken decken sich etwa mit den Sprengeln der späteren Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen. Der Tod von Ottos Bruder, Erzbischof Brun von Köln, im Oktober 965 ist ein schwerer Schlag.

Am 01.10. wird mit Billigung des ottonischen Hofes Papst Johannes XIII. zum Nachfolger des inzwischen verstorbenen Leo VIII. gewählt. Aber schon zehn Wochen später nehmen Stadtrömer ihn gefangen. Auf seinen Hilferuf hin zieht Otto wieder nach Italien und bleibt die nächsten sechs Jahre dort. Dafür regelt er 966 in Worms die Vertretung: Erzbischof Wilhelm soll für das Reich (und die Erziehung des Kronprinzen), Herzog Hermann für Sachsen verantwortlich sein. Die Rückführung des Papstes geschieht zügig und kostet die zwölf Anführer der römischen Miliz das Leben. Sie werden gekreuzigt.

Otto wird durch Spannungen mit dem byzantinischen Kaiserreich in Italien gehalten. Da die Machtansprüche sich militärisch nicht klären lassen, wirbt er in Byzanz um eine "purpurgeborene" Prinzessin als Frau für den "fränkischen" Thronfolger. 967 reist Otto II. nach Rom und wird am 25.12. vom Papst zum Mitkaiser erhoben. 972 wird dort die Ehe mit Theophanu geschlossen. Tatsächlich entspannt diese Heirat die Lage in Süditalien.

In den ersten Monaten des Jahres 968 sterben der Bischof von Halberstadt, Erzbischof Wilhelm von Mainz und Ottos Mutter, Königin Mathilde. Der Kaiser bestellt die Nachfolger - Hatto von Mainz und Hildeward von Halberstadt - zu sich nach Italien und erreicht von Hildeward die Zustimmung zur Abtretung von Gebieten sowohl an Magdeburg wie an Merseburg. Auch Erzbischof Hatto akzeptiert die Unterstellung der Mainzer Diözesen Brandenburg und Havelberg unter das neue Erzbistum Magdeburg. Zum Erzbischof von Magdeburg wird der Russenmissionar und Abt von Weißenburg, Adalbert, ernannt. Erst 973 kann Otto Magdeburg besuchen.

Bis 972 bleiben sowohl der Kaiser als auch der Thronfolger der Heimat fern. Durch den Tod Erzbischof Wilhelms und Königin Mathildes ist in Sachsen ein Machtvakuum entstanden. Und dadurch daß Otto II. in Italien war, konnte sich daheim keine Gefolgschaft für ihn entwickeln.

Dennoch erfolgt der Übergang der Herrschaft nahtlos, als Otto der Große nach kurzer, schwerer Krankheit am 07.05.973 in der Pfalz Memleben stirbt. Nach einem prunkvollen dreißigtägigen Leichenzug wird der tote Kaiser in Anwesenheit der Erzbischöfe Adalbert von Magdeburg und Gero von Köln an der Seite seiner 946 verstorbenen ersten Gemahlin Eadgitha von Wessex beigesetzt.

© Amhara zu Agorá




Gilden-WBW für alle Welten

Haiku

Der Gans ans Leder
Wollt ich, sie entkam am End
Fehlt nur 'ne Feder

© Hinrik

Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 13.02. ab sofort bis zum 04.03.2011 um 23:59 Uhr.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.

Die Gewinne beim
Gildenwettbewerb (GWBW)




1. Platz --> Goldpokal
2. Platz --> Silberpokal
3. Platz --> Bronzepokal

Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik



13. Februar 1575

Alexandre Edouard, Herzog von Anjou, genannt Henri de Valois wird in der Katherdrale Notre-Dame de Reims als Heinrich III. zum Koenig von Frankreich gekroent.

Geboren wurde er am 19. September 1551 in Fontainebleau als vierter Sohn Heinrichs II. von Frankreich und dessen Gemahlin Katharina von Medici, deren erklaertes Lieblingskind er war.
Noch als Thronfolger war er bei der Planung der Bartholomaeusnacht anwesend, in deren Verlauf 3000 protestantische Pariser und Hochzeitsgaeste (Heinrich von Navarra heiratete Margarethe von Valois) von ihren katholischen Mitbuergern massakriert wurden.

Auf dem Totenbett jedoch uebertrug er die Thronfolge seinem Schwager Heinrich von Navarra, dem Fuehrer der franzoesischen Protestanten. Jener bestieg als Heinrich IV. den Thron Frankreichs und wurde der erste Bourbone in dieser Position.

Heinrich III. war damit der letzte Valois auf dem franzoesischen Thron. Er starb am 2. August 1589.

© Askanum


Fabelwesen Teil 32

das Bestiarium

Alea iacta est! Die Würfel sind geworfen worden, die Entscheidung ist gefallen. Dem Weg alles Irdischen folgend wird nun, nach nunmehr 31 Teilen, auch meiner Fabelwesen-Reihe ein Ende zuteil. Schleichend zwar, doch unnachgiebig, gewinnt die Dämmerung an Kraft und Raum.

Gewisslich gäbe es noch genügend von allerlei Fabelwesen zu berichten, doch, das gebe ich unumwunden zu, bin ich deren mittlerweile müde. "Bis repetita non placent", Wiederholungen gefallen nicht und Stillstand bedeutet Tod.
Daher denn, rasch auf zu neuen Ufern! Gar vieles dürstet nach Entdeckung noch, gar vieles dränget mittels liebkosender Worte zum Papiere.

Soviel des Ausblicks. Ehe denn ein neues Kapitel aufgeschlagen wird, wartet das Tagesgeschäft. So fülle ich die verbleibenden Artikel denn kunterbunt, einen letzten Schwerpunkt lege ich dabei auf die Bestiarien.

Bestiarien, von lateinisch "bestia", wildes Tier, sind, je nach Entstehung, als frühchristliche, mittelalterliche etc. Enzyklopädien und Nachschlagewerke anzusehen. In ihnen sind eine Vielzahl von Versen und Dichtungen enthalten, welche, in Kapitel unterteilt, von der Flora, überwiegend aber von der Fauna künden.
Die Kapitel behandeln sowohl real existierende Wesen, als auch Fabelwesen. Alle diese Wesen werden mit tatsächlichen oder vermuteten Eigenschaften dargestellt. Wobei sie in der Darstellung leider nicht von christlicher Moral verschont bleiben.

Allesamt werden sie, allegorisch oder mittels einer Analogie, mit der christlichen Heilsgeschichte verbunden und nach christlicher Moral ausgelegt. Woraus sich rasch erklärt, daß die Texte, einmal in die Hände irgendwelcher Kirchenväter geraten, ihre ursprüngliche Intention verloren.
Evolution wich dem Kreationismus, welcher alles dem göttlichen Heilsplane unterwirft. Denn Gott ist gut und gnädig. Er mutet den Menschen nicht zuviel Wissen zu und schult seine Schäfchen zu ihrem eigenen Schutz daher mittels unerbittlicher Seelsorge.

Unwissende, damit ihr unwissend bleibt, schulen wir euch, denn Wissen ist Macht, nicht wahr?
Diesem Credo folgt bekanntlich auch die Politik, während das getreue Volk, nach einem anstrengenden Tag auf der Weide, des Abends erschöpft in den häuslichen Stall taumelt und sich die Pantoffeln überstreift. Derart willenlos und frei von Idealismus dämmert das Volk vor den Fernsehapparaten und schenkt jeglichen Lügen der Berichterstattung Glauben.

Mal ehrlich, angesichts der aktuellen Ergebenheit des Volkes gegenüber der Politik, da gedenkt die Kirche doch wehmütig vergangener Tage. Früher, als für diese noch alles gut war, ja, da hatten sie eine ähnliche Machtposition inne. Aber heute?
Heute bevölkern nur Heerscharen alter Menschen, einzig von der Angst vor dem Tode beseelt und getrieben, die monumentalen Prachtbauten.

Eigentlich warte ich nur darauf, daß die Werbung in die Messen Einzug hält.
Die heutige Predigt wird ihnen präsentiert von Granufink und wehe dem Priester, der während der Messe etwas anderes trinkt als Blasen- und Nierentee! Oder, am allerschlimmsten, er trinkt nur Blasen- und Nierentee, aber von einem anderen Hersteller! Weshalb sind alte Menschen immer so erpicht auf ihre Stammplätze in den Kirchenbänken, obwohl es Platz grad genug gäbe? Ganz einfach, die haben allesamt schon ihre Katheter unter den Sitzpolstern deponiert.
Beim Ein- und Ausstieg aus der rasanten kirchlichen Achterbahn der Sinne hilft dann Lifta, der Treppenlift und und und.

Womit dem obligatorischen Abschweifen wieder Tribut gezollt wäre. Eigentlich gibts dazu in den folgenden zwei bis drei Wochen mehr, wenn ich auf die bedeutendsten Bestiarien näher eingehe.
Für heute klären wir noch die beiden aufgetauchten Begrifflichkeiten, Allegorie und Analogie, dann gehts zurück in den göttlichen Sonntag.

- Die Allegorie, aus dem Griechischen stammend, bedeutet soviel wie "etwas anders ausdrücken".
Eine Sache (Ding, Person, Vorgang) wird aufgrund bestimmt Ähnlichkeiten als Zeichen einer anderen Sache benutzt. Als Beispiel sei der Tod als mit einer Sense versehenes Gerippe genannt oder Uncle Sam in Verbindung mit den USA. Schlicht ausgedrückt: Wir sehen etwas und verbinden damit "automatisch" etwas anderes.

- Die Analogie bezeichnet ein Stilmittel, welches Ähnlichkeiten in einen Zusammenhang bringt.
Ich nenne hier mal Analogkäse und -schinken. Sieht aus wie selbiger usw., also ist es Käse oder Schinken.

Das wärs dann für heute, alles in allem wären die Gläubigen fürs erste wieder genug geärgert, aber wer soviel Angriffsfläche bietet, muß damit rechnen. Nächste Woche betrachten wird dann das erste Bestiarium etwas eingehender.
Bis dahin, gehabt euch wohl, bis zum nächsten Fabeltag!

© Singularis Porcus


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